Sennen-Ballade

Dokumentarfilm
OriginaltitelSennen-Ballade
ProduktionslandSchweiz
Erscheinungsjahr1996
Länge100 Minuten
Stab
RegieErich Langjahr
DrehbuchErich Langjahr
ProduktionLangjahr Film GmbH
KameraErich Langjahr
SchnittErich Langjahr
Besetzung
  • Bauernfamilie Werner und Waltraud Meile mit ihren Kindern Christian, Marianne, Matthias, Werner
  • Schneiderin: Helene Rusch
  • Zusenn: Hermann Waldburger
  • Überfahrsennen: Ueli Schläpfer, Werner Schläpfer, Köbi Knöpfel, Martin Knöpfel, Ernst Alder
  • Silvesterchläuse, «Schöne» und «Schönwüeste»: Hans Keller, Res Keller, Werner Meile jun., Matthias Meile, Marcel Raschle, Thomas Wittenwiler
  • Silvesterchläuse, «Schöne»: Werner Meile, Edi Gantenbein, Walter Raschle, Hanspeter Schläpfer, Ueli Schläpfer, Werner Schläpfer;
Chronologie
Bauernkrieg →

Sennen-Ballade ist ein Kinodokumentarfilm aus dem Jahr 1996 des Schweizer Regisseurs Erich Langjahr. Er bildet den Auftakt zu einer Trilogie über die Situation der Bauern, über Identität, Überleben und Zukunft. Sennen-Ballade trägt den Untertitel «Zum 150. Geburtstag der modernen Schweiz», eine Anspielung an das Gründungsjahr des Schweizer Bundesstaates 1848.

Der Kinofilm Sennen-Ballade wurde 2023 mit Hilfe von Kantonen, Gemeinden und Stiftungen restauriert und digitalisiert.

Entstehung

Wie in Langjahrs früheren Filmen ist auch der «Sennen-Ballade» eine lange Vorarbeit vorausgegangen. Die Kontakte zur im Film porträtierten Familie Meile knüpfte Langjahr während der Dreharbeiten zu «Männer im Ring». Drei Jahre dauerte es von der ersten Recherche bis zum Abschluss der Schnittarbeiten.[1]

Der Film kommt ohne Kommentare und ohne Musik aus. Erich Langjahr meinte in einem Interview dazu: Der Film ist in sich höchst musikalisch und schafft Raum für das eigene Empfinden der Zuschauer. Mani Planzer, der für mich mehrmals Filmmusiken geschrieben hat, konnte sich keine zusätzliche Musik zu den Bildern und Naturtönen vorstellen.[2]

Hans M. Eichenlaub schrieb dazu in der «Weltwoche»: Es gehört zu den auffälligsten Qualitäten dieses Films, dass er ohne Kommentar, ja praktisch ohne Dialoge, auskommt. (...) Der differenzierte Umgang mit den Tönen und Klängen (Ton: Silvia Haselbeck) von Wind-, Arbeits- und Tiergeräuschen ermöglicht den sinnlichen Zugang zu den Bildern. So wird Raum geschaffen für eine Senn-Meditation.[3]

Inhalt

«Sennen-Ballade» ist eine Filmballade mit dem Senntum-Bauern Werner Meile und seiner Familie. Im Zentrum steht das sennische und bäuerliche Alltagsleben auf der Alp «Unteres Aueli» in der Nähe der Schwägalp (AR) und auf ihrem Hof in Dicken (SG).

Der Film gibt einen Einblick in eine ganzheitliche Daseinsform zwischen Mensch, Arbeit und Tier im Jahresrhythmus. Dazu gehören auch die Alpfahrt und die Alpabfahrt, das Silvesterchlausen in Schwellbrunn (AR) und Umgebung, sowie das Senntum Schnitzen. Werner Meile ist während der Wintermonate als sogenannter «Chüelischnitzer» tätig.

Rezeption

Der Film «Sennen-Ballade» wurde an der Olma im Oktober 1996 zum ersten Mal gezeigt. Anschliessend nahm er am 39. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm teil und wurde dort gleich zweimal ausgezeichnet. Erst danach gelangte der Film in die Kinos.

Die Urkunde für den Sonderpreis des Internationalen Leipziger Festivals trägt die Unterschrift von Dr. Angela Merkel, damals Ministerin des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.[4]

Im Sommer 1997 meldete die Schweizerische Depeschen Agentur die Teilnahme des Films «Sennen-Ballade» am internationalen Wettbewerb des Yamagata Dokumentarfilmfestivals in Japan. Erich Langjahrs Werk war aus mehr als 400 Filmen ausgewählt worden und sollte zusammen mit 14 anderen Werken gezeigt werden.[5]

Der Regisseur wurde zum Festival eingeladen. In ihren Reisenotizen schildern Erich Langjahr und Silvia Haselbeck die drei Vorführungen der «Sennen-Ballade» am Festival und die begeisterten Reaktionen des japanischen Publikums: Der Film wird vom Publikum sehr sensibel aufgenommen und beim anschliessenden Gespräch aufmerksam und interessant diskutiert. (...) Der Käse aus unserem Gepäck ist eine Überraschung, die mit Applaus quittiert wird. (...) Es gibt verschiedene Zuschauer, die den Film ein zweites Mal sehen wollen.[6]

Die Festivalorganisatoren von Yamagata kauften eine Kopie des Films «Sennen-Ballade» und liessen diese in japanischer Sprache untertiteln.

2023 kam der mit Hilfe von Kantonen, Gemeinden und Stiftungen restaurierte und digitalisierte Film «Sennen-Ballade» als Reprise ins Kino und wurde in 18 Kinos in der Deutschschweiz gespielt.[7] Das Regionaljournal Ostschweiz sendete vor dem Kinostart einen Beitrag von Michael Ulmann, in dem auch Erich Langjahr interviewt wurde.[8]

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ronald Schenkel: Sennenwirklichkeit auf dem Alpstein; Innerschweizer Erstaufführung von Erich Langjahrs "Sennen-Ballade". In: Neue Zuger Zeitung. Nr. 270, 21. November 1996.
  2. Rolf Breiner: Mit Natur und Arbeit in Einklang; Zuger Premiere morgen Donnerstag im Kino Gotthard: Erich Langjahrs "Sennenballade". In: Zuger Presse. 20. November 1996.
  3. Hans M. Eichenlaub: Sinnlicher Zugang zur Alp; "Sennen-Ballade" des Dokumentarfilmers Erich Langjahr: Überleben und Zukunft. In: Die Weltwoche. Nr. 49. Zürich 5. Dezember 1996.
  4. Bundesumweltministerium: Urkunde Sonderpreis des Bundesumweltministeriums. Leipzig 3. November 1996.
  5. sda: Japan: "Sennen-Ballade". In: Der Bund. 1. Juli 1997.
  6. Erich Langjahr und Silvia Haselbeck: Käse, Brot und Zelluloid; Mit der "Sennenballade" in Japan; Reisenotizen von Regisseur Erich Langjahr und Silvia Haselbeck. In: St. Galler Tagblatt. St. Gallen 31. Oktober 1997.
  7. Digitaler Glanz für einen Langjahr-Film. In: Zuger Presse. Nr. 16. Zug 18. April 2023, S. 9.
  8. Regionaljournal Ostschweiz. In: Regionaljournal Ostschweiz. 21. April 2023, abgerufen am 8. Mai 2023.