Sietas Typ 63

Sietas Typ 63
Die Gatun, ehemals Birte Andrea, im Februar 2009
Schiffsdaten
SchiffsartFrachtschiff
BauwerftSchiffswerft J.J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde
Bauzeitraum1969 bis 1971
Gebaute Einheiten10
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
105,55 (116,15) m (Lüa)
91,21 (106,65) m (Lpp)
Breite15,2 m
Seitenhöhe8,3 m
Tiefgangmax. 6,77 (6,47) m
Vermessung3.250 BRT (3.880 BRT)
Maschinenanlage
Maschine1 × Atlas-MaK-Dieselmotor
Maschinen-
leistung
4.000 PS (2.942 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
15,5 kn (29 km/h)
Propeller1 × Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit4.454 (5.333) tdw
Container175 (226) TEU
Rauminhalt6.669 (8.419) m³
Sonstiges
KlassifizierungenGermanischer Lloyd
Anmerkungen
Daten

Weser-Dispatcher[1][2]

Daten in Klammern

Carolina (nach Verlängerung)[1][2]

Der Typ 63 ist ein Frachtschiffstyp der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde, der von 1969 bis 1971 in zehn Einheiten gefertigt wurde. Seit 2011 ist kein Schiff dieser Baureihe mehr im Lloyd’s Register verzeichnet.

Geschichte

Die Arosia im Januar 1971 im Nord-Ostsee-Kanal

Je zwei Schiffe des Typs 63 waren ursprünglich von den Reedereien Peter Döhle sowie Hugo Bartels aus Hamburg, der Weser Schiffahrtsagentur GmbH & Co. KG aus Jevenstedt und der ZIM Israel Navigation Company Limited aus Haifa in Auftrag gegeben worden. Die zur israelischen Reederei Aaron Rosenfeld gehörende Evelyn Shipping SA aus Genf und der Reeder Horst Werner Janssen aus Elsfleth hatten jeweils ein Schiff geordert. Nach der Bestellung veräußerte die Schweizer Evelyn Shipping ihren Bauvertrag an Reederei Döhle, die somit drei Einheiten erhielt. Die ZIM Israel Navigation nahm nur die Ashdod ab und verkaufte den Bauvertrag des zweiten Schiffs Dhalid nach dessen Stapellauf an die Argo Reederei aus Bremen. Es wurde mit dem Namen Apus von der Werft abgeliefert.

Die drei von Peter Döhle bereederten Schiffe Arosia, Carolina und Isabella kamen anfangs für die schwedische Scandinavian Continent Line (SCOL) auf Fahrten in der Nordsee und Ostsee zum Einsatz. Die zwei Bartels-Schiffe liefen zunächst als Andrea und Anita für die Deutsche Afrika-Linien (DAL) zwischen Europa und Westafrika. Die anderen Einheiten wurden zumeist auf Liniendiensten im/ins Mittelmeer eingesetzt. Durch Weiterverkäufe und Vercharterungen fuhren die Schiffe ab Ende der 1970er Jahre unter anderem auch im Südpazifik, in Ostasien und der Karibik. Eine Besonderheit stellt die Süderfehn der Reederei Janssen dar, die von 1974 bis 1976 als Amanda 1 sowie erneut von 1978 bis 1981 als Anny unter österreichischer Flagge mit Heimathafen Wien registriert war.[3]

An Bord der Odea (ehemals Ashdod) brach am 3. Oktober 1985 rund 320 Kilometer südlich der Azoreninsel Pico ein Feuer in den Mannschaftsräumen aus, das auf den Maschinenraum übersprang. Das Schiff befand sich auf der Fahrt von Georgetown (Guyana) über Großbritannien nach Frankreich. Nach Löschung des Brands wurde die Odea zunächst nach Ponta Delgada (Azoren) und anschließend weiter nach Greenock (Großbritannien) geschleppt, wo man die Ladung barg. Das Schiff traf am 7. Februar 1986 zur Verschrottung in San Esteban de Pravia (Spanien) ein.[1] Die Intereast (ehemals Weser-Dispatcher) sank am 19. Dezember 1986 in der Formosastraße auf der Fahrt von Hongkong (damals britische Kolonie) nach Taichung (Taiwan), nachdem die aus Palmölfässern und Stacheldrahtrollen bestehende Ladung in schwerer See verrutscht war. Bei der Havarie kamen zwei Personen ums Leben.[1] Die Bosowa VI (ehemals Isabella) kollidierte am 2. Juni 2010 rund 33 Kilometer (18 Seemeilen) vor der Nordküste Balis (Indonesien) mit dem Küstenmotorschiff Shinpo 18, das anschließend sank.[4]

Technik

Die Isabella im Jahr 1972, charterbedingt mit griechischer Schreibweise des Namens

Der Typ 63 war ein zum Transport von Stückgut ausgelegter Zwischendecker mit drei Laderäumen. An Bord konnten bis zu 178 20-Fuß-Container (TEU) gestaut werden. Alle Einheiten der Baureihe hatten werftseitig ein Ladegeschirr erhalten, wobei aber die Anzahl der montierten Ladebäume und deren maximale Traglasten unterschiedlich waren. Die meisten Schiffe besaßen zwei Ladebäume mit je 35 t und zwei weitere mit je 15 t Traglast. Die Arosia erhielt zwei Ladebäume mit 25 t und zwei mit 15 t, die Carolina zwei mit 25 t sowie zwei mit 12 t und die Ashdod vier Ladebäume mit je 20 t Traglast. Die Weser-Broker rüstete man mit sechs Ladebäumen aus: zwei mit je 35 t und vier mit je 12 t Traglast.

Die Schiffe entstanden in Sektionsbauweise und hatten eine Gesamtlänge von 105,55 m (91,21 m Lpp, 95,28 m Vermessungslänge). Ihre Breite betrug 15,2 m, die Höhe vom Kiel bis zum Oberdeck 8,3 m und der maximale Tiefgang 6,77 m. Die zwei von ZIM Israel Navigation bestellten Einheiten waren bei Ablieferung mit 3.287 BRT (Ashdod) bzw. 3.292 BRT (Apus) vermessen worden, alle anderen Schiffe mit rund 3.250 BRT. Die Tragfähigkeit der Einheiten variierte und lag zwischen 4.416 dwt (Ashdod) und 4.549 dwt (Süderfehn). Im Auftrag von Reederei Döhle wurde die Carolina vom 17. März bis zum 13. April 1973 bei Sietas auf 116,15 m Lüa verlängert (106,65 m Lpp, 108,45 m Vermessungslänge) und danach als Wechselschiff mit 5.333 dwt sowie mit 1.927 BRT als Schutzdecker bzw. mit 3.880 BRT als Volldecker vermessen. Im Spätsommer 1973 ließ Reederei Döhle auch die Arosia entsprechend verlängern, deren Neuvermessung mit 3.896 BRT, 5.341 dwt und maximal 6,49 m Tiefgang erfolgte. In den 1990er Jahren wurden alle verbliebenen Schiffe nochmals vermessen, die meisten mit 3.241 BRZ, die verlängerte Carolina mit 3.855 BRZ und die verlängerte Arosia mit 4.012 BRZ.

Alle Einheiten des Typs 63 wurden von einem Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotor angetrieben, der über ein Untersetzungsgetriebe auf einen Festpropeller wirkte. Bei den von ZIM Israel Navigation bestellten Schiffe Ashdod und Apus wurde jeweils ein Dieselmotor des Herstellers Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) mit einer Leistung von 3.200 PS verbaut. Die von Peter Döhle bereederten Schiffe Arosia, Carolina und Isabella erhielten je einen 3.500 PS leistenden Dieselmotor des Typs Atlas-MaK 8 MU 551 AK, alle übrigen Einheiten einen Atlas-MaK-Dieselmotor mit 4.000 PS Leistung.

Die Schiffe

Sietas Typ 63
BaunameBau-
nummer
IMO-
Nummer
Stapellauf
Ablieferung
BRTAuftraggeberUmbenennungen und Verbleib
Isabella641692324231.07.1969
15.09.1969
3251Peter Döhle, Hamburg1974 Arcasea → 1980 Burdigala → 1986 Equator → 1991 Equator Rise → 2001 Bosowa VI, am 2. Juni 2010 vor Bali (Indonesien) mit der Shinpo 18 kollidiert, 2011 in Indonesien verschrottet
Arosia623692869408.09.1969
31.10.1969
3251Peter Döhle, Hamburg1973 Rumpf verlängert → 1979 Forum Niugini → 1980 Niugini Chief → 1981 Dexena → 1987 Brasiliana → 1987 ZIM Brasiliana → 1991 Swee Long Satu, 2009 im Schiffsregister gelöscht
Ashdod658700025527.10.1969
14.01.1970
1716/3287ZIM Israel Navigation, Haifa1980 Colombo Venture → 1982 Colombo Maru → 1985 Odelia → 1985 Odea, am 3. Oktober 1985 Feuer im Maschinenraum auf Position 35.54°N, 29.00°W, am 7. Februar 1986 zur Verschrottung in San Esteban de Pravia eingetroffen
Dhalid659700698628.11.1969
14.02.1970
3292ZIM Israel Navigation, Haifanach Stapellauf von der Argo Reederei erworben, abgeliefert als Apus → 1986 Africana → 3/1989 Rica → 10/1989 Sin Nga → 1992 Lujiang → 1999 Kijang → 2006 King, am 22. Juni 2006 zur Verschrottung in Chittagong auf den Strand gesetzt
Weser-Broker642700574813.12.1969
14.03.1970
1599/3254Weser Schiffahrtsagentur, Jevenstedt1983 Scandutch Asia → 1986 Hua Jia → 1996 Wing Lee No. 9, 2011 im Schiffsregister gelöscht
Carolina660701001619.01.1970
15.04.1970
1599/3251Evelyn Shipping, GenfBauvertrag nach Bestellung von Peter Döhle übernommen, 1973 Rumpf verlängert, 1978 Al Hodeidah → 1982 Victrix → 1987 Junior Grant III → 1989 City of Stockholm → 2/1991 Carolina → 6/1991 City of Stockholm → 2/1992 Main Star → 12/1992 Lian Hong → 1996 Johan Jade, 2011 im Schiffsregister gelöscht
Anita Adele640701256928.02.1970
16.05.1970
3245Hugo Bartels, Hamburgcharterbedingt abgeliefert als Anita → 1976 Cheshire Resolve → 1978 Anita Adele → 1979 Rigi → 1986 Navarino → 1989 Equator Pride → 1999 Mercury Star → 2000 Ivory Star, 2011 im Schiffsregister gelöscht
Birte Andrea612701526226.03.1970
20.06.1970
3245Hugo Bartels, Hamburgcharterbedingt abgeliefert als Andrea → 1/1977 Birte Andrea → 2/1977 Al Battani → 2004 Gatun, 2011 im Schiffsregister gelöscht
Süderfehn668702398425.04.1970
18.07.1970
3250Horst Werner Janssen, Elsflethcharterbedingt abgeliefert als Amanda → 1972 Amanda I → 1976 Anny → 1982 Kenya → 1982 Amanda I → 5/1982 Madeira → 1982 Wah Yee → 2/1992 Main Star → 12/1992 Lian Hong → 1996 Johan Jade, 2011 im Schiffsregister gelöscht
Weser-Dispatcher655704738229.01.1971
27.03.1971
1599/3250Weser Schiffahrtsagentur, Jevenstedt1979 Mascareignes → 1980 Heinrich Wesch → 1982 Hoesheng → 1986 Intereast, am 19. Dezember 1986 in der Formosastraße auf Position 24.03°N, 119.47°E gesunken

Weblinks

Commons: Sietas Typ 63 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6

Einzelnachweise

  1. a b c d Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 206
  2. a b Schiffsdaten der Sietas-Neubauten aus dem Archiv des Schiffbaumeisters Klaus Krummlinde
  3. Gert Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft. Verlag H.M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 208
  4. Komite Nasional Keselamatan Transportasi, Tubrukan antara KM. Bosowa VI dengan KM. Shinpo 18, 2. Juni 2010 (indonesischer Untersuchungsbericht), abgerufen am 18. Junli 2019

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Isabella Sjöhistorisk museet Fo213677.jpg
Autor/Urheber: Boman, J. Robert / Sjöhistoriska museet, Lizenz: CC BY-SA 4.0
ISABELLA (IMO 6923242) built at J.J. Sietas Schiffswerft, Hamburg-Neuenfelde, in 1969 (yard № 641, Sietas type 63), photo by J. Robert Boman (1926 - 2002), copyright owned by Sjöhistoriska museet.
Gatun -- a general cargo ship -- at panama.jpg
Autor/Urheber: pete, Lizenz: CC BY 2.0

IMO number : 7015262 Name of ship : GATUN Call Sign : H3CP Gross tonnage : 3241 Type of ship : General Cargo Ship Year of build : 1970 Flag : Panama

Status of ship : In Service
Frachter AROSIA (Kiel 48.009).jpg
Autor/Urheber: Magnussen, Friedrich (1914-1987), Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
bei Einfahrt in die Holtenauer Schleuse.