Siciliano
Der Siciliano oder die Siciliana ist eine Satzbezeichnung der Barockmusik für Gesangsstücke (Arien), Tanzstücke oder Suitensätze.
Charakteristische Merkmale
Kennzeichnend für den Siciliano sind:
- Liebliche, oft schmerzhaft-süße Melodik, insbesondere in Moll-Tonarten.
- 6/8- oder 12/8-Takt in schleppendem, wiegendem Rhythmus. Charakteristisch ist die verlängerte erste Achtelnote in vielen 3/8-Gruppen und die entsprechend verkürzte, nur „angetippte“ 2. Note.
- Hin und wieder eingestreute Synkopen und die Verwendung des neapolitanischen Sextakkords unterstützen die zärtlich-melancholische Emotion.
Herkunft
Eine Verbindung mit Sizilien, z. B. als ursprünglich sizilianischer Tanz, wird zwar häufig seit Auftreten des Sicilianos behauptet, lässt sich aber nicht nachweisen.
Verwendung in späteren Epochen
Gelegentlich trifft man den Siciliano auch in der Nachbarockzeit an, beispielsweise bei Joseph Haydn. Seine Sopranarie Nun beut die Flur das frische Grün in der Schöpfung ist ein Siciliano. Auch Wolfgang Amadeus Mozart setzte es hin und wieder ein, um kummervolle Stimmung auszudrücken, beispielsweise in der Sopranarie Ach, ich fühl’s, es ist verschwunden aus der Zauberflöte, im langsamen fis-Moll Satz des Klavierkonzerts A-Dur KV 488 und im Finalsatz des Streichquartetts d-Moll KV 421. 1893 komponierte Gabriel Fauré eine Sicilienne im Stil impressionistischer Musik als Satz einer Schauspielmusik für das Stück Pelléas et Mélisande nach Maurice Maeterlinck.
Notenbeispiel
Hörbeispiele
Zwei Live-Einspielungen:
- 3. Satz aus der Sonate BWV 1035 für Flöte und Basso Continuo von Johann Sebastian Bach
- Largo e spiccato aus dem Concerto Nr. 11 d-moll aus L’Estro Armonico von Antonio Vivaldi
Orgelbearbeitung von Johann Sebastian Bach
Literatur
- Frauke Schmitz-Gropengießer: Siciliana, Siciliano. Im Handwörterbuch der musikalischen Terminologie, Freiburg i. Br. 2000.
Weblinks
- Wiktionary: siciliano
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Alex Murray (traverso) and Martha Goldstein (harpsichord), Lizenz: CC BY-SA 2.0
Sonata in E major for flute or recorder and basso continuo (BWV 1035) — 3rd movement (Flute Sonata E major - 3. Siciliano)
These recordings (1974) come from Pan104 titled "Complete and Authentic Works from the Neue Bach Gesellshaft." There is one more Sonata which is agreed on to be authentic, but it is incomplete in the 1st movement. It will be found in Vol2.
The traverso was made by Engelhard of Nuernberg, who was born in 1758. The pitch is A=419 herz. This flute is from the de Wit collection in Amsterdam and was kindly lent by the owner for the recording. The harpsichord is an Italian replica, similar to the one used for the Italian harpsichord recording, except for a nasard stop, an additional row of jacks close to the plucking point.
The tuning for the B minor sonatas which traverses many keys is the Werkmeister #1, a well temperament. The remaining sonatas are in mean tone tuning. The realizations of the bass for sonatas in E major and minor were done by Martha Goldstein.Autor/Urheber: Metzner, Lizenz: CC BY 3.0
eigene Aufnahme des Siciliano aus dem Concerto d-moll nach Vivaldi auf der Link-Orgel in Feuchtwangen
Autor/Urheber: UdmGermany, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Siciliana aus G. F. Händels Sonata op.1, 11