Snus

Portionierter Snus, Sorte General

Als Snus (schwedisch [snʉːs], in Österreich und der Schweiz deshalb häufig auch Snüs geschrieben) wird eine in Norwegen und Schweden verbreitete Form von Oraltabak bezeichnet. Snus hat in Skandinavien eine lange Tradition. Die älteste Snussorte, Ljunglöfs Ettan, gibt es bereits seit 1822. Wegen der restriktiven Vorschriften zu Zigaretten ist Snus besonders in Skandinavien beliebt, vor allem in Norwegen und Schweden.[1] Zu unterscheiden ist Snus von tabakfreien Nikotinbeuteln, die ebenfalls oral konsumiert werden, aber keinen Tabak enthalten.

Herstellung

Zur Herstellung von Snus werden luftgetrocknete Tabake verschiedenster Herkunft verwendet. Die getrockneten Tabake werden gemahlen und anschließend mit Wasser versehen. Snus wird bereits seit dem 19. Jhd. wärmebehandelt und nicht fermentiert. Ursprünglich aus Geschmacks- und Kostengründen praktiziert, hat sich dieses Verfahren in neuerer Zeit auch als besonders geeignet erwiesen, um den Nitrosamingehalt des Tabaks gering zu halten. Nach der Wärmebehandlung werden dem Tabak u. a. Salze und – je nach Sorte – verschiedene Aromen hinzugefügt.[2]

Inhaltsstoffe

Snus besteht im Wesentlichen aus Tabak, Wasser, Salz und Aromen. Tabak enthält von Natur aus Nikotin. Das Salz im Snus dient u. a. dazu, den pH-Wert im Mund aufrechtzuerhalten, was die Resorption des Nikotins begünstigt. Snus unterliegt dem schwedischen Lebensmittelgesetz, deshalb gelten für Snus dieselben hohen Qualitätsstandards wie z. B. für Obst oder Gemüse, die Inhaltsstoffe müssen gelistet und ein Haltbarkeitsdatum muss angegeben werden.

Dass Snus mit feinen Glassplittern angereichert sei, damit das Nikotin schneller in die Blutbahn gelange, ist eine Fehlinformation, die zustande kam, weil das im Snus enthaltene Salz nach zu langer und trockener Lagerung auskristallisiert und dann bei entsprechendem Lichteinfall reflektiert.

Loser Snus (Pulver) und Portionierter Snus (Beutelchen)

Loser Snus (Pulver)

Der Snus ist hier als loses, feuchtes Pulver (schwedisch: lössnus) in Dosen à 50 oder 42 Gramm verpackt und muss vor dem Gebrauch portioniert werden. Die Dosen für losen Snus sind meist aus Kunststoff oder Wachspappe. Der Snus kann hierbei mit der Hand oder mit einem Kautabak-Portionierer auf die gewünschte Größe gebracht werden.

Portionierter Snus (Beutelchen)

Von portioniertem Snus spricht man, wenn der Snus in kleine Beutelchen aus Zellulose konfektioniert ist. Portionierten Snus gibt es in vier verschiedenen Größen: slim, normal, long-cut, long-slim. Man unterscheidet bei portioniertem Snus auch zwischen „white“ (weiß) und „original“. Bei „white“-Portionen ist das Beutelchen trocken (der Snus jedoch nicht) und soll somit ein Durchsaften verhindern. Bei „white-dry“ Portionen sind sowohl Tabak als auch Beutelchen trocken, was dafür sorgt, dass der Snus länger im Mund behalten werden kann. Bei Original-Portionen ist auch das Beutelchen feucht. Den in Päckchen verpackten Snus gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Melone, Pfefferminze und Wintergreen. Snusdosen für portionierten Snus werden zumeist aus Kunststoff, gelegentlich aber auch aus Metall hergestellt. Viele Kunststoffdosen haben ein sogenanntes Combi-Lid bzw. Double-Lid im Deckel, in das man die gebrauchten Päckchen einlegen kann, um sie später zu entsorgen.

Anwendung und Lagerung

Ein Portionssnus-Beutelchen wird der Dose entnommen und hinter der Oberlippe oder Unterlippe platziert, wo es dann ca. 15–30 Minuten verbleibt, bis die Wirkung vorüber ist. Der Tabak setzt Geschmack und Nikotin frei. Das Nikotin gelangt über die Mundschleimhaut in die Blutbahn und wirkt auf das Belohnungszentrum des Gehirns, was vom Anwender als angenehm empfunden wird. Bei der Anwendung einer Prise Snus wird auf die Anwendungsdauer gesehen mehr Nikotin resorbiert, als es bei einer Zigarette der Fall ist.

Um den Lössnus gut zu portionieren, gibt es verschiedene Methoden

  • Man nimmt mit den Fingern ein Häufchen heraus und knetet es zu einer Art kugelförmigem Ballen, anschließend klemmt man ihn unter die Oberlippe.
  • Man verwendet einen Prismaster (aus Kunststoff) oder Icetool (aus Stahl oder Aluminium). Beides sind Hilfsmittel zum Formen einer Prise Snus.

Benutzt man Snus richtig, kann man ihn nach ungefähr 15 bis 60 Minuten problemlos entfernen, indem man die Oberlippe hebt. Bei falschem Gebrauch von Lössnus rutscht ein Teil der Masse auf die Zähne und in den Mund, was sehr unangenehm ist und schlecht vertragen wird. Es kann auch sein, dass bei ungeübtem Gebrauch der Snus zu „rinnen“ beginnt, d. h. der Saft sich im Mund verteilt. Das Schlucken dieses Saftes kann zu Übelkeit führen.

Snus soll laut Hersteller bei maximal sieben bis acht Grad Celsius im Kühlschrank gelagert werden. In Schweden hält jeder Tabakladen einen Snus-Kühlschrank mit den gängigen Sorten bereit.

Gesundheitsaspekte

Ein schwedischer Warnhinweis auf einer Dose Snus. Er lautet: „Dieses Tabakerzeugnis kann Ihre Gesundheit schädigen und macht abhängig“.

Da man beim Konsum den Tabak nicht raucht und somit auch keine anderen Schadstoffe auftreten, die bei einer Verbrennung des Tabaks entstehen würden, wird das Snusen als gesundheitlich weniger bedenklich angesehen.[3] Zudem wurde von den Herstellern viel Aufwand betrieben, um den ohnehin geringen Nitrosamingehalt des Snus weiter zu verringern.[2]

Positiv bewertet wird gegenüber dem Rauchtabak:

  • dass der Konsum von Snus nur einen sehr kleinen Teil der Gesundheitsrisiken des Tabakrauchens birgt. Dies betrifft sowohl alle möglichen Krebserkrankungen als auch Herz-/Kreislauferkrankungen. Verschiedene Schätzungen kommen zu dem Ergebnis, dass der rauchlose Konsum ca. 90–95 % weniger gefährlich ist als Tabakrauchen.[4][5][6][7]
  • dass der Wechsel von der Zigarette zum Snus mit einer drastischen Verringerung der Gesundheitsrisiken einhergeht.[4][6]
  • dass der Konsum von Snus insbesondere nicht mit Mundhöhlenkarzinom in Zusammenhang steht.[8][9][10]
  • dass bei der Anwendung von Snus, anders als beispielsweise beim Zigarettenrauchen, kein Passivkonsum möglich ist.

Negativ bewertet wird:

Studien

In einer Studie des Karolinska-Institutes wurden 125.576 Snus-Konsumenten untersucht, welche nie Tabak geraucht hatten. Die Wissenschaftler der medizinischen Universität stellten dabei fest, dass Snuskonsum das Risiko erhöht, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken.[14] Sie regten an, den Gebrauch von schwedischem Snus in die Liste der vorläufigen Risikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs hinzuzufügen.

Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahr 2011 untersuchte elf Studien zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Formen von Tabakgebrauch und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sie fand, im Gegensatz zur oben beschriebenen Metaanalyse von 2007, keinerlei Zusammenhang zwischen Snus-Gebrauch und Bauchspeicheldrüsenkrebs.[15]

In einer Studie von 2003, bei der auch der von der WHO ausgezeichnete Nikotinforscher Karl Fagerström mitwirkte, stellen die Wissenschaftler fest, dass die Verfügbarkeit von Snus in Schweden vermutlich einen Einfluss auf den ungewöhnlich niedrigen Raucheranteil unter schwedischen Männern hat, da die betrachteten schwedischen Männer durch das Snus auf eine deutlich weniger schädliche Form der Nikotinabhängigkeit gewechselt haben.[16] Der Raucheranteil in Schweden lag 2012 bei 13 % und im EU-Durchschnitt bei 28 %.[17]

Obwohl Snus, wie Tabakrauch, zu einer Abhängigkeit führen kann, existieren diverse wissenschaftliche Studien, welche die Möglichkeit untersuchen, wie Snus bei der Rauchentwöhnung helfen kann.[12][13]

Snus im Leistungssport

Snus steht bei der Welt-Anti-Doping-Agentur auf der Liste der beobachteten Substanzen, da es im Leistungssport mental als leistungssteigernd gilt.[18] Es beeinflusst positiv die Entscheidungsgeschwindigkeit und wurde daher mit sehr positiven Ergebnissen von italienischen Abfahrts-Skiläufern getestet,[19] und auch die anaerobe Leistungsfähigkeit über 30 s im Wingate-Test nahm bei Sportlern ohne Nikotinerfahrung durch Snus im Doppelblindversuch hoch signifikant zu.[20]

Vertriebsverbote

Rechtslage des Vertriebs von Snus

EU

Aufgrund der Richtlinie zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen[21] ist das gewerbliche Inverkehrbringen von Snus in der gesamten Europäischen Union mit Ausnahme von Schweden verboten. Für Deutschland war das Verbot in § 5a der Tabakverordnung festgeschrieben und findet sich seit 2016 gleichlautend in § 11 des neuen Tabakerzeugnisgesetzes. Der Erwerb von Snus ist ab einem Mindestalter von 18 Jahren legal. In Österreich wurde das Verbot in § 2 Tabakgesetz festgeschrieben.

Eine Klage eines Herstellers und eines deutschen Tabakwarenvertriebs vor dem Europäischen Gerichtshof auf Aufhebung des Verbotes hatte keinen Erfolg.[22]

Schweiz

In der Schweiz war Snus bis zum 27. Mai 2019 nach Art. 5 TabV nicht handel- oder einführbar. Das Schweizer Bundesgericht entschied dann allerdings, dass diese Regelung hinfällig ist, da das Verbot „willkürlich und verfassungswidrig“ sei.[23]

Sorten und Marken

Die älteste schwedische Snussorte Ettan wird seit 1822 von der Firma Ljunglöf, inzwischen „Swedish Match“, hergestellt. Der führende Hersteller ist „Swedish Match“, gefolgt von Gallaher.

Sorte Ettan mit Hinweis auf das 180-jährige Jubiläum
Röda Lacket
Göteborgs Rapé White Portion von Swedish Match

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Snus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Snus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Coral E Gartner, Wayne D Hall, Theo Vos, Melanie Y Bertram, Angela L Wallace, Stephen S Lim: Assessment of Swedish snus for tobacco harm reduction: an epidemiological modelling study. In: The Lancet, 2007, 369, S. 2010–2014.
  2. a b L. E. Rutqvist, M. Curvall, T. Hassler, T. Ringberger, I. Wahlberg: Swedish snus and the GothiaTek standard. In: Harm Reduction Journal, 8(1), 2011, S. 11, PMID 21575206.
  3. a b Snus und die Beeinträchtigungen der Mundgesundheit. Abgerufen am 4. Januar 2020.
  4. a b B. Rodu: The scientific foundation for tobacco harm reduction, 2006–2011. In: Harm Reduction Journal, 8(1), 2011, S. 19, PMID 21801389.
  5. K. Asplund: Smokeless tobacco and cardiovascular disease. In: Progress in cardiovascular diseases, 45(5), 2003, S. 383–394, PMID 12704595.
  6. a b P. N. Lee, J. Hamling: Systematic review of the relation between smokeless tobacco and cancer in Europe and North America. In: BMC Medicine, 7(1), 2009, S. 36, PMID 19638245.
  7. C. Bates, K. Fagerström, M. J. Jarvis, M. Kunze, A. McNeill, L. Ramström: European Union policy on smokeless tobacco: a statement in favour of evidence based regulation for public health. In: Tobacco Control, 12(4), 2003, S. 360–367, PMC 1747769 (freier Volltext).
  8. E. B. Schildt, M. Eriksson, L. Hardell, A. Magnuson: Oral snuff, smoking habits and alcohol consumption in relation to oral cancer in a Swedish case-control study. In: International Journal of Cancer, 77(3), 1998, S. 341–346, PMID 9663593.
  9. F. Lewin, S. E. Norell, H. Johansson, P. Gustavsson, J. Wennerberg, A. Biörklund, L. E. Rutqvist: Smoking tobacco, oral snuff, and alcohol in the etiology of squamous cell carcinoma of the head and neck. In: Cancer, 82(7), 1998, S. 1367–1375, PMID 9529030.
  10. J Luo, W Ye, K Zendehdel, J Adami HO, Adami, P Boffetta, O Nyrén: Oral use of Swedish moist snuff (snus) and risk for cancer of the mouth, lung, and pancreas in male construction workers: a retrospective cohort study. In: Lancet, 2007, 369, S. 2015–2020, PMID 17498797
  11. praevention.at (Memento vom 6. April 2012 im Internet Archive) Institut Suchtprävention
  12. a b Gordana Joksić, Vera Spasojević-Tišma1, Ruza Antić, Robert Nilsson, Lars E Rutqvist: Randomized, placebo-controlled, double-blind trial of Swedish snus for smoking reduction and cessation. In: Harm Reduction Journal, 2011, 8, S. 25, PMC 3186733 (freier Volltext)
  13. a b Tom Wikmans, Lars Ramström: Harm perception among Swedish daily smokers regarding nicotine, NRT-products and Swedish Snus. In: Tobacco Inducted Diseases, 2010, PMC 2928193 (freier Volltext)
  14. Annika Langrock: Snus: Eine Dosis ist wie drei Zigaretten auf einmal. In: Die Zeit. 5. April 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 4. Januar 2020]).
  15. P. Bertuccio, C. La Vecchia, D. T. Silverman, G. M. Petersen, P. M. Bracci, E. Negri, P. Boffetta: Cigar and pipe smoking, smokeless tobacco use and pancreatic cancer: an analysis from the International Pancreatic Cancer Case-Control Consortium (PanC4). In: Ann Oncol. 2011; 22: 1420–1426, PMC 3139985 (freier Volltext)
  16. J Foulds, L Ramstrom, M Burke, K Fagerstrom: Effect of smokeless tobacco (snus) on smoking and public health in Sweden. In: Tobacco Control, 2003, 12, S. 349–359, PMC 1747791 (freier Volltext)
  17. 2012 Eurobarometer survey. (PDF; 7,1 MB) Mai 2012
  18. Arnd Krüger (2018). Ist Snus eine Einstiegsdroge oder schon Doping? FdSnow 36(52), 65-66.
  19. Zandonai T et al. (2018). A preliminary investigation on smokeless tobacco use and its cognitive effects among athletes. In: Frant. Pharmacol Mar 12;9:216. doi: 10.3389/fphar.2018.00216.
  20. Johnston R. (2018). Effect of nicotine on repeated bouts of anaerobic exercise in nicotine naive individuals. In: Eur J Appl Physiol 118(4), 681-689.
  21. Richtlinie 2014/40/EU, vorher in Richtlinie 2001/37/EG
  22. Urteile C-210/03 und C-434/02 (curia.europa.eu (Memento desOriginals vom 7. Februar 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/curia.eu.int); abgerufen am 17. Januar 2009.
  23. Simon Holzer, Kilian Schärli: Snus-Verbot fehlt die gesetzliche Grundlage, mll-news.de, 6. Juli 2019. Abgerufen am 30. August 2019.

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