Sinop

Sinop
Wappen von Sinop
Sinop (Türkei)

Sinop von oben
Basisdaten
Provinz (il):Sinop
Koordinaten:42° 2′ N, 35° 9′ O
Höhe:27 m
Einwohner:53.813[1] (2020)
Telefonvorwahl:(+90) 368
Postleitzahl:57 000
Kfz-Kennzeichen:57
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gliederung:13 Mahalle
Bürgermeister:Barış Ayhan (CHP)
Postanschrift:Meydankapı Mahallesi,
Atatürk Cd. No:8
57000 Sinop
Website:
Landkreis Sinop
Einwohner:65.489[1] (2020)
Fläche:442 km²
Bevölkerungsdichte:148 Einwohner je km²
Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis

Sinop (altgriechisch ΣινώπηSinópē, historisch Sinope), Hafenstadt und Badeort am Schwarzen Meer, ist die Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz Sinop im Norden Anatoliens. Sinop ist zugleich Zentrum eines direkt dem Gouverneur unterstellten Kreises, dem zentralen Landkreis (Merkez).

Geographie

Sinop ist die nördlichste Kreisstadt Anatoliens und liegt ca. 300 Kilometer (Luftlinie) nordöstlich von Ankara. Die Stadt wird von der Schwarzmeerküstenstraße (D010) tangiert und besitzt einen eigenen Flughafen.

Der zentrale Landkreis (Merkez) ist zugleich der nördlichste Landkreis Anatoliens grenzt an den Kreis Erfelek im Westen, den Kreis Boyabat im Süden und den Kreis Gerze im Südosten. Er ist der bevölkerungsreichste der Provinz und besteht neben der Kreisstadt aus 38 Dörfern (Köy) mit durchschnittlich 307 Bewohnern. Abalı (1004), Dibekli (807), Demirci (666) und Çiftlik (602) sind die größten, 14 Dörfer haben mehr Einwohner als der Durchschnitt. Vier ehemalige Dörfer (Bostancılı, Korucuk, Ordu und Osmaniye) wurden 2018 als eigene Stadtviertel (Mahalle) in die Stadt Sinop eingegliedert.

Mit einer Bevölkerungsdichte von 148,2 Einw. je km² liegt der Kreis beim fast Vierfachen des Provinzwertes, der urbane Bevölkerungsanteil beträgt 82,17 Prozent.

Klimatabelle

Sinop
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
73
 
10
5
 
 
52
 
9
4
 
 
52
 
11
5
 
 
37
 
14
8
 
 
34
 
18
12
 
 
37
 
23
17
 
 
40
 
26
20
 
 
42
 
27
21
 
 
65
 
24
18
 
 
98
 
20
14
 
 
92
 
15
10
 
 
84
 
12
7
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Staatliches Meteorologisches Amt der Türkischen Republik, Normalperiode 1981–2010
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Sinop
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
Mittl. Temperatur (°C)7,06,37,510,614,919,923,023,420,116,312,19,014,2
Mittl. Tagesmax. (°C)9,79,410,714,218,423,326,226,823,519,515,211,817,4
Mittl. Tagesmin. (°C)4,73,95,18,012,216,920,020,617,513,99,56,611,6
Niederschlag (mm)72,652,051,737,333,936,739,642,365,398,291,883,9Σ705,3
Sonnenstunden (h/d)2,23,04,05,36,68,39,18,56,64,63,12,15,3
Regentage (d)15,112,813,111,49,98,55,96,58,712,713,015,6Σ133,2
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
9,7
4,7
9,4
3,9
10,7
5,1
14,2
8,0
18,4
12,2
23,3
16,9
26,2
20,0
26,8
20,6
23,5
17,5
19,5
13,9
15,2
9,5
11,8
6,6
JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
72,6
52,0
51,7
37,3
33,9
36,7
39,6
42,3
65,3
98,2
91,8
83,9
 JanFebMärAprMaiJunJulAugSepOktNovDez

Bevölkerungsentwicklung

Nachfolgende Tabelle zeigt den vergleichenden Bevölkerungsstand am Jahresende für die Provinz, den zentralen Landkreis und die Stadt Sinop sowie den jeweiligen Anteil an der übergeordneten Verwaltungsebene. Die Zahlen basieren auf dem 2007 eingeführten adressbasierten Einwohnerregister (ADNKS).[2]

JahrProvinzLandkreisStadt
absolutanteilig (%)absolutanteilig (%)absolut
2020216.46030,2565.48982,1753.813
2019218.24330,1765.84582,4154.260
2018219.73329,3764.54481,8652.837
2017207.42730,4763.20566,8342.242
2016205.47830,0361.70867,0741.386
2015204.13329,8260.88066,8040.667
2014204.52629,1359.57165,8739.239
2013204.56828,3558.00566,3038.459
2012201.31128,5157.39967,2038.571
2011203.02727,9356.71168,2538.705
2010202.74027,4755.68667,7237.708
2009201.13427,3755.05666,7236.734
2008200.79126,6953.58466,0535.393
2007198.41226,5452.66765,9934.755

Volkszählungsergebnisse

Zu den Volkszählungen liegen folgende Bevölkerungsangaben über die Stadt, den Kreis, die Provinz und das Land vor:[3] Ein Teil der Werte (1960 und davor sowie 1997) wurden PDF-Dokumenten entnommen, die über die Bibliothek des TÜIK abruf- und downloadbar sind[4].

Region194519501955196019651970197519801985199019972000
Stadt (Şehir)4.9955.7807.30710.21413.35415.09616.09818.32823.14825.53728.25730.502
zentraler Kreis (Merkez)0040.72145.06450.67733.75138.66337.97939.05642.74547.43749.84437.25949.839
Provinz (İl)205.276225.621239.027249.730266.069265.655267.605276.242280.140265.153214.925225.574
Türkei018.790.174020.947.188024.064.763027.754.820031.391.421035.605.176040.347.719044.736.957050.664.458056.473.035062.865.574067.803.927

Geschichte

Sinope hat über mehrere Jahrtausende eine bedeutende Rolle als Kultur- und Handelszentrum am Schwarzen Meer gespielt. Die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung stammen aus der Bronzezeit. Sinope war eine frühe Schwarzmeerkolonie der an der Westküste Kleinasiens gelegenen griechischen Stadt Milet. Die ältesten archäologischen Zeugnisse griechischer Besiedlung stammen aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr., was zu dem von Eusebius überlieferten Gründungsjahr 631 v. Chr. passt.[5] Die Historizität einer noch deutlich früheren ersten Gründung vor der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr., die einige antike Autoren erwähnen (Pseudo-Skymnos[6], indirekt Strabon), ist in der modernen Forschung umstritten.

Sinop vom Hafen aus gesehen
Drachme aus Sinope, Adler über Delphin, ca. 365-322 v. Chr. geprägt

Nach diesen Berichten hätten sich die Thessalier Autolykos, Deileon und Phlogios dort niedergelassen, nachdem sie sich an einem Feldzug gegen die Amazonen beteiligt hatten. Wenig später, noch vor Eintreffen der Kimmerer, sei es zu einer Neugründung durch den Milesier Abrondas gekommen. Eine sehr frühe erste Gründung könnte aus einer Stelle bei Strabon erschlossen werden, in der es heißt, dass in Sinope Autolykos als Stadtgründer verehrt worden sei und erst später eine Neugründung durch Milet erfolgte.[7] Träfe das frühe erste Gründungsdatum zu, wäre Sinope die älteste griechische Kolonie im Schwarzmeergebiet.[8] Im 7. Jahrhundert v. Chr. ließen sich Kimmerer, die um 700 v. Chr. in Kleinasien eingefallen waren, unter anderem „in der Gegend um Sinope“ nieder.[9] Dabei sollen sie die frühen griechischen Kolonisten vertrieben haben. Ein kimmerisches Grab, das die Anwesenheit der Kimmerier in dieser Gegend belegt, wurde vor einigen Jahren südlich von Sinop entdeckt. Nach der Vertreibung der Kimmerer durch die Lyder im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts wäre es dann zur Besiedlung durch Milesier gekommen.

Sinope wurde zu einer der bedeutendsten Kolonien, und es wurden viele weitere Kolonien entlang der Schwarzmeerküste – so namentlich Amisos (das heutige Samsun), Kerasous (Giresun) und Trapezous (Trabzon) – von Sinope aus gegründet, die es selbst zu großer Bedeutung brachten. Sinope prägte auf seinen Münzen häufig die Nymphe Sinope auf der Vorderseite und einen Seeadler über einem Delphin auf der Rückseite.

183 v. Chr. eroberte Pharnakes I. Sinope und machte es zur Hauptstadt des Königreichs Pontos. Nach der Niederlage des pontischen Königs Mithridates VI. 64 v. Chr. gegen den römischen Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus verleibten die Römer Pontos in ihr Reich ein, und der Einfluss Sinopes nahm ab. Gaius Iulius Caesar ernannte Sinope um das Jahr 45 v. Chr. zur Colonia, was mit der Ansiedlung römischer Bürger einherging.[10]

Die Schlacht bei Sinope. Ölgemälde von Iwan Aiwasowskij im Stil der Romantik, 1853

Nachdem die Seldschuken die Stadt im Jahre 1214 eingenommen hatten, gewann die Stadt wieder an Bedeutung und gehörte seit 1458 zum Osmanischen Reich. Nach der vernichtenden Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 ließ der osmanische Sultan Selim II. in Sinope mehrere hundert Schiffe für die Flotte des Reiches bauen. Dafür wurden Arbeiter aus dem gesamten Osmanischen Reich nach Sinope gebracht, von denen sich viele in der Region ansiedelten. Sie trugen, wie auch Griechen (Pontosgriechen), Tscherkessen, Georgier, Bulgaren und Türken, zur kulturellen Vielfalt bei.

Am 30. November 1853, kurz nach Ausbruch des Krimkrieges, griff die russische Schwarzmeerflotte unter Vizeadmiral Nachimow den osmanischen Hafen Sinope mit Sprenggranaten an und schoss sämtliche dort liegenden Schiffe in Brand. Dabei brannten große Teile der Stadt nieder. Das Geschehen ist als Seeschlacht bei Sinope bekannt geworden.

Bedeutung für die Kunstgeschichte

Die Kreideproduktion aus der Gegend um Sinope war für Vorzeichnungen in der Malerei, besonders für die Freskenmalerei der italienischen Renaissance von großer Bedeutung. Aus Sinope bezogen die Maler eine besondere ockerfarbene Kreide, mit der sie Skizzen und Vorzeichnungen anfertigten. Das Pigment und die damit hergestellten Zeichnungen werden Sinopia oder Sinopie genannt (vgl. das Sinopienmuseum in Pisa).

In Sinop befindet sich die Balatlar-Kirche aus dem 7. Jahrhundert.

Persönlichkeiten

  • Diogenes (etwa 400–323 v. Chr.), kynischer Philosoph
  • Diphilos (Dichter) (um 355 v. Chr. – nach 289 v. Chr.), griechischer Dichter der neuen Komödie
  • Mithridates VI. (132–63 v. Chr.), König von Pontos
  • Marcion (vor 100–160 n. Chr.), christlicher Theologe
  • Phokas von Sinope († 117 oder 303), christlicher Heiliger
  • Rıza Nur (1879–1942), Politiker
  • Necmettin Erbakan (1926–2011), Ministerpräsident
  • Ümit Güney (1954–2022), türkisch-deutscher Lektor, Herausgeber und Übersetzer
  • Hasan Özdemir (* 1964), Fußballspieler und -trainer
  • Hakan Ünsal (* 1973), Fußballspieler
  • Beste Kökdemir (* 1993), Schauspielerin

Literatur

  • David H. French (Hrsg.): The Inscriptions of Sinope. Part I: Inscriptions (= Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien. Band 64). Habelt, Bonn 2004, ISBN 978-3-7749-3036-0.
  • Christian Marek: Sinope. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 11, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01481-9, Sp. 585–586.
  • Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek Colonisation of the Black Sea Area. Historical Interpretation of Archaeology (= Historia. Einzelschriften. Bd. 121). Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07302-7, S. 297–330.
  • Dominique Kassab Tezgör (Hrsg.): Sinope: The Results of Fifteen Years of Research. Proceedings of the International Symposium, 7–9 May 2009. Brill, Leiden 2011.

Weblinks

Commons: Sinop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sinop – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. a b Merkez Nüfusu Sinop, abgerufen am 13. August 2021
  2. Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 13. August 2021
  3. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000), abgerufen am 11. August 2021
  4. Bücherei des Türkischen Statistikinstituts TÜIK, abrufbar nach Suchdateneingabe
  5. Ekrem AkurgalLudwig Budde: Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Sinope. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1956.
  6. Skymnos 941–952.
  7. Strabon, Geographie 12,3,11.
  8. Ablehnend gegenüber einer Gründung vor dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. u. a. Askold I. Ivantchik: Die Gründung von Sinope und die Probleme der Anfangsphase der griechischen Kolonisation des Schwarzmeergebietes. In: Gocha R. Tsetskhladze (Hrsg.): The Greek colonisation of the Black Sea area. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998, S. 299–330 (mit vielen Gegenargumenten und weiteren Belegen).
  9. Herodot, Historien 4,12,2.
  10. Zur Koloniegründung Axel Filges: Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (= Frankfurter Archäologische Schriften. Band 29). Habelt, Bonn 2015, ISBN 3-7749-3947-0, S. 30.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Turkey adm location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte der Türkei
Battle of Sinop.jpg
I. K. Aivazovsky’s The Battle of Sinop on 18 November 1853 (Night after Battle). 1853. Oil on canvas. 220 × 331 cm. Central Naval Museum, St. Petersburg, Russia.
An Episode from the Crimean War of 1853-1856. The Sinop battle took place on 18 November 1853 in the old style (30 November) between the Russian and Turkish squadrons in the Turkish port of Sinop, near the southern coast of the Black Sea. It ended with the destruction of 15 of the 16 Turkish ships and a devastating fire in the city. The Russian fleet lost no ships. This was the last major battle in the history of sail fleets, and the first battle, in which the Paixhans explosive shell guns were used.
Sinop Overview 2009.JPG
Autor/Urheber: Bjørn Christian Tørrissen, Lizenz: CC BY-SA 3.0
The town of Sinop as seen early in the morning from below the military installation on the peninsula just east of the town centre. The forest in the foreground contains a cemetery. The old town, where the peninsula is at its narrowest, used to be surrounded by a tall city wall, of which many parts remain standing. Some towers belonging to the city wall are clearly visible in this photo. Beyond the towers on the right side of the photo is the town beach, a popular place for people to spend the day swimming and relaxing.
Sinop districts.png
Map of the districts of Sinop province in Turkey. Created by Rarelibra 17:13, 4 December 2006 (UTC) for public domain use, using MapInfo Professional v8.5 and various mapping resources. Edited by One Homo Sapiens Corrected text where İ,Ş,ı,ğ,or ş occurs in name. Source: [statoids-com]. Increased font size and enhanced color differences among adjacent districts.
Drachme Sinope.JPG
Autor/Urheber: Hermann Junghans, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Drachme aus Sinope, Adler über Delphin, ca. 365-322 v. Chr. geprägt, Szaievert/Sear Nr. 3666
Sinop Wappen-1-.jpg
Autor/Urheber:

Unbekannt

, Lizenz: PD-Amtliches Werk

Logo von Sinop

Sinop, Turkey view from the harbour.jpg
Autor/Urheber: Babbsack, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sinop in der Türkei. Blick auf die Stadt vom Hafen aus.