Servitenkirche (Wien)

Die Servitenkirche im Jahr 1724. Stich von Salomon Kleiner.
Servitenkirche
Innenansicht der Kirche

Die Servitenkirche Mariä Verkündigung ist eine römisch-katholische Pfarrkirche im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund. Der barocke Sakralbau stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde zum architektonischen Vorbild zahlreicher späterer Barockkirchen. Sie war eine Ordenskirche der Serviten, seit 1783[1] bis heute ist sie Pfarrkirche der Alsergrunder Pfarre Rossau im Stadtteil Rossau. Sie gilt als eine der kulturhistorisch bedeutendsten Vorstadtkirchen Wiens aus dem Frühbarock.[2]

Geschichte

Am 16. September 1638 erhielt der Servitenorden zu Florenz von Kaiser Ferdinand III. die Genehmigung, eine Niederlassung in Wien zu gründen – schon 1613 hatte er mit dem Kloster in Innsbruck eine erste Dependance nördlich der Alpen eingerichtet.

Die Kirche wurde von Carlo Martino Carlone nach einem von Andrea Palladio beeinflussten Entwurf gebaut und Mariä Verkündigung gewidmet. Der Spatenstich erfolgte am 11. November 1651. Die Kirche wurde 1670 geweiht, wobei die Fertigstellung des Innenausbaues weitere sieben Jahre dauerte. 1723 gestaltete der Hof-Bildhauer Franz Caspar eine plastische Dreifaltigkeitsgruppe mit Engeln. Die barocke Kanzel von 1739 verfügt über Figuren der Vier Evangelisten und der Drei Göttlichen Tugenden von Balthasar Ferdinand Moll.[3]

Der Entwurf des Schmerzensaltares stammt von Antonio Beduzzi, auf dem sich auch eine Pietà aus dem Jahre 1470 befindet. Der Altar ist zugleich das Grabmal des Fürsten Octavio Piccolomini, Widersacher Wallensteins im Dreißigjährigen Krieg, der einer der wichtigsten Gönner des Servitenordens war. Ein anderer Gönner dieser Kirche war Freiherr Christoph Ignaz Abele, der den Liboriusaltar stiftete.

Am 8. Juni 1917 brannte der Dachstuhl der Kirche, wobei der Eckturm mit der Totenglocke einstürzte.[4][5] Der bei dem Brand entstandene Schaden betrug zirka 450.000 Kronen, wovon nur 58.000 Kronen durch eine Versicherung gedeckt waren.[6]

Ausstattung

Orgel

Die Orgel der Servitenkirche wurde 1981 von Gerhard Hradetzky errichtet und verfügt über 23 Register auf zwei Manualen und Pedal.[7][8]

Glocken

Das Geläut der Servitenkirche besteht aus vier Glocken. Drei Davon bestehen aus Stahl und wurden 1924 von der Gießerei Böhler gegossen, die drittgrößte wurde 1685 von Joachim Groß aus Bronze gegossen.[9]

Die Große Glocke (Glocke 1)
Die drittgrößte Glocke (Glocke 3)
Nr.SchlagtonGewicht

in Kg

Durchmesser

in cm

1dis11200139
2fis1750119
3gis140388
4h132085

Die Glocken sind folgendermaßen auf die Türme verteilt: im linken Turm hängen die Glocken eins und drei, im rechten Turm die Glocken zwei und vier. Über dem Chor hängt in einem Tiroler Glockentürmchen eine kleine Glocke, über welche jedoch keine Daten bekannt sind.

Peregrinikapelle

An der Nordseite der Kirche ist die im 18. Jahrhundert zu Ehren des heiligen Peregrinus Laziosi angebaute Peregrini-Kapelle von Melchior Hefele mit Fresken von Mölk zu finden.[10]

Weblinks

Commons: Servitenkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Lechner: Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau. 1970, S. 35.
  2. Mario Schwarz und Manfred Wehdorn: 101 Restaurierungen in Wien. 2000, S. 186.
  3. Servitenkirche im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  4. Artikel in: Wiener Zeitung, Wiener Zeitung, 9. Juli 1917, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  5. Artikel in: Das interessante Blatt / Wiener Illustrierte, Bilder vom Brand, 19. Juli 1917, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dib
  6. Artikel in: Wiener Allgemeine Zeitung, 17. September 1917, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/waz
  7. Österreichische Orgeldatenbank Karl Schütz. Archiviert vom Original am 14. September 2008; abgerufen am 8. Februar 2023.
  8. Günter Lade: Orgeln in Wien. Wien 1990, ISBN 3-9500017-0-0, S. 248.
  9. Jörg Wernisch: Glockenverzeichnis von Österreich. Lienz 2011, ISBN 978-3-902128-16-4, S. 227.
  10. Karl Lechner: Kirche und Kloster der Serviten in der Rossau. 1970, S. 31.

Koordinaten: 48° 13′ 14,2″ N, 16° 21′ 49,7″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wiener Servitenkirche, Glocke 3.jpg
Autor/Urheber: Bellsenthusiast, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dieses Bild zeigt die drittgrößte Glocke der Wiener Servitenkirche Maria Verkündigung. Sie ist ein Werk des Glockengießers Joachim Groß und stammt aus dem Jahr 1685. Sie wiegt 403 kg und ihr Durchmesser beträgt 88 cm.
Wien - Votivkirche (a).JPG
Autor/Urheber: C.Stadler/Bwag, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Südsüdostansicht der Votivkirche am Rooseveltplatz bzw. im Votivpark im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund.
Die Votivkirche wurde nach den Plänen von Heinrich von Ferstel im neogotischen Stil ab 1856 errichtet und zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares am 24. April 1879 feierlich geweiht. Sie wurde als „Dankgeschenk“ (eine sogenannte Votivgabe, daher kommt der Name) errichtet, weil das Attentat am 18. Februar 1853 auf Kaiser Franz Joseph misslang: [1]. Ab 2001 wurde sie um rd. 38 Mio. Euro über 20 Jahre lang generalsaniert. Erst im April 2023 war zum ersten Mal seit Anfang der 2000er-Jahre ein freier Blick auf das Gebäude möglich. Hier ein Foto vor der Sanierung (1999): [2].
Servitenkirche Wien, große Glocke.jpg
Autor/Urheber: Bellsenthusiast, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Zu sehen ist die große Glocke der Wiener Servitenkirche Maria Verkündigung, gegossen 1924 von der Gießerei Böhler. Sie hat einen Durchmesser von 139 cm und wiegt 1.200 Kg.
Servitenkirche wien.jpg
Autor/Urheber: Andreas Faessler, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Innenansicht der Klosterkirche des Servitenklosters in Wien
Kleiner Servitenkirche Wien 1724.jpg
Die Servitenkirche in Wien-Alsergrund im Jahr 1724. Stich von Georg Daniel Heumann nach einer Zeichnung von Salomon Kleiner.