Silvia Schroer

Silvia Schroer (* 29. Dezember 1958 in Münster/Westf.) ist katholische Theologin und Professorin für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Theologischen Fakultät der Universität Bern. Sie hat zahlreiche Fachpublikationen verfasst zu Themen der Religionsgeschichte und Ikonographie Palästinas/Israels und seiner Nachbarkulturen sowie zu feministischer Exegese und Hermeneutik. Schroer ist zudem Gründerin und Herausgeberin der Internet-Zeitschrift für feministische Exegese in Europa „lectio difficilior“.

Leben

Silvia Schroer studierte katholische Theologie und Altphilologie in Münster, München und Freiburg/CH. Nach ihrem Lizentiat in Theologie promovierte sie 1986 bei Othmar Keel in Freiburg/CH über alttestamentliche Hinweise zu bildlichen Darstellungen im alten Israel (Titel: In Israel gab es Bilder; vgl. Publikationsliste). 1989 habilitierte sich die Alttestamentlerin als erste Frau an der Katholischen Theologischen Fakultät Freiburg/CH. Von 1987 bis 1992 war Silvia Schroer Geschäftsführerin des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks. Von 1994 bis 2004 war sie Präsidentin des Kreises der Katholischen Exegetinnen und Exegeten der Schweiz. Nach weiterer Forschungstätigkeit und Lehraufträgen an verschiedenen Fakultäten des deutschsprachigen Raums erhielt Silvia Schroer 1997 den Lehrstuhl für «Altes Testament und Biblische Umwelt» der Evangelisch-Theologischen (heute: Theologischen) Fakultät der Universität Bern. Von 2010 bis 2012 war sie Dekanin der Fakultät. Seit 2017 ist Silvia Schroer Vizerektorin der Universität Bern im Vizerektorat Qualität.[1]

Arbeitsschwerpunkte

Silvia Schroers Arbeitsschwerpunkte sind:

  • Altes Testament und Biblische Umwelt
  • Altorientalische Bildsymbolik
  • Religionsgeschichte und Ikonographie Palästinas/Israels
  • Schwerpunkt Frauenalltag, Frauenleben, Frauengeschichte in Israel/Palästina und seiner Umwelt
  • Weisheitstheologie
  • Biblische Anthropologie
  • Feministische Exegese

Projekte

  • lectio difficilior: Silvia Schroer ist Gründerin und Herausgeberin von „lectio difficilior“, der ersten Internet-Zeitschrift für feministische Exegese, Hermeneutik und zugeordnete Forschungsbereiche (Altphilologie, Archäologie, Ägyptologie, Vorderasiatische Wissenschaften, Alte Geschichte, Kunstgeschichte, Sozialwissenschaften, Psychologie u. a.) in Europa. Die Zeitschrift veröffentlicht Fachartikel in drei Sprachen (Deutsch, Englisch oder Französisch), ist überkonfessionell und bietet vor allem, aber nicht ausschließlich europäischen Wissenschaftlern die Möglichkeit zur Publikation ihrer Arbeiten.
  • IPIAO (Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient): Silvia Schroer ist Autorin dieses auf ikonographischen Funden basierenden Kompendiums zur Religionsgeschichte Palästinas/Israels. Das Kompendium ist auf vier Bände angelegt und umfasst den Zeitraum vom 12. Jahrtausend v. Chr. bis in die Perserzeit. Darin werden konsequent Bilder aus Palästina/Israel, die häufig fragmentarisch und von schlechter Qualität sind, mit vollständigeren Bildern der großen Nachbarkulturen (Syrien, Anatolien, Mesopotamien und Ägypten) kombiniert und zur Rekonstruktion des zugrundeliegenden religiösen Symbolsystems beigezogen.
  • BIPOW (Die Bildwelt Palästinas/Israels zwischen Ost und West) ist ein SNF-Forschungsprojekt (2015–2018), das die religionsgeschichtlich-ikonographischen Forschungen in Weiterführung von IPIAO in die persische und hellenistische Zeit ausdehnt.
  • Gender und Tod: Silvia Schroer ist Mitinitiatorin des vom Schweizer Nationalfonds unterstützten Projekts, das aus vier verschiedenen theologischen Fachperspektiven heraus die Vernetzung der Themen „Tod“ und „Gender“ erforscht.

Publikationen (Auswahl)

  • Die Ikonographie Palästinas/Israel und der Alte Orient (IPIAO). Eine Religionsgeschichte in Bildern. Band 4: Die Eisenzeit bis zum Beginn der achämenidischen Herrschaft. Schwabe, Basel 2018, ISBN 978-3-7965-3878-0.
  • zusammen mit Stefan Münger: Khirbet Qeiyafa in the Shephelah. Papers Presented at a Colloquium of the Swiss Society of Ancient Near Eastern Studies held at the University of Bern, September 6, 2014 (OBO 282), Freiburg CH/Göttingen 2017.
  • zusammen mit Othmar Keel: Creation. Biblical Theologies in the Context of the Ancient Near East. (translated by Peter T. Daniels) Winona Lake 2015.
  • zusammen mit Thomas Staubli: Menschenbilder der Bibel. Ostfildern 2014.
  • Tiere in der Bibel: eine kulturgeschichtliche Reise. Freiburg i. Br., Herder, 2013.
  • zusammen mit Susanne Bickel, René Schurte, Christoph Uehlinger: Bilder als Quellen/Images as Sources. Studies on ancient Near Eastern artefacts and the Bible inspired by the work of Othmar Keel (OBO Sonderband), Freiburg CH / Göttingen 2007
  • Images and Gender. Contributions to the Hermeneutics of Reading Ancient Art. Freiburg (CH) / Göttingen 2006, OBO 220 (Herausgabe).
  • zusammen mit Othmar Keel: EVA – Mutter alles Lebendigen. Frauen- und Göttinnenidole aus dem Alten Orient. 2. Aufl. Fribourg 2006. 3. Auflage 2010.
  • zusammen mit Othmar Keel: Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient (IPIAO). Eine Religionsgeschichte in Bildern. Band 1: Vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Frühbronzezeit, Freiburg (CH) 2004; Band 2: Die Mittelbronzezeit, Academic Press, Freiburg (CH) 2008, ISBN 978-3-7278-1604-8; ausführliche Rezension von Winfried Thiel in: Orientalistischer Literaturanzeiger Band 105, 2010, S. 55–60. Band 3: Die Spätbronzezeit, Freiburg CH 2011.
  • Feminist Interpretation of the Bible and the Hermeneutics of Liberation. (JSOT.SS 374). Sheffield Academic Press, London 2003 (zusammen mit Sophia Bietenhard)
  • zusammen mit Othmar Keel: Schöpfung. Biblische Theologien im Kontext altorientalischer Religionen. 2. Auflage. Freiburg CH / Göttingen 2008
  • zusammen mit Christl Maier: Ijob. Anfragen an das Buch vom leidenden Gerechten. In: Schottroff, Wacker: Kompendium feministische Bibelauslegung, Gütersloh 1998.
  • zusammen mit Thomas Staubli: Die Körpersymbolik der Bibel. 2. überarb. Aufl. Darmstadt 2005.
  • Die Weisheit hat ihr Haus gebaut. Studien zur Gestalt der Sophia in den biblischen Schriften, Mainz 1996.
  • zusammen mit Luise Schottroff, Marie-Theres Wacker: Feministische Exegese. Forschungserträge zur Bibel aus der Perspektive von Frauen. Darmstadt 1995.
  • The Book of Sophia. In: Elisabeth Schüssler Fiorenza (ed.), Searching the Scriptures. Vol. II A Feminist Commentary, New York 1994, S. 17–35.
  • zusammen mit Thomas Staubli: Der Vergangenheit auf der Spur. Ein Jahrhundert Archäologie im Land der Bibel. Zürich 1993.
  • Die Göttin auf den Stempelsiegeln aus Palästina/Israel. In: O. Keel, H. Keel-Leu, S. Schroer: Studien zu den Stempelsiegeln aus Palästina Bd.II (OBO 88), Freiburg (CH) / Göttingen 1989, S. 89–207 (Habilitationsschrift).
  • In Israel gab es Bilder. Nachrichten von darstellender Kunst im Alten Testament (OBO 74), Freiburg (CH) / Göttingen 1987 (Doktorarbeit).
  • Der Geist, die Weisheit und die Taube. Feministisch-kritische Exegese eines neutestamentlichen Symbols auf dem Hintergrund seiner altorientalischen und hellenistisch-frühjüdischen Traditionsgeschichte. FZPhTh 33, 1986, S. 197–225.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Prof. Dr. Silvia Schroer, Vizerektorin Qualität. In: Homepage Universität Bern. 10. März 2017, abgerufen am 30. Januar 2018.