Simone Moro

Simone Moro (2011)

Simone Moro (* 27. Oktober 1967 in Bergamo) ist ein italienischer Extrembergsteiger und staatlich geprüfter Bergführer. Er wohnte lange Zeit in Ponteranica, einer Gemeinde in der Provinz Bergamo. Seit seiner Heirat mit Barbara Zwerger pendelt er zwischen Bergamo und Bozen (Südtirol).[1] Seine Ziele liegen vorwiegend in der Besteigung noch unberührter Berge und von 8000ern ohne zusätzlichen Sauerstoff auf schwierigen Routen oder deren erste Winterbesteigungen. Simone Moro hat mit Shishapangma, Makalu, Gasherbrum II und Nanga Parbat vier Achttausender erstmals im Winter bestiegen. Damit es sich dabei um komplette Wintererstbesteigungen handelt, startete Moro seine Expeditionen nach dem kalendarischen Winterbeginn am 21. Dezember. Er ist deshalb mit den Wintererstbesteigungen erfolgreicher gewesen als die Polen Jerzy Kukuczka[2] und Krzysztof Wielicki[3], die jeweils drei 8000er erstmals während der kältesten Jahreszeit bestiegen haben. Alle 14 Achttausender erfolgreich bestiegen zu haben, interessiert ihn weniger. Trotz mehrerer Versuche gelang es Moro bisher noch nicht, den Gipfel des Mount Everest ohne Verwendung zusätzlichen künstlichen Sauerstoffs zu erreichen. Simone Moro arbeitet bei seinen Expeditionen eng mit dem Meteorologen Karl Gabl zusammen.

Alpinistischer Lebenslauf

Simone Moro wuchs in einer gutbürgerlichen Familie in der Stadtgemeinde Valtesse auf und wurde von seinem kletternden und Mountainbike-begeisterten Vater bereits früh in seiner Leidenschaft für die Berge intensiv unterstützt.[4] Seine ersten Kletterversuche wurden an der Presanella und anderen Bergen der Bergamasker Alpen bereits mit 13 Jahren gemacht. Danach folgten Unterweisungen im Felsklettern durch Alberto Cosonni und Bruno Tassi in den Alpen von Grigne und den Dolomiten.[5]

1985 bis 1992 war er Athlet der Nationalmannschaft FASI und kletterte im Schwierigkeitsbereich 8a und 8b+. Danach wurde er Trainer der italienischen Sportkletterer-Nationalmannschaft. Klettern ist immer noch sein Basistraining. 2003 schloss er sein alpinistisch ausgerichtetes Sportstudium (Dissertation zum „Alpinismus in extremen Höhen“) mit höchster Punktezahl (cum laude) an der Universität von Bergamo ab.

2001 beging Simone Moro die Traverse zwischen Mount Everest und Lhotse. Dabei traf er auf den britischen Bergsteiger Tom Moores, der bei seiner Besteigung des Lhotse in Bergnot geraten war. Zugunsten dessen Rettung verzichtete Moro auf einen Fortstieg. Dafür bekam er den Preis „of the Fair Play Pierre de Cubertin“ von der UNESCO verliehen, 2002 die Verdienstmedaille in Gold (Medaglia d'oro al valor civile) vom italienischen Präsidenten Carlo Azeglio Ciampi und von der Region Lombardei, sowie den David A. Sowles Memorial Award vom American Alpine Club.[6]

2009 wurde Simone Moro – mit der dritten Vergabe des alpinistischen Preises „Marco e Sergio Dalla Longa“ – für die Erstbesteigung des Südgipfels des Beka Brakai Chhok geehrt, die er zusammen mit Hervé Barmasse unternommen hatte. Eine online-Abstimmung führte zum Erhalt des „Eiger Award“. Zusammen mit Denis Urubko hatte er zuvor die erste Winterbesteigung des Makalu vorgenommen. Mit Urubko verbindet ihn eine enge Freundschaft.

Im Februar 2012 wurde die Verleihung des alpinistischen Preises „Golden Piton“ der US-amerikanischen Zeitschrift „Climbing“ für die erste Winterbesteigung des Gasherbrum II, zusammen mit Denis Urubko und Cory Richards 2011, bekannt gegeben.

Aeronautik

Neben dem Bergsteigen beschäftigt sich Simone Moro auch mit Fallschirmspringen, das er aber im Vergleich weit ungefährlicher einschätzt. Er absolviert auch Wingsuit Jumps. Frühjahr und Sommer 2009 erwarb Moro in Kalifornien den privaten und kommerziellen Helikopter-Pilotenschein der Federal Aviation Administration (FAA). Geplant ist die Errichtung eines eigenen Helikopterunternehmens im Himalaya.

Moro legte 2010 vor der nepalesischen Luftfahrtbehörde eine ergänzende Helikopter-Prüfung ab und begann für die Helikopter-Firma Fish Tail Air zu arbeiten. Diese bietet im Himalaya Rundflüge und Transporte an, wird zunehmend aber auch für Rettungseinsätze bis an die Dienstgipfelhöhe eingesetzt. Fish-Tail-Air arbeitet in einem Joint-Venture mit der Schweizer Firma Air Zermatt zusammen. Es werden neue Rettungssysteme erarbeitet und unter höchsten Schwierigkeiten erprobt und eingesetzt. Am „IMS Brixen 2010“ wurde in einem Vortrag von Gerold Biner (Air Zermatt) über die Erfahrungen berichtet. Als Helikoptertyp fungiert ein Eurocopter AS350 B3 plus. 2013 erwarb Simone Moro einen eigenen Helikopter (Eurocopter AS 350 B3) und ließ ihn nach Nepal transportieren, um dort ein eigenes Team mit Piloten und Technikern aufzubauen. Noch im selben Jahr kam es zu einem Absturz seines Helikopters, bei dem dieser total zerstört wurde und in dessen Folge ein Mensch später im Krankenhaus verstarb.[7]

Am 12. November 2015 stellte Moro mit seinem Helikopter Alpi SYTON AH 130 (Kennzeichnung I-7896) einen neuen Höhenweltrekord für zweisitzige Helikopter bis 500 kg Abfluggewicht auf. Der turbinenbetriebene zweisitzige Kleinhelikopter (Kategorie E1-a, <500 kg) hat eine Dienstgipfelhöhe von 5.000 m (16.404 ft). Moro startete vom Flughafen Bozen und erreichte eine maximale Höhe von 6.705 m. Der bisherige Rekord lag bei 4.879 m Höhe und wurde 1953 von Jean Dabos mit einem turbinenbetriebenen Sud-Ouest SO 1221 aufgestellt. Für den Versuch wurde der Luftraum über Bozen in einem Radius von 1.000 ft. und bis in eine Höhe von 27.000 ft. gesperrt. Nach 27 Minuten erreichte Moro seine Rekordhöhe bei einer Außentemperatur von −50 °C. Bei diesem Flug verwendete Moro zusätzlichen Sauerstoff, auch weil er eine Höhe von 8.000 m (26.247 ft.) anpeilte; der ausgehende Sauerstoff zwang ihn zum vorzeitigen Abbruch. 2005 hat der Franzose Olivier Gensse mit einer Kolbenmotor-angetriebenen Guimbal Cabri G2 eine maximale Höhe von über 6.600 m erreicht.[8] Simone Moros Höhenweltrekord bezieht sich auf den erwähnten Hubschraubertyp und stellt keinen generellen Höhenweltrekord für Helikopter dar. Durch einen Flug auf den Gipfel des Mount Everest (8848 m) mit einem Eurocopter AS 350 B3 stellte der französische Pilot Didier Delsalle 2005 den Rekord für die höchste Landung auf.[9] Den Rekord für die größte bisher mit einem Hubschrauber erreichte Höhe hält Frédéric North mit 12.954 m, erreicht mit einem Eurocopter AS 350 am 25. März 2002.[10]

Expeditionen

  • 1992 erste Himalaya-Expedition, Mount Everest (8848 m), erreichte Höhe 7400 m;
  • 1993 Gipfel am Cerro Mirador (6089 m), Südamerika, Winterbegehung über eine neue Route in der Nordwand; erste Winterbesteigung des Aconcagua (6961 m), in nur 13 Stunden, weitere Versuche an der Südwand, aber wegen Lawinengefahr auf 6200 m abgebrochen; Makalu (8463 m), im Alleingang bis 8300 m über die Kukuczka-Route;
  • 1994 Shishapangma bis auf 7400 m;
  • 1995 Kangchendzönga, trotz Schlechtwetter bis auf 7600 m Höhe;
  • 1996 Fitz Roy (3341 m) in Patagonien, Westwand (Super-Canaletta) im Alpinstil, in 25 Stunden vom Basislager zum Gipfel und zurück; Dhaulagiri (8167 m), wegen Schlechtwetters nur bis Höhe 7200 m; Shishapangma Mittelgipfel (8008 m), in 27 Stunden, Abfahrt mit Ski von 7100 m Höhe, im Basislager Zusammentreffen mit dem Russen Anatoli Nikolajewitsch Bukrejew, gemeinsame Projekte, wie die Umsetzung des Snow Leopard-Programms in nur einer Saison oder die Lhotse-Everest Traverse wurden entwickelt; Eisklettern in Schwierigkeitsgraden bis M8;
  • 1997 Gipfel des Lhotse, gemeinsam mit Anatoli Bukrejew, eigentlich ein Versuch Everest und Lhotse zu kombinieren; Winter-Versuch an der Südwand der Annapurna, wegen Lawinengefahr wurde ein Ausweichen auf die steilere und undurchstiegene Ostwand angedacht, mit anschließendem Weiterstieg zum Annapurna Fang (7900 m) und Annapurna Hauptgipfel, da jedoch eineinhalb Monate keine Lawinen abgingen, wurde der ursprüngliche Plan wieder aufgenommen, mit der Folge, dass die erste und einzige Lawine auf 6300 m Anatoli Bukrejew und den Kameramann Dmitri Sobolew verschüttet und tötet, Moro wurde nur 800 Meter mit hinunter gerissen;
  • 1998 Mount Everest über den Nordgrat bis 8200 m, Schlechtwetter verhindert den Erfolg;
  • 1999 Versuch der Besteigung aller fünf Siebentausender des Snow Leopard-Programms in einer Saison, Moro erreichte Pik Lenin (7134 m), Pik Korschenewskaja (7105 m), Pik Kommunismus (7495 m) und Khan Tengri (7010 m), vier Siebentausender in nur 33 Tagen, Mario Curnis erreichte drei Gipfel, Alexander Gubajew zwei Gipfel, aber Denis Urubko und Andrei Molotow erreichten alle fünf Gipfel, also auch Peak Pobeda (7439 m) in nur 42 Tagen und kürten sich zum Träger des Schneeleopard-Ordens, erst zweiter derartiger Erfolg in der Alpingeschichte nach 1991;
  • 2000 Gipfel des Mount Everest mit Urubko über die Südroute mit nur zwei Zwischenlagern, fünf Tage ohne dauernden zusätzlichen Sauerstoff auf über 8000 m, Moro brauchte jedoch nach vier Tagen am Südsattel kurz zusätzlichen Flaschensauerstoff, den Urubko auf Knien von einem „Sherpa“ abbettelte, jeder andere Bergsteiger wäre sofort wieder abgestiegen, Moro war jedoch so auf den Gipfel fixiert, dass er nach rascher Erholung ohne weiteren zusätzlichen Sauerstoff erfolgreich zum Gipfel stieg, ursprünglich war auch geplant die Besteigung mit dem Lhotse zu verbinden;
  • 2001 Marble Wall (6400 m), Tian-Schan-Gebirge (Kasachstan), erste Winterbegehung eines „westlichen“ Alpinisten in diesem Gebirge, mit Urubko im Alpin-Stil, in nur 2 Tagen ohne Akklimatisierung; Versuch einer Everest-Lhotse-Überquerung mit Urubko, Abbruch am Lhotse auf über 8000 m Höhe um den englischen Bergsteiger Tom Moore nachts erfolgreich zu bergen, Urubko erreichte den Gipfel, verzichtete jedoch auf eine weitere Überschreitung, weil er sie mit Moro zusammen nochmals probieren wollte;
  • 2002 weitere Besteigungen mit Urubko in Kasachstan; Gipfel des Cho Oyu in nur 10 Stunden und 30 Minuten Aufstieg; über die Nordflanke zum 2. Mal Gipfel Mount Everest, wieder mit zusätzlichem Sauerstoff; Versuche an Broad Peak und K2; Reise ins Yosemite Valley; Gipfel Mount Vinson (4897 m), Antarktis;
  • 2003 Kilimanjaro (5895 m); Teilnahme an kasachischer Pakistan-„drei in einer“-Expedition zum Nanga Parbat, Broad Peak und K2, mit dabei auch Urubko, dabei gelingt der Broad Peak (8047 m) in 24 Stunden, eine Neuroute am Nanga Parbat (8125 m), mündet in ca. 7000 m Höhe in die Kinshofer-Route, jedoch Aufgabe auf 7400 m, sein Seilgefährte auf dieser Route Jean-Christophe Lafaille erreicht mit Ed Viesturs dennoch den höchsten Punkt, der K2 wird nicht mehr versucht; Elbrus (5642 m) in 3 Stunden und 40 Minuten;
  • 2003/04 Shishapangma, Wintererstbegehung der Südwand über die Route „Figueras“, jedoch rund 300 Meter unter dem Gipfel abgebrochen;
  • 2004 spektakuläre Erstbegehung am Baruntse (7220 m) mit Urubko und „Camos“ alias Bruno Tassi mit Erreichen des 7056 m hohen Nordgipfels (Baruntse nord, auch Khali Himal genannt) über die Nordwestwand, 2550 m Kletterei, davon die letzten 1350 m im Alpinstil, 3 Zwischenlager, 4 Biwaks, M6+ und V+ / VI mit zwischen 70° und 90° steilem Eis, Route wurde auf „Ciao Patrick“ getauft und ist somit dem verunglückten Alpinisten und Bergführer Patrick Berhault gewidmet, diese Besteigung gewann die „Russischen Alpinismus Meisterschaften“, sozusagen den „Piolet d’Or“ des Ostens; Versuche mit Urubko an der Annapurna, dieser erreicht um 1:20 Uhr in der Nacht den Gipfel, Simone Moro muss wegen Magenproblemen abbrechen;
  • 2004/05 erste Winterbesteigung des Shishapangma über die Südwand mit Piotr Morawski;
  • 2005 Besteigung des Batokshi Peak;
  • 2006 Versuch eines Kletter-Projekts am Ama Dablam (6856 m) mit Karl Heinz Salzburger; erste Süd-Nord-Traverse des Mount Everest im Alleingang, dritte persönliche Besteigung, vom Gipfel zum Basislager in 4 Stunden und 30 Minuten, es wurde wieder teilweise zusätzlicher Sauerstoff verwendet, ursprünglich wurde eine dritte Besteigung des Lhotse ins Auge gefasst;
  • 2006/07 Broad Peak Versuch im Winter, 700 Meter unter dem Gipfel aufgrund unerträglicher Wetterbedingungen abgebrochen; ein Winter-Versuch am K2 war auch geplant;
  • 2007/08 erneuter Versuch am Broad Peak im Winter, 7800 m werden bis 14 Uhr erreicht, zu spät für eine Winterbesteigung, Umkehr;
  • 2008 Beka Brakai Chhok Südgipfel (ca. 6850 m)[11], Karakorum, Erstbesteigung im reinen Alpinstil mit Hervé Barmasse in nur 43 Stunden;
  • 2008/09 Makalu, erste Winterbesteigung mit Urubko;
  • 2009 „Trilogy-Expedition“ zum Cho Oyu wurde abgebrochen wegen vorzeitiger Schließung der Grenze nach Tibet, es wären nur mehr 10 Tage für eine Besteigung geblieben, geplant war eine neue Route über die Südwest-Wand zusammen mit Hervé Barmasse, die Bergläuferin Lizzy Hawker und die südtiroler Skialpinistin und Zukunftshoffnung im Höhenbergsteigen Tamara Lunger wollten über den Normalweg zum Gipfel, Emilio Previtali über dieselbe Route mit Snowboard abfahren, alle gehören zum „The North Face“-Europateam; Expedition ins Tianshan-Gebirge zum Pik Pobeda (7439 m), nach 10 Jahren hat Moro alle fünf mythischen „Schneeleoparden“-Siebentausender (Snow Leopard Project) bestiegen;
  • 2010 Mount Everest-Lhotse-Expedition mit Urubko und zwei zu führenden Italienern. Parallel dazu unterstützte und beriet Moro eine russische Expedition zum Lhotse, der auch Tamara Lunger angehörte. Geplant war der Aufstieg von Moro und seinen italienischen Kunden auf den Mount Everest mit zusätzlichem Sauerstoff und Unterstützung durch Urubko. Anschließend wollten Moro und Urubko die Besteigung des Mount Everest in Verbindung mit der Erstbegehung des Verbindungsgrates zum Lhotse versuchen. Ein Projekt, an dem sie und andere sich schon lange versuchen. Moro kündete zuvor in den Medien seine Intention an, diesmal dazu aber keinen zusätzlichen Sauerstoff zu verwenden. Vieles kam aber anders: Einer seiner italienischen Kunden musste bereits nach wenigen Tagen das Basislager wieder verlassen. Dann gab Aldo Garioni, Alpinvereinspräsident aus Bergamo, auf Höhe des Lagers 3 der Südroute krankheitsbedingt auf und trat ebenfalls die Heimreise an. Moro selbst hatte mit einer Verkühlung zu kämpfen und begann vom Basecamp aus eine Leichenbergung mit Helikopter und Sherpas zu koordinieren. Dabei sollten zwei in vergangenen Jahren verunglückte Bergsteiger geborgen werden, darunter Uwe Gianni Goltz, der 2008 während der „Kari Kobler & Partner Die Bergführer Mt. Everest Expedition 08“ im Abstieg vom Gipfel an Erschöpfung starb und in der Nähe des Südsattels bestattet wurde. Nebenbei unterstützte er die mit Sauerstoffmaske und großen Schwierigkeiten zum Lhotse aufsteigende Lunger. Während dieser Zeit ging Urubko allein vom Südsattel über eine Neuroute durch eine Verschneidung parallel unterhalb des Grates zum Lhotsegipfel. Sein Abstieg führte ihn über die Normalroute zurück ins Basislager, wo Trekking-Freunde auf ihn warteten. Moro blieb nur mehr der Versuch allein auf den Everest zu steigen. Er erreichte zwar den Gipfel, jedoch wiederum nur unter Zuhilfenahme von Flüssigsauerstoff. Seine vierte erfolgreiche Gipfelbesteigung des Mount Everest! In Italien entfachte die Art seiner Besteigung jedoch einiges an Polemik, einerseits weil Moro anfangs die Sauerstoffnutzung verschwieg und schließlich behauptete, sich von anderen die Art seiner Besteigungen nicht vorschreiben zu lassen. Er wollte „unbedingt noch einmal die großen Emotionen und Eindrücke an einem der schönsten Plätze der Erde erleben“. Die Sauerstoffflaschen waren [Anm.: von drei Trägern; Pempa Sherpa, Dawa Sherpa und Tensing] auf 8300 Meter Höhe für seine Kunden deponiert, weshalb hätte er sie nicht nutzen sollen. Seine Finger waren schon blau, seine Zehen schmerzten, so seine Argumentation. Seine Einstellung enttäuschte in Bergsteigerkreisen, Anerkennungspreise für seine Makalu-Wintererstbesteigung bleiben so auch in diesem Jahr aus;
  • 2011 (2. Februar) Gasherbrum II, erste Winterbesteigung eines Achttausenders im Karakorum, gemeinsam mit Urubko und Cory Richards[12], Anreise zum Basislager mit Helikopter und anfängliche Unterstützung durch das pakistanische Militär mit speziellem Plastik-Fertigteil-Iglu und Markierungsfähnchen, tiefste Temperatur −48 °C, einzige erfolgreiche Winterbesteigung eines 8000ers in diesem Jahr, beim Abstieg wurden sie teilweise von einer Lawine verschüttet[13];
  • 2012 Versuch der ersten Winterbesteigung des Nanga Parbat mit Denis Urubko über eine unbekannte neue Route, da die Kinshofer-„Normalroute“ auf Grund der Eisverhältnisse zu gefährlich erschien. Beginn 26. Dezember 2011, Erreichen des Basislagers auf 4200 Metern Höhe am 3. Januar 2012, Aufbau von drei Lagern bis in eine Höhe von 6600 Metern, ab 27. Januar durch anhaltende Schneefälle nur mehr im Basislager, am 15. Februar aufgrund gleichbleibend ungünstiger Wetterprognosen Entschluss zum Abbruch der Expedition, tiefste gemessene Temperatur −41 °C auf Höhe Lager 3, im Basislager −26 °C. Indirekt beeinflussten auch der zeitgleiche Tod von Mario Merelli in den Bergamasker Alpen und wenig später von Vitaly Gorelik am K2, beides Bergsteiger welche mit den Expeditionsteilnehmern gut befreundet waren, die für eine erfolgreiche Besteigung notwendige Überzeugung und Motivation. Der erhoffte Gipfelsieg sollte ursprünglich Merelli gewidmet werden.
  • 2013 wollte Simone Moro im Rahmen der NO2-Expedition mit dem schweizerischen Höhenbergsteiger Ueli Steck und dem britischen Fotografen Jonathan Griffith auf den Mount Everest steigen. Geplant war eine Überschreitung. Doch bei den Vorbereitungen gerieten die drei Bergsteiger in der Lhotse-Flanke in Konflikt mit den einheimischen Sherpas. Es folgte eine handgreifliche Auseinandersetzung, bei der Moro, Steck und Griffith um ihr Leben fürchteten. Noch bevor sie einen ersten Gipfelversuch gewagt hatten, reisten Steck und Griffith ab. Moro blieb im Solo Khumbu und holte mit seinem Helikopter in Not geratene Bergsteiger von den Flanken des Mount Everest.[14]
  • 2014 erneuter Versuch der ersten Winterbesteigung des Nanga Parbat mit David Göttler von der Rupal-Seite über die Schell-Route. Moro hat drei Gipfelversuche unternommen, blieb aber erfolglos. Seinen dritten Gipfelversuch musste er wegen Magenproblemen am 28. Februar abbrechen. David Göttler stieg mit Tomek Mackiewicz aus Polen weiter auf. Die beiden traten aufgrund schwieriger Bedingungen einen Tag nach Moro ebenfalls den Rückzug an.[15]
  • 2015 Versuch der ersten kompletten Winterbesteigung des Manaslu und Überschreitung zum Ostgipfel gemeinsam mit Tamara Lunger. Aufstieg nur bis etwa 5900 Meter. Aufgrund anhaltend schwerer Schneefälle mussten die Bergsteiger Anfang März das Basislager mit einem Helikopter verlassen.[16]
  • 2016 (26. Februar) Nanga Parbat, erste komplette Winterbesteigung gemeinsam mit dem Basken Alex Txikon und dem Pakistani Ali Sadpara. Die Südtirolerin Tamara Lunger musste kurz vor dem Gipfel umkehren. Moro hatte auch bei dieser Expedition wieder Wetterprognosen von dem Innsbrucker Meteorologen Karl Gabl eingeholt.[17]
  • 2019 abermaliger Versuch der ersten kompletten Winterbesteigung des Manaslu aufgrund von zu großer Lawinengefahr infolge von sechs Metern Neuschnee in sechs Tagen abgebrochen.[18]
  • 2020 Versuch der Überschreitung von Gasherbrum I und Gasherbrum II im Winter gemeinsam mit Tamara Lunger. Die Lawinengefahr war erheblich. Die Bergsteiger hatten alle Mühe, ihren Weg durch den zerklüfteten Gasherbrum-Gletscher zu finden. Die Expedition endete am 18. Januar 2020 mit einem Spaltensturz von Moro. Daraufhin verließen Moro und Lunger mit einem Hubschrauber das Basislager.[19]

Bibliographie

  • Simone Moro: Cometa sull'Annapurna. Verlag Corbaccio Editore
  • Simone Moro: In Eiseskälte: Die Achttausender im Winter. Malik, München 2013, ISBN 978-3-89029-436-0
  • Simone Moro: Nanga im Winter. Eine Geschichte von Ehrfurcht, Geduld und Willenskraft. Tyrolia, Innsbruck 2017, ISBN 978-3-7022-3623-6

Referenzen

  1. Stephanie Geiger: Schneeleopard im Steilgelände, in: DAV Panorama, 5/2013, zuletzt abgerufen am 30. April 2014

Weblinks

Commons: Simone Moro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stephanie Geiger: Extrembergsteiger-Paare. Abenteuer ohne Applaus, in: Panorama 6/2015
  2. Stephanie Geiger: Wintererstbegehung des Nanga Parbat. «Es hat einfach alles gepasst», in: Neue Zürcher Zeitung vom 4. März 2016; abgerufen am 5. März 2016
  3. Krzysztof Wielicki: La corona dell'Himalaya: 14x8000. Wydawnictwo, 1997, ISBN 978-83-8621939-1 (com.br [abgerufen am 14. März 2016]).
  4. Interview, L’Eco di Bergamo, 23. Januar 2003
  5. Interview, Simone Moro dalle falesie agli 8000, PlanetMountain
  6. Huw Lewis-Jones: Abenteurer der Berge – 100 Porträts. 1. Auflage. Frederking & Thaler, München 2011, ISBN 978-3-89405-926-2, S. 189 (englisch: Face to Face: Mountain Portraits. Übersetzt von Heinz Tophinke).
  7. Everest K2 News ExplorersWeb – Part-2: Exweb Interview with Simone Moro, “My wife said, please don’t go to K2”. In: www.explorersweb.com. Abgerufen am 30. August 2016.
  8. Simone Moro ha battuto il record del mondo di altitudine in elicottero. In: www.helipress.it. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  9. Hubschrauber-Höhenrekord „Wird es bald einen Lift zum Everest geben?“ In: www.spiegel.de. Abgerufen am 2. November 2016.
  10. Maschinenpark – technische Daten – Lama SA 315 B. In: www.air-zermatt.ch. Abgerufen am 6. November 2016.
  11. Eberhard Jurgalski: Beitrag zu den Höhen der Beka Brakai Chhok-Gipfel auf 8000ers.com
  12. Extremkletterer schaffen erste Winterbesteigung im Karakorum. In: Spiegel Online. 3. Februar 2011, abgerufen am 4. Februar 2011.
  13. Stephanie Geiger: Unter der Lawine am Gasherbrum II, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Mai 2011, abgerufen am 22. Februar 2014.
  14. Stephanie Geiger: Hass am Berg. Am Mount Everest eskaliert der Streit zwischen Sherpas und Bergsteigern. Das Geschäft mit dem Berg entzweit, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. Mai 2013
  15. Stephanie Geiger: Der Nanga Parbat bleibt im Winter weiter unbestiegen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 3. März 2014, abgerufen am 6. März 2014.
  16. Stephanie Geiger: Ende der Wintersaison, Neue Zürcher Zeitung, 20. März 2015
  17. Stephanie Geiger: Erstmals Alpinisten im Winter auf dem Nanga Parbat, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Februar 2016
  18. Stephanie Geiger: "Die größte Gefahr war der Schneefall", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Februar 2019
  19. Stephanie Geiger: Simone Moro stürzt in eine Gletscherspalte, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Februar 2020

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