Shell L-Klasse

Shell L-Klasse p1
Schiffsdaten
SchiffsartRohöltanker
ReedereiShell Tankers
Bauzeitraum1973 bis 1977
Gebaute Einheiten25 + 4
FahrtgebieteWeltweite Fahrt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
über 300,00 m (Lüa)
Breiteüber 50,00 m
Tiefgangmax. über 20,00 m
Maschinenanlage
Maschine2× Getriebedampfturbine
Höchst-
geschwindigkeit
14 kn (26 km/h)
Propeller1× Festpropeller
Transportkapazitäten
Tragfähigkeitca. 255.000 – 320.000 tdw
Sonstiges
KlassifizierungenLloyd’s Register
Anmerkung
Daten

Abweichungen durch verschiedene Bautypen

Die L-Klasse des Erdölkonzerns Shell war eine in den 1970er Jahren gebaute Serie von VLCC-Rohöltankern.

Geschichte

Die Bezeichnung L-Klasse leitete sich von den mit dem Buchstaben „L“ beginnenden Schiffsnamen der Baureihe. Die Baureihe wurde Anfang der 1970er Jahre von Shell bei mehreren Werften in Nordirland, Dänemark, Japan, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden geordert. Die einzelnen Entwürfe der verschiedenen Bauwerften ähnelten sich zum Teil in den groben Abmessungen, waren aber nicht standardisiert. Eine Ausnahme bildeten die Schiffe der Werften Bremer Vulkan und Harland & Wolff, deren Pläne miteinander abgestimmt worden waren. Ursprünglich sollten alle Schiffe Tragfähigkeiten zwischen etwa 255.000 und 280.000 Tonnen erhalten, ein Großteil der Bauaufträge wurde jedoch, wie in jenen Jahren häufig der Fall, in solche für nochmals größere Einheiten umgewandelt. Der französische Entwurf von Chantiers de l’Átlantique wurde bei 282.000 Tonnen Tragfähigkeit belassen. Die niederländische Verolme Dok en Scheepsbouw Maatschappij baute ein Schiff mit 255.000 Tonnen und eines mit 318.000 Tonnen Tragfähigkeit. Der Ursprungsentwurf von Harland & Wolff wurde 1971 mit 256.000 Tonnen Tragfähigkeit geordert, einige Einheiten wurden mit 270–280.000 Tonnen Tragfähigkeit und einige mit 313.000 Tonnen Tragfähigkeit gebaut. Die drei Bremer-Vulkan-Schiffe waren 1971 mit 270.000 Tonnen Tragfähigkeit in Auftrag gegeben und die Pläne 1972 auf ebenfalls 313.000 Tonnen Tragfähigkeit erhöht worden. Die Aufträge an die Odense Staalskibsværft wurden 1970 mit 282.000 Tonnen Tragfähigkeit erteilt und 1972 auf 310.000 Tonnen erhöht. Die beiden bei der Mitsui Engineering & Shipbuilding gebauten Schiffe waren schon mit 311.000 Tonnen Tragfähigkeit bestellt worden.

Im Zuge der Tankerkrise entschied sich Shell bei Fertigstellung der L-Tanker zunächst zum vorzeitigen Verschrotten von überflüssig gewordenen Schiffen der kleineren H-Klasse und V-Klasse. Zusätzlich wurden zahlreiche der fertiggestellten L-Tanker zwischenzeitlich aufgelegt. Die schlechte Konjunktur in der Tankschifffahrt der späten 1970er und 1980er Jahre aufgrund der Wiedereröffnung des Suezkanals und der großen Tonnage-Überkapazitäten führte ab Anfang der 1980er Jahre schließlich dazu, dass zehn Tanker der L-Klasse an andere Reedereien veräußert und Mitte der 1980er Jahre weitere neun Einheiten direkt an Abwrackwerften verkauft wurden. Auf der anderen Seite kaufte Shell jedoch schon 1990 wieder vier vergleichbare gebrauchte Schiffe an und gliederte sie mit L-Namen in den Rest der bestehenden Flotte ein. Gleich mehrere Einheiten wurden später als schwimmende Öllager genutzt.

Beschreibung

Die Schiffe sind als reine Rohöltanker in Einhüllenbauweise ausgelegt. Das Deckshaus war weit achtern über dem Maschinenraum angeordnet, der nach oben verjüngte Schornstein stand getrennt davon auf dem hinteren Decksaufbau hinter dem Brückenhaus. Die Tanker hatten zwei durchgehende Längsschotten und je nach Bautyp verschieden viele Querschotten. Alle Schiffe hatten Sloptanks sowie zwei Seitentanks für Ballastwasser. Das Manifold mit zwei Ladebäumen war mittschiffs platziert. Innerhalb der Bauserie gab es Unterschiede, an denen sich die einzelnen Entwürfe unterscheiden ließen. So gab es beispielsweise Vorschiffe mit oder ohne Bugwulst, wobei sich die Wulstbuggestaltung der verschiedenen Werften nochmals deutlich unterschied.

Als Antriebsanlagen dienten jeweils zwei Dampfturbinen von STAL-Laval, General Electric oder Kawasaki, die teilweise in Lizenz bei den jeweiligen Bauwerften hergestellt wurden. Ihre Leistung gaben die Turbinen über ein Untersetzungsgetriebe an einen einzelnen Festpropeller ab.

Die Schiffe

Shell L-Klasse
BaunameBauwerft/BaunummerIMO-NummerAblieferungAuftraggeber
Reederei
Spätere Namen und Verbleib
LatonaChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/E25
72336941973Société Maritime Shell, Saint-Nazaireab 16. Mai 1985 in Kaohsiung verschrottet
LedaChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/F25
73202651973Société Maritime Shell, Fos-sur-Mer1984 in Kaohsiung verschrottet
LatirusChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/M25
73478091974Shell Tankers U.K. Londonab 21. April 1984 in Masan verschrottet
LucinaChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/D25
73477821974Société Maritime Shell, Fos-sur-Merab 17. Dezember 1985 in Kaohsiung verschrottet
LagenaBremer Vulkan,
Vegesack/990
7348982Mai 1974Deutsche Shell AG, Hamburg
Deutsche Shell Tanker-Gesellschaft, Hamburg
ab 8. Februar 1984 in Etajima verschrottet
LatiaChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/N25
73600331974Shell Tankers U.K. Londonab 16. Februar 1985 in Shanhaiguan verschrottet
LiotinaBremer Vulkan,
Vegesack/991
7360497September 1974Deutsche Shell AG, Hamburg
Deutsche Shell Tanker-Gesellschaft, Hamburg
ab 2. August 1997 in Chittagong verschrottet
LembulusVerolme Dok en Scheepsbouw Maatschappij,
Rozenburg/853
7368487November 1974Shell Tankers U.K., London1981 Annie, 1986 Sanna, 1995 in Chittagong verschrottet
LimatulaOdense Staalskibsværft,
Lindø/L52
7359008Dezember 1974Shell Tankers U.K., London1981 Arabian Sky, 1981 Alsama Alarabia, 1994 Mare Discovery, 1997 Mosqueen, ab 12. Mai 1999 in Gadani verschrottet
LingaOdense Staalskibsværft,
Lindø/L53
7359010März 1975Shell Tankers U.K., Londonvon Juli 1975 bis September 1976 in Brunei aufgelegt, 1981 Arabian Sea, Maschinenraumbrand im März 1988 – repariert, 1994 Mare Champion, 1997 Mosking, ab 3. Mai 1999 in Chittagong verschrottet
LanistesMitsui Engineering & Shipbuilding, Ichihara/9537379802März 1975Rebron Ltd.
Shell Tankers U.K., London
von Februar 1983 bis Dezember 1985 in Loch Striven aufgelegt, 2000 bei Sembawang, Singapur in Lagerschiff Soorena FSU umgebaut
LiparusOdense Staalskibsværft,
Lindø/L54
7359022Mai 1975Shell Tankers U.K., London1982 Paradise, bis Juli 1986 in Loch Striven aufgelegt, 1990 Hellespont Paradise, 2001 Lagerschiff, ab Oktober 2001 in China verschrottet
LimneaOdense Staalskibsværft,
Lindø/L55
7359034Juli 1975Shell Tankers U.K., Londonvon September 1975 bis Mai 1976 in Brunei aufgelegt, ab August 1982 erneut in Loch Striven aufgelegt, 1983 Orpheum, 1990 Hellespont Orpheum, 2001 Kapadokya, ab 10. September 2001 in Indien verschrottet
LabiosaChantiers de l’Atlantique,
Saint-Nazaire/T25
7360071Juli 1975Shell Tankers U.K., Londonvon Oktober 1975 bis September 1976 in Brunei aufgelegt, 1981 Autan, ab Juli 1985 erneut in Agnefest aufgelegt, ab 11. Dezember 1999 in Chittagong verschrottet
LaconicaMitsui Engineering & Shipbuilding, Ichihara/96573798261975Shell Tankers U.K. Londonab 15. Dezember 1985 in Kaohsiung verschrottet
LeptonVerolme Dok en Scheepsbouw Maatschappij,
Rozenburg/859
73820431975Lepton Shipping Corp., Monrovia
Shell Tankers Nederland
ab 24. Juni 1985 in Südkorea verschrottet
LottiaBremer Vulkan,
Vegesack/992
7360502Dezember 1975Deutsche Shell AG, Hamburg
Deutsche Shell Tanker-Gesellschaft, Hamburg
ab 17. Dezember 1984 in Kawajiri verschrottet
LepetaHarland & Wolff,
Belfast/1696
7342536Juli 1976Airlease Lombard
Shell Tankers U.K., Isle of Man
ab Januar 1999 in Gadani verschrottet
LotoriumHarland & Wolff,
Belfast/1694
7341001November 1976Shell Tankers U.K., Isle of Man1980 Lotor, 1980 Olympic Armour, 1982 bis 1987 in Piräus aufgelegt, von August bis Dezember 1987 in Fahrt, danach erneut aufgelegt, 1996 Orapin Global
LampasHarland & Wolff,
Belfast/1695
7342524November 1976Airlease Lombard
Shell Tankers U.K., Isle of Man
Mai 1983 bis 1986 in Loch Striven aufgelegt, 1998 außer Dienst
LyriaOdense Staalskibsværft,
Lindø/L60
7359084November 1976Shell Tankers U.K., London1984 Louisiana, 1988 Berge Boss, ab 21. Juni 2003 in Xinhui verschrottet
LeoniaHarland & Wolff,
Belfast/1697
7342548Dezember 1976Airlease Lombard
Shell Tankers U.K., Isle of Man
ab 17. April 1998 in Kaohsiung verschrottet
LimopsisOdense Staalskibsværft,
Lindø/L59
7359072Dezember 1976Shell Tankers U.K., London1983 Diane, 1986 Matilde R., 1987 Berge Borg, ab 10. Juni 2003 in Xinhui verschrottet
LitiopaMitsui Engineering & Shipbuilding, Ichihara/10487379993April 1977Shell Bermuda (Overseas). Ltd.von Oktober 1983 bis April 1985 in Loch Striven aufgelegt, 1985 Flagship L und in Piräus aufgelegt, 1987 Jamunda, 1988 Berge Bragd, 2002 Tai San, 2005 Litiopa, 2006 in FPSO FPSO Saxi umgebaut, 2008 FPSO Saxi Batuque
LimaHarland & Wolff,
Belfast/1698
7342550Juni 1977Airlease Lombard
Shell Tankers U.K., Isle of Man
1984 Lagerschiff, ab 12. Juni 1998 in Kaohsiung verschrottet
Olympic BannerHarland & Wolff,
Belfast/1685
72292891972Carlo Maritime Panama, Monrovia
Olympic Maritime, Monte Carlo
1990 Latia, ab 17. März 1995 in Indien verschrottet
Olympic BrillanceHarland & Wolff,
Belfast/1686
73294811973Lakeport Navigation Panama, Monrovia
Olympic Maritime, Monte Carlo
1990 Limnea, ab 20. August 1995 in Indien verschrottet
Universe FrontierIshikawajima-Harima Heavy Industries, Aioi/250675223181976Universe Tankships Inc., Monrovia
National Bulk Carriers, New York
1976 nach Fertigstellung aufgelegt, 1977 Aristotle S. Onassis, 1990 Lucina, 2000 Lu San, 2006 An, 2007 Umbau zum FPSO FPSO Frade
Alexander OnassisChantiers de l’Átlantique,
Saint-Nazaire/C26
73601481977Lerwick Marine Panama, Monrovia
Olympic Maritime, Monte Carlo
1990 Lyria, 2002 Thalassa, 2003 zum FPSO Marlin Sul umgebaut, 2017 Abbruch in Alang
Daten: Equasis,[1] grosstonnage[2]

Siehe auch

Literatur

  • Jochen Brennecke: Tanker - Vom Petroleumklipper zum Supertanker. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1975, ISBN 3-7822-0066-7, S. 233/234.
  • Stewart, I.G.: The World’s Super Ships. 1965–1980. I.G.S. Marine Publishers, Perth 1980.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Equasis-Startseite (englisch)
  2. grosstonnage-Startseite (englisch)