Siegfried Lowitz

Siegfried Lowitz (* 22. September 1914 als Siegfried Wodolowitz in Berlin; † 27. Juni 1999 in München) war ein deutscher Schauspieler.

Leben

Lowitz’ Eltern waren der Bildhauer Franz Wodolowitz[1] und Hulda Hermine, gebürtige Lindstaedt.[2]

Lowitz verbrachte die ersten Lebensjahre in Berlin. Als er vier Jahre alt war, zog seine Mutter mit ihm nach Amsterdam, um dort als Modeschneiderin zu arbeiten. Nachdem die Mutter an den Folgen von Magenkrebs gestorben war,[3] wuchs er ab dem Alter von sechs Jahren bei seinem Vater und dessen zweiter Frau in Mainz auf.[4] Lowitz absolvierte in Mainz das Rabanus-Maurus-Gymnasium[5] und besuchte anschließend die staatliche Schauspielschule in Frankfurt. Dort gab er 1934 sein Theaterdebüt. Danach spielte er in Mainz, Gießen und Breslau.[6]

1941 wurde Siegfried Lowitz als Grenadier ins Schützen-Regiment 6 der 7. Panzer-Division eingezogen, kämpfte an der Ostfront und in Frankreich, wurde dann 1943 wegen einer Verletzung, die er sich bei einem Motorradunfall zugezogen hatte, frontuntauglich und aus der Armee entlassen.

Nach dem Krieg begann Lowitz 1946 in München in dem KabarettDie Schaubude“. Dort sah ihn der Regisseur und Intendant Heinz Hilpert, der ihn an sein Frankfurter Theater holte. Mit Hilpert ging Lowitz nach Konstanz und später an das Deutsche Theater Göttingen. Von dort wechselte er zu Hans Schweikart an die Münchner Kammerspiele, deren Ensemblemitglied er von 1950 bis 1956 und dann wieder von 1962 bis 1968 war. Von 1968 bis 1978 gehörte Lowitz dem gleichfalls in München beheimateten Bayerischen Staatsschauspiel an.

In den 1950er und 1960er Jahren wirkte der Schauspieler in vier Edgar-Wallace-Verfilmungen mit: Der Frosch mit der Maske, Der Fälscher von London, Der Hexer und Der unheimliche Mönch. Er stand mehrfach mit Heinz Rühmann vor der Kamera, der dafür sorgte, dass Lowitz die Rolle des Diebes Flambeau im Film Das schwarze Schaf (Pater-Brown-Film, 1960) bekam, weil er mit Lowitz auf Augenhöhe interagieren könne. In dem Fernseh-Klassiker Die Gentlemen bitten zur Kasse war er 1966 als Inspektor Macleod der Gegenspieler von Horst Tappert.

Dieses ist er auch zweimal in der Serie Derrick gewesen, einmal 1974 in der Folge Stiftungsfest, als Familienvater, der eine junge Frau sexuell belästigte und versehentlich tötete, und 1988 in der Folge Eine Art Mord als fieser Raubmörder, der aus Rache seinen eigenen Sohn in den Selbstmord trieb.

1968 erhielt Siegfried Lowitz die Goldene Kamera für die jeweilige Titelrolle in den Literaturverfilmungen Der Trinker nach dem gleichnamigen Roman von Hans Fallada und Biedermann und die Brandstifter nach Max Frisch.

In der deutsch-spanischen Koproduktion Dr. M schlägt zu von 1972 war er in der Rolle des Dr. Orloff zu sehen.

Seine bekannteste Rolle verkörperte er von 1977 bis 1985 in der ZDF-Serie Der Alte, in der er den Kriminalhauptkommissar Erwin Köster in 100 Folgen spielte.

Danach widmete er sich wieder hauptsächlich dem Theater. Von 1994 bis 1997 wirkte er in der Fernsehserie Anna Maria – Eine Frau geht ihren Weg in 26 Folgen in der Rolle des Vaters einer der Hauptfiguren in tragender Funktion mit.

Privates

Grabstein von Siegfried Lowitz auf dem Bogenhauser Friedhof in München

Seine zweite Ehefrau Marianne Lowitz (geborene Probst), mit der Siegfried Lowitz seit 1952 verheiratet gewesen ist, war ebenfalls als Schauspielerin tätig und starb 2019.[7] Der an Anämie leidende Lowitz starb bereits 1999 an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs und wurde auf dem Bogenhausener Friedhof (Grab Nr. 3-3-73a) im Münchener Osten bestattet.[8] Die Grabrede hielt Penny McLean,[9] wobei sie ein Requiem von Hans Christian Meiser las.

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme

  • 1954: München – Bilder einer Stadt
  • 1954: Meuterei auf der Caine
  • 1957: Die Kraft und die Herrlichkeit
  • 1957: Mr. Gillie
  • 1958: Besuch aus der Zone
  • 1959: Bei Anruf Mord
  • 1959: Straße der Gerechten
  • 1962: Verräterische Spuren
  • 1962: Bedaure, falsch verbunden
  • 1963: Das tödliche Patent
  • 1963: Die zwölf Geschworenen
  • 1964: Die Physiker
  • 1966: Weiß gibt auf
  • 1967: Die Gefährtin
  • 1967: Biedermann und die Brandstifter
  • 1967: Pauken und Trompeten
  • 1967: Ostwind
  • 1967: Der Trinker
  • 1968: Haus Herzenstod
  • 1968: Ich stehe zur Verfügung
  • 1968: Was ihr wollt
  • 1969: Tagebuch eines Frauenmörders
  • 1970: Tartuffe oder Der Betrüger
  • 1970: Drei Tage bis Allerseelen
  • 1971: Die Weber
  • 1971: Auf neutralem Boden
  • 1971: Tchao
  • 1972: Herr Soldan hat keine Vergangenheit
  • 1972: Eine Tote soll ermordet werden
  • 1972: Einfach davonsegeln!
  • 1972: Der Fall Opa
  • 1974: Die See
  • 1987: Flohr und die Traumfrau
  • 1997: Mein Freund Harvey

Fernsehserien

Hörspiele (Auswahl)

Auszeichnungen

Ehrendes Gedenken

Ab 2002 verlieh die Siegfried-Lowitz-Stiftung für Theater und Schauspielkunst den Siegfried-Lowitz-Preis. Preisträger waren:

Autobiographie

  • Siegfried Lowitz: Was für ein Leben : Erinnerungen. Unter Mitarbeit von Gerhard Seidl. Olzog, München 2000, ISBN 978-3-7892-8036-8.
  • Siegfried Lowitz: Ich war schon mal der Alte. Ullstein, 1999, ISBN 3-550-06985-5.

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen, Georg Müller Verlag, München/ Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 608 f.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 444 f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L–N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 117 f.
Commons: Siegfried Lowitz – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. gebürtig: Franz Georg Wilhelm Wodolowitz (* 28. Mai 1883 in Berlin; † 4. Juli 1954 in Guntersblum), Stadtarchiv Mainz, Einträge Familienbuch.
  2. Heirat 29. März 1910 in Berlin, Scheidung 1921 in Mainz, Stadtarchiv Mainz, Einträge Familienbuch.
  3. Siegfried Lowitz im „Wortwechsel“ mit Martin-Jochen Schulz 1996 (1/4). Abgerufen am 6. Juli 2013.
  4. Die Stiefmutter von Siegfried Lowitz war Margaretha Katharina Charlotte, gebürtige Glaeser (* 19. Oktober 1883 in Mainz; † 30. November 1960 in Guntersblum, verheiratet am 4. Februar 1922 in Mainz), Stadtarchiv Mainz, Einträge Familienbuch.
  5. Michael Bermeitinger: „Der Alte“ war einst Prinz Karneval – 100. GEBURTSTAG. Siegfried Lowitz ging aufs RaMa, spielte bei der Prinzengarde und volontierte am Stadttheater. In: Allgemeine Zeitung (Mainz). 22. September 2014.
  6. Das Theaterarchiv von Wrocław bewahrt seine Personalakte unter dem Namen „Wodolowitz“ auf. Zeitgleich mit seinem Freund Otto Osthoff war er in Breslau und Gießen engagiert, was auch in den Lebenserinnerungen von Lowitz ausführlich Erwähnung findet.
  7. Abendzeitung Germany: München-Bogenhausen: Witwe von Siegfried Lowitz beigesetzt. 7. März 2019, abgerufen am 20. Juli 2022.
  8. knerger.de: Das Grab von Siegfried Lowitz
  9. Siegfried Lowitz: Was für ein Leben. Olzog, München 2000.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Grabstein Siegfried Lowitz (1914-1999).jpg
Autor/Urheber: Willyman, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grabstein von Siegfried Lowitz am Bogenhauser Friedhof in München