Shunga-Dynastie

Das Shunga-Reich zur Zeit seiner größten territorialen Ausdehnung (entspricht dem Herrschaftsterritorium, das um 185 v. Chr., kurz vor der Machtübernahme durch General Pushyamitra, dem Maurya-Reich noch direkt unterstand.)
Männliche Figur mit Turban, Shunga-Zeit, 2./1. Jh. v. Chr.
Musikant und Tänzerin aus Bengalen

Die Shunga waren eine altindische Dynastie, deren Reich die Nachfolge des Maurya-Reichs antrat. Die Shunga-Dynastie beherrschte zwischen 185 v. Chr. und 73 v. Chr. von Magadha aus einen großen Teil Nordindiens. Die Hauptstädte waren Pataliputra in Magadha und Vidisha in Malwa, wobei die Meinungen geteilt sind, welche der beiden Städte für die Verwaltung des Reiches die bedeutendere war.

Geschichte

Die Geschichte der Shunga-Dynastie begann nach dem Harshacarita (7. Jh.) durch einen Putsch des Generals Pushyamitra (reg. ca. 185–151/149 v. Chr.) gegen die Herrschaft seines Herren Brihadratha († ca. 180 v. Chr.), eines Enkels Kaiser Ashokas. Pushyamitra übernahm die Königswürde Magadhas, womit die Maurya-Dynastie endete.

Pushyamitra, der Dynastiegründer der Shunga, entstammte trotz seines militärischen Hintergrundes einer Brahmanen-Familie und regierte mehr als 30 Jahre. Er war in den Kämpfen mit seinen Gegenspielern, den Shatavahanas des Königs Satakarni (um 180 v. Chr.), den baktrischen Griechen unter den Königen Demetrios I. und II. bzw. deren General Menander ab 183 v. Chr. oder dem Eroberer Kharavela von Kalinga anscheinend nicht sonderlich erfolgreich; andererseits eroberte er mit seinen Verbündeten zu einem unklaren Zeitpunkt Pataliputra.[1]

Pushyamitras Sohn Agnimitra war Vizekönig in Zentralindien, und seine Hauptstadt war Vidisha in Malwa. Er soll – einem Theaterstück Kalidasas zufolge – die Feindschaft zum Vidarbha-Reich in Berar (das möglicherweise schon den Shatavahanas unterstand) durch eine Heirat beendet haben. In seine Zeit fällt das Vorrücken des namhaften indo-griechischen Königs Menander.

Trotz ihrer über hundertjährigen Regierungszeit ist über die Shunga wenig bekannt. Sie zogen den Brahmanismus wieder dem Buddhismus und den Ajivikas vor und pflegten das Sanskrit. Die Finanzierung von Klöstern zwecks Hebung der allgemeinen Kultur war ihnen im Vergleich zur Ansiedlung von Brahmanenfamilien wohl zu teuer. Zwar spricht die buddhistische Darstellung von der Verfolgung der Buddhisten durch Pushyamitra (100 Goldstücke pro Kopf) und der Zerstörung von 84.000 Stupas, dennoch wuchsen ihre Klöster und auch der Stupa von Bharhut wurde zu dieser Zeit errichtet. Die Shunga hoben anscheinend viele Verbote Ashokas, die Feste und Tieropfer betrafen, wieder auf, wie auch ihr Nachbar in Kalinga; zudem soll Pushyamitra wieder das vedische Pferdeopfer (ashvamedha) gefeiert haben.

Im Verlauf von etwa 100 Jahren schrumpfte das Shunga-Reich auf das Kerngebiet Magadha zusammen und an seiner Stelle entstanden mehrere selbständige Fürstentümer und Stammesstaaten. Der neunte König, Bhagabhadra wird noch auf der Heliodoros-Säule bei Vidisha erwähnt, in welcher auch von einer Gesandtschaft des indo-griechischen Königs Antialkidas die Rede ist. Die Shunga-Dynastie endete, als der zehnte König Devabhuti im Jahr 73 v. Chr. auf Anstiftung seines Ministers Vasudeva von einer Sklavin ermordet wurde. Vasudeva gründete nun seinerseits auf den „Ruinen“ des Shunga-Reiches das Reich der kurzlebigen Kanva-Dynastie (73–28 v. Chr.), die nur vier Könige vorzuweisen hat und unter der Magadha bis zur Guptazeit auf den Peripherie-Status der Shatavahanas zurückfiel.

Kunst

Die Shunga bevorzugten im Gegensatz zu den Maurya wieder stärker indische Elemente in der Kunst. Aus der Zeit sind nur wenige Steinreliefs erhalten; die bedeutendsten stammen vom vedika-Steinzaun des Stupa von Bharhut. Typisch für die Shunga-Zeit sind auffällig verknotete Kopfbedeckungen wie sie auch auf einigen figürlichen Reliefs in Sanchi oder Bhaja zu sehen sind.

Liste der Shunga-Könige

  • Pushyamitra Shunga (185–149 v. Chr.)
  • Agnimitra (149–141 v. Chr.)
  • Vasujyestha (ca. 141 v. Chr.)
  • Vasumitra (141–137/1 v. Chr.)
  • Andraka
  • Pulindaka
  • Ghoshavasu
  • Vajramitra (?–116 v. Chr., abged.)
  • Bhagavata (116–83 v. Chr.)
  • Devabhuti (83–73 v. Chr.)

Literatur

  • Hermann Kulke, Dietmar Rothermund: Geschichte Indiens. Von der Induskultur bis heute. 2. Auflage der Sonderausgabe. C.H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60414-0, S. 91ff.

Weblinks

Commons: Kunst der Shunga-Zeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Eine Interpretation von indischen Literaturtexten. Vgl. Propyläen Weltgeschichte, Bd. 2, S. 423.

Auf dieser Seite verwendete Medien

SungaFecondity.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sunga fecondity deity. Chandraketugarh. Sunga 2nd-1st century BCE. Musée Guimet. Personal photograph.
SungaWithChild.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sunga woman with child. Chandraketugarh. Sunga 2nd-1st century BCE. Musée Guimet. Personal photograph.
SungaMasculine.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sunga masculine figurine. Chandraketugarh. Sunga 2nd-1st century BCE. Musée Guimet. Personal photograph.
Royal family Sunga West Bengal 1st century BCE.jpg
Autor/Urheber: Uploadalt, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Royal_family_Sunga_West_Bengal_1st_century_BCE
SungaYaksa.JPG
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Yakshi. Sunga 2nd-1st century BCE. Musée Guimet. Personal photograph.
SungaEmpireMap.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of the Sunga Empire. Reference: Metropolitan Museum of Art (here) + literary reference regarding the attack on Sagala (from the Asokavadana).
SungaFecondity2.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird World Imaging als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sunga fecondity deity. Chandraketugarh. Sunga 2nd-1st century BCE. Musée Guimet. Personal photograph.