Shorttrack-Weltrekorde

Apolo Anton Ohno, hier als Olympiasieger 2006, hielt zwischen Dezember 2001 und Oktober 2002 den 1500-Meter-Weltrekord

Shorttrack-Weltrekorde können über 500 Meter, 1000 Meter, 1500 Meter, 3000 Meter sowie in der Staffel aufgestellt werden und müssen von der International Skating Union (ISU) anerkannt werden, damit sie als offiziell gelten. Dieser Artikel beschreibt das Reglement und zeigt die aktuellen Weltrekorde. Alle historischen Weltrekorde finden sich in der Liste der historischen Shorttrack-Weltrekorde.

Die ersten Weltrekorde in der neuen Eisschnelllauf-Disziplin Shorttrack wurden im März 1981 ermittelt, seitdem gab es insgesamt mehr als 180 Weltrekorde bei Männern, Frauen und in Mixedstaffeln. Mit zunehmender Streckenlänge nimmt die Häufigkeit der neu aufgestellten Weltrekorde ab. Das liegt daran, dass die Rennen über die Langstrecken häufig strategisch geprägt sind; viele Sportler laufen nicht die gesamte Distanz so schnell wie sie könnten.[1] Historisch gesehen stellten Shorttracker aus Südkorea, Kanada und China die meisten Weltrekorde auf, seit den späten 2010er-Jahren vermehrt auch niederländische Athleten.

Reglement

Ausschließlich auf regelkonformen Shorttrack-Bahnen aufgestellte Weltrekorde werden anerkannt.

Die ISU anerkennt nur Weltrekorde über die Distanzen, die auch bei Großereignissen gelaufen werden. Im Erwachsenenbereich sind dies die Strecken über 500, 1000, 1500 und 3000 Meter sowie die Staffeln. Für Juniorenweltrekorde gelten ausschließlich Distanzen von 500, 1000 und 1500 Metern. Im Mehrkampf sowie im Teamwettbewerb werden keine Weltbestmarken ermittelt, auch nicht bei Rennen über 333 Meter, die lediglich bei niederklassigen Wettbewerben auf dem Programm stehen. Damit eine Zeit als Weltrekord anerkannt wird, müssen mehrere Bedingungen erfüllt werden, die in der ISU-Regel 292 festgeschrieben sind.[2] Dazu zählen folgende Punkte:

  • Gültig sind ausschließlich Rekorde, die bei ISU-Veranstaltungen (etwa Weltcuprennen, Meisterschaften oder Olympischen Spielen) aufgestellt werden.
  • Die Rekorde müssen auf einer offiziellen, ISU-konformen Bahn gelaufen werden. Die Maße einer solchen Bahn werden in einer weiteren ISU-Regel festgelegt, so muss etwa eine Runde exakt 111,12 Meter lang sein.
  • Die Zeiten müssen elektronisch auf Tausendstelsekunden genau gemessen oder per Fotofinish genau zu bestimmen sein. Dies sollte wiederum durch einen Originalausdruck belegt werden.
  • Die Anwesenheit eines ISU-Schiedsrichters sowie eines ISU-Starters sind erforderlich.
  • Bei den Langdistanzen (1500 Meter und mehr) müssen die einzelnen Rundenzeiten dokumentiert werden.
  • Das Rennprogramm (inklusive des gesamten Zeitplans) muss mit der vorher erfolgten Ausschreibung übereinstimmen.
  • Es liegt ein offizielles Protokoll des Wettkampfes vor, gemeinsam mit Zertifizierung der Zeitmessanlage und der Bahn sowie dem Programm des Rennens.
  • Jeder Athlet, der einen Weltrekord auf einer Einzelstrecke aufstellt, ist verpflichtet, einen negativen Dopingtest vom Wettkampftag vorzuweisen. Bei Staffeln müssen mindestens zwei Läufer der Rekordstaffel am Tag des Rennens negativ getestet worden sein.
  • Alle notwendigen Dokumente müssen in einer Frist von 30 Tagen nach dem Wettkampf bei der ISU eingereicht werden.
Der Italiener Fabio Carta lief im November 2001 „inoffiziellen Weltrekord“ über 1500 Meter.

Einige dieser Punkte können bei vielen Wettkämpfen nicht erfüllt werden, sodass es häufiger zu sogenannten „inoffiziellen Weltrekorden“ kommt. Hierfür gibt es in den letzten zehn Jahren mehrere Beispiele: Der Italiener Fabio Carta lief etwa im November 2001 bei der Alta Valtellina Trophy über 1500 Meter 2:13,553 Minuten. Sechs Wochen nach dieser Bestzeit benötigte Apolo Anton Ohno für die gleiche Distanz 2:13,728 Sekunden. Beide Zeiten lagen deutlich unter dem Weltrekord und obwohl Carta schneller gewesen war, wurde Ohnos Zeit als neuer Weltrekord von der ISU anerkannt.[3] Ähnlich ist es bei den Kanadiern, die häufig nationale Rennen auf der schnellen Eisbahn in Calgary bestreiten. Wenn diese nicht im offiziellen ISU-Kalender der Saison stehen, gelten bei solchen Wettbewerben aufgestellte Bestzeiten nicht als Weltrekorde. Im Dezember 2000, ein Jahr vor Cartas „inoffiziellem Weltrekord“, war der Kanadier Jean-François Monette über die gleiche Distanz in Calgary ebenfalls schneller als der bestehende Weltrekord gelaufen. Monettes Zeit wurde ebenfalls nicht als Weltrekord anerkannt, da der Wettkampf nicht bei der ISU angemeldet worden war.[4]

Neben den oben genannten Bestimmungen gelten weitere Richtlinien zum Umgang mit Sonderfällen bei Weltrekorden. Wenn ein Weltrekord über die gleiche Distanz innerhalb eines Wettkampfes mehrmals unterboten wird, so zählt jeweils nur die schnellste Zeit als Weltrekord. Dies ist beispielsweise dann entscheidend, wenn erstmals auf einer neuen Eisbahn mit besonders schnellem Eis gelaufen wird. Beim Weltcup in Marquette im November 2009 wäre der 500-Meter-Weltrekord ansonsten mehrmals an einem Tag unterboten worden.[5] Außerdem gelten eingestellte Weltrekorde ebenfalls als Rekorde; eine Zeitgleichheit gab es bei den Weltrekorden jedoch bisher erst sehr selten und ist auch ungewöhnlich, seitdem die Zeiten in Tausendstelsekunden gemessen werden.

Aktuelle Weltrekorde

Stand: 9. Februar 2024[6]

GeschlechtStreckeSportlerNationDatumOrtZeit
Männer500 MeterWu DajingChina Volksrepublik Volksrepublik China11. November 2018Salt Lake City39,505 s
1000 MeterHwang Dae-heonKorea Sud Südkorea12. November 2016Salt Lake City1:20,875 min
1500 MeterSjinkie KnegtNiederlande Niederlande13. November 2016Salt Lake City2:07,943 min
3000 MeterNoh Jin-kyuKorea Sud Südkorea19. März 2011Warschau4:31,891 min
5000 Meter StaffelCsaba Burján, Cole Krueger, Shaolin Sándor Liu, Shaoang LiuUngarn Ungarn4. November 2018Calgary6:28,625 min
Frauen500 MeterXandra VelzeboerNiederlande Niederlande4. November 2022Salt Lake City41,416 s
1000 MeterSuzanne SchultingNiederlande Niederlande4. November 2022Salt Lake City1:25,958 min
1500 MeterChoi Min-jeongKorea Sud Südkorea12. November 2016Salt Lake City2:14,354 min
3000 MeterJung Eun-juKorea Sud Südkorea15. März 2008Harbin4:46,983 min
3000 Meter StaffelSuzanne Schulting, Yara van Kerkhof, Selma Poutsma, Xandra VelzeboerNiederlande Niederlande23. Oktober 2021Peking4:02,809 min
Mixed2000 Meter StaffelKim Ji-yoo, Kim A-lang, Kim Dong-wook, Kwak Yoon-gyKorea Sud Südkorea24. Oktober 2021Peking2:35,951 min

Historische Weltrekorde

Ein Überblick über sämtliche, bisher von der ISU als offiziell anerkannten Weltrekorde im Shorttrack sowie eine statistische Auswertung dieser findet sich in der Liste der historischen Shorttrack-Weltrekorde.

Einzelnachweise

  1. Monette Charging Back, Leads at Canadian Short Track Trials (Memento vom 21. April 2001 im Internet Archive) auf speedskating.com. „The world record time is something you don't think about in the 1500 because it is usually strategical“ (deutsch: „Die Weltrekordzeit, das ist etwas, woran man im 1500-Meter-Rennen nicht denkt, weil es normalerweise strategisch ist.“)
  2. INTERNATIONAL SKATING UNION – SPECIAL REGULATIONS & TECHNICAL RULES – SHORT TRACK SPEED SKATING 2022 (PDF; 0,6 MB), auf den Seiten 38 und 39 steht die Rule 292, die sich mit Shorttrack-Weltrekorden befasst. Eine ältere, aber grundsätzlich kaum veränderte Version der Regel mit deutschsprachiger Übersetzung findet sichhier (Memento vom 7. Dezember 2006 im Internet Archive).
  3. Internationale Nachrichten – Januar 2002 auf packstyle.de.
  4. Monette Charging Back, Leads at Canadian Short Track Trials (Memento vom 21. April 2001 im Internet Archive) auf speedskating.com.
  5. 500 meter : best times (Results from all years) auf shorttrackonline.info. Die zehn besten Zeiten stammen allesamt vom Weltcup in Marquette.
  6. Weltrekordüberblick auf isu.html.infostradasports.com. Abgerufen am 9. Februar 2024.

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Fabio 2007.jpg
Autor/Urheber: Maganetti Cristian, Lizenz: CC BY 2.5 it
Bormio SHORT TRACK CUP - COPPA ITALIA 2007
Shorttrack diagram.png
(c) VincentBaas, CC BY-SA 3.0
Een diagram met de indeling van een shorttrackbaan, met de posities van lijnen en markeringen.
ApoloOhno.jpg
Autor/Urheber: Noelle Neu (http://ohnozone.net), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Apolo Anton Ohno at the Short track speed skating at the 2006 Winter Olympics