Sender Kiel

Sender Kiel
Bild des Objektes
Sender im September 2016
Basisdaten
Ort:Kronshagen
Land:Schleswig-Holstein
Staat:Deutschland
Höhenlage:26 m ü. NHN
Koordinaten: 54° 19′ 57,7″ N, 10° 4′ 4,8″ O
Verwendung:Fernmeldeanlage, Rundfunksender
Zugänglichkeit:Sendeanlage öffentlich nicht zugänglich
Besitzer:Norddeutscher Rundfunk
Daten zur Sendeanlage
Anzahl an Türmen/Masten:2
Höhe der Türme/Masten:191 m
Bauzeit:1964
Betriebszeit:seit 1964
Wellenbereich:UKW-Sender
Rundfunk:UKW-Rundfunk
Sendetypen:DAB, Mobilfunk
Positionskarte
Sender Kiel (Schleswig-Holstein)
Sender Kiel
Lokalisierung von Schleswig-Holstein in Deutschland

Der NDR-Sender Kiel ist eine Sendeeinrichtung des Norddeutschen Rundfunks für UKW-Rundfunk und DAB+, bis 2004 auch für Mittelwelle und TV.

Vorgeschichte

Am 7. März 1926 begann der „Nordmarksender“[1] in Kronshagen am Heischberg seinen Sendebetrieb auf Mittelwelle 1288 kHz mit nur 1,5 kW (später 1292 kHz; 0,3 kW)[2]. Die konkurrierende NORAG betrieb zu diesem Zeitpunkt schon seit zwei Jahren einen Mittelwellensender in Hamburg. Bereits 1931 fehlte der Sender Kiel wieder in offiziellen Frequenzlisten.[3] Nach der „Luzerner Wellenkonferenz von 1933“[4] zur Festlegung der Frequenzen in Europa ab 15. Januar 1934 war der Kieler Sender im Verbund des damaligen „Großrundfunksendernetzes“ überflüssig. Der „Reichssender Hamburg“ umfasste zwei starke 100-kW-Mittelwellensender (904 kHz).[5]

In der Nachkriegszeit waren infolge des Kopenhagener Wellenplans 1948 in der Britischen Besatzungszone[6] nur sehr geringe Sendeleistungen im Gleichwellennetz zulässig. Erst nach 1950 betrieb der Sender Kiel wieder einen eigenen schwachen MW-Sender (1586 kHz; 5 kW).[7] Diese Frequenz wurde 1966 kurzzeitig auf 1570 kHz verändert. 1970 wurde der Sender auf 827 kHz umgestimmt und die Sendeleistung auf 0,5 kW reduziert. Im Genfer Wellenplan von 1974/75 wurde für dem Sender die Frequenz 612 kHz zugeteilt, welche mit einer maximalen Leistung von 10 kW tagsüber genutzt werden durfte. In den Nachtstunden durfte der Kronshagener Mittelwellensender nach den Konditionen des Genfer Wellenplans nicht betrieben werden, weil er wegen der erhöhten Reichweite von Mittelwellen bei Nacht andere Stationen gestört hätte. Ab den 23. November 1978 wurde gemäß den Auflagen des Genfer Wellenplan gesendet. 1993 wurde er vom NDR endgültig abgeschaltet.

Stattdessen wurde die Sendeanlage zuletzt von 1998 bis 2004 an den Privatsender „Power 612“ (612 kHz, 10 kW Leistung) vermietet.[8] Auch "Power 612" durfte wegen den Auflagen des Genfer Wellenplans nicht während der Nachtstunden senden. Inzwischen wurde der Mittelwellensender demontiert.

Sendeanlagen

Der Rundfunksender Kronshagen besteht aktuell aus einem Sendemast:

  • Ein 191 Meter hoher, geerdeter Stahlfachwerkmast mit quadratischem Querschnitt. Er stand von 1949 bis 1963 auf dem Areal des Senders Billwerder-Moorfleet in Hamburg, wurde 1964 demontiert und in Kronshagen wiedererrichtet.
  • Dazu gesellt sich noch ein Mobilfunkturm in Fertigbetonbauweise.

Ein etwa 50 Meter hoher, gegen Erde isolierter Stahlrohrmast, der als Mittelwellen-Reserveantenne diente, wurde im Sommer 2010 abgerissen. Ein 1955 errichteter 104 Meter hoher, gegen Erde isolierter Stahlfachwerkmast, der zuletzt als Reserveantenne für UKW diente und bis 2004 auch ein Mittelwellenprogramm abstrahlte, wurde ab dem 23. Oktober 2012 wegen zu hohen Instandhaltungskosten demontiert.[9]

Zwischen den beiden größten Masten bestand eine Leitungsverbindung. Durch Höhenverschiebung des Koppelseils ließ sich eine optimale Fußpunktimpedanz erzielen, die sich gut auf die Kabelimpedanz transformieren ließ.

Der Rundfunksender Kronshagen diente auch zur Verbreitung von TV bis zur Umstellung auf DVB-T im November 2004. Seitdem wird das Fernsehprogramm für den Raum Kiel nur noch über den Fernmeldeturm Kiel der Deutschen Telekom AG verbreitet.

Sender im September 2010

Frequenzen und Programme

Wegen des küstennahen Standorts war ein guter Mittelwellen-Empfang in Schleswig-Holstein, Dänemark und Südschweden möglich.

Analoger Hörfunk (UKW)

Frequenz 
(MHz)
ProgrammRDS PSRDS PIRegionalisierungERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
91,3NDR 1 Welle NordNDR_1_KI
NDR_1_SH
D4E1 (regional),
D3E1
Kiel15NDH
94,5N-Joy_N-JOY__D38515NDH
95,7NDR KulturNDR_KultD3831NDH
98,3NDR 2_NDR_2__D38215NDH
99,7NDR InfoNDR_InfoD3841NDH

Digitaler Hörfunk (DAB/DAB+)

Bis August 2011 wurden im Kanal 12D folgende Programme im DAB-Modus gesendet: NDR 1 Welle Nord, NDR 2, NDR Info, NDR Traffic, NDR Musik Plus, DRadio Wissen, Deutschlandradio Kultur und Deutschlandfunk. Seit November 2011 wird der neue Multiplex des NDR auf Kanal 9C gesendet. Am 5. Oktober 2020 startete der zweite bundesweite Multiplex im Kanal 5D.

BlockProgrammeERP 
(in kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Gleichwellennetz (SFN)
5A 
Kiel K5A 
(D__00420)
2DKiel-Kronshagen, Hennstedt (Itzehoe) (geplant)
5C
DRDeutschland
(D__00188)
DAB+ Block der Media Broadcast:10ND


5D
Antenne DE
(D__00364)

DAB-Block von Antenne Deutschland:

5ND
9C
NDR SH9C
(D__00242)
DAB+ Block des Norddeutschen Rundfunks[10]8DKiel-Kronshagen, Neumünster/Armstedt

Analoger Hörfunk (MW)

Bis zur Abschaltung des Mittelwellensenders im Jahr 2004 wurden folgende Programme übertragen:

ProgrammnameERPFrequenz
Power 61210 kW612 kHz

Digitales Fernsehen (DVB-T2)

Die DVB-T2-Ausstrahlungen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Standorten.

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
21474Gemischter Multiplex von ZDF und freenet TV20NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
3/519/12822Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
27522freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
28530freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
39618ARD regional (NDR)50NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
1/219/12818,2Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
45666freenet TV20NDH64-QAM 
(32-k-Modus)
2/31/1627,6Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
47682ARD Digital50NDH64-QAM 
(16-k-Modus)
1/219/12818,2Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel

bis zum 25. April 2017 ist folgender DVB-T-Nachlauf zu empfangen:

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
57762NDR (DVB-T alt)20NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel

Digitales Fernsehen (DVB-T)

Bis zum Wechsel auf DVB-T2 am 29. März 2017 liefen die DVB-T-Ausstrahlungen im Gleichwellenbetrieb (Single Frequency Network) mit anderen Standorten.

ehemaliges Angebot:

KanalFrequenz 
(MHz)
MultiplexProgramme im MultiplexERP 
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
Modulations-
verfahren
FECGuard-
intervall
Bitrate 
(MBit/s)
SFN
21474ZDFmobil32NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
35586ProSiebenSat.1 Media Hamburg/Schleswig-Holstein50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
39618ARD regional (NDR)50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
45666RTL Group Hamburg/Schleswig-Holstein50NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
47682ARD Digital (NDR)40NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel
57762Gemischt Privat Schleswig-Holstein20NDH16-QAM 
(8-k-Modus)
2/31/413,27Fernmeldeturm Kiel (Kronshagen), Fernmeldeturm Kiel

Analoges Fernsehen (PAL)

Bis November 2004 wurden folgende Programme in der PAL-Norm übertragen:

KanalFrequenz 
(MHz)
ProgrammERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
5175,25Das Erste (NDR)12DH

Seit der Umstellung der Fernsehbetriebs auf DVB-T werden die Programme in der Region Kiel vom Fernmeldeturm Kiel ausgestrahlt.

Weblinks

Commons: Sender Kiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nordmarksender 1926
  2. Mittelwellensender Kiel (Memento des Originals vom 6. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/members.aon.at
  3. Frequenzliste 1931
  4. Luzerner Wellenkonferenz 1933 (Memento des Originals vom 27. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/members.aon.at
  5. Rundfunkchronik 1934 (Memento des Originals vom 23. März 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rfcb.ch
  6. Kopenhagener Wellenplan ab 1950
  7. Frequenzlisten 1954 und 1962 (PDF; 33 kB)
  8. Kiel 612 kHz (Memento des Originals vom 13. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.biener-media.de
  9. Demontage kleiner Sendemast In: Kieler Nachrichten vom 23. Oktober 2012
  10. http://www.ndr.de/unternehmen/technik/digitalradio/karten131.pdf

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Sender Kronshagen vom weißen Riesen fotografiert.
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Rundfunksender Kiel in der Bredowstraße in Kronshagen