Solgraben (Usa)
Solgraben Solegraben | ||
Aus einer gemauerten Piraten-Schatzkiste ergießt sich die über 20 °C warme Sole in den künstlichen Wasserlauf | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 24848792 | |
Lage | Hessen
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Quelle | in Bad Nauheim 50° 21′ 53″ N, 8° 44′ 39″ O | |
Quellhöhe | ca. 147 m ü. NN[1] | |
Mündung | in Bad Nauheim in das SolebeckenKoordinaten: 50° 21′ 33″ N, 8° 44′ 49″ O 50° 21′ 33″ N, 8° 44′ 49″ O | |
Mündungshöhe | ca. 146 m ü. NN[1] | |
Höhenunterschied | ca. 1 m | |
Sohlgefälle | ca. 1,3 ‰ | |
Länge | 800 m[2] | |
Rückseite der künstlich erhöhten Quelle mit vermuteter Technik in diversen Kontrollschächten |
Der Solgraben[3], auch Solegraben genannt, ist ein knapp ein Kilometer langer künstlich angelegter Wasserlauf in Bad Nauheim im hessischen Wetteraukreis, der aus nördlicher Richtung kommend in das Solebecken mündet.
Geographie
Verlauf
Der Solgraben beginnt auf einer Höhe von etwa 147 m ü. NN im Kurgebiet von Bad Nauheim an der Kreuzung der Lindenstraße mit der Zanderstraße auf einer erhöhten Terrasse am Rande eines Parks um den Gradierbau I (mit Inhalatorium)[4]. Seine warme Sole entstammt[5] dem Sprudel VII (auch Großer Sprudel, aus 160 m Tiefe mit 30 °C[6]) und dem Sprudel XII (auch Friedrich-Wilhelm-Sprudel, aus 180 m Tiefe mit 33 °C[6]). Er fließt zunächst in östlicher Richtung entlang der Lindenstraße und biegt nach 75 m an der Goethestraße südsüdostwärts ab, fließt am Gradierbau I vorbei, unterquert den Eleonorenring an der Bushaltestelle Solgraben und läuft danach vorbei an schulischen Einrichtungen wie der Ernst-Ludwig-Schule und den Beruflichen Schulen am Gradierwerk[7]. Er mündet schließlich auf einer Höhe von etwa 146 m ü. NN von Nordosten in das um 1850[8] angelegte Solebecken nahe dem Gradierbau III[9] am Ludwigsbrunnen[10], wo die Sole vor dem Ausbringen weiter klären und bevorratet werden kann.
Los geht’s von einer aufgeschütteten Terrasse am Park mit dem Gradierbau I
Der „Oberlauf“ des Solgrabens kurz nach Verlassen seiner „Quelle“ (im Hintergrund)
Die Sole fließt im Solgraben von Nordnordwesten her (im Bild hinten), links, im Westen fließt die Usa
Der Solgraben kommt von Nordnordost (hinten) auf das Solebecken zu
Mündung des Solgrabens ins Solebecken mit Meter tiefem Sturz ins Becken
Der Überlauf verhindert, dass der Solgraben bei „vollem“ Solebecken die Sole in die Landschaft fließen lässt
Charakter
Der Bad Nauheimer Solgraben ist ein um 1845–1850 künstlich angelegter offener Kanal zur Befüllung des Solebeckens mit Sole und des Betriebs der daraus gespeisten Gradierwerke, die in Bad Nauheim Gradierbauten genannt werden. Die Sole entstammt Bohrungen, die in den 1840er Jahren im heutigen Sprudelhof nach einem leichten Erdbeben niedergebracht worden sind[11]. Ein Teil dieser Sole wurde für den Kur- und Badebetrieb verwendet. Heute wird sie vom Sprudelhof in unterirdischen Leitungen zur „Quelle“ des Solgrabens geleitet. Sein anfangs warmes rostfarbenes Wasser ist sinnlich wahrnehmbar reich an Salz und eisenhaltig. Trotz der physikalischen und chemischen Verhältnisse existieren pflanzliches und bakterielles Leben in ihm, das eher farblose Biofilme ausbildet. Durch die kontinuierliche Änderung der physikalischen und chemischen Verhältnisse in der Sole fallen mit der Zeit gelöste Mineralien in Form von weißen schuppenartigen Flocken aus und sammeln sich stellenweise am Boden. Deshalb und weil der Solgraben gefallenes Laub aufnimmt, muss er immer wieder gereinigt (entschlammt) werden.
Der Solgraben und das Solebecken sind technische Einrichtungen des ehemaligen Nauheimer Salinenbetriebs[12]. Sie haben keine Verbindung zur Usa, außer der, dass das Solebecken im Fall eines drohenden Überlaufs über einen unterirdischen Kanal zur Usa gegenüber dem Ludwigsbrunnen entwässert werden kann, um das unkontrollierte Ablaufen der vor dem Einlauf ins Becken aufgestauten Sole aus dem Graben abzuwenden. Das Solebecken kann nicht überlaufen, da sein Beckenrand höher liegt als die Mündungshöhe des Solgrabens.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ a b Google Earth
- ↑ Länge abgemessen auf: Hessenviewer (Geoportal Hessen) des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation mit Liegenschaftskartierung (Hinweise)
- ↑ Name auf der Liegenschaftskarte des Hessenviewers (Maßstab feiner als 1:3.800)
- ↑ Gradierbau I mit Inhalatorium
- ↑ E-Mail vom Magistrat der Stadt Bad Nauheim, Fachbereich Kur- und Servicebetrieb, 2018-08-08
- ↑ a b Informationstafel am Großen Sprudel
- ↑ Website der Beruflichen Schulen am Gradierwerk
- ↑ Infotafel am Solebecken
- ↑ Gradierbau III am Südpark
- ↑ Wind- und Wasserkunst am Ludwigsbrunnen (und anderes)
- ↑ Geschichte von Kur und -Industrie in Bad Nauheim
- ↑ Aufgabe Salinenbetrieb bis 1960, 60 Jahre später Eigentumsübertragung an Verein
Weblinks
- Der Salz-Wanderweg, Wandern-Bad-Nauheim.de (Karte: Der Salzweg)
- Hessenviewer (Geoportal Hessen) des Hessischen Landesamtes für Bodenmanagement und Geoinformation mit Liegenschaftskartierung (Hinweise)
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Am Rande des Kurparks beginnt der Lauf des Solgrabens von einer erhöhten Stelle aus
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An der Rückseite des Quellgebäudes des Solgrabens zeigen sich mit Kanaldeckel und weiterer Abdeckung Hinweise auf im Untergrund verborgene technische Einrichtungen zum Betrieb der "Quelle"
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Hier mündet der Solgraben ins Solebecken, die Sole fällt im Moment vom Einlauf etwa 2 m ins Becken hinab
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Durch Veränderungen der chemischen und physikalischen Umstände fallen aus der Sole weiße, schuppenartige mineralische Flocken aus, die schwerer als die angereicherte Sole sind und sich am Boden ablagern; es kann vermutet werden, dass salz- und säuretolerantes pflanzliches Leben (eher ockerfarbene Algenteppiche mit in ihnen gefangenen Gasblasen) die Bildung fördern könnten
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Aus diesem "Gebäude" ähnlich einer Piraten-Schatzkiste, errichtet vermutlich zur gleichen Zeit wie der Sprudelhof, also Anfang des 20. Jahrhunderts, ergießt sich die thermale Sole (> 20 °C) aus drei runden Öffnungen in den künstlich angelegten Kanal
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Der "Oberlauf" des Solgrabens kurz nach Verlassen seiner "Quelle" (im Hintergrund)
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Ein Revisionszugang zum Becken und ein denkbarer Überlauf im Solebecken, Mündung vermutlich in die Usa gegenüber dem Ludwigs-Brunnen
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Der Solgraben kommt von Nordnordost (im Bild hinten) und biegt nach 10 m noch kurz um 45° in Richtung Südwesten, bevor er die Mauer des Solebeckens durchdringt und sich in es ergießt
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Die Sole fließt im Solegraben von Nordnordwesten her (im Bild hinten) und unterquert an der Bushaltestelle "Solgraben" den Eleonorenring (links, im Westen sind die St. Lioba-Schule und die Zanderstraße sowie die Usa)