Sinfonia concertante für Violine und Viola Es-Dur

Die Sinfonia concertante Es-Dur KV 364 (320 d) komponierte Mozart in Salzburg im Sommer oder im Frühherbst 1779. Die erste gedruckte Ausgabe erschien 1802 im Verlag Johann André in Offenbach am Main.

Zur Musik

Satzbezeichnungen

1. Allegro maestoso (4/4)
2. Andante (3/4)
3. Presto (2/4)

Besetzung

2 Solisten (Violine und Bratsche)
2 Oboen, 2 Hörner, Streicher (Violinen, Bratschen, Violoncello, Contrabasso)

Eine Besonderheit der Bratsche ist die Skordatur, d. h. die Umstimmung der Saiten, die einen Halbton höher gestimmt werden sollen. Die Kadenzen im ersten und zweiten Satz sind von Mozart notiert. Aufführungszeit ca. 32 Minuten.

Rezeption in Musik, Film und Literatur

1808 erschien unter dem Titel Grande sestetto concertante für Streichsextett in der Vienna Stamperia Chimica in Wien eine Bearbeitung für Streichsextett durch einen Anonymus, die inzwischen von Christopher Hogwood herausgegeben und bei Bärenreiter neu verlegt wurde.[1]

Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zählte Mozarts Sinfonia zu den Werken, die nur wenigen Spezialisten bekannt waren, bis Lionel Tertis in seinen Bemühungen, der Viola einen angemessenen Platz als Soloinstrument zu schaffen, das Stück in sein Programm aufnahm. 1924 spielte er das Stück zusammen mit Fritz Kreisler,[2] später auch mit anderen Solisten, darunter Adolf Busch, Szymon Goldberg, Eugène Ysaÿe, William Primrose, bevor dieser von der Violine zur Viola wechselte, und vor allem mit dem belgischen Geiger Albert Sammons (1886–1957).

Von der Sinfonia concertante gibt es inzwischen eine kaum überschaubare Menge von CD-Einspielungen und Downloads. Der britische Musikwissenschaftler Richard Wigmore hat 2016 in dem Fachmagazin Grammophone eine umfangreiche Liste von Aufnahmen mit detaillierten Kommentaren veröffentlicht.[3]

Mehr oder weniger lange Passagen aus der Sinfonia sind als Filmmusik verwendet worden.

  • Michael Nyman hat den Soundtrack von Peter Greenaways Film Verschwörung der Frauen auf der Grundlage des langsamen Satzes komponiert.[4] Solisten waren Alexander Bălănescu (Violine) und Jonathan Carney (Viola).[5] Protagonisten in Greenaways Film sind drei Frauen über drei Generationen, von denen jede ihren Mann umbringt. Die ersten Takte des Andante erklingen nach jedem erfolgreichen Mord. Der komplette Satz begleitet die Schlusssequenz des Films.[6] Greenaway hatte bereits in seinem ersten Spielfilm The Falls eine eigenwillige Bearbeitung des zweiten Satzes durch Michael Nyman eingesetzt.[7]

William Styron erwähnt in seinem Roman Sophies Entscheidung die Sinfonia: Sophie, die Mozarts Sinfonia concertante im Radio hört, erinnert sich an ihre Kindheit in Krakau und beschließt einen Plattenspieler zu kaufen, der Anfang zur Überwindung ihrer Depression.

Partitur

Weblinks

Commons: Tonbeispiele – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grande sestetto concertante for String Sextett nach der Sinfonia concertante KV 364. By Wolfgang Amadeus Mozart, abgerufen am 30. Juli 2018
  2. Lionel Tertis,Famous Viola Player, pioneer soloist, abgerufen am 30. Juli 2018
  3. Richard Wigmore: The best recording of Mozart’s Sinfonia concertante for violin and viola. In: Grammophone, 25. Januar 2016, abgerufen am 25. Juli 2018
  4. Michael Nyman Drowning by Numbers for Chamber Orchestra (1998), abgerufen am 9. Juli 2018
  5. Soundtrack auf IMDb
  6. Hans Emons: Film, Musik, Moderne. Zur Geschichte einer wechselhaften Beziehung. Berlin: Frank & Timme 2014. S. 200–201
  7. Ludwig Berger: Filmmusikalischer Kubismus? Michael Nymans Musik zu den Filmen Peter Greenaways, Kapitel 1.1.3. München 2011.
  8. Jenseits von Afrika, Soundtrack; IMDb
  9. Uzak, cinemathèque, abgerufen 30. Juli 2018