Setzkasten

Setzkasten aus dem 18. Jahrhundert
(c) Bundesarchiv, Bild 183-58117-0010 / CC-BY-SA 3.0
Lehrlinge beim Setzen eines Informationsblattes, 1958

Der Setzkasten ist ein in der Handsetzerei verwendeter Sortierkasten für Lettern im Bleisatz.

Setzkästen (oder einem Setzkasten ähnliche Miniregale, die dann ebenfalls Setzkästen genannt werden) verwendet man auch häufig bei der Wohnungseinrichtung zur Ausstellung von vielerlei kleinen Objekten wie z. B. Figuren.

Ein Setzkasten enthält immer nur Typen derselben Schriftart, Schriftgröße und des Schriftschnitts. Außer den Schriftzeichen enthält der Kasten auch nicht druckendes Material, das Blindmaterial, bestehend aus Quadraten, Gevierten und Spatien für die Wort- und Zeichenabstände. Die Größe der Fächer und die Anordnung der Typen darin richten sich nach der durchschnittlichen Häufigkeit, mit der bestimmte Typen im Text verwendet werden. Deshalb unterscheidet sich die Anordnung und Ausprägung je nach Sprachraum. Als „Fische“ wurden irrtümlich abgelegte Lettern im falschen Fach des Kastens und als „Zwiebelfische“ die falsch abgelegten Lettern aus einer anderen Schriftart oder eines Schriftschnitts bezeichnet.

In Deutschland wurde die Einteilung nach DIN 16502 festgelegt. Die DIN 16502 Schriftkasten; Anordnung und Belegung der Fächer ist allerdings ersatzlos zurückgezogen worden und nicht mehr aktuell. Der Antiquakasten besitzt 125 Fächer, deren Größe sich nach der Verwendungshäufigkeit richten. Es gibt elf ganze Fächer (z. B. für e und n), 40 halbe (z. B. für h und l) und 72 Viertelfächer (etwa für Zahlen). Dazu noch ein Drittelfach (Ein-Punkt-Spatium) und ein Zweidrittelfach (Buchstabe i). Diese Aufteilung gilt für Schriften der Gruppen I–VI nach DIN 16518 zur Schriftenklassifikation. Bei den Kästen für gebrochene Schriften entfallen die Akzentbuchstaben und es werden 21 Viertelfächer frei für Reservelettern oder in der Gruppe X für Ligaturen. Die Kästen für Schriften der Gruppen VII–IX und XI halten sich oft nicht an die Norm der Belegung. Die Anzahl der Fächer kann sich auf 116 reduzieren.

Die Schriftkästen werden noch in der Größe unterschieden:

  • Brotschriftenkasten oder Großer Schriftkasten in rechteckiger Form mit zum Beispiel 96 cm Breite, 61 cm Tiefe und 5,2 cm Kastenhöhe,
  • Standardkasten oder Kleiner Schriftkasten in annähernd quadratischer Form mit zum Beispiel. 66 cm Breite, 61 cm Tiefe und 4,3 cm Kastenhöhe,
  • Titelschriftkasten auch Steckschriftenkasten in etwas kleinerem Format zum Beispiel mit 27 cm Breite, 61 cm, seltener 45 cm Tiefe, und 4,3 cm Kastenhöhe. In diesen Kästen werden die Lettern meist nicht in einzelne Buchstabenfächer abgelegt, sondern in alphabetischer Folge in Reihe eingesteckt.

Ein guter Schriftsetzer kann aus einem Brotschriftkasten etwa 1200 bis 1500 Buchstaben pro Stunde setzen. Die „Produktivität“ eines Schriftsetzers reduziert sich jedoch, wenn man die Zeit berücksichtigt, die er nach dem Druck zusätzlich für das „Ablegen“ der Bleisatzlettern zurück in den Setzkasten benötigt.

Durch fast vollständige Abkehr vom Bleisatz und die Umstellung auf neue Drucktechniken wurden die meisten Setzkästen ausgemustert. Erhaltene Exemplare dienen heute Sammlern zur Aufbewahrung und Ausstellung kleiner Gegenstände. Zu diesem Zweck werden auch Nachbauten als „Setzkasten“ bezeichnet, die aber von den echten Setzkästen meist erheblich abweichen.

Sonstiges

Als Setzkasten wird auch ein im Jahr 1835 von Johann von Hermann erfundenes Unterrichtsmittel bezeichnet, das heute noch im elementaren Sprachunterricht verwendet wird: ein Kästchen, das mehrfach die einzelnen Buchstaben auf Karton- oder Plastikplättchen enthält, mit einer Vorrichtung, in der diese Buchstaben zu Wörtern zusammengesteckt werden können.

Literatur

  • Buchdruckerkunst. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 3, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905, S. 528–532.
  • Eberhard Dilba: Typographie-Lexikon und Lesebuch für alle, 2. Auflage, Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-2522-6.
  • Sepp Dußler, Fritz Kolling: Moderne Setzerei. 4. Auflage. Verlag Dokumentation Saur KG, Pullach 1974, ISBN 3-7940-8703-8.

Weblinks

Commons: Setzkästen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Setzkasten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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A drawing of a classical typesetter's sorting case.
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Setzkasten nach DIN - etwa 70er Jahre
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Bild eines (seltenen) Antiqakastens im Steckschrifkasten Format mit Taschentuchpackung als Größenvergleich
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Bewegliche Lettern, die zu einem englischen Text zusammengesetzt sind: “The quick brown fox jumps over the lazy dog and feels as if he were in the seventh heaven of typography together with Hermann Zapf, the most famous artist of the” (»Der schnelle braune Fuchs springt über den faulen Hund und fühlt sich, als wäre er im siebten Himmel der Typographie zusammen mit Hermann Zapf, dem berühmtesten Künstler der«.) Dies ist ein Satz, in dem alle Buchstaben vorkommen, ein Pangramm.
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Brotschriftenkasten (Antiqakasten)
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Belegungsschema Setzkasten (DIN 16502) für Antiqua-Schriften mit 125 Fächern
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-58117-0010 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Jugendliche beim Setzen eines Informationblattes Zentralbild Zühlsdorf 3.9.1958 Vom Bauplatz der Jugend in der Wische. Auf dem Bauplatz der Jugend in der altmärkischen Wische sind insgesamt 165 km Gräben instandgesetzt worden. Bis zum 30. September 1958, dem letzten Tag des diesjährigen Wischeeinsatzes, sollen 175 km Wasserläufe in Ordnung gebracht sein. Seit dem 15. Mai, dem Beginn der großen Aktion in der altmärkischen Wische, sind von den jungen Sozialisten außer den Grabenaufräumungsarbeiten acht Rinderoffenställe, drei Silos und ein großer Düngerschuppen gebaut, sowie 14, 2 km Straßen instandgesetzt worden. Neben einer Vielzahl von Einsätzen in der Landwirtschaft halfen die Jugendlichen nach Feierabend noch insgesamt 18000 Stunden beim Nationalen Aufbauwerk. UBz: Der Operativstab des Bauplatzes der Jugend in der Wische gibt eine Wochenzeitung sowie ein tägliches Informationsblatt heraus. Dieses Informationsblatt wird von Setzer- und Druckerlehrlingen der Volksstimme Magdeburg in einer kleinen Druckerei in Seehausen hergestellt. Setzerlehrling Sigrid Mühlberg (rechts) beim Absetzen des täglichen Informationsblattes.
Steckschriftkasten.jpg
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Steckschriftkasten mit Bleilettern