Sergio Ramírez

Im Instituto Cervantes Berlin 2022

Sergio Ramírez Mercado (* 5. August 1942 in Masatepe, Departamento Masaya) ist ein nicaraguanischer Schriftsteller, Menschenrechtler und war zeitweilig Politiker.

Ramirez gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren Lateinamerikas. Mehr als 50 Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.[1]

Leben

Ramirez lebte zwischen 1973 und 1975 als Stipendiat des Künstlerprogramms des DAAD in West-Berlin. Als Mitglied der FSLN und Initiator der Gruppe der Zwölf (eines der FSLN nahestehenden Bündnisses von zwölf nicaraguanischen Intellektuellen) hielt er während des Kampfes gegen Anastasio Somoza und in der Folgezeit Kontakt mit der Sozialistischen Internationale und der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung. Nach dem Sturz der Diktatur 1979 war er zunächst Mitglied der fünfköpfigen Regierungsjunta und von 1984 bis 1990 Vizepräsident.

1995 gründete er wegen Meinungsverschiedenheiten – insbesondere mit dem früheren sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega – die Partei Movimiento de Renovación Sandinista, da er aus seiner Sicht Ortegas dogmatischen Kurs nicht mittragen wollte.[2] Nachdem sich Ramírez 1996 aus der aktiven Politik zurückgezogen hatte, widmete er sich wieder vor allem der Literatur.[3]

2001 war er Gastprofessor in Berlin,[4] zuvor zeitweilig in Washington und Los Angeles. Ramírez lebt in Nicaragua. Er schreibt Romane, Essays, Erzählungen und Gedichte. 2017 wurde er mit dem Cervantespreis ausgezeichnet.[5] 2018 erhielt er auch die spanische Staatsbürgerschaft.

„Wie vielleicht nirgendwo sonst auf dem Planeten haben wir Schriftsteller in Lateinamerika uns als Propheten unserer Zeit gesehen. Das mag arrogant erscheinen. Doch mindestens eine Rolle haben wir, die unausweichlich ist: Wir sind Zeugen, und als solche sind wir auch Chronisten. Die Zeitgeschichte liegt seit je im Wesen unseres Schreibens, und nie war es möglich, private Geschichten abseits von der großen Bühne der Zeitgeschichte zu erzählen.“

Sergio Ramírez 2006

Vor der Präsidentschaftswahl im November 2021 gab es in Nicaragua immer mehr Repressionen gegen Regime-Kritiker.[6] So erließ die Staatsanwaltschaft des Landes wegen kritischer Äußerungen auch einen Haftbefehl gegen Ramírez, der sich allerdings zu diesem Zeitpunkt in Costa Rica befand.[7][8]

Auszeichnungen

  • 1985 erhielt er den Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte. Fünf Jahre später gewann er für seinen Kriminalroman Castigo divino den renommierten Premio Hammett.
  • Für den Roman Margarita, está linda la mar erhielt er 1998 den spanischen Premio Alfaguara de Novela.
  • 2014: Premio Carlos Fuentes der Republik Mexico
  • 2017: Cervantespreis

Werke (Auswahl)

  • Tiempo de fulgor. 1970
    • Chronik des Spitals San Juan de Dios, aufgezeichnet von der Schwester María Teresa. Roman. Hammer, Wuppertal 1973, ISBN 3-87294-048-1; dtv, München 1985, ISBN 3-87294-048-1
  • De tropeles y tropelías. 1973
    • Vom Vergnügen des Präsidenten. Erzählungen aus Nicaragua. Hammer, Wuppertal 1981, ISBN 3-87294-178-X
  • El pensamiento vivo de Sandino. 1975
    • Viva Sandino! Leben und Tod des ersten lateinamerikanischen Guerillaführers. Hammer, Wuppertal 1973, ISBN 3-87294-077-5
  • Te dio miedo la sangre? 1977
    • Die Spur der Caballeros. Roman. AutorenEdition, München 1980, ISBN 3-7610-0561-X; dtv, München 1983, ISBN 3-423-10158-X
  • El alba de oro. 1983
  • Der Weihnachtsmann. Erzählung. (Erstveröffentlichung) Übers. José Antonio Friedl Zapata. In: Ein neuer Name, ein fremdes Gesicht. 26 Erzählungen aus Lateinamerika. Hg. wie Übers. Sammlung Luchterhand, 834. Neuwied, 1987 u.ö., S. 299–310
    • Mit den Waffen der Zukunft. Texte zur sandinistischen Revolution in Nicaragua. Hammer, Wuppertal 1984 ISBN 3-87294-256-5
  • Clave de sol. 1992
    • Tropischer Walzer. Erzählungen. dipa, Frankfurt 1994, ISBN 3-7638-0332-7
  • Un Baile de Máscaras. 1995
    • Maskentanz. Roman. Hammer, Wuppertal 1997, ISBN 3-87294-786-9
  • Margarita, está linda la mar, 1998
    • Margarita, wie schön ist das Meer. Stockmann-Verlag Österreich, Bad Vöslau 2012, ISBN 978-3-9502750-6-3
  • Adiós Muchachos. Una memoria de la revolución sandinista. 1999
    • Adios Muchachos! Eine Erinnerung an die sandinistische Revolution. Hammer, Wuppertal 2001, ISBN 3-87294-871-7
  • Catalina y Catalina. 2001
    • Vergeben und vergessen. Erzählungen. edition 8, Zürich 2004, ISBN 3-85990-010-2.
  • La manzana de oro. Iberoamericana, Madrid und Vervuert, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86527-713-8.
    • Strafe Gottes. Mehr als ein Kriminalroman. edition 8, Zürich 2012, ISBN 978-3-85990-178-0.
  • El cielo llora por mí, San José, Costa Rica (Alfaguara) 2008
    • Der Himmel weint um mich. Kriminalroman, Zürich (edition 8) 2015. ISBN 978-3-85990-248-0
  • Ya nadie llora por mí, Madrid (Alfaguara) 2017. ISBN 978-84-204-2735-5
    • Um mich weint niemand mehr. Kriminalroman, Zürich (edition 8) 2019. ISBN 978-3-85990-378-4

Weblinks

Commons: Sergio Ramírez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Süddeutsche Zeitung: Sergio Ramírez erhält Carlos-Fuentes-Literaturpreis. Abgerufen am 18. Oktober 2020.
  2. Ex-Vizepräsident von Nicaragua: «Es scheint, als würden wir in einem betäubten Land leben», az, 8. April 2018
  3. Bernd Pickert: das portrait: Sergio Ramírez,Schriftsteller und Gegner zweier Diktaturen. In: Die Tageszeitung: taz. 10. September 2021, ISSN 0931-9085, S. 10 (taz.de [abgerufen am 19. September 2021]).
  4. Freie Universität Berlin: Sergio Ramírez – Samuel Fischer-Gastprofessor im Sommersemester 2001
  5. Javier Rodríguez Marcos: Sergio Ramírez dedica su Premio Cervantes a “los nicaragüenses asesinados estos días por reclamar justicia”. In: El País. 23. April 2018, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 24. April 2019]).
  6. Repression in Nicaragua: Haftbefehl gegen Autor Sergio Ramirez. br24, 9. September 2021, abgerufen am 19. September 2021.
  7. Autor Sergio Ramírez im Visier von Nicaraguas Justiz | DW | 13.09.2021. In: Deutsche Welle. 13. September 2021, abgerufen am 19. September 2021.
  8. Ralf Leonhard: Autor Sergio Ramírez über Nicaragua: „Es herrscht die nackte Angst“. In: Die Tageszeitung: taz. 12. Oktober 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 15. Oktober 2021]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Sergio Ramírez im Instituto Cervantes Berlin 2022 (2).jpg
Autor/Urheber: Barbasca, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Sergio Ramírez im Instituto Cervanes Berlin