Sergia Plautilla

Sergia Plautilla war die Mutter des im Jahr 30 geborenen römischen Kaisers Nerva.

Sergia Plautilla ist lediglich durch die Inschrift einer Statuenbasis bekannt, die im 16. Jahrhundert in Rom gefunden wurde,[1] sich 1664 in der Abtei San Benigno in Genua befand und seit dem 19. Jahrhundert verschollen ist. Sie lautete:[2]

Sergiae
Laenatis f(iliae)
Plautillae
matri
Imp(eratoris) Nervae
Caesaris Aug(usti)

„Der Sergia
des Laenas Tochter,
Plautilla,
der Mutter
des Imperators Nerva
Caesar Augustus“

Die Inschrift wird während der kurzen Regierungszeit Nervas zwischen den Jahren 96 und 98 gesetzt worden sein. Jacob Spon vermerkte im Jahr 1679 zur Inschrift, dass diese Frau und Mutter Nervas den antiken Geschichtsschreibern unbekannt sei.[3] Laut der Inschrift war Sergia Plautilla die Tochter eines Laenas. Schon Paul von Rohden und Hermann Dessau vermuteten hinter dem Vaternamen den Suffektkonsul des Jahres 33 und curator aquarum – Vorsteher des Wasserleitungswesens – von 34 bis 38 Gaius Octavius Laenas.[4] Octavius Laenas war in diesem Amt Nachfolger des Juristen Marcus Cocceius Nerva, Suffektkonsul des Jahres 21 oder 22 und curator aquarum seit 24, der auf Capri, wohin er Tiberius begleitet hatte, im Jahr 33 Suizid begangen hatte. Dieser war laut Frontin der Großvater Nervas.[5] Mit dessen Sohn, dem ebenfalls als Juristen bekannten Marcus Cocceius Nerva, hatte der homo novus Octavius Laenas seine Tochter Sergia Plautilla in einem nicht bekannten Jahr verheiratet, während er seinen Sohn Octavius Laenas mit Rubellia Bassa, der Tochter wohl des Gaius Rubellius Blandus, vermählen ließ und somit weitläufige verwandtschaftliche Beziehungen zum julisch-claudischen Kaiserhaus aufbaute.[6]

Aus der Verbindung von Sergia Plautilla mit Marcus Cocceius Nerva ging der spätere Kaiser Nerva hervor. Zudem hatten sie eine Tochter, Cocceia, die Lucius Salvius Otho Titianus, den Bruder des Kaisers Otho, heiratete.[7] Ob Sergia Plautilla noch lebte, als sie während der Regierungszeit ihres Sohnes durch Statue und Inschrift geehrt wurde, ist unbekannt.

Literatur

Anmerkungen

  1. Jan Gruter: Inscriptiones Antiquae Totius orbis Romani, in corpus absolutißimum redactae. 2. Auflage. Heidelberg 1616, S. CCXLVI (Digitalisat), gab als Fundort Antium an; bereits von Hermann Dessau in Prosopographia Imperii Romani (PIR) S 384 (Digitalisat) verworfen.
  2. CIL 6, 31297 = ILS 281 (Digitalisat); EDR 113647 im Electronic Archive of Greek and Latin Epigraphy (EAGLE) der Association Internationale d’Epigraphie Grecque et Latine
  3. Jacob Spon: Miscellanea eruditae antiquitatis. Widerholdt, Frankfurt am Main 1679, S. 268 (Digitalisat), der auch Rom als Fundort bestätigt.
  4. Prosopographia Imperii Romani (PIR) S 384 (Digitalisat); zum Ehemann der Sergia Plautilla macht ihn (aus Versehen?) Werner Eck: Nerva 2. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 856–858. Hierzu siehe Detlef Liebs: Nerva filius – Selbstmord auf Wunsch des Kaisers? In: Holger Altmeppen, Ingo Reichard, Martin Josef Schermaier (Hrsg.): Festschrift für Rolf Knütel zum 70. Geburtstag. Müller, Heidelberg 2009, S. 651–665, hier S. 653 mit Anm. 23.
  5. Frontin, De Aquis 2,102.
  6. Zum komplexen Stemma der Rubellier, der Sergier und der Octavier siehe Edmund Groag: Prosopographische Beiträge. In: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien. Band 21–22, 1922–1924, Sp. 425–478, hier Sp. 425–436 (Stemma Sp. 435/436; Digitalisat), und die Ausführungen von Ronald Syme: The Marriage of Rubellius Blandus. In: The American Journal of Philology. Band 103, 1982, S. 62–85, zu Sergia Plautilla bes. S. 67–68; zuletzt Tom W. Hillard, J. Lea Beness: The Ancestry of Nerva. In: The Classical Quarterly. Band 65, 2015, S. 756–765.
  7. Zu Cocceia siehe Marie-Thérèse Raepsaet-Charlier: Prosopographie des femmes de l’ordre senatorial (Ier–IIe siècles). Peeters, Löwen 1987, S. 234–235, Nr. 263.