Solarstrom
Solarstrom bezeichnet umgangssprachlich aus Sonnenenergie gewandelte elektrische Energie. Diese Energieform zählt zu den erneuerbaren Energien, da sie auf der Erde tagsüber täglich zur Verfügung steht und die Sonne, nach menschlichen Maßstäben betrachtet, eine praktisch unerschöpfliche Energiequelle darstellt.
Solarstrom kann durch Photovoltaikanlagen oder mit Sonnenwärmekraftwerken (über den Umweg mittels Solarthermie) erzeugt werden. Die mit großem Abstand bedeutendste Form der Solarstromerzeugung weltweit ist die Photovoltaik, weitere Kraftwerkstypen sind Solarfarmkraftwerke, Solarturmkraftwerke, Solar-Stirling-Anlagen und Aufwindkraftwerke. Solarenergie gilt aufgrund ihres sehr großen Potentials zusammen mit der Windenergie als wichtigste zukünftige Energiequelle im Rahmen der Energiewende.
Die Produktion von Solarstrom ist abhängig von äußeren Einflüssen, auf die der Mensch keinen oder nur bedingt Einfluss hat. Nicht beeinflussbar sind z. B. Jahreszeit, Tageszeit, Wetterlage (zum Beispiel Umgebungstemperatur, Wolken, Lufteintrübung). Vom Betreiber beeinflussbar ist schon vor Erstellung der Anlage die Verschattung durch Aufbauten oder Bäume sowie deren optimale Ausrichtung.
Solarstrom in Europa
Solarstrom wird in Deutschland (abgesehen von Forschungsanlagen) nur mit Photovoltaikanlagen produziert. Im Jahr 2007 wurden in Deutschland Solarstromanlagen mit einer Leistung von mindestens 1.150 Megawatt installiert.[1][2] Die gesamte installierte Leistung lag Ende 2009 bei etwa 9.760 MW. Damit wurden damals etwa 1,5 Prozent des deutschen Stromverbrauchs gedeckt. 2011 lag dieser Anteil bei 3,5 %.[3]
Deutschland war 2009 mit einem Zubau von gut 3.800 MW der weltgrößte Absatzmarkt für Photovoltaik-Anlagen.[4] Im Jahr 2008 war, nach vorläufigen Zahlen, Spanien das Land mit dem größten Zubau. Die Installation dürfte 2.700 bis 3.200 MW betragen haben.[5] Da der spanischen Regierung die Förderung zu teuer wurde, ließ sie ab 2009 nur noch einen geförderten Photovoltaik-Zubau von jährlich rund 500 MW zu.[6] Der bis 2008 in Spanien erfolgte Zubau an Photovoltaikanlagen zieht über einen Zeitraum von 20 Jahren staatliche Vergütungszahlungen in Höhe von rund 40 Milliarden Euro nach sich. In Spanien subventioniert damit der Steuerzahler den Strompreis, in Deutschland hingegen der Stromkäufer.[7]
Die Erzeugung von Solarstrom wurde 2012 in Deutschland weiterhin durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert mit einer Einspeisevergütung von ca. 14 bis 58 Cent pro Kilowattstunde, je nach Inbetriebnahme Datum, Größe und Art der Anlage. Die EEG-Umlage war von 19 Mio. Euro im Jahr 1998 auf 1.597 Mio. Euro im Jahr 2007 gestiegen.[8] Im „Normalfall“ wurde Solarstrom nach der Förderkürzung im April 2012 noch mit rund dem vierfachen Betrag des Preises an der Strombörse vergütet.[9]
In Deutschland und weiteren Ländern wurde im Jahr 2012 die Netzparität erreicht;[10] Dies ist der Fall, wenn die Erzeugungskosten des Solarstroms niedriger sind als die Endkundenpreise eines Versorgers inklusive aller Umlagen. Dank seitdem stark gefallener Solarpanel-Preise ist selbst erzeugter Solarstrom somit für den Privatverbraucher preisgünstiger als gekaufter Strom.
Durch regelmäßige Kürzungen der Einspeisevergütungen laut EEG wurde der Zubau reguliert.[11] Im Rahmen der EEG-Reform 2014 war geplant, auch den Eigenverbrauch mit der EEG-Umlage zu belasten.[12] Seit dem 1. Juli 2022 ist die EEG-Umlage abgeschafft. Mehrkosten erneuerbarer Energien werden seitdem steuerfinanziert.
Die meisten privaten Solarstromanlagen werden in Deutschland auf Dachflächen montiert. Das solare Energiepotenzial einer Dachfläche hängt von deren Form und Größe, Neigung, Exposition und Verschattung ab. In der Schweiz ist jede Dachfläche im Solakataster der Landesvermessung mit seinem jeweiligen Nutzungspotenzial abgebildet.[13]
- Herstellung von Solarzellen
In Deutschland wurden im Jahr 2008 Solarzellen mit einer Leistung von 1.460 MW oder 1.207 MW hergestellt,[14] Spitzenreiter war China, wo Solarzellen mit einer Leistung von 2.589 MW produziert wurden. Deutschland und Japan verloren 2008 Weltmarktanteile, während China, Taiwan und weitere asiatische Länder solche gewannen. 2008 kam rund jede dritte weltweit verkaufte Solarzelle aus China; Deutschland fertigte rund 19 Prozent der Weltproduktion.[15]
Deutschland war schon 2006 bis 2008 Netto-Importeur von Solarmodulen, da die Produktionsmenge an Solarmodulen kleiner war als die Installationsmenge, zudem wurde die Hälfte der Produktion exportiert. Bei einer Gesamtinstallation von mind. 1.933 MW wurden somit zwei von drei im Jahr 2008 in Deutschland installierte Solarmodule aus dem Ausland importiert.[16]
Bruttostromerzeugung aus Solarenergie in Deutschland
Von 2010 bis 2014 hat sich die installierte Leistung der Photovoltaik in Deutschland von 18 auf 38 GW mehr als verdoppelt. Im Jahr 2014 ist der Ausbau jedoch deutlich auf 1,9 GW eingebrochen, was unterhalb des von der Bundesregierung vorgegebenen Ausbaukorridors von 2,5 GW liegt. Dennoch trägt die Solarenergie in Deutschland derzeit an sonnenreichen Sommertagen mehr als die Hälfte der Verbrauchsspitzen zur Mittagszeit bei, in Bayern und Baden-Württemberg sogar zwei Drittel.[17]
Sollte der Zubau auch in den nächsten Jahren jährlich weiterhin hohe einstellige und evtl. sogar zweistellige Gigawattzahlen erreichen, könnte Solarstrom bereits in wenigen Jahren in der Lage sein, an sehr sonnigen Tagen einen Großteil des deutschen Stromverbrauchs zu decken. An einem Sommertag beträgt die Spitzenlast in Deutschland rund 70 Gigawatt. Es erfolgt eine Regelung der Einspeiseleistungen verschiedener Kraftwerkstypen, was den Ausbau von leicht regelbaren Kraftwerkstypen und die Entwicklung entsprechender Regelungskonzepte erfordert. Im Jahresdurchschnitt wird Solarstrom zu diesem Zeitpunkt weiterhin nur einen niedrigen zweistelligen Beitrag zur deutschen Stromversorgung leisten. Die folgende Tabelle zeigt, dass sich der Anteil des Solarstromes am Bruttostromverbrauch in der Vergangenheit etwa alle 6 Jahre verzehnfacht hat.
Jahr | Inst. Lstg.[18] MWp | Durchschn. Leistung MW | Solarstrom- erzeugung[19][20] GWh | Gesamtbrutto- stromverbrauch[18][21] TWh | Anteil an der Bruttostrom- erzeugung[19][22] |
---|---|---|---|---|---|
1990 | 0,6 | 0 | 1 | 550,7 | 0,0 % |
1991 | 2,0 | 0 | 2 | 539,6 | 0,0 % |
1992 | 3,0 | 0 | 3 | 532,9 | 0,0 % |
1993 | 5,0 | 1 | 6 | 528,0 | 0,0 % |
1994 | 6,0 | 1 | 8 | 530,8 | 0,0 % |
1995 | 8,0 | 1 | 11 | 541,6 | 0,0 % |
1996 | 11 | 2 | 16 | 547,4 | 0,0 % |
1997 | 18 | 3 | 26 | 550,0 | 0,0 % |
1998 | 23 | 4 | 32 | 556,6 | 0,0 % |
1999 | 32 | 5 | 42 | 557,3 | 0,0 % |
2000 | 76 | 7 | 64 | 579,6 | 0,0 % |
2001 | 186 | 13 | 116 | 585,1 | 0,0 % |
2002 | 296 | 21 | 188 | 587,4 | 0,0 % |
2003 | 435 | 36 | 313 | 600,7 | 0,1 % |
2004 | 1.105 | 63 | 557 | 610,2 | 0,1 % |
2005 | 2.056 | 146 | 1.282 | 614,1 | 0,2 % |
2006 | 2.899 | 253 | 2.220 | 619,8 | 0,3 % |
2007 | 4.170 | 351 | 3.075 | 621,5 | 0,5 % |
2008 | 6.120 | 502 | 4.400 | 618,2 | 0,7 % |
2009 | 10.566 | 708 | 6.200 | 581,3 | 1,1 % |
2010 | 17.944 | 1.339 | 11.729 | 614,7 | 1,9 % |
2011 | 25.429 | 2.237 | 19.599 | 605,8 | 3,2 % |
2012 | 33.033 | 3.011 | 26.380 | 605,6 | 4,2 % |
2013 | 36.337 | 3.540 | 31.010 | 603,9 | 4,9 % |
2014 | 38.343 | 4.116 | 36.050 | 591,1 | 5,7 % |
2015 | 39.799 | 4.420 | 38.720 | 595,1 | 6,0 % |
2016 | 40.720 | 4.357 | 38.170 | 594,7 | 5,9 % |
2017 | 42.390 | 39.900 | 602,6 | ||
2018 | 45.160 | 44.300 | 593 | ||
2019 | 48.860 | 45.200 | 576 | 7,4 % | |
2020 | 53.670 | 49.500 | 556 | 8,6 % | |
2021 | 59.370 | 49.300 | 569 | 8,4 % | |
2022 | 66.570 | 60.300 | 552 | 10,5 % | |
2023 | 71.000 | 53.500[23] | 436 | 12,4 % |
Werte für 2023 sind ohne Eigenverbrauch der PV (ca. 6,4 TWh). Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang der Rückgang des ermittelten Gesamtverbrauchs durch nicht mehr gemessene Eigenerzeugung und lokalen Verbrauch von Kleinverbrauchern (Balkonkraftwerke, Dach-PV) beeinflusst wurde.
Durch den Atomausstieg in Deutschland nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 ist das Interesse an erneuerbaren Energien in Deutschland gewachsen. Niedrige Zinssätze für Guthaben und Kredite, tendenziell steigende Strompreise und der gestiegene Ölpreis machen Investitionen in Energiesparmaßnahmen und/oder erneuerbare Energien attraktiver als früher.
Weblinks
- Sauberer Strom direkt vom Nachbarn (Pilotversuch „Quartierstrom“ in Walenstadt)
- Solarstromvergütungen im Überblick
- kartenbasierte Übersicht der Einspeiseleistung deutschlandweit nach PLZ-Gebieten, Angebot von SMA Solar Technology
Einzelnachweise
- ↑ Photon, Januar 2009, S. 42 f.: Mehr als ein Gigawatt Zubau
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 13. Juni 2010 im Internet Archive) Photon: Neue Zahlen: Solarstromzubau höher als bislang bekannt
- ↑ Solarserver.de (Memento vom 29. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ Bundesnetzagentur: Vergütungssätze für Photovoltaikanlagen (Memento vom 8. September 2012 im Internet Archive)
- ↑ Photon April 2009 Seite 18: Iberisches Zahlenwirrwarr
- ↑ Photon Okt. 2009, Seite 22ff: Adios, Espana
- ↑ Photon Jan.2009, Seite 3: Editorial
- ↑ BDEW (2008): EEG-Jahresabrechnung 2007, PDF (Memento des vom 16. Januar 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Beispielpreise an der Strombörse EEX Archivierte Kopie (Memento vom 2. Oktober 2009 im Internet Archive)
- ↑ Solarbranche muss auf Forschung setzen. In: Handelsblatt, 10. Februar 2012. Abgerufen am 19. Februar 2012.
- ↑ EEG-Vergütungssätze (Memento des vom 8. September 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Agentur für Erneuerbare Energien (2014): Eigenverbrauch und regionale Direktvermarktung. Chancen und Herausforderungen. Hintergrundpapier
- ↑ Solarenergie: Eignung Dächer, Schweizerische Eidgenossenschaft, Geo-Portal
- ↑ Photon Jan. 2009, Seite 36ff: Ein gutes Jahr
- ↑ Photon April 2009, Seite 54ff: Verhaltenes Lächeln auf langen Gesichtern
- ↑ Solarserver(2009): Solarserver: Unterüberschrift Zwei von drei in Deutschland installierten Solarmodulen kamen 2008 aus dem Ausland, Archivierte Kopie (Memento des vom 4. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Solarenergie entwickelt sich zu tragender Säule der Stromversorgung in Süddeutschland vom 17. Februar 2015
- ↑ a b Zeitreihen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Deutschland. (PDF) BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT UND ENERGI, 27. Februar 2018, archiviert vom ; abgerufen am 1. Februar 2018.
- ↑ a b Bruttostromerzeugung in Deutschland ab 1990 nach Energieträgern, Auswertungstabellen 1990 - 2017 (Datenstand Juli 2018). (PDF) Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V., 2. Februar 2018, abgerufen am 15. Oktober 2018.
- ↑ AG Energiebilanz. 1. Oktober 2023, abgerufen am 4. Januar 2024.
- ↑ Sibylle Wilke: Stromverbrauch. 18. Juli 2013, abgerufen am 4. Januar 2024.
- ↑ Bruttostromerzeugung in Deutschland. Abgerufen am 4. Januar 2024.
- ↑ https://strom-report.com/strommix/
Empfehlungen
- WERBUNG Mehr Informationen über Solarstrom finden Sie auf www.sonnenstrom.net
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: ŠJů (cs:ŠJů), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hostivař, Prague, the Czech Republic. Selská street.
Autor/Urheber: Hanjin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
PV Solar parking canopy at the Autonomous University of Madrid (UAM), Spain
Autor/Urheber: Trustable, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Installed photovoltaic capacity in Germany, 2000–2022