Somua S-35

Somua S-35
Char 1935 S Somua 1.jpg

Somua S-35 im United States Army Ordnance Museum (2007)

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung3
Länge5,30 m
Breite2,21 m
Höhe2,62 m
Masse19,5 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung20–55 mm
Hauptbewaffnung1 × 47-mm-Kanone L/32
Sekundärbewaffnung1 × 7,5-mm-Reibel-Maschinengewehr
Beweglichkeit
AntriebV8-Benzinmotor SOMUA
190 PS (140 kW)
FederungBlattfeder
Geschwindigkeit37 km/h (Straße), 32,2 km/h (Gelände)
Leistung/Gewicht9,7 PS/Tonne
Reichweite260 km (Straße), 128 km (Gelände)

Der SOMUA S-35 war ein mittlerer französischer Kampfpanzer des Zweiten Weltkriegs.

Entwicklung

Der S-35 wurde im Zuge der Umrüstung der französischen Kavallerieeinheiten ab 1934 auf Forderung der Truppe nach einem beweglichen mittleren Kampfpanzer (Automitrailleuse de Combat) von der SOMUA (Societé d’Outillage Mécanique et d’Usinage d’Artillerie), einer Tochterfirma des bekannten Rüstungskonzerns Schneider, entwickelt.

Der Ausgangspunkt der Entwicklung waren die Panzer D1 und D2 und das grundsätzliche Layout wurde übernommen, auch wenn in den Details einige Unterschiede zu finden waren. Die Wanne bestand aus drei Gussteilen, der einteiligen Unterwanne und der zweiteiligen Oberwanne, die in den Motorteil und den Kampfraum mit dem aufgesetzten Turm unterteilt war und Haken hatte, damit diese Teile abgehoben werden konnten. Ober- und Unterwanne waren mit großen Bolzen miteinander verbunden. Die Luken waren ebenfalls aus Gussstahl.[1] Turm und Wanne aus Gussstahl waren erheblich dicker (bis zu 56 mm) und widerstandsfähiger als die damals häufigen genieteten Panzerungen, nicht aber als die geschweißten. Die Verbindung zwischen Ober- und Unterwanne war nur geschraubt. Wenn ein Pak-Geschoss genau diese Schwachpunkte traf, brachen die Verbindung regelmäßig auseinander, was für die Besatzung verheerende Folgen hatte. Zugang hatte die Besatzung zum Fahrzeug über eine Luke auf der rechten Seite und in der Bodenklappe gab es einen Notausstieg. Der Fahrer konnte seine Sichtluke öffnen und hatte je links und rechts noch einen Beobachtungsschlitz.

Das Fahrzeug war ein klassischer Turmpanzer mit einem koaxial zur 47-mm-Kanone ausgerichteten 7,5-mm-Maschinengewehr. Der S-35 war dem deutschen Panzerkampfwagen III Ausf. E hinsichtlich Bewaffnung und Panzerung überlegen. Seine 47-mm-Kampfwagenkanone L/34 lag über dem Standard der Zeit und erreichte eine hohe Durchschlagskraft. Der V8-Benzinmotor mit großem innenliegenden Treibstofftank ermöglichte eine große Operationsreichweite. Der S-35 wies viele Merkmale auf, die erst später zum Standard wurden.

Der Schwachpunkt des S-35 lag, wie bei den übrigen französischen Panzern, im Ein-Mann-Turm: Der Kommandant musste neben seiner taktischen Führungsaufgabe gleichzeitig MG und Kanone bedienen. Das dritte Besatzungsmitglied, der Funker, saß neben dem Fahrer und bediente das Funkgerät, das allerdings nur in den Panzern der Zugführer eingebaut war.[2]

Produktion

Die Serienfertigung des zunächst AC-3, später S-35 benannten Panzers begann bereits 1936. Insgesamt wurden etwa 430 Stück produziert. SOMUA hätte in den Jahren 1938 und 1939 auch höhere Stückzahlen produzieren können; Frankreich kaufte jedoch nur 100 Fahrzeuge pro Jahr. Der S-35 wurde überwiegend in den „Leichten Mechanisierten Divisionen“ (Divisions Légères Mécaniques) eingesetzt. In den USA wurde ein Nachbau erwogen, der aber wegen der französischen Niederlage im Juni 1940 nicht mehr realisiert werden konnte.

Technische Daten

(c) Bundesarchiv, Bild 121-0412 / CC-BY-SA 3.0
Im Westfeldzug 1940 erbeutete Somua S-35 (links sowie rechts hinter dem Geschütz)
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-212-0209-32 / Koch / CC-BY-SA 3.0
Einsatz eines S-35 im Russlandfeldzug, September 1941
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-300-1858-35A / Speck / CC-BY-SA 3.0
Von der Wehrmacht übernommener Somua S-35
Somua S-35[3]
0Allgemeine Eigenschaften
Besatzungdrei Soldaten
Gefechtsgewicht20 t
Bodendruck0,85 kg/cm2
Länge5,30 m
Breite2,21 m
Höhe2,62 m
Bodenfreiheit42 cm
Kettenbreite36 cm
0Bewaffnung
Hauptbewaffnung47-mm-Kanone L/32
Sekundärbewaffnung1 × MG
Kampfbeladung HW118 Geschosse
Kampfbeladung MG1250 Schuss
0Fahrleistung
MotorSomua Achtzylinder-Ottomotor
KühlungWasser
Hubraum12,7 l
Bohrung / Hub120/140 mm
maximale Drehzahl2000/min
Leistung (KW/PS)140/190
Motoreffektivität15 PS/l
Leistungsgewicht9,5 PS/t
GetriebeFünf Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang
Höchstgeschwindigkeit Straße37 km/h
Kraftstoffvorrat410 l
Reichweite Straße260 km
Reichweite Gelände128 km
LenkungDoppeldifferential
Laufrollen12
FederungBlattfedern
Watfähigkeit100 cm
0Panzerung
Wannenbug35 mm
Wannenseite40 mm
Wannenheck35 mm
Wannendach20 mm
Wannenboden20 mm
Turmfront55 mm
Turmseite45 mm
Turmheck45 mm
Turmdach28 mm

Einsatz

Nur selten wurde der S-35 konzentriert eingesetzt. Am 12. Mai 1940 griffen jedoch Teile der 3e division légère mécanique unter General de Lafont deutsche Verbände der 3. Panzer-Division an, die zuvor den Bach Gette nahe dem belgischen Dorf Orb-le-Grand auf einer Pionierbrücke überquert hatten. Die deutschen Panzerregimenter 5 und 6 wurden von mehr als 100 französischen Panzern der Typen H-35 und S-35 der 5e brigade légère mécanique teilweise in Nahkämpfe verwickelt, die sich über den ganzen Tag hinzogen, so dass beide Seiten bei Abbruch der Gefechte schwere Verluste erlitten hatten. Die S-35 bewährten sich gegenüber den deutschen Panzern, jedoch waren auch ihre Verluste als Folge der kurzen Kampfentfernungen hoch.[4] Für ihr in den Kämpfen zwischen dem 10. und 13. Mai 1940 gezeigtes hohes Maß an Einsatzbereitschaft, das sich auch in den schweren Verlusten widerspiegelte, wurde die 5e brigade légère mécanique als Teil der 3e division légère mécanique ausgezeichnet.[5]

Verbleib

Die während des Frankreichfeldzugs 1940 aufgegebenen insgesamt noch brauchbaren 297 SOMUA S-35 Beutefahrzeuge wurden unter der Bezeichnung Panzerkampfwagen 35 S 739 (f) in der deutschen Wehrmacht eingesetzt.[6] 1941 wurden von der Wehrmacht 23 Fahrzeuge an das Vichy-Regime zurückgegeben, die zum Aufbau der 12e groupe autonome de chasseurs d’Afrique (12eGACA) in Algerien bestimmt waren.

Die Pz.Kpfw. 35 S 739 (f) erhielten neue Funkgeräte und einen modernisierten Turm mit der Kommandantenkuppel des Panzer II (Ausführung F). Erbeutete Somua S-35 wurden 1941 in Finnland und 1944 in der Normandie eingesetzt. Auch auf dem Balkan und an der Ostfront wurde der Beutepanzer eingesetzt. Einige Fahrzeuge wurden auch an Italien weitergegeben.

Am 16. August 1944 wurde in Orléans das französische 13e régiment de dragons neu aufgestellt und mit von der Wehrmacht zurück-erbeuteten Somua S-35 und Char B1 ausgerüstet.

Einsatzverbände

An folgenden Feldzügen und Frontabschnitten wurde der S-35 im Zweiten Weltkrieg eingesetzt:[7]

Frankreich, 1940

Marokko 1941

Finnland 1941

  • Panzer-Abteilung 211 (Wehrmacht)

Tunesien 1943

Balkan 1944

  • Panzer-Abteilung 202 (Wehrmacht)

Frankreich 1944

Siehe auch

Literatur

  • Patrick H. Mercillon, Colonel Aubry: Les Chars Francais - Catalogue 1, CDEB et EAABC ed l'Association des Amis du Musée des Blindes Saumur, Eigenverlag 199X
  • Christopher F. Foss: Die Panzer des Zweiten Weltkrieges, Das Nachschlagewerk. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg, Hessen 1988, DNB 890399697, S. 24–28.
  • James Bingham (Major): Char Hotchkiss, H35, H39, and Somua S35 - AFV Weapons Profile 36 Profile Publications Ltd, Windsor, Berks 1971
  • Thomas L. Jentz & Hilary Louis Doyle: Panzer Tracts No. 19-1 - Beute-Panzerkampfwagen Czech, Polish and French Tanks. 1. Auflage. Panzer Tracts Eigenverlag, Boyds,MD 2007, ISBN 0-9771643-7-3, S. 60.
  • Chris Bishop (Hrsg.): Waffen des zweiten Weltkriegs : eine Enzyklopädie. über 1500 Waffensysteme: Handfeuerwaffen, Flugzeuge, Artillerie, Kriegsschiffe, U-Boote. Dt. Erstausg. Auflage. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5385-9 (Originaltitel: The Encyclopedia of weapons of World War II : the comprehensive guide to over 1,500 weapons systems, including tanks, small arms, warplanes, artillery, ships, and submarines. 1998. Übersetzt von Neumann & Nürnberger).
  • Walter J. Spielberger: Beute-Kraftfahrzeuge und -Panzer der deutschen Wehrmacht, 2. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-613-01255-3

Weblinks

Commons: Somua S-35 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • SOMUA S-35. In: panzer-archiv.de. Abgerufen am 22. Februar 2017.
  • Notice du S 35, Seite des französischen Verteidigungsministeriums mit einigen Daten und eingescannten Dokumenten zum S-35, französisch.

Einzelnachweise

  1. Bingham S. 6
  2. Philip Trewhitt: Panzerfahrzeuge vom I. Weltkrieg bis Heute. Gondrom, 2000, ISBN 3-8112-1739-9, S. 43.
  3. Thomas L. Jentz: Die deutsche Panzertruppe 1933–42. Podzun-Pallas Verlag, 1998, ISBN 3-7909-0623-9; S. 277.
  4. Jeffrey A. Gunsburg: The Battle of the Belgian Plain. 12–14 May 1940. The First Great Tank Battle. In: The Journal of Military History. Vol. 56, No. 2. (Apr., 1992), S. 207–244.
  5. Citation du régiment
  6. Kennblätter fremden Geräts, D 50/12 Frankreich. [1]
  7. Französischer Somua S-35 Panzer der Kavallerie. In: figuren.miniatures.de. Abgerufen am 22. Februar 2017.

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Char 1935 S Somua 1.jpg
Autor/Urheber: Mark Pellegrini, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Picture taken by myself, Mark Pellegrini, at the United States Army Ordnance Museum (Aberdeen Proving Ground, MD) on June 12, 2007.
Bundesarchiv Bild 101I-300-1858-35A, Frankreich-Belgien, Panzer Somua S35.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-300-1858-35A / Speck / CC-BY-SA 3.0
Bundesarchiv Bild 121-0412, Frankreich, Panzer Somua S35, Geschütz.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 121-0412 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Französische Tanks und Geschütz
Bundesarchiv Bild 101I-212-0209-32, Russland-Nord, Panzer und Soldat.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-212-0209-32 / Koch / CC-BY-SA 3.0