Somnath-Tempel

Somnath-Tempel (2010)

Der Somnath-Tempel (Gujarati:સોમનાથ મંદિર) in dem gleichnamigen Ort nahe der Stadt Veraval auf der Halbinsel Kathiawar/Saurashtra, an der Südwestküste von Gujarat, Indien, gilt als der heiligste der zwölf Jyotirlinga-Schreine des Gottes Shiva. Somnath heißt: „Schützer des Mondgottes“. Der Tempel wurde sechs Mal zerstört und ebenso oft wieder errichtet, zuletzt in den Jahren 1950 bis 1953 nach Erlangung der indischen Unabhängigkeit.[1]

Lage

Der ca. 100 km (Fahrtstrecke) südlich der Stadt Junagadh gelegene Tempel liegt in unmittelbarer Nähe zur Arabischen See – eine für indische Tempel insgesamt eher ungewöhnliche Lage, wenngleich auch einige wenige andere bedeutende historische Tempel in Küstennähe erbaut wurden: z. B. der Küstentempel in Mamallapuram (um 700), der Jagannath-Tempel in Puri (um 1150) oder der Sonnentempel von Konark (um 1250).

Geschichte

Somnath-Tempel (1869)
Somnath-Tempel (2018)

Der erste Tempel von Somnath soll aus der Zeit vor Christi Geburt stammen.[2] Der zweite, errichtet von der Yadava-Dynastie von Vallabhi, ersetzte ihn um das Jahr 649.[2] Im Jahr 725 ließ ihn Junayad, der arabische Gouverneur von Sindh, zerstören. König Nagabhata II von Gujarat ließ einen neuen Tempel um das Jahr 815 errichten.

Eine weitere Zerstörung erfolgte im Jahr 1024 durch Mahmud von Ghazni, der dafür in der islamischen Welt viel Lob erhielt.[3] Ein neuerlicher Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1026 bis 1042, gefolgt von der neuerlichen Zerstörung im Jahr 1297 durch die Armee von Sultan Ala ud-Din Khilji.[3]

Mahipala Deva, König von Saurashtra ließ das Heiligtum im Jahr 1308 wieder aufbauen; unter Muzaffar Shah I., dem 1. Sultan von Gujarat, wurde es 1394 wieder zerstört.[3] Weitere Zerstörungen erfolgten in den Jahren 1413, 1451 und um 1665, letztere durch den Mogulkaiser Aurangzeb.[3] Aurangzeb ließ an seiner Stelle unter Verwendung von Material aus dem Tempel eine Moschee errichten, die aber in der Folgezeit kaum in Gebrauch und Funktion war. Die Marathen-Königin Ahilyabai Holkar von Indore ließ im Jahr 1783 neben dieser Moschee einen neuen Tempel errichten.[2] Ab 1812 stand die Region wieder unter der Herrschaft muslimischer Herrscher, zuletzt – zur Zeit Britisch-Indiens – regierten die Nawabs von Junagadh.

Nach Erlangung der Unabhängigkeit besuchte der führende Kongresspolitiker und erste indische Innenminister und Vallabhbhai Patel, ein gebürtiger Gujarati, Junagadh und kündigte in einer Rede am 12. November 1947, dem Tag des hinduistischen Diwali-Festes den Wiederaufbau des Tempels an. Dieser begann am 8. Mai 1950.

Die Moschee wurde um einige Kilometer versetzt.[4] Premierminister Jawaharlal Nehru missbilligte diese Aktion eines hinduistischen Aktivismus, doch wesentliche Proteste von muslimischer Seite gab es nicht, da die Stätte von den Muslimen nicht als heilig betrachtet wurde.[3]

Architektur und Skulptur

Der auf einer Sockelzone sich erhebende Tempel besteht aus einer fünfportaligen zweigeteilten und zweigeschossigen Vorhalle (mandapa) mit mehrfach gestuften Pyramidendächern und der von einem im oberen Teil eher schmucklosen Shikhara-Turm bekrönten Cella (garbhagriha). Lediglich im unteren Teil des Tempels sind einige Originalreste von Skulpturen und Ornamenten erhalten; anderes wurde ergänzt.

Siehe auch

Tempel mit mehrgeschossigen Vorhallen sind nur in Gujarat und in den angrenzenden Gebieten Rajasthans bekannt:

Literatur

  • Christophe Jaffrelot: Le nationalistes hindoues. Presses de Sciences Po, Paris 1992.
    • englische Übersetzung: The Hindu Nationalist Movement and Indian Politics. 1925 to the 1990s. Penguin Books India, New Delhi 1999, ISBN 0-14-024602-9 (EA New York 1996).
  • Peter van der Veer: Ayodhya and Somnath, Eternal Shrines, Contested Histories. In: Social Research. An International Quarterly, Bd. 59 (1992), Heft 1, S. 85ff. ISSN 0037-783X

Weblinks

Commons: Somnath – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Somanatha and Mahmud. (Memento des Originals vom 21. April 2012 auf WebCite)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flonnet.com auf: flonnet.com
  2. a b c Leaves from the past. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 10. Januar 2007; abgerufen am 15. Februar 2011 (erloschener Link (6. März 2015)).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.indiafirstfoundation.org
  3. a b c d e van der Veer, Peter: Ayodhya and Somnath: Eternal Shrines, Contested Histories. Social Research 59 (1): 85–109 (1992). JSTOR 40970685
  4. Somnath History. (Memento des Originals vom 14. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.meriyatrra.com auf: meriyatrra.com

Koordinaten: 20° 53′ 17″ N, 70° 24′ 5″ O

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Somnath-current.jpg
Somnath Temple 2010
Somanath Temple.jpg
Autor/Urheber: B. SurajPatro1997, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Somanath Jyotirlinga temple in Gujarat (1st among 12 jyotirlinga temples)
Somnath temple ruins (1869).jpg
"The Somanatha Temple from the west, Somnath (Prabhas Patan)."

Photograph of the Somanatha Temple at Somnath, Prabhas Patan, in Gujarat, from the west. Photograph taken in c. 1869 by D.H. Sykes, from the Archaeological Survey of India.
Prabhas Patan is an important Hindu pilgrimage centre, considered to be one of the sights of Shiva's Jyotirlingas. The Somanatha Temple was originally founded in the 10th century on the shore of the Arabian Sea. The wealth of the temple attracted many raiders, such as Mahmud of Ghazni who destroyed the sanctuary in 1026. Later the temple was rebuilt during the Solanki period by Kumarapala (r.1143-72). The description below reflects the state of the building when this photograph was taken, as supposed to the current temple building which is a modern reconstruction in the traditional Solanki style.

In the report, 'Somanatha and other mediaeval temples in Kathiawad' of 1931, Henry Cousens wrote, “Little now remains of the walls of the temple; they have been, in great measure, rebuilt and pached with rubble to convert the building into a mosque. The great dome, indeed the whole roof and the stumpy minars…are portions of the Muhammadans additions… The great temple, which faces the east, consisted, when entire, of a large central closed hall, or gudhamandapa, with three entrances, each protected with a deep lofty porch, and the shrine – the sanctum sanctorum – which stood upon the west side of the hall, having a broad pradakshina or circumambulatory passage around it...The interior of the temple having being used as a mosque, the Muhammadans...re-erected many of the fallen pillars, roughly rebuilt the dome, and strengthened the cracked lintels with roughly constructed arches, beneath them...”.

Oriental and India Office Collection, British Museum. Downloaded from the British Museum Website by user:Fowler&fowler 14:11, 19 March 2007 (UTC)