Sieghardt Rupp

Grabstätte von Sieghardt Rupp und seiner Tochter

Sieghardt Rupp (* 14. Juni 1931 in Bregenz; † 20. Juli 2015 in Wien[1]), der anfangs auch unter dem Pseudonym Tommy Rupp auftrat, war ein österreichischer Schauspieler.

Leben

Sieghardt Rupp besuchte die Hochschule für Welthandel (heute: Wirtschaftsuniversität Wien), brach die Ausbildung jedoch rasch ab.[2] Der Sohn eines Schuldirektors erhielt danach eine Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar.[3] 1954 gab er sein Debüt am Stadttheater Klagenfurt. Ab 1956 spielte er am Salzburger Landestheater und 1958 am Landestheater Linz. 1959 gastierte er bei den Bad Hersfelder Festspielen und ab 1959 war er beim Volkstheater Wien beschäftigt.

Zu dieser Zeit erhielt er seine ersten Filmrollen. Aufgrund seiner markigen Stimme und seiner markanten äußeren Erscheinung eignete er sich besonders für die Rolle eines Schurken, den er beispielsweise in zwei Karl-May-Filmen oder dem Italowestern Für eine Handvoll Dollar darstellte. In der französischen Filmkomödie Drei Bruchpiloten in Paris (1966) verkörperte er einen Wehrmachtsoffizier und in dem deutschen Filmdrama Bübchen (1968) einen überforderten Familienvater.

Sieghardt Rupp wurde in den 1970er Jahren durch seine Rolle als Zollfahnder Kressin in der Tatort-Reihe der ARD allgemein bekannt. Er prägte in sieben Folgen als Hauptermittler und mit weiteren Gastauftritten das im deutschen Fernsehen bis dahin unbekannte Bild eines Ermittlers, der sich über den Dienstweg hinwegsetzen und auch im Dienst seinem Privatleben widmen konnte.[4][5]

Nach seinem Ausstieg aus dem Tatort wandte er sich wieder vornehmlich der Theaterarbeit zu. Bis 1995 agierte er am Theater in der Josefstadt. Er unternahm auch zahlreiche Tourneen.

1995 zog er sich aus dem Theater- und Filmgeschäft zurück.[6] 1997 wurde er für seine Darstellung des Dirigenten Wilhelm Furtwängler in dem Stück Der Fall Furtwängler (Original: Taking Sides) von Ronald Harwood im Rabenhoftheater, bis 2000 Nebenspielstätte des Theaters in der Josefstadt, mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet.

Rupp lebte ab den späten 1960er Jahren (zunächst mit seiner Familie) durchgehend in Wien-Pötzleinsdorf, Khevenhüllerstraße 17. Er starb 2015 in einem Wiener Spital. Auf seinen Wunsch hin wurde dies den Medien nicht bekanntgegeben, das Begräbnis fand in aller Stille statt. Öffentlich bekannt wurde sein Tod erst nach mehr als zehn Monaten, als er anlässlich seines 85. Geburtstages geehrt werden sollte.[7][8] Seine Betreuerin von der Caritas, die in den letzten vier Jahren seines Lebens seine Ansprechperson war, sagte, sie habe versprechen müssen, seinen Tod nicht öffentlich zu machen. Die Caritas wurde von Rupp als Haupterbin eingesetzt.[9]

Sieghardt Rupps Ehe mit Gotlinde („Linde“),[10] einer Schauspielerin, entstammte eine Tochter, Iris(-)Angela Rupp (1956–2013),[11] die den früheren Wohnsitz ihres Vaters, Wien-Mariahilf, Loquaiplatz 3, übernommen hatte.

Die Urne Sieghardt Rupps wurde im engsten Familienkreis und in aller Stille auf dem Neustifter Friedhof (Gruppe U6, Nummer 24) in Wien beigesetzt.[12]

Filmografie (Auswahl)

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Langen-Müller Verlag, München / Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 853.
  • Josef Treitl: Sieghardt Rupp. Sammlung von Zeitungsartikeln. (Ungezählte Zeitungsausschnitte in einer Mappe.) Wien 1990 (Permalink).
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 6: N – R. Mary Nolan – Meg Ryan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 681 f.
Commons: Sieghardt Rupp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ehemaliger „Tatort“-Star seit fast einem Jahr tot. Meldung auf t-online.de, 1. Juni 2016. Abgerufen am 1. Juni 2016.
  2. Schauspieler Sieghardt Rupp ist tot. In: Der Standard, 29. Mai 2016
  3. Sein Kressin war laut, sein Tod war leise: Sieghardt Rupp. Süddeutsche Zeitung, 1. Juni 2016, abgerufen am 25. August 2020.
  4. Alexander Rost: 007 vom Zoll. In: Die Zeit, 7. Mai 1971. Auf: zeit.de, abgerufen am 1. Juni 2016
  5. Hayo Matthiesen: Kleiner Bond. In: Die Zeit, 2. Juni 1972. Auf: zeit.de, abgerufen am 1. Juni 2016
  6. Der leise Tod des Film-Ganoven Sieghardt Rupp (Memento vom 2. Juni 2016 im Internet Archive). In: Frankfurter Rundschau, 1. Juni 2016. Auf: fr-online.de, abgerufen am 1. Juni 2016
  7. Hanns-Georg Rodek: Das seltsame Sterben des Kult-Inspektors Kressin. In: welt.de. 31. Mai 2016, abgerufen am 1. Juni 2016.
  8. kae/dpa: „Tatort“-Kommissar Kressin: Sieghardt Rupp ist tot. In: spiegel.de. 1. Juni 2016, abgerufen am 2. Juni 2016.
  9. Georg Markus: Der stille Tod eines Stars, in der Serie Geschichten mit Geschichte, Tageszeitung Kurier, Wien, 29. Mai 2016, S. 32 f.
  10. Sieghardt Rupp als Kressin. In: Tatort e. V.: tatort-fans.de, abgerufen am 20. März 2017.
  11. H. D. Kub: Ein Blick in die private Welt des „Gangsterschrecks“ Rupp: Säbel, Engel und ein müdes Lächeln für die Liebe. In: Liselotte Krakauer (Red.): Bravo, Heinrich Bauer, Hamburg 1971, ISSN 0406-9595, Heft vor dem 3. Mai 1971. (Anlass: Erstausstrahlung von Kressin stoppt den Nordexpress am 2. Mai 1971).
  12. knerger.de: Das Grab von Sieghardt Rupp

Auf dieser Seite verwendete Medien

Grave Rupp Sieghardt.jpg
Autor/Urheber: Wellano18143, Lizenz: CC0
Friedhof Neustift-Sieghardt Rupp