Slichot

Gebetbuch Selichot Minhag aus Colmar, 1775, hergestellt von David Sulzburg, in der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.  

Slichot (oder Selichot bzw. S'lichot, Bitten um Vergebung, hebräisch סְלִיחוֹת; Plural von hebräisch סְלִיחָה, Selicha, Vergebung) sind jüdische liturgische Gedichte und Gebete der Buße und Reue zu den hohen Feiertagen wie Versöhnungstag (Jom Kippur), Neujahrstag (Rosch ha-Schana) und den Fastentagen. Hier werden sie dem Morgengebet (Schacharit) vorgeschaltet. Die 13 göttlichen Attribute der Barmherzigkeit (Middot HaRachamim hebräisch מִידוֹת הרַחֲמִים) nach Ex 34,6-7  bilden ein zentrales Thema.

Kategorien der Slichot

Die Slichot werden in der aschkenasischen Tradition nach inhaltlichen Gesichtspunkten in verschiedene Kategorien eingeteilt[1]:

  • S'lichah (hebräisch סְלִיחָה; "Vergebung")
  • Pismon (hebräisch פִּזְמוֹן; Refrainstück, Antistrophe[2]), daher: mit Refrain versehene Selicha[3]
  • Akedah (hebräisch עֲקִידָה)
  • Chatanu (hebräisch חָטָאֲנוּ; "wir haben gesündigt"). Sie werden vor dem "Widduj" (hebräisch וִדּוּי; Sündenbekenntnis) insb. am Versöhnungstag vorgetragen. Sie tragen nach jeder zweiten oder dritten Strophe den Refrain: hebräisch חָטָאנוּ צוּרֵנוּ סְלַח לָנוּ יוֹצְרֵנוּ, "Wir haben gesündigt, unser Fels, vergib uns, unser Schöpfer".[4]
  • Techinah (hebräisch תְּחִנָּה; "Fürbitten.")

Einzelnachweise

  1. Vgl. z. B. Elbogen 1931, S. 228ff (auch einsehbar bei Google Books).
  2. Vgl. z. B. schon Leopold Zunz: Die synagogale Poesie des Mittelalters, Julius Springer, Berlin 1855, 88 et passim.
  3. Vgl. z. B. Elbogen 1931, S. 228 (auch einsehbar bei Google Books).
  4. Vgl. z. B. Elbogen 1931, S. 228f; zum Ursprung des Refrains Zunz 1855, 90.

Literatur

  • Ismar Elbogen: Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, Fock, Leipzig 1913 (Digitalisat archive.org); Frankfurt/M. 2. Aufl. 1924 (Digitalisat UB Frankfurt); 3. Auflage 1931 (Nachdruck Olms, Hildesheim u. a. 1995), S. 221ff et passim. (einsehbar auch bei Google Books)
  • Leo Prijs: Hauptwerke der hebräischen Literatur: Einzeldarstellungen und Interpretationen von Bibel und Talmud bis zur zionistischen Moderne, Kindler, München 1978, S. 67.
  • Ronald L. Eisenberg: The JPS guide to Jewish traditions, Jewish Publication Society, Philadelphia 2004, ISBN 978-0-8276-0882-5, S. 178ff.
  • Arnold Rosenberg: Jewish Liturgy as a Spiritual System, Rowman & Littlefield, Oxford 1997, ISBN 1461629144, S. 104ff.

Weblinks

Commons: Slichot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Gebetbuch Selichot Minhag

Um 1786 im Besitz der Familie Dreifuss in Niederhagenthal, Elsass. 160 Seiten/80 Blatt, je acht Seiten gebündelt, mit hebräischer Seitenzählung. „Buchstaben von Amsterdam“, „War in den Händen des grossen David Sulzburg aus der Gegend von Breisach“. Besitzereinträge in hebräischer oder deutscher Schrift: Lemle ben Jekel von Niederhagentahl Feiwel ben Haim aus hgt/ Diesses heilige buch ist zugeherig an Herrn Rafael Dreyfuss, Jud von Hagindahll Raphael ben Feiwel Dreyfus („citoyen“) Diesses heilige Buch so Mose [ ] gehert zu dem Reiwel Dreyfuss [ ] Niederhagenthall, 16 7bres 1786 Dreyfuss von Hagen ohll 1775/6 Colmar

Objektnummer: 1470

Fotograf: Dieter Hofer
Pelliot hébreu 1.jpg
Selihah (penitential prayer) leaf, in Hebrew. Discovered in 1908 in the Dunhuang Caves of Gansu Province, China. Now held at the Bibliothèque nationale de France, Paris (Pelliot hébreu 1)
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Zeittafel für die Gebete am Versöhnungstag/Jom Kippur
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Der Davidstern, Symbol des jüdischen Glaubens und jüdischen Volkes.