Shitōkan

Shitōkan (jap. 四等官) bezeichnete das vierstufige Rangsystem (shitō) der Beamten (kan) im alten Japan. Eingeführt wurde es Anfang des 8. Jahrhunderts als Teil des Ritsuryō-Systems, bei dem die Verwaltung nach Vorbild der chinesischen Tang-Dynastie umgestaltet wurde.

Grob ähnelt das System den Laufbahngruppen des deutschen Beamtenrechts, von denen es ebenfalls vier gibt: höherer Dienst, gehobener Dienst, mittlerer Dienst und einfacher Dienst. Im Shitōkan sind dies kami (長官) für den leitenden Dienst, suke (次官) für den stellvertretenden Dienst, (判官) für den geschäftsführenden Dienst und sakan (主典) für den einfachen Dienst. Die konkreten Amtsbezeichnungen in den Dienstgruppen unterscheiden sich ja nach Behörde in den verwendeten Kanji, d. h. der Schreibweise. Deren Bedeutungen sind jeweils ähnlich: für kami „beherrschen, verwalten, befehligen usw.“, für suke „helfen, unterstützen usw.“, für „stützen, helfen, dienen usw.“ und für sakan „aufzeichnen, aufschreiben; auslegen, deuten usw.“ Nach dem Wörterbuch Wamyō Ruijushō aus dem 10. Jahrhundert ist die japanische Kun-Lesung für alle Schreibweisen innerhalb einer Dienstgruppe stets gleich: kami, suke, matsurigotohito und sakan. Üblicher waren jedoch die sinojapanischen On-Lesungen.[1]

Beamtentitel

Die Liste folgt im Wesentlichen Hans A. Dettmer, inklusive der Übersetzungen. Aufgeführt werden in der folgenden Liste jedoch nur die Titelübersetzungen der Behördenleiter, d. h. der kami. Soweit dann nicht anders angegeben werden die entsprechenden suke dort als „Vize-, stellvertretender“, die , als „Sekretär“ und die sakan als „Konzipist“ übersetzt.[2]

Zudem sind in der Tabelle nur die Grundtitel angegeben. Je nach Größe der jeweiligen Behörde können die Posten ab suke weiter unterteilt sein. Bei diesen Unterteilungen wird dem jeweiligen Beamtentitel ein dai-/tai- bzw. shō vorangestellt, was dann sinngemäß „Ober-; Erster“ bzw. „Unter-; Zweiter“ bedeutet.[2]

Behördekamisukesakan
KanjiLesungÜbersetzungKanjiLesungKanjiLesungKanjiLesung
Jingi-kanhakuPräsidentfukusakan
Ministerium (, -shō)kyōMinisterfusakan
Zensorat (弾正台, Danjōdai)inZensorhitsusakan
Direktion (, -shiki)大夫daibuDirektorsukesakan
Kanzlei (, -ryō)kamiKanzleivorstehersuke[f 1][3]sakan
Büro (, -fu);
Inspektion (, -gen)
kami, shōBürovorsteher;
Inspektionsleiter
令史[4]sakan, ryōshi, reishi
Büro der Inneren Tafel
(内膳司, Naizen-shi)
奉膳buzenTafelbesorger典膳[f 2]tenzen?
Dienststelle (, -sho)shuDienststellenleiter令史[4]sakan, ryōshi, reishi
Garde (Eji-fu, Emon-fu, Hyōe-fu)kamiKommandeursa[f 3]sakan
Büro der Inneren Aufwartung
(内侍司 Naishi no tsukasa)
尚侍shōjiVorsteherin典侍tenji, suke掌侍shōji
Generalgouvernement (Dazaifu)sotsuGeneralgouverneurni[f 4]sakan
Provinzverwaltung (Kokushi)kamiGouverneursukesakan
Distriktverwaltung (Gunji)大領tairyōOber-Distriktsvorsteher少領[f 5]shōryō主政[f 6]jō, shusei主帳[f 7]sakan, shuchō, fumihito
Haushofmeisterei (家司, Keishi)家令kareiHaushofmeisterfu[f 8]書吏sakan, shori

Abweichende Bedeutungen:

  1. Kanzlist
  2. Tafelwart
  3. Adjutant
  4. Inspektor
  5. Unter-Distriktsvorsteher
  6. Kontorist
  7. Kontor-Konzipist
  8. Adjunkt

Einzelnachweise

  1. Hans A. Dettmer: Der Yōrō-Kodex. Die Gebote. Einleitung und Übersetzung des Ryō no gige. Buch 1. Harrasowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05940-4, S. 2–3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Hans A. Dettmer: Der Yōrō-Kodex. Die Gebote. Einleitung und Übersetzung des Ryō no gige. Buch 1. Harrasowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05940-4, S. 146–148 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. . In: デジタル大辞泉 bei kotobank.jp. Abgerufen am 9. August 2012 (japanisch).
  4. a b 令史. In: デジタル大辞泉 bei kotobank.jp. Abgerufen am 9. August 2012 (japanisch).