Sietas Typ 35

Sietas Typ 35
Die Helgoland 2008 in Cuxhaven
Schiffsdaten
SchiffsartKüstenmotorschiff
BauwerftSchiffswerft J.J. Sietas, Hamburg-Neuenfelde
Bauzeitraum1962 bis 1964
Gebaute Einheiten2
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
42,79 (45,52) m (Lüa)
41,00 m (Lpp)
Breite7,50 m
Seitenhöhe2,91 m
Tiefgangmax. 2,40 (2,85) m
Vermessung249 BRT
(385 BRZ, 195 NRZ)
 
Besatzung7
Maschinenanlage
Maschine1 × KHD-Dieselmotor
(Typ: SA 6 M 528)
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
213 kW (290 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
9,0 kn (17 km/h)
Propeller1
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit459 (485) tdw
Container(4) TEU
Rauminhalt(719) m³
Sonstiges
KlassifizierungenDNV GL
Anmerkungen
Daten

Helios II (bei Ablieferung)[1]

Daten in Klammern

Helgoland (Zustand 2020)[2]

Der Typ 35 ist ein Küstenmotorschiffstyp der Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde. Von Ende 1962 bis Anfang 1964 entstanden mit der Heimwärts und der Helios II zwei Einheiten dieser Baureihe. Die Helios II wird seit Frühjahr 1991 als Inselversorger im Liniendienst zwischen Cuxhaven und Helgoland eingesetzt. Sie erhielt Anfang 2008 den Namen Helgoland.

Geschichte

Die Heimwärts im Originalzustand

Das erste Schiff des Typs 35, die vom Hamburger Reeder Wilhelm Grigoleit bestellte Heimwärts, lief am 15. Dezember 1962 mit der Baunummer 514 vom Stapel und wurde am 31. Dezember 1962 von der Werft abgeliefert. Die in Dubrovnik ansässige jugoslawische Reederei Atlantska Plovidba erwarb das Schiff im Jahr 1971 und setzte es danach mit dem Namen Lopud als Inselversorger in der Adria ein. Nach der Staatsgründung Kroatiens fuhr die Lopud mit Heimathafen Dubrovnik unter kroatischer Flagge.[3] Sie wurde im April 2013 in Kroatien verschrottet.

Das zweite Schiff des Typs 35 wurde vom Reeder Hinrich Bahr aus Schnee (seit 1972 ein Ortsteil von Stade) bestellt und im Jahr 1963 mit der Baunummer 488 auf Kiel gelegt. Am 11. Januar 1964 fanden der Stapellauf und die Taufe auf den Namen Helios II statt. Die Fertigstellung und Ablieferung erfolgten am 1. Februar 1964. Die damals mit Heimathafen Hamburg registrierte Helios II ging 1967 an Wilhelm Bahr, dem Sohn des Reeders über.[1] Im Auftrag der Norddeutschen Salinen GmbH transportierte sie von 1974 bis 1990 regelmäßig verpacktes Salz von Stade nach Schweden. Im Oktober 1978 sowie in den 1980er Jahren wurde die Helios II mehrfach umgebaut. Am 4. Januar 1991 erwarben Hans Carl Rickmers & Jörn Rickmers das Schiff und setzten es anschließend für ihr Unternehmen, das Helgoland Fracht-Kontor, zweimal wöchentlich zum Transport von Frachten zwischen Cuxhaven und Helgoland ein.[4][5] Das Helgoland Fracht-Kontor und der Liegeplatz des Schiffs befanden sich bis August 2000 am Meinkenkai in Cuxhaven. Nach dessen Sperrung zog das Unternehmen zum Nordseekai um, wo sich seitdem auch der Liegeplatz des Schiffes befindet.[6] Im Sommer 2006 wurde das damals von Ingo Rickmers geleitete Helgoland Fracht-Kontor selbst zum Eigner der Helios II.

Im Januar 2008 erwarb die Karl Meyer Umweltdienste GmbH, ein Tochterunternehmen der Karl Meyer AG, das Helgoland Fracht-Kontor mitsamt der Helios II. Das Schiff erhielt im Februar 2008 den Namen Helgoland. Als Eigner des Schiffs wurde die Tochtergesellschaft Reederei Karl Meyer GmbH & Co. KG, die mit der Björn M. noch einen weiteren Inselversorger betreibt, eingetragen. Die Helgoland wird weiterhin als Inselversorger und -entsorger im ganzjährigen Liniendienst zweimal wöchentlich zwischen Cuxhaven und der Nordseeinsel zum Transport von Stückgut eingesetzt. Am Nordseekai im Alten Fischereihafen von Cuxhaven hat sie eine eigene Abfertigungszone.[7][8]

Technik

Der Typ 35 ist ein Freidecker mit einer ursprünglichen Länge von 42,79 Metern und einer Breite von 7,52 Metern. Der Tiefgang betrug im Originalzustand 2,40 Meter. Bei Ablieferung sind die Schiffe mit 249 BRT und einer Tragfähigkeit von 459 tdw vermessen worden. Der Antrieb besteht aus einem Sechs-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor des Typs SA 6 M 528 von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD), dessen Leistung 290 PS beträgt. Dieser wirkt auf einen Festpropeller. Der Typ 35 erreicht eine Geschwindigkeit von 9,0 Knoten. Die Besatzung besteht aus bis zu sieben Personen.[7][9]

Nachdem man zuvor bereits das Ladegeschirr entfernt hatte, wurde die Helios II im Jahr 1978 erstmals umgebaut, wobei man unter anderem die Bordwände und das Lukensüll erhöhte sowie Faltlukendeckel installierte. Im Jahr 1984 erhielt sie ein neues Deckshaus und 1985 einen Wulstbug, wodurch sich ihre Gesamtlänge auf 45,52 Metern erhöhte.[4] Das Schiff besitzt einen 18,00 m langen, 5,10 m breiten und 2,80 m hohen Laderaum mit 719 m³ Getreide-Rauminhalt (25.411 Kubikfuß). Die Tankdecke ist für eine Belastung von 5 t/m² ausgelegt.[2] In den 1990er Jahren wurde die Helios II mit 385 BRZ, 430 tdw und 2,85 m Tiefgang registriert.

Die Lopud wurde 1996 mit 296 BRZ und 430 tdw neu vermessen.[3] Sie erhielt nach Entfernung des ursprünglichen Ladegeschirrs einen mittschiffs montierten Ladekran.

Die Schiffe

Sietas Typ 35
BaunameBau-
nummer
IMO-
Nummer
Stapellauf
Ablieferung
AuftraggeberUmbenennungen
und Verbleib
Heimwärts514514565915.12.1962
31.12.1962
Wilhelm Grigoleit, Hamburg1971 Lopud, im April 2013 in Kroatien verschrottet
Helios II488641765711.01.1964
01.02.1964
Hinrich Bahr, Schnee bei Stade2/2008 Helgoland, so 2022 in Fahrt

Literatur

  • Reinhart Schmelzkopf: Schiffe und Cuxhaven, 2. erw. Auflage, Wilhelm Heidsiek Verlag, Cuxhaven 2017, ISBN 3-935459-23-8.
  • Gerd Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft, Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6.
  • Gert Uwe Detlefsen, Jürgen Abert: Die Chronik der deutschen Küstenmotorschiffe 1945–1995, Verlag Gert Uwe Detlefsen, Bad Segeberg, 1995, ISBN 3-928473-24-7 (3 Bände).

Weblinks

Commons: Sietas Typ 35 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Gerd Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft, Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 156
  2. a b Karl Meier Gruppe, Schiffsdaten MS Helgoland, abgerufen am 18. Mai 2020
  3. a b Gerd Uwe Detlefsen: Die Typschiffe der Sietas-Werft, Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2010, ISBN 978-3-89757-494-6, S. 157
  4. a b Gert Uwe Detlefsen: Schiffahrt im Bild, Küstenmotorschiffe II, Verlag H. M. Hauschild, Bremen, 2001, ISBN 3-89757-082-3, S. 57
  5. Die Welt, Der schwimmende Einkaufskorb, 16. Juli 2003, abgerufen am 6. Juni 2019
  6. Cuxhavener Nachrichten, Stückgut-Spezies wechseln die Hafenseite, 11. August 2000, abgerufen am 6. Juni 2019
  7. a b Schmelzkopf, S. 115
  8. Unternehmensgeschichte der Karl Mayer AG
  9. Forum Coasters remembered

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Cuxhaven -Helgoland (ship, 1964)- 2008 by-RaBoe001.jpg
Autor/Urheber: Ra Boe, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das Schiff Helgoland in Hafen von Cuxhaven

  • IMO Number: 6417657
  • MMSI Number: 211286500
  • Callsign: DNFD
  • Length: 46 m
  • Beam: 8 m
Heimwaerts Sjöhistoriska museet Fo213135.jpg
Autor/Urheber: Okänd fotograf / Sjöhistoriska museet, Lizenz: CC BY-SA 4.0
German coaster HEIMWÄRTS (IMO 5145659) built at J.J. Sietas Schiffswerft, Hamburg-Neuenfelde, in 1962 (Sietas type 35), from the collection of Boman, J. Robert, owned by Sjöhistoriska museet.