Sick-Building-Syndrom

Sick-Building-Syndrom (kurz SBS; englisch sick building syndrome) ist ein in den 1970er Jahren entstandenes Konzept zur Beschreibung und Erforschung gesundheitlicher Störungen im Zusammenhang mit dem Aufenthalt in bestimmten Häusern oder Innenräumen. In der wissenschaftlichen Literatur wird inzwischen jedoch mehrheitlich von Building-related symptoms (auf Deutsch etwa „Symptome im Zusammenhang mit Gebäuden“) und Building-related illness (auf Deutsch etwa „Krankheit im Zusammenhang mit Gebäuden“) gesprochen, da Symptome und Krankheiten, im Zusammenhang mit der Umgebung in Innenräumen oder ausgelöst durch die Umgebung in Innenräumen, verbreitet sind.

Bei Symptomen im Zusammenhang mit Gebäuden handelt es sich meistens um die Verschlimmerung bereits existierender Erkrankungen (wie zum Beispiel Rhinitis oder Asthma) oder um Berufskrankheiten aber gegebenenfalls auch um neue und noch unbekannte Störungen.

In Japan wird auch vom „Sick House Syndrome“ gesprochen, mit einem Fokus auf häusliche Chemikalienbelastungen und Schimmelpilze.

Definition

Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs „Sick-Building-Syndrom“ und der damit zusammenhängenden Konzepte.

Es werden eine Vielzahl an Symptomen genannt, die mit ihm in Verbindung stehen sollen, deren genaue Ursache aber gleichzeitig als Unbekannt gilt. Eine Verminderung der Arbeitsfähigkeit, vermehrte Arbeitsunfähigkeit und eine Verbesserung der Symptome nach dem Verlassen des Gebäudes werden im Zusammenhang mit dem Konzept genannt.[1]

Symptome und Beschwerden

Die Symptomkomplexe werden von verschiedenen Autoren und Experten zu einer Vielzahl von Krankheitsbeschreibungen zusammengefasst, zum Beispiel als Öko-Syndrom, Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS-Syndrom) oder Sick-Building-Syndrom, einem Phänomen, bei dem sich Betroffene aufgrund eines "krankmachenden" Gebäudes krank fühlen. Aktuellen Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 400.000 Menschen von solchen Überempfindlichkeiten gegenüber Chemikalien betroffen, meldet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Aber auch Allergien, Kopfschmerzen, Schädigung des Immunsystems, Reizungen der Augen und Atemwege sowie Störungen der Nieren- und Leberfunktion bedeuten erhebliche Einschränkungen im alltäglichen Leben und vermindern die Lebensqualität. Sogar Depressionen können dadurch ausgelöst werden. Da einige Stoffe als krebserregend eingestuft sind, kann eine Schadstoffbelastung der Innenraumluft nicht nur zu einem SBS, sondern in schweren Fällen sogar zu einer Krebserkrankung führen.

Prävention

Gesetzliche Richtlinien zur Prävention

Für etwa 20.000 verschiedene Materialien und Produkte europaweit ist die Bauproduktenverordnung und das deutsche Bauproduktgesetz die rechtliche Grundlage. Die CE-Kennzeichnung (Conformité Européenne, europäische Konformität) ist der Nachweis für den Europäischen Binnenmarkt. Für „Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz“ gelten nationale Regelungen. Mit der CE-Kennzeichnung bestätigt der Hersteller die Konformität des Produktes mit den zutreffenden EG-Richtlinien und die Einhaltung der darin festgelegten „wesentlichen Anforderungen“. Darunter befindet sich – gleich an erster Stelle – die Freisetzung giftiger Gase. In Deutschland wurde 1997 der Ausschuss für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten (AgBB) gegründet. Der AgBB entwickelte das Bewertungsschema zur gesundheitlichen Bewertung der Emission flüchtiger organischer Verbindungen aus Bauprodukten, die in Innenräumen Verwendung finden.

Maßnahmen zu Verbesserung der Luftqualität

Um diesem Problem besser beizukommen, ist es notwendig, dass wirklich regelmäßig das Fenster geöffnet wird. Am besten ist Stoßlüften, alle paar Stunden für rund zehn Minuten.

Natürliche Luftfilter
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA beschäftigt sich seit über 20 Jahren innerhalb eines Raumfahrtteilprojektes damit, Umweltgifte aus geschlossenen Räumen zu eliminieren. Hierbei fanden Wissenschaftler heraus, dass es Pflanzen gibt, die Gifte aus der Luft absorbieren können.[2]
Technische Maßnahmen
Alle flüchtigen organischen Verbindungen und viele chemische Verbindungen lassen sich durch den Einbau von Ionisationsgeräten mit Ionisationsröhren in die jeweilige Lüftungstechnik von Gebäuden sicher beseitigen. Aber auch kleine Ionisationsmodule verbessern die Ionenkonzentration in Wohngebäuden und lassen sich in die kontrollierte Wohnungslüftung integrieren.

Literatur

  • Kayo Tsumura, Hiroko Nakaoka, Norimichi Suzuki, Kohki Takaguchi, Yoshitake Nakayama, Keiichi Shimatani, Chisato Mori: Is indoor environment a risk factor of building-related symptoms? In: PLOS ONE. Band 18, Nr. 1, Januar 2023, S. e0279757, doi:10.1371/journal.pone.0279757 (englisch).
  • M. Hodgson. Indoor environmental exposures and symptoms. In: Environ Health Perspect. 2002 Aug;110 Suppl 4, S. 663–667. Review. PMID 12194903.
  • S. M. Joshi: The sick building syndrome. In: Indian journal of occupational and environmental medicine. Band 12, Nummer 2, August 2008, S. 61–64, doi:10.4103/0019-5278.43262, PMID 20040980, PMC 2796751 (freier Volltext).
  • D. Norbäck: An update on sick building syndrome. In: Current opinion in allergy and clinical immunology. Band 9, Nummer 1, Februar 2009, S. 55–59, doi:10.1097/ACI.0b013e32831f8f08, PMID 19532093 (Review).
  • P. S. Burge. Sick building syndrome. In: Occup Environ Med. 2004 Feb;61(2), S. 185–190. Review. PMID 14739390.

Einzelnachweise

  1. S. M. Joshi: The sick building syndrome. In: Indian journal of occupational and environmental medicine. Band 12, Nummer 2, August 2008, S. 61–64, doi:10.4103/0019-5278.43262, PMID 20040980, PMC 2796751 (freier Volltext).
  2. Interior Landscape Plants for Indoor Air Pollution Abatement, Abschlussbericht aus dem Jahre 1989.

Weblinks