Short Sunderland
Short S.25 Sunderland | |
---|---|
Kanadische Short Sunderland | |
Typ | Flugboot |
Entwurfsland | |
Hersteller | Short Brothers |
Erstflug | 16. Oktober 1937 |
Indienststellung | Juni 1938 |
Produktionszeit | 1937 bis 1945 |
Stückzahl | 749 |
Die Short S.25 Sunderland war ein viermotoriges Flugboot aus britischer Produktion. Sie wurde als Militärausführung des Verkehrsflugbootes S.23 Empire entwickelt. Von 1937 bis Oktober 1945 baute Short Brothers 749 dieser Langstrecken-Mehrzweckflugboote, die von 19 Staffeln der Royal Air Force (RAF) sowie in den Seefliegerkräften anderer Staaten eingesetzt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Exemplare zur zivilen Version Short Sandringham umgebaut.
Geschichte
Noch bevor die S.23 im Juli 1935 ihren Erstflug absolviert hatte, forderte das britische Air Ministry deren Weiterentwicklung zu einer rein militärischen Version. Die Vorgaben von 1933 sahen ein viermotoriges, als Seeaufklärer verwendbares Flugboot vor. 1934 gab das Ministerium den Auftrag zum Bau eines Prototyps, der mit der Saunders-Roe A.33 in Wettbewerb treten sollte. Im März 1936 wurde der Auftrag in eine Bestellung von 21 Flugzeugen umgewandelt. Für die Umsetzung zeichnete Shorts Chefkonstrukteur Arthur Gouge verantwortlich. Der Erstflug des Prototyps (K4774) erfolgte am 16. Oktober 1937 vom Medway aus durch J. Lankester Parker.[1]
Im Herbst 1938 traten die ersten Maschinen in den Dienst des RAF Coastal Command. Die Sunderland war das effektivste britische Flugboot des Zweiten Weltkrieges und wurde zur Seeaufklärung, U-Boot-Abwehr, für Transportaufgaben und im Seenotdienst eingesetzt. Über 60 deutsche U-Boote wurden von den Flugzeugen versenkt. 16 Exemplare waren bei der Royal New Zealand Air Force im Einsatz.
Viele der Sunderlands wurden während der Berliner Luftbrücke auf dem nördlichen Korridor nach Berlin eingesetzt. Sie starteten auf der Elbe in Hamburg-Finkenwerder und landeten in Berlin auf der Havel bei Lindwerder. In Großbritannien war sie bis Mitte 1958 im aktiven Dienst, in Neuseeland wurden die letzten Exemplare 1966 ausgemustert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 27[2] Sunderland-Flugboote zu Passagierflugzeugen umgebaut und in Short Sandringham umbenannt. Einige stellte die Fluggesellschaft BOAC als Plymouth-Klasse in Dienst und nutzte sie für den Transatlantikverkehr. Andere wurden von der TEAL zwischen Auckland und Sydney sowie auf unterschiedlichen Pazifikstrecken eingesetzt. Die von Ansett erworbenen und teilweise aus den Beständen der Royal New Zealand Air Force stammenden Flugzeuge verkehrten zwischen Sydney und der Lord-Howe-Insel. Weitere Nutzer waren DNL – Norwegian Airlines, die mit diesem Flugzeugtyp zwischen 1946 und 1952 den Liniendienst von Oslo nach Tromsø durchführte, die britische Aquila Airways, welche die Flugboote unter anderem während der Berliner Luftbrücke und von 1949 bis 1956 im Liniendienst zwischen Southampton und Madeira einsetzte, sowie die französische Transports Aériens Intercontinentaux (TAI), die im Jahr 1958 mit diesen Flugbooten eine Linienverbindung zwischen Nouméa und Bora Bora aufnahm.
Konstruktion
Das Muster war als freitragender Schulterdecker in Ganzmetallbauweise mit Normalleitwerk, hohem, geräumigem Bootsrumpf mit einem unteren und einem kleineren oberen Deck sowie zwei Stützschwimmern unter den Flügeln mit je einer Stufe ausgelegt. Die Leermasse erhöhte sich bis 1944 auf 16.800 kg, die maximale Startmasse auf 29.550 kg, da sich die militärische Zuladung verdoppelte. Von den fünf Baureihen (Mk. I – Mk. V) waren drei mit Bristol-Pegasus-Motoren (850 bis 1.025 PS) und zwei mit Pratt & Whitney-„Twin-Wasp“-Motoren (1.200 PS) ausgerüstet. Die Sunderland konnte mit dem einen Bombenlift ein Ersatztriebwerk in den Rumpf heben. Ein Panel unterhalb des Bombentors konnte entfernt werden, um das Triebwerk in den Rumpf zu bringen.[3]
Produktionszahlen
Die Sunderland wurde in Großbritannien bei Short in Rochester und Windermere, Short & Harland in Belfast und Blackburn in Dumbarton gebaut.
Die Gesamtzahl der produzierten Sunderland betrug 749 Maschinen. Dies weicht ab von den untenstehenden Tabellen, deren Quelle mit falschem Erscheinungsjahr, ohne Seitenangaben und Verlag zitiert wird und in denen Prototypen nicht aufgeführt sind.[4] Die Abweichungen betreffen nicht nur die Gesamtzahl, sondern auch die einzelner Baureihen.
Version | Short/Rochester | Short/Windermere | Short & Harland | Blackburn | Summe |
---|---|---|---|---|---|
Mk I | 73 | 73 | |||
Mk II | 23 | 15 | 20 | 58 | |
Mk III | 186 | 35 | 70 | 170 | 461 |
Mk V | 47 | 47 | 60 | 154 | |
Summe | 329 | 35 | 132 | 250 | 746 |
Jahr | Anzahl |
---|---|
1938 | 23 |
1939 | 27 |
1940 | 18 |
1941 | 30 |
1942 | 129 |
1943 | 210 |
1944 | 189 |
1945 | 110 |
1946 | 10 |
Summe | 746 |
Zwischenfälle
- Am 28. August 1947 wurde eine Sandringham 6 der Det Norske Luftfartselskap (DNL) (Luftfahrzeugkennzeichen LN-IAV) in nur 290 Metern Höhe in die Flanke des 400 Meter hohen, im Nebel liegenden Berges Kvammetind geflogen. Die Maschine war auf dem Weg vom damaligen Seeflughafen Harstad/Narvik nach Bodø. Alle 35 Menschen an Bord (8 Besatzungsmitglieder, 27 Passagiere) wurden getötet. Dies war der schwerste Unfall einer Sandringham und zur damaligen Zeit der schwerste tödliche Luftverkehrsunfall in Norwegen.[6]
- Am 2. Oktober 1948 verunglückte eine Sandringham 5 der SAS Scandinavian Airlines (LN-IAW) bei der Landung auf dem damaligen Seeflughafen Trondheim-Hommelvik. Beim Landen in schwerer See und Seitenwind war es zum Kontrollverlust gekommen. Von den 45 Insassen kamen 19 ums Leben (siehe auch Flugunfall des Flugboots Bukken Bruse).[7]
- Am 15. Mai 1950 stürzte eine Sandringham 6 der SAS Scandinavian Airlines (LN-IAU) kurz nach dem Start am damaligen Seeflughafen Harstad/Narvik auf dem Weg zum Flughafen Tromsø ins Meer zurück und sank eine Stunde später. Alle 33 Insassen (7 Besatzungsmitglieder und 26 Passagiere) überlebten.[8]
Verbleib
Die letzte flugtüchtige Short Sunderland flog 1993 von Southampton über den Atlantik und gelangte dort in die Sammlung des Fantasy of Flight. Das Flugzeug flog am 4. Juli 1996 das olympische Feuer von Sarasota nach Miami.[9]
Die NZ4115 ist im Museum of Transport and Technology (MOTAT) in Auckland erhalten. Im Royal Air Force Museum in London steht die ML824 und im Imperial War Museum Duxford die ML796.
Die zivil umgebaute G-AKNP „City of Cardiff“ war früher die NJ203, eine von 10 Short Seaford.
- NZ4115 im Museum of Transport and Technology in Auckland
- Short Sunderland MR.5 in Hendon
- Short Solent „City of Cardiff“
Technische Daten
Kenngröße | Daten (Sunderland Mk I)[10] | Daten (Sunderland Mk V)[11] |
---|---|---|
Besatzung | 7–9 | 10 |
Flügelspannweite | 34,38 m | |
Länge | 26,00 m | |
Höhe | 10,00 m | 10,50 m |
Flügelfläche | 138,2 m² | 156,8 m² |
Flügelstreckung | 8,6 | 7,5 |
Leermasse | 12.830 kg | 16.770 kg |
Startmasse | normal 20.750 kg maximal 22.800 kg | normal 27.270 kg maximal 29.545 kg |
Antrieb | vier Bristol Pegasus XXII mit je 1.025 PS (754 kW) Startleistung | vier Pratt & Whitney R-1830-90 B Twin Wasp mit je 1.200 PS (883 kW) Startleistung |
Kraftstoffvorrat | 5.200 kg | |
Höchstgeschwindigkeit | 338 km/h in 1.900 m Höhe | 343 km/h in 1.500 m Höhe |
Reisegeschwindigkeit | 286 km/h in 1.900 m Höhe | 215 km/h in 600 m Höhe (wirtschaftlich) |
Steiggeschwindigkeit | 360 m/min | 256 m/min |
Gipfelhöhe | praktisch 4.850 m absolut 6.250 m | praktisch 5.460 m absolut 7.000 m |
Reichweite | normal 3.100 km bei 260 km/h maximal 4.600 km bei 210 km/h | normal 3.150 km maximal 4.350 km mit 760 kg Abwurfmunition |
Aktionsradius | 2.200 km | 1.740 km |
Flugdauer | normal 10 h bei 260 km/h maximal 21 h bei 220 km/h | normal 12 h bei 260 km/h maximal 20,2 h bei 215 km/h |
Bewaffnung | 7–10 MG in 3–4 Gefechtsständen 8–16 Wasserbomben (Abwurfmunition bis 1.800 kg) | 7–10 MG in 3–4 Gefechtsständen 4 starre MG im Rumpfbug Abwurfmunition bis 2.254 kg |
Siehe auch
Weblinks
- Dark Skies: The Colossal Warplane that Wrecked German U-Boats. Filmischer Bericht mit dem Schwerpunkt der U-Boot-Abwehr (englisch). Abgerufen am 27. Oktober 2022.
- British Aircraft Directory (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Philipp Prinzing: Short Sunderland. Wächter der Meere. In: Klassiker der Luftfahrt. Nr. 3/2020, S. 40ff.
- ↑ John Stroud: Short Sandringham (Post-war propliners). In: Aeroplane Monthly. April 1993, S. 57.
- ↑ Short Sunderland | The "Porcupine" of the North Atlantic
- ↑ C. H. Barnes: Shorts Aircraft since 1900. Putnam Aeronautical Books, London 1989, ISBN 0 85177 819 4, S. 345–368, 528, 529.
- ↑ a b John F. Hamlin: Ocean Sentinel. The Short Sunderland. National Archives, Kew, Bestand AVIA 10/311, 2012.
- ↑ Unfallbericht Sandringham LN-IAV. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.
- ↑ Unfallbericht Sandringham LN-IAW. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.
- ↑ Unfallbericht Sandringham LN-IAU. Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.
- ↑ https://www.fantasyofflight.com/collection/aircraft/currently-not-showing-in-museum/wwii/1944-short-sunderland/
- ↑ Ulrich Israel: Flugboote des zweiten Weltkrieges. In: Wolfgang Sellenthin (Hrsg.): Deutscher Fliegerkalender 1969. Deutscher Militärverlag, Berlin 1968, S. 194.
- ↑ Ulrich Israel: Flugboote des zweiten Weltkrieges. In: Illustrierte Reihe für den Typensammler. Deutscher Militärverlag, Berlin 1972, S. 94.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Autor/Urheber: RuthAS, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Short Sunderland MR.5 ML824 NS-Z at the Royal Air Force Museum, Hendon, in 1977
Autor/Urheber: Alan Wilson from Stilton, Peterborough, Cambs, UK, Lizenz: CC BY-SA 2.0
c/n S.1295. Built 1946 for the RAF as a Seaford MkI with the serial NJ203. Converted to a Solent III in 1947 and joined BOAC as G-AKNP with the name ‘City of Cardiff’. Later became VH-TOB and finally N9946F. Stored for the Hughes Corporation between 1959 and 1973. Sold in 1976, she was bought for preservation and a restoration to flying condition was started. Famously appeared in the movie ‘Raiders of the Lost Ark’, after which she has remained on static display in the care of the Oakland Aviation Museum, Oakland, CA. 5th March 2016
The following history is from the museums website:-
“Built by Short Bros at Rochester, Kent as a Seaford 1 Delivered to Royal Air Force as NJ203 - October 24, 1946 Issued to No. 201 Squadron Returned to the U.K. Ministry of Transport & Civil Aviation - 1946 Transferred to Short Bros & Harland as surplus to requirements - September 25, 1947 Converted to Solent Mk III by Short Bros & Harland, Belfast to seat 39 passengers Registration marks 'G-AKNP' reserved - December 2, 1947 Entered onto the British Aircraft Register as G-AKNP - March 19, 1949 Registered to Ministry of Transport and Civil Aviation Leased to British Overseas Airways Corporation - July 31, 1949 Aircraft was named 'City of Cardiff' Operated final BOAC revenue service Augusta-Southampton - November 2, 1950 Returned to Ministry of Transport and Civil Aviation Placed in open storage at Belfast, Ireland Sold to Trans Oceanic Airways Pty Ltd - 1951 Painted in full Trans Oceanic livery at Belfast prior to acceptance Accepted by Trans Oceanic Airways - March 23, 1951 Departed Belfast on delivery flight to Australia as G-AKNP - March 24, 1951 Arrived Sydney at conclusion of delivery flight - April 4, 1951 Operated promotional flight Sydney - Hobart - April 6, 1951 Operated promotional flight Sydney - Grafton - April 9, 1951 Entered onto the Australian Aircraft Register as VH-TOB (CofR 1780) - May 1, 1951 Registered to Trans Oceanic Airways Ltd Aircraft was named 'Star of Papua' Certificate of Airworthiness issued (CofA 1808) - May 22, 1951 Entered regular commercial service on Sydney - Hobart service - May 22, 1951 Operated inaugural Sydney - Brisbane - Port Moresby 'Chieftan Service' - May 26, 1951 Flight crew: Captains K. H. Goddard, P. H. Mathieson Aircraft damaged after colliding with a fruit boat on the Brisbane River (Captain P.G. Taylor) - June 19, 1951 Tempory repairs carried out at Colmslie before being ferried to Sydney for full repairs. Aircraft was out of service for four weeks Operated first non-stop Sydney - Hobart Solent service - July 25, 1951 Flight crew: Captains P. H. Mathieson, H. F. Broadbent Lost number 4 propeller and reduction gear over Bass Strait on flight Sydney - Hobart - February 11, 1952 Aircraft continued on to Hobart where a safe landing was made Repaired and returned to service - February 16, 1952 Collided with a small cargo vessel whilst taking off from Brisbane River - March 22, 1952 Aircraft was operating Brisbane-Port Moresby service Returned to service four weeks later following completion of repairs Withdrawn from service for maintenance - August 19 to October 21, 1952 Operated final revenue service - April 15/16, 1953 Trans Oceanic Airways ceased all operations due to bankruptcy - April 1953 Sold by T.O.A.'s liquidators to Dollar Associates, Inc, Reno, USA - May 1, 1953 Cancelled from the Australian Aircraft Register - February 12, 1954 Entered onto the U.S. Aircraft Register as N9946F - May 1, 1954 Departed Sydney on delivery flight to United States (Captain B. Monkton) - May 12, 1954 Delivery route: Sydney - Fiji - Canton Island - Honolulu Aircraft was to be operated by South Pacific Airlines, Inc on Honolulu - Christmas Island - Tahiti services Aircraft was named 'Isle of Tahiti' Refurbished by Transocean Air Lines at Oakland, California for FAA certification - 1955 to 1958 U.S. Certificate of Registration issued - October 29, 1958 Test flown at Oakland, California in full South Pacific Airlines livery - November 13, 1958 Flew proving flight Honolulu - Christmas Island - Papeete return - December 1958 British Government announced thereafter that Christmas Island would be used for atomic bomb testing. This resulted in permission to use Christmas Island as a transit stop being withdrawn. Aircraft did not enter service and was flown back to Oakland (Captain B. Monkton). Sold to Hughes Tool Company and placed under armed guard at San Francisco Harbour - 1959 Evicted from storage area it was towed to Richmond, California for further storage - 1967 Sold to H & M Airline Services - February 1973 Sold to R & H Gottelli - March 1973 Sold to Rick & Randy Grant who intended to restore it to flying condition - December 1976. This came about following an appeal from an aviation magazine to save the aircraft from being scrapped. Aircraft renamed 'Halcyon' in 1978 Restoration commenced with assistance from 'Friends of Halcyon' Restoration group renamed 'Seaflite' Now a resident of the Oakland Aviation Museum, Oakland International Airport Used as a prop in film 'Raiders of the Lost Ark' Plans to complete aircraft to airworthy condition to be used on flight to Honolulu did not eventuate
On display outside the Oakland Aviation Museum as 'RAF NJ203' “(c) The Flight magazine archive from Flightglobal, CC BY-SA 4.0
3-view drawings of the Short Sunderland flying boat.
Autor/Urheber: User:The Land, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pictures from WW2 hall at RAF Museum, Hendon
View of debth bomb racks from front and above on Short Sunderland fyling boatAutor/Urheber: Reinhard Dietrich, Lizenz: CC0
Short Sunderland im Museum of Transport and Technology, Auckland