Shimano Ultegra
Ultegra (für Ultimate Integrated), früher 600 ist die Bezeichnung einer Rennradgruppe von Shimano. Die Gruppe existiert seit 1975 in veränderter Form bis heute und liegt unterhalb der High-End-Gruppe Dura-Ace und oberhalb der Gruppe 105.[1]
Komponenten
Seit der Einführung der Gruppe änderte sich die Zusammensetzung der zugehörenden Komponenten:
Durchgehend gibt es die für Bremsen, Antrieb und Schalten benötigten Teile Bremsgriffe, Schalthebel, ab Ende der 1980er als Einheit, Bremskörper, Schaltwerk, Umwerfer, Innenlager, Tretkurbeln mit Kettenblättern, Zahnkranzpaket und Kette.
Steuersätze, Sattelstützen und Naben als Einzelteile werden nicht mehr angeboten, dafür komplette Laufradsätze.
Ultegra-600er-Bauteile waren einschließlich 9-fach-Schalttechnik mit allen Shimano-Rennrad- und -MTB-Gruppen, Ausnahme die Dura Ace 7400 (6-, 7-, 8-fach), kompatibel. Mit Einführung der 10-fach-Schalttechnik sind MTB- und Rennradgruppen nicht mehr kompatibel. Die Ultegra-Gruppen sind mit anderen Shimano-Rennrad-Gruppen bis 11-fach, Ausnahme die neueste Tiagra-4700-10-fach-Gruppe, kompatibel.
600
Die 600-Gruppe wurde von ca. 1975 bis 1988 unter diesem Namen gebaut. Sie kam als Mittelklassengruppe zwei Jahre nach der High-End-Gruppe Dura-Ace auf den Markt.
Zunächst wurde unter der Seriennummer 6100 eine Gruppe mit 5-fach-Schaltung produziert, die eine Schraubkranzkassette und Friktionsschaltung besaß.
1981 wurde die 600AX-Serie mit einer 6-fach-Kassettennabe als Serie 6200 eingeführt. AX steht für Aerodynamic und wurde von der Dura-Ace-AX-Serie übernommen. Vor allem die „Aero“-Sattelstützen sind auffällig. Alle Teile der Gruppe wurden so aerodynamisch wie möglich entworfen, was dem Trend der Zeit entsprach. Die Gruppe setzt auch zum ersten Mal das Pedalsystem „Dyna Drive“ ein. Von 1978 bis 1984 wurde auch eine 600-Arabesque-Gruppe mit speziellen Gravierungen aufgelegt.
1986 kam die EX-Gruppe ebenfalls mit Seriennummer 6200 auf den Markt.[2] Diese 6-fach-Gruppe war nach der Dura-Ace-Gruppe die zweite Gruppe mit dem Shimano Index System (SIS), also einer gerasterten Schaltung am Hinterrad. Allerdings wurde dabei die Schaltgeometrie modifiziert: Der Seileinholweg pro Schaltschritt wurde gegenüber der Dura-Ace-Gruppe vergrößert. Diese Schaltgeometrie bildete nunmehr den Standard bei Shimano und wurde danach auch für alle anderen Gruppen genutzt (aber erst seit 1997 bei Dura-Ace).[3] Bei der EX-Serie setzte Shimano die von Campagnolo eingeführten Delta-Bremsen als Alternative zu den bisherigen Eingelenk-Seitenzugbremsen („mono pivot“) ein. Dieses System setzte sich aber nicht durch, da es zu schwer und kompliziert zu warten war sowie höhere Bedienkräfte erforderte.
Verschiedene 600-Gruppen wurden zeitgleich produziert und vertrieben.
600 Ultegra
Von 1988 bis 1997 fügte Shimano der 600-Gruppe – nunmehr unter der Seriennummer 6400 – den Namenszusatz Ultegra an.[4] Das Kunstwort Ultegra steht für Ultimate Integrated. Die Gruppe besaß zunächst 7-fach-SIS-Rahmenschalthebel und -kassetten. Ab 1992 gab es die 600-Gruppe – erkennbar an den Seriennummern 6401 und höher – mit 8-fach-Kassette und Bremsschalthebeln (STI) für den Rennlenker. Diese lösten fortan die bis dahin üblichen Rahmenschalthebel ab und führten zugleich eine Rasterung beim Umwerfer für den Kettenblattwechsel vorne ein (Shimano Dual SIS). Mit der Umstellung auf 8-fach-Kassetten wurde die Hinterrad-Nabenbreite auf 130 mm vergrößert. Die Gruppe besaß teilweise drei markante farbige Streifen, was zur Bezeichnung „Tricolor“ führte. Sie wurde zunächst mit Eingelenk-Bremsen, ab 1991 mit Dual-Pivot-Bremsen (Zweigelenk-Bremsen) ausgestattet. In dieser Serie setzte Shimano in der 600-Ultegra-Gruppe die auch in anderen Rennradgruppen genutzte Biopace-Technik der ovalierten Zahnkränze ein.
Ultegra
Seit 1998 produzierte Shimano die Ultegra-6500-Serie als 9-fach-Gruppe und ließ zum ersten Mal die Bezeichnung 600 weg. Die Ultegra 6500 gab es erstmals auch mit 3-fach-Kurbel. Ab diesem Zeitraum führte Shimano auch seine Flight-Deck-Technologie ein: Die STIs können mit entsprechend vorbereiteten Fahrradcomputern kombiniert werden und Daten zum gewählten Gang und der entsprechenden Übersetzung anzeigen und verarbeiten. Mittlerweile bieten die Systeme zusätzlich eine grafische Anzeige des gewählten Ganges und zeigen nach dem Schaltvorgang dessen Übersetzung.
2005 kam die 6600-Serie auf den Markt, mit 10-fach-Schaltwerk und auch wieder mit 3-fach-Kurbel. Die Innenlager der Serie sind standardmäßig außenliegend.
Neuerung bei der darauffolgenden Super-Light-6600-Serie ist die Farbe Ice Grey und eine weitere Gewichtsreduzierung.[5] Neuerung bei der 6700-Serie ist, dass Brems- und Schaltzug wie beim Konkurrenten Campagnolo unter dem Lenkerband verlegt werden. Die Kette der Serie ist asymmetrisch konstruiert: die Innenlaschen und auf der Innenseite auch zusätzlich die Außenlaschen sind gelocht.
Ultegra Di2 und hydraulische Systeme
2011 stellte Shimano der traditionell mechanisch schaltbaren Ultegra-Gruppe der Serie 6700 eine elektrische Schaltung unter dem Namen Ultegra Di2 zur Seite. Wie bei der Dura-Ace-Gruppe kommunizieren die elektro-mechanischen Komponenten dieser Ultegra-Variante – die Schalthebel, der Sensor im Kurbelarm sowie Schaltwerk und Umwerfer – kabelgebunden mittels Bus-System miteinander.[6] Es überträgt neben den Steuersignalen auch die Energie für die Stellmotoren und wird durch einen zentralen Akku gespeist, der wahlweise auch im Sattelrohr untergebracht werden kann. Eine Bluetooth-Verbindung zu externen Geräten ist möglich.
2014 kam die 6800-Serie als 11-fach-Gruppe auf dem Markt. Die beiden Schaltwerke verkraften bis zu 28 (Version SS) oder 32 (Version GS) Zähne am größten Ritzel. Wie bei der zur selben Zeit verfügbaren Shimano Dura-Ace 9000 sitzen die Kettenblätter nun auf vier statt bisher fünf Armen, was laut Shimano bei weniger Gewicht eine bessere Kraftübertragung bringen soll.
Seit 2015 gibt es neben den traditionellen Seilzug-Felgenbremsen alternativ auch hydraulische Scheibenbremsen und die entsprechenden hydraulischen STI-Bremsschalthebel.
2018 wurde die R8000-Serie der Ultegra-Gruppe eingeführt, weiterhin wahlweise mit einer mechanischen oder einer elektrischen (Di2-)Schaltung. Überarbeitet wurden unter anderem die Kettenblattabstände, die insbesondere im Hinblick auf die steigende Zahl von Rennrädern mit Scheibenbremsen vergrößert wurden. Dadurch sollen mehr Freiräume zum Rahmen geschaffen werden. In Verbindung mit den für die neuen Kurbeln erforderlichen neuen Umwerfern wird laut Hersteller die Schaltperformance deutlich verbessert. Mit der langen GS-Version des Schaltwerks sind nun bis zu 34-Zähne-Ritzel an der Kassette schaltbar.[7]
Ebenfalls 2018 wurde unter dem Namen Ultegra RX ein gedämpftes 11-fach-Schaltwerk für Cyclocross- und Gravelfahrräder eingeführt. Die Dämpfung soll ein Schlagen und Abspringen der Kette auf unebenem Boden verringern. Es wird als mechanische und elektromechanische Variante angeboten.[8][9]
Im Herbst 2021 erhielt die elektrische Ultegra Di2 mit der neuen Serie R8100 – zeitgleich mit der Dura-Ace-Gruppe – eine 12-fach-Kassette. Die Verbindung zum Schalter am Lenker erfolgt nunmehr kabellos via ANT+/Bluetooth; die Kabelverbindung zum Akku in der Sattelstütze wurde dünner gestaltet und ist nicht mehr mit der Vorgängergruppe kompatibel. Das einzige Schaltwerk verkraftet maximal 34 Zähne am größten Ritzel. Die 12-fach-Schaltung ist nur noch elektrisch verfügbar; die mechanische Gruppe mit 11 Ritzeln (Serie R8000) bleibt unverändert.[10]
Bilder
Chronologisch in der Entwicklung der 600-Ultegra-Komponenten gereiht.
600-Arabesque-Serie
- Schaltwerk Shimano 600, 1980
- Umwerfer Shimano 600, 1980
- Konterring und Kugelringe eines Shimano-600-Arabesque-Steuersatzes
HP-6200
600-EX-Serie
- Shimano-600-Umwerfer zur Montage am Anlötsockel des Rahmens (Mitte 1980er-Jahre)
- Shimano-600AX-Bremshebel (Anfang 1980er)
- Shimano-600EX-Schaltwerk, 1986–1988
RD-6208 - Shimano-600EX-Steuersatz, 1 Zoll (Ende der 1980er-Jahre)
- Shimano-600-Rahmenschalthebel
SL-6208
600- und 600-Tricolor-Serie
- Shimano-600-Rennrad-Nabe (Mitte 1980er-Jahre)
- Shimano-600-Tricolor-Eingelenk-Bremsen
BR-6400 - Shimano-600-Tricolor-Zweigelenk-Bremsen
BR-6403 - Shimano-600-Tricolor-Schaltwerk RD-6400 (mit geschlossenem Schaltkäfig) und Umwerfer FD-6400 (Umwerfergabel bewegt sich diagonal)
- Shimano-600-Tricolor-Kurbel
FC-6400
Ultegra 9- und 10fach
- Ultegra-Kurbel FC-6500 mit Octalink-V1-Aufnahme, ca. 2005
- Ultegra-Kurbel 3 x 10-fach
FC-6603
Weblinks
- Übersicht über verschiedene Generationen der 600 zum 100-jährigen Jubiläum von Shimano
- Übersicht über Shimano Rennradgruppen auf Bike-Exchange
- Übersicht über verschiedene Generationen der Ultegra zum 100-jährigen Jubiläum von Shimano
Einzelnachweise
- ↑ Shimano 600. In: Fahrrad-Wiki. (wikia.com [abgerufen am 25. Juni 2018]).
- ↑ VeloBase.com - Component: Shimano 600 (1st generation). Abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ 600 ® – WikiPedalia. Abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ ADFC Fachausschuss Technik - Komponenten ab 1990. Abgerufen am 30. Januar 2021.
- ↑ Informationen von Roadbike.de http://www.roadbike.de/know-how/die-geschichte-der-shimano-ultegra-rennradschaltung.616980.9.htm#6
- ↑ Shimano Di2 am Rennrad - der Ratgeber - Roadcycling DE. In: Roadcycling DE. (roadcycling.de [abgerufen am 30. Oktober 2017]).
- ↑ Informationen von radsport-rennrad.de Ultegra: Scheibenbremsen, Pedale, Kurbel
- ↑ Tillman Lambert: Shimano stellt „Ultegra RX“ für Gravel- und Cyclocross vor. In: SAZbike. 5. April 2018, abgerufen am 1. April 2023 (deutsch).
- ↑ Andreas Waldera: Shimano Ultegra RX: Neue Schaltwerke für Gravel und Cyclocross. In: Velomotion. 5. April 2018, abgerufen am 1. April 2023 (deutsch).
- ↑ Klötzer, Jens: Was lange währt... In: Tour, Europas Rennrad-Magazin. Band 10 - 2021, S. 30 ff.
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Rennrad Umwerfer (Shimano 600) zur Montage an Anlötsockel
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Shimano 600 tricolor Crank-Set FC-6400
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At the left, is a thoroughly modern FSA SLK carbon fibre crankset with 53/39 rings.
At the right is a thoroughly old school Shimano Ultegra 52/39 crankset made of good old fashioned aluminum. The FSA offers the latest in high modulus carbon fiber, the newer external bearing bottom bracket design, nickel plated chainrings with ramps and pins to aid shifting…. The Shimano crankset uses the older splined style internal cartridge bottom bracket, also has ramps and pins.
The FSA is indeed lighter, and is supposed to be stiffer, but mere mortals will never be turning the cranks with enough power to really notice the stiffness. So is the FSA really any better? I am not sure, I know that it offers the cachet that high end carbon parts bring to bikes, and that guys like to show off to their buds. I also know that the clear coat on the carbon scuffs up pretty easily. Which one is normally on my best bike? Well, you got me there, I’m a sucker for fashion too. It’s the one on the leftAutor/Urheber: Glory Cycles from Greenville, SC , USA, Lizenz: CC BY 2.0
Ultegra Di2 Fulcrum Racing Quattro
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Schaltwerk Shimano 600EX SIS RD-6208
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Shimano 600 bicycle headset, threaded, 1"
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