Shirley MacLaine

Shirley MacLaine, 1987

Shirley MacLaine (* 24. April 1934 als Shirley MacLean Beaty in Richmond, Virginia) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Tänzerin und esoterische Bestseller-Autorin. Sie wurde im Laufe ihrer mehr als 60-jährigen Filmkarriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet; so erhielt sie unter anderem 1984 für Zeit der Zärtlichkeit den Oscar als beste Hauptdarstellerin.

Leben und Karriere

(c) ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gerber, Hans / Com_C09-126-002 / CC BY-SA 4.0
Shirley MacLaine (1960)

Sie ist die Tochter des Musikers Ira Beaty und der Schauspiellehrerin und ehemaligen Schauspielerin Kathlyn MacLean und die ältere Schwester des Schauspielers Warren Beatty. Sie nahm bereits im Alter von drei Jahren Ballettunterricht an der Washington School of Ballet und trat mit vier Jahren vor Publikum auf. Sie besuchte die Washington-Lee High School in Arlington, wo sie unter anderem Cheerleaderin eines Baseballteams war. Nach dem Schulabschluss zog sie 1952 nach New York, um als Schauspielerin und Tänzerin am Broadway zu arbeiten. Ihren Geburtsnamen MacLean Beaty änderte sie in MacLaine.

Am Beginn ihrer Karriere standen Gelegenheitsjobs zum Beispiel als Model und kleinere Rollen. Ihre erste bedeutendere Rolle am Broadway hatte sie 1954 in dem Musical The Pajama Game als Zweitbesetzung und späterer Ersatz der seinerzeit bekannteren Schauspielerin und Tänzerin Carol Haney. Entdeckt wurde sie von dem Regisseur und Produzenten Hal B. Wallis, der sie mit einem Fünfjahresvertrag für das Filmstudio Paramount ausstattete. Am 17. September 1954 heiratete sie den Produzenten Steve Parker. Am 1. September 1956 kam ihre Tochter Stephanie Sachiko (Sachi) zur Welt. Die Ehe wurde 1982 geschieden.[1]

Ihr Filmdebüt gab Shirley MacLaine 1955 in der Komödie Immer Ärger mit Harry (The Trouble with Harry) von Alfred Hitchcock, für die sie im selben Jahr einen Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin gewann. Es folgten weitere Filmrollen, zunächst überwiegend in Komödien, wie etwa Der Agentenschreck (Artists and Models). Ihre bekanntesten und wichtigsten Filmrollen hatte sie Ende der 1950er- und in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre. Filme wie Verdammt sind sie alle (Some Came Running), Das Appartement, Das Mädchen Irma la Douce oder Infam (The Children’s Hour) machten sie berühmt. MacLaine wiederum gab diesen Filmen nicht nur ein Gesicht, sondern verkörperte und prägte mit Aussehen und Ausstrahlung, Verhalten und Stil ein modernes, aber zugleich verletzliches und selbstbewusstes Frauenbild, das sich von dem sexualisierten Bild Hollywoods der 1950er-Jahre abhob. Für Verdammt sind sie alle, Das Appartement und Irma la Douce war sie für einen Oscar nominiert. Sie, Lauren Bacall und Judy Garland gelten als die einzigen weiblichen Mitglieder des Rat Pack um Frank Sinatra, Sammy Davis junior und Dean Martin. Nach dem Tod von Joey Bishop und Lauren Bacall ist sie nun das letzte noch lebende Mitglied des Rat Pack. Von 1962 bis 1964 hatte sie eine intensive Liebesbeziehung mit Robert Mitchum, die endete, als er zu Frau und Kindern zurückkehrte.

In den 1970er- und 1980er-Jahren veröffentlichte sie erste Bücher und machte selbst einen Film: The Other Half of the Sky: A China Memoir, einen Dokumentarfilm über die Volksrepublik China, den sie zusammen mit der Filmemacherin Claudia Weill drehte. 1975 war sie für diesen für einen Oscar nominiert. Nachdem sie 1977 für ihre Leistung in Am Wendepunkt erneut eine Nominierung als Schauspielerin erhalten hatte, gewann sie 1983 für den Film Zeit der Zärtlichkeit (Terms of Endearment), in dem sie an der Seite von Debra Winger und Jack Nicholson spielte, im fünften Anlauf den Oscar als beste Hauptdarstellerin.

Shirley MacLaine, 2005

Nach fünfjähriger Abstinenz kehrte sie 1988 mit dem Film Madame Sousatzka auf die Kinoleinwand zurück. 1989 spielte sie in dem Filmdrama Magnolien aus Stahl – Die Stärke der Frauen neben Sally Field, Dolly Parton, Olympia Dukakis, Daryl Hannah und Julia Roberts. Der Film lief 1990 außerhalb des Wettbewerbs auf der Berlinale. 2005 war die inzwischen 71-jährige MacLaine in einem Remake der Fernsehserie Verliebt in eine Hexe zu sehen. Im selben Jahr übernahm sie eine Rolle in dem Film Wo die Liebe hinfällt ... (Rumor Has It …), in dem eine junge Frau (Jennifer Aniston) feststellt, dass ihre Familie das Vorbild für den Film Die Reifeprüfung lieferte. MacLaine spielte die Frau, die mit dem Nachbarsjungen eine Affäre hat, also das Vorbild für die Figur der Mrs. Robinson gab.

Für ihre Rolle in dem Film In den Schuhen meiner Schwester (In Her Shoes) mit Cameron Diaz und Toni Collette war sie 2006 bei den Golden Globes als beste Nebendarstellerin nominiert. Eine weitere Golden-Globe- sowie eine Emmy- und eine Screen-Actors-Guild-Awards-Nominierung brachte ihr 2009 die Darstellung der gealterten Coco Chanel in Christian Duguays gleichnamigem Fernsehfilm ein.

MacLaine zeichnet sich in ihren Rollen durch große Vielseitigkeit aus. Sie spielte Prostituierte und Tänzerinnen ebenso wie einfache Arbeiterinnen, Lehrerinnen oder eine Nonne. Ihre Bandbreite reicht von sehr tragischen bis hin zu sehr komischen Rollen. Ihre deutsche Synchronstimme sprach in den meisten Filmen Renate Danz, 2003 übernahm diese Aufgabe Judy Winter.

MacLaine gilt politisch als linksliberal. Sie engagierte sich gegen den Vietnamkrieg und unterstützte mehrfach Politiker der Demokraten im Wahlkampf, unter anderem Robert F. Kennedy.

Esoterische Bestseller-Autorin

Erfolgreich ist Shirley MacLaine seit den 1980er-Jahren auch als Autorin von zum Teil autobiografischen Büchern, in denen sie ihre spirituelle und esoterische Weltanschauung, ihre angeblichen Erfahrungen aus früheren Leben sowie ihre angeblichen Kontakte mit Außerirdischen vermittelt. Auf Lesungen berichtet sie außerdem von UFOs und verbreitet Verschwörungstheorien.[2][3][4] Darüber hinaus bekennt sie sich zum Ramtha-Kult von JZ Knight.

Filmografie (Auswahl)

Bücher

  • Don't Fall Off the Mountain. The Bodley Head, London, Sydney und Toronto, 1970
  • Tanz im Licht. Goldmann, München 1985
  • Zwischenleben. Goldmann, München 1985
  • Out on a Limb. Bantam books, London, 1986
  • You Can Get There from Here. Bantam Books, New York, 1986
    • Deutsch von Elke vom Scheidt: Schritt für Schritt. Goldmann TB 8807, München 1987, ISBN 3-442-08807-0
  • Raupe mit Schmetterlingsflügeln. Eine Autobiographie. Goldmann, München 1988. ISBN 3-442-08949-2
  • Zauberspiel. Goldmann Verlag München 1987
  • It’s All in the Playing. Bantam Books 1988
  • Die Reise nach Innen. Mein Weg zu spirituellem Bewußtsein. Goldmann, München 1989 ISBN 3-442-30546-2
  • Going Within. A Guide for Inner Transformation. 1990
  • Dance While You Can. Bantam Books, New York u. a., 1991
    • Deutsch: Tanze, so lange du kannst. Mein Leben. Goldmann, München 1992, ISBN 3-442-42609-X
  • My Lucky Stars – A Hollywood Memoir. Bantam Books, New York 1995
    • Deutsch von Uschi Gnade: Glückssterne. Mein Leben. Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-30665-5
  • The Camino – A Journey of the Spirit. Atria 2001, ISBN 0-7434-0073-9
    • Deutsch: Der Jakobsweg – Eine spirituelle Reise. GROA Verlag, Plön 2015. ISBN 978-3-933119-82-7
  • Out on a Leash: Exploring the Nature of Reality and Love. Atria 2004, ISBN 978-0-7434-8616-3
    • Deutsch: Eine unsterbliche Liebe: Wie mein Hund mich lehrte, mit dem Herzen zu sehen. Goldmann, München 2004, ISBN 978-3-442-45762-5
  • Sage-ing While Age-ing. Simon and Schuster, 2007
    • Deutsch von Nina Arrowsmith: Weiser, nicht leiser! Der Weg zu neuem Menschsein (mit Nina Arrowsmith). Ullstein, Berlin 2008. ISBN 978-3-548-74477-3
  • I'm Over All That and Other Confessions. Atria, 2011, ISBN 978-1-4516-0729-1
    • Deutsch von Marion Reuter: Damit bin ich durch und weitere Geständnisse. Börsenmedien, Kulmbach 2011, ISBN 978-3-942888-80-6

Rezeption

Der deutsche Komiker Hape Kerkeling begab sich im Jahr 2001, beeinflusst durch die Lektüre von MacLaines Buch Der Jakobsweg: eine spirituelle Reise, auch auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Das Buch sowie ein Wanderführer waren auf der Wallfahrt seine einzige Lektüre. Er berichtete darüber in seinem 2006 erschienenen Reisebericht und späteren Bestseller Ich bin dann mal weg – Meine Reise auf dem Jakobsweg.

Im Jahr 2015 erntete Shirley MacLaine heftige öffentliche Kritik u. a. für diese Vermutung in ihrem 2015 erschienenen Buch Was wäre...: „Was wäre, wenn die meisten Holocaust-Opfer ihr Karma aus früheren Zeiten ausgleichen würden, als sie römische Soldaten waren, die Christen töteten, die Kreuzfahrer, die Millionen im Namen des Christentums ermordeten, Soldaten von Hannibal oder diejenigen, die mit Alexander durch den Nahen Osten stürmten? ... Die Energie des Tötens ist endlos und wird sowohl vom Mörder als auch von der Mörderin erlebt.“

Auszeichnungen

Academy Awards

American Comedy Awards

  • 1993 ausgezeichnet für das komödiantische Lebenswerk

British Academy Film Awards

  • 1957 nominiert als „Beste ausländische Darstellerin“ in Immer Ärger mit Harry
  • 1960 ausgezeichnet als „Beste ausländische Darstellerin“ in Immer die verflixten Frauen
  • 1961 ausgezeichnet als „Beste ausländische Darstellerin“ in Das Appartement
  • 1965 nominiert als „Beste ausländische Darstellerin“ in Das Mädchen Irma la Douce und Immer mit einem anderen
  • 1981 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin“ in Willkommen, Mr. Chance
  • 1985 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin“ in Zeit der Zärtlichkeit
  • 1991 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin“ in Grüße aus Hollywood und „Beste Nebendarstellerin“ in Magnolien aus Stahl

Emmy Awards

  • 1975 nominiert für das „Herausragende Special – Comedy-Varieté oder Musik“ für Shirley MacLaine: If They Could See Me Now
  • 1976 ausgezeichnet für das „Herausragende Special – Comedy-Varieté oder Musik“ für Gypsy in My Soul
  • 1977 nominiert für das „Herausragende Special – Comedy-Varieté oder Musik“ für The Shirley MacLaine Special: Where Do We Go from Here?
  • 1979 nominiert für die „Herausragende Comedy-Varieté- oder Musiksendung“ für Shirley MacLaine at the Lido
  • 1980 nominiert für die „Herausragende Varieté- oder Musiksendung“ für Shirley MacLaine … „Every Little Moment“
  • 2009 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin“ in einem Fernsehfilm oder Miniserie für Coco Chanel

Golden Globe Awards

  • 1955 ausgezeichnet als „Meistversprechende Nachwuchsdarstellerin“
  • 1959 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ in Verdammt sind sie alle
  • 1959 ausgezeichnet mit einem Sonderpreis als „Vielseitigste Schauspielerin“
  • 1960 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Immer die verflixten Frauen
  • 1961 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Das Appartement
  • 1962 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ in Infam
  • 1964 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Das Mädchen Irma la Douce
  • 1967 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Das Mädchen aus der Cherry-Bar
  • 1968 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Siebenmal lockt das Weib
  • 1970 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Sweet Charity
  • 1980 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Willkommen, Mr. Chance
  • 1984 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ in Zeit der Zärtlichkeit
  • 1988 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Miniserie oder Fernsehfilm“ in Out on a Limb
  • 1989 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin – Drama“ in Madame Sousatzka
  • 1991 nominiert als „Beste Nebendarstellerin“ in Grüße aus Hollywood
  • 1993 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Die Herbstzeitlosen
  • 1995 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical“ in Tess und ihr Bodyguard
  • 1998 ausgezeichnet mit dem Cecil B. deMille Award für „Herausragende Beiträge im Bereich der Unterhaltung“
  • 2003 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Miniserie oder Fernsehfilm“ in Hell on Heels: The Battle of Mary Kay
  • 2006 nominiert als „Beste Nebendarstellerin“ in In den Schuhen meiner Schwester
  • 2009 nominiert als „Beste Hauptdarstellerin – Miniserie oder Fernsehfilm“ in Coco Chanel

Internationale Filmfestspiele Berlin

  • 1959 ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären als „Beste Darstellerin“ in Immer die verflixten Frauen
  • 1971 ausgezeichnet mit dem Silbernen Bären als „Beste Darstellerin“ in Verzweifelte Menschen
  • 1999 ausgezeichnet mit dem Ehrenpreis des Goldenen Bären

Sie ist die einzige Frau, die in der Kategorie „Beste Darstellerin“ den Preis zweimal gewinnen konnte.

Internationale Filmfestspiele Chicago

  • 2005 ausgezeichnet mit dem Career Achievement Award

Internationale Filmfestspiele von Venedig

  • 1960 ausgezeichnet als „Beste Darstellerin“ in Das Appartement
  • 1989 ausgezeichnet als „Beste Darstellerin“ in Madame Sousatzka

New York Film Critics Circle Award

  • 1960 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin“ in Das Appartement
  • 1983 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin“ in Zeit der Zärtlichkeit
  • 1989 ausgezeichnet als „Beste Hauptdarstellerin“ in Madame Sousatzka

Weitere Auszeichnungen

  • AFI Life Achievement Award (2012)
  • Cinema Writers Circle Awards für den Film Can-Can (1962)
  • David di Donatello für den Film Zeit der Zärtlichkeit (1984)
  • Film Society of Lincoln Center (1995)
  • Golden Apple Awards (1959)
  • Goldene Kamera (1997)
  • Hasty Pudding Theatricals (1963)
  • 4 Laurel Awards für die Filme Irma la Douce, The Children's Hour, Das Appartement, Can-Can
  • Lone Star Film & Television Awards (1997)
  • National Board of Review für den Film Zeit der Zärtlichkeit (1983)
  • Walk of Fame
  • Women in Film Crystal Awards (1978)

Weblinks

Commons: Shirley MacLaine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag bei filmreference.com.
  2. Weltstar: Oscar-Gewinnerin präsentierte in der Laeiszhalle esoterische Thesen Shirley MacLaine und die Außerirdischen Die Schauspielerin beschrieb, wie Lebewesen auf anderen Planeten aussehen, und bot Verschwörungstheorien. 15. September 2008 Von Ulrich Gaßdorf und Ulrike Cordes
  3. Weltstar Shirley MacLaine zur Buchpremiere in Kreuzberg Atlantis, Aliens und Alternativmedizin Von Christian Spiller Berliner Zeitung 17. September 2008
  4. Shirley MacLaine und die Außerirdischen auf abendblatt.de

Auf dieser Seite verwendete Medien

Shirley MacLaine 1960 ETH-BIB Com C09-126-002.jpg
(c) ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Gerber, Hans / Com_C09-126-002 / CC BY-SA 4.0
Shirley MacLaine auf Besuch in der Schweiz
Shirley MacLaine (2005).jpg
Autor/Urheber: Tony Shek, Lizenz: CC BY 2.0
Photo of Shirley MacLaine at the Toronto Film Festival.
Shirley MacLaine18.JPG
Autor/Urheber: Roland Godefroy, Lizenz: CC BY 3.0
L'actrice américaine Shirley MacLaine au Festival du cinéma américain de Deauville (Normandie, France) en septembre 1987.