Shirley Bassey

Shirley Bassey (2006)

Dame Shirley Veronica Bassey, CH[1] DBE (* 8. Januar 1937 in Cardiff), ist eine britische Sängerin. Sie gehört seit den 1950er Jahren zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Heimat.[2][3] Weltbekannt wurde sie unter anderem als Interpretin dreier Titelmelodien von James-Bond-Filmen, darunter Goldfinger.[4] Mit As I Love You und Reach for the Stars / Climb Ev’ry Mountain hatte sie 1959 und 1961 zwei Nummer-eins-Hits in den britischen Single-Charts. Außerdem gelang es ihr als erster Künstlerin, ein Album in sieben aufeinanderfolgenden Jahrzehnten in den Top-40 der britischen Charts zu platzieren.[5]

Anfänge

Sie wurde 1937 im walisischen Cardiff geboren. Ihr Vater war ein Seemann nigerianischer und westindischer Abstammung, die Mutter stammte aus Yorkshire in Nordengland. Bassey wuchs in der Gegend der Tiger Bay in Cardiff als jüngstes von sieben Kindern auf. Der Vater verließ die Familie, als sie zwei Jahre alt war. Ihre Leidenschaft zur Musik soll sie entdeckt haben, als sie zusammen mit ihrer älteren Schwester ein Billy-Eckstine-Konzert besuchte und von dem Gedränge an Eckstines Garderobe fasziniert war.[6] Die Absicht, Musikerin zu werden, habe sich verfestigt, als ihr Bruder ihr die Schallplatte Over the Rainbow von Judy Garland vorspielte.[6]

Sie brach mit 14 Jahren die Schule ab[6] und arbeitete als Packerin in einer Geschirrfabrik. Sie besserte ihren Verdienst mit Auftritten in Pubs und Clubs der Gegend auf. 1953 wirkte sie bei der Revue Memories of Jolson mit, einer musikalischen Aufarbeitung der Biografie von Al Jolson. Danach erhielt sie ein festes Engagement in Hot from Harlem, das bis 1954 aufgeführt wurde. Bassey war als 16-Jährige zu dieser Zeit bereits mit ihrer Tochter Sharon schwanger und arbeitete eine Zeitlang als Kellnerin in Cardiff.

1955 wurde Michael Sullivan, ein Agent aus London, auf die Sängerin aufmerksam. Er wollte aus ihr einen Star machen. Sie zog durch einige Theater, bis sie ein Angebot für die Show bekam, die sie berühmt machte: Al Reads Such Is Life. Eine Fernsehübertragung dieser Revue beeindruckte Johnny Franz, einen Musikproduzenten bei Philips. Er bot ihr einen Plattenvertrag an.

Die Philips-Ära

Bassey nahm alsbald ihre erste Single Burn My Candle auf, die im Februar 1956 bei Philips erschien. Obwohl wegen des zweideutigen Textes von der BBC gesperrt, verkaufte sich die Single sehr gut. Der Titel der B-Seite war Stormy Weather. Weitere Singles erschienen, und im Februar 1957 landete Bassey ihren ersten Erfolg mit ihrer Version des Banana Boat Song, der in der britischen Hitparade bis auf Platz 8 vorrückte. Im selben Jahr nahm sie für das amerikanische Label Columbia unter dem Produzenten Mitch Miller die Single If I Had a Needle and Thread / Tonight My Heart She Is Crying auf.

Mitte 1958 entstanden zwei Singles, die zu Klassikern in ihrem Repertoire wurden. As I Love You erschien als B-Seite einer anderen Ballade, Hands Across the Sea. Der Verkauf lief zunächst schleppend; das änderte sich aber nach einem Auftritt im Londoner Palladium. Im Februar 1959 erreichte der Titel Platz 1 und hielt sich dort vier Wochen. Bassey nahm damals auch Kiss Me, Honey Honey, Kiss Me auf. Parallel zum Titel As I Love You wurde auch diese Single schnell beliebt, und beide Platten belegten schließlich gleichzeitig vorderste Hitparadenplätze. Wenige Monate später unterschrieb Bassey einen Vertrag bei EMI.

Die 1960er und 1970er Jahre

Shirley Bassey (1971)

Dort wurde sie von dem auf Balladen spezialisierten Norman Newell produziert. Ihm gelang allerdings erst im August 1960 wieder ein großer Hit mit As Long as He Needs Me, mit dem Bassey Platz 2 der britischen Hitparade belegte. Durch die 1960er Jahre hindurch waren ihre Hits regelmäßig in den britischen Charts vertreten. Im August 1964 nahm sie Goldfinger für den gleichnamigen James-Bond-Film auf, der sich in die Top 10 der Single-Hitparaden in Großbritannien und den USA platzierte. Dank des Erfolgs erschien Bassey häufig in US-amerikanischen Fernseh-Talk-Shows, wie denen von Johnny Carson und Mike Douglas.

Im April 1970 landete sie mit der Coverversion des Beatles-Lieds Something einen weltweiten Hit, der wie das Original Platz 4 in den britischen Charts erreichte, obwohl das von George Harrison geschriebene Original erst wenige Monate zuvor in den Hitparaden gewesen war. Die Bassey-Version war 22 Wochen lang in den Top 50 (im Vergleich zu zwölf Wochen für den Beatles-Klassiker). 1971 erschien das Titellied zum James-Bond-Film Diamonds Are Forever, das ebenfalls ein großer Erfolg wurde. 1979 folgte mit Moonraker die letzte James-Bond-Titelmusik.

Königliche Auszeichnungen

Shirley Bassey (1973)

Obwohl Bassey bereits seit den frühen 1970er Jahren nur noch selten in den Charts auftauchte, veröffentlichte sie auch in den 1980ern in unregelmäßigen Abständen Singles und Alben für eine Vielzahl von Labels. Teilweise handelte es sich dabei um kleine unabhängige Plattenfirmen. 1983 gelang Bassey im Duett mit Alain Delon und Thought I'd Ring You ein Top-20-Erfolg in den Niederlanden.[7] 1986 veröffentlichte sie die Single There’s no Place Like London, die von Lynsey de Paul mitgeschrieben wurde. Das Lied wurde populär und Bassey sang es bei der Royal Variety Performance für Königin Elisabeth II. 1987 folgte der europaweite Hit The Rhythm Divine mit der Schweizer Band Yello.[8]

Ihre Aufnahme History Repeating, die sie mit den Propellerheads 1997 für deren Album Decksandrumsandrockandroll aufnahm, entwickelte sich in Großbritannien zu einem Erfolg. Das Lied erreichte Platz 1 der britischen Tanzmusik-Hitparade und brachte Bassey eine neue Generation von Fans, darunter die britischen Prinzen William und Harry.

Wegen ihrer lang andauernden Karriere und der besonderen Bewunderung durch die königliche Familie wurde Bassey im Dezember 1999 von Königin Elisabeth II. zur Dame Commander of the British Empire erhoben. 2012 trat sie im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum der Queen auf. 2016 folgte ein Auftritt zum 90. Geburtstag der Monarchin. Bei beiden Einladungen sang sie den Bond-Titel Diamonds Are Forever.[9]

Am 30. Dezember 2023 wurde in der "King's New Years Honours List" die Ernennung Shirley Basseys zum Mitglied des Order of the Companions of Honour bekanntgegeben.[1]

Ehrungen

Die Royal Mail gab Shirley Bassey zu Ehren im September 2023 eine Briefmarke im Wert von 2 Pfund heraus, die sie auf einem Foto aus dem Jahr 1961 zeigt.

Diskografie

Studioalben

JahrTitelHöchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE AT CH UK US
1958Born to Sing the Blues
Erstveröffentlichung: 1958
1959The Bewitching Miss Bassey
Erstveröffentlichung: Juni 1959
The Fabulous Shirley BasseyUK12
(3 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Oktober 1959
1961ShirleyUK9
(10 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Februar 1961
1962Shirley BasseyUK14
Silber
Silber

(11 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Januar 1962
Let’s Face the MusicUK12
(7 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: November 1962
mit The Nelson Riddle Orchestra
1965Shirley Stops the ShowsUS85
(9 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Januar 1965
1966I’ve Got A Song For YouUK26
(1 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: August 1966
1968Twelve of Those SongsUK38
(3 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Februar 1968
This Is My Life
Erstveröffentlichung: Oktober 1968
1969Does Anybody Miss Me
Erstveröffentlichung: August 1969
1970SomethingUK5
(20 Wo.)UK
US105
(13 Wo.)US
Erstveröffentlichung: August 1970
1971Something ElseUK7
(9 Wo.)UK
US123
(24 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Mai 1971
Big SpenderUK27
(9 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1971
What Now My LoveUK17
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 1971
1972I, CapricornUK13
(11 Wo.)UK
US94
(13 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Februar 1972
And I Love You SoUK24
(9 Wo.)UK
US171
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Oktober 1972
1973Never, Never, NeverUK10
Silber
Silber

(10 Wo.)UK
US60
(19 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Mai 1973
1974Nobody Does It Like MeUS142
(6 Wo.)US
Erstveröffentlichung: August 1974
1975Good, Bad But BeautifulUK13
Silber
Silber

(17 Wo.)UK
US186
(3 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Oktober 1975
1976Love, Life & FeelingsUK13
Silber
Silber

(5 Wo.)UK
US149
(8 Wo.)US
Erstveröffentlichung: Mai 1976
1977You Take My Heart AwayUK34
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Juni 1977
1979The Magic Is YouUK40
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Januar 1979
1982Love SongsUK48
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Juni 1982
1984I Am What I AmDE39
(13 Wo.)DE
UK25
Gold
Gold

(18 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Oktober 1984
mit dem London Symphony Orchestra
1989La Mujer
Erstveröffentlichung: 6. Juni 1989
1991Keep the Music PlayingUK25
(7 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 7. Mai 1991
1992The Bond Collection
Erstveröffentlichung: September 1992
1993Sings Songs of Andrew Lloyd WebberUK34
(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 22. November 1993
1995Sings the MoviesDE94
(3 Wo.)DE
UK24
Gold
Gold

(9 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 30. Oktober 1995
1996The Show Must Go OnUK47
Silber
Silber

(11 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 28. Oktober 1996
2007Get the Party StartedUK6
Silber
Silber

(5 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 25. Juni 2007
2009The PerformanceDE81
(1 Wo.)DE
UK20
Gold
Gold

(8 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 9. November 2009
2014Hello Like BeforeUK24
(4 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 17. November 2014
2020I Owe It All To YouDE84
(1 Wo.)DE
UK5
(7 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: 6. November 2020

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Literatur

  • Irwin Stambler: The Encyclopedia of Pop, Rock And Soul. 3., überarbeitete Auflage, St. Martin’s Press, New York 1989, ISBN 0-312-02573-4, S. 34–36.
Commons: Shirley Bassey – Sammlung von Bildern

Quellen

  1. a b New year honours 2024: awards for Shirley Bassey, Mary Earps and Michael Eavis. The Guardian, 30. Dezember 2023, abgerufen am 30. Dezember 2023 (englisch).
  2. Manuel Brug: Shirley Bassey: Achtzigster Geburtstag. In: Welt Online. 8. Januar 2017, abgerufen am 23. März 2022.
  3. Dame Shirley Bassey Scores A Top 40 Album In 7 Consecutive Decades! In: Cardiff Times. 4. Dezember 2020, abgerufen am 23. März 2022 (britisches Englisch).
  4. deutschlandfunk.de: Shirley Bassey wird 80 - Die Goldstimme aus Wales. Deutschlandfunk, abgerufen am 23. März 2022.
  5. Shirley Bassey’s final album sets huge Official Chart record. Abgerufen am 23. März 2022 (englisch).
  6. a b c siehe Jonathan Fischer. In: Süddeutsche Zeitung, 8. Januar 2007, S. 13
  7. hitparade.ch
  8. hitparade.ch
  9. bbc.com
  10. Chartquellen: DE AT CH UK UK2 US

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