Senat Sahm II

Der Senat Sahm II war die Regierung der Freien Stadt Danzig vom 10. Dezember 1924 bis zum 18. Dezember 1928.

Geschichte

Am 16. Januar 1924 waren die parlamentarischen Senatoren turnusmäßig neu gewählt worden, diese arbeiteten noch im Senat Sahm I mit. Die hauptamtlichen Senatoren wurden am 10. Dezember 1924 neu gewählt, wobei es nur zu einer Änderung kam. Damit war der Senat Sahm II gebildet, der die höchste Entscheidungskompetenz im Gebiet der Freien Stadt Danzig hatte, das neben Danzig noch weitere Städte und Gemeinden in der Umgebung umfasste. Das Parlament war der 2. Volkstag.

Der Senat bestand zunächst vor allem aus Vertretern der Deutschnationalen Volkspartei und der Zentrumspartei, daneben einem hauptamtlichen liberalen Senator und mehreren hauptamtlichen Parteilosen. Oberbürgermeister blieb der populäre Heinrich Sahm.

Nach einer Regierungskrise kam es am 18. August 1925 zum Rücktritt der ehrenamtlichen Senatoren. Am darauffolgenden Tag wurden fast alle Ämter neu besetzt. Die meisten Vertreter stellte jetzt erstmals die Sozialdemokratische Partei, auch die Deutschliberale Partei war nun mit mehreren parlamentarischen Senatoren vertreten. Die Deutschnationale Volkspartei schied dagegen aus.

Am 28. September 1926 kam es erneut zu einer Auflösung der parlamentarischen Senatoren und am 25. Oktober 1926 zu einer Neuwahl, nun wieder mit einer Mehrheit deutschnationaler Vertreter und ohne die Sozialdemokraten.

Im Januar 1928 wurden turnusmäßig nach der 3. Volkstagswahl die parlamentarischen Senatoren neu gewählt, am 18. Dezember 1928 die hauptamtlichen zum Senat Sahm III.

Senatoren

Hauptamtliche Senatoren

Es gab 7 hauptamtliche Senatoren, von der Deutschnationalen Volkspartei, der Zentrumspartei und der Deutschen Partei für Wirtschaft und Fortschritt, (seit 1925 Deutschliberalen Partei), sowie parteilose und den Präsidenten Heinrich Sahm. Am 15. Februar 1927 schied ein Mitglied aus, der Posten wurde nicht neu besetzt.[1]

AmtNameParteiAnmerkung
Präsident des SenatsHeinrich Sahmparteilos
InneresWillibald WiercinskiZentrumneu gewählt
soziale FürsorgeHubertus Schwartz
KultusHermann StrunkDeutsche Partei für Wirtschaft und Fortschritt, dann Deutschliberale Partei
FinanzenErnst Volkmannparteilos
öffentliche ArbeitenDr. Otto Leske(Rücktritt am 15. Februar 1927?)
StaatsbetriebeWolf Runge
JustizAlbert FrankDeutschnationale Volkspartei

Parlamentarische Senatoren 1924–1925

Die parlamentarischen Senatoren waren bereits am 16. Januar 1924 im Senat Sahm I (nach der Volkstagswahl 1923) turnusmäßig neu gewählt worden. Durch das Ausscheiden von drei Senatoren im Laufe der folgenden Monate gab es bei Beginn der Amtszeit des Senats Sahm II im Januar 1925 nur noch 10 Senatoren, im April 1925 9. (Vorgesehen waren eigentlich 13.) Nur die Deutschnationale Volkspartei mit 7 (6) und die Zentrumspartei mit 3 Senatoren stellten Vertreter. Vizepräsident war Ernst Ziehm.

AmtNameParteiAnmerkung
Stellvertreter des PräsidentenErnst ZiehmDeutschnationale Volkspartei
Landwirtschaft und ForstenFranz ZiehmDeutschnationale Volkspartei
HandwerkGustav KarowDeutschnationale Volksparteistarb am 3. April, nicht neu besetzt
Karl KetteDeutschnationale Volkspartei
Otto PertussDeutschnationale Volkspartei
Richard SenftlebenDeutschnationale Volkspartei
Otto SchulzeDeutschnationale Volkspartei
Eduard BosselmannDeutschnationale Volkspartei
Anton SawatzkiZentrum
Karl FuchsZentrum
Johann KrauseZentrum

Parlamentarische Senatoren 1925–1926

Am 19. August 1925 kam es zu einer Neuwahl aller parlamentarischen Senatorensitze. Dabei wurden nur zwei Senatoren wiedergewählt. Die Sozialdemokratische Partei stellte nun mit 5 die meisten Vertreter. Die Zentrumspartei und die Deutschliberale Partei erhielten jeweils 4. Damit gab es wieder 13 parlamentarische Senatoren. Neuer Vizepräsident wurde Julius Gehl von der Sozialdemokratischen Partei.

AmtNameParteiAnmerkung
Stellvertreter des PräsidentenJulius GehlSozialdemokratische Partei
Arthur BötzelSozialdemokratische ParteiStadtrat
Friedrich GrünhagenSozialdemokratische ParteiGeschäftsführer
Bernhard KamnitzerSozialdemokratische ParteiLandgerichtsrat
Ernst LoopsSozialdemokratische ParteiRedakteur, trat am 31. Januar 1926 zurück
Walter ReekSozialdemokratische ParteiBürgermeister in Neuteich, seit 10. Februar 1926
Max RammingerSozialdemokratische ParteiBürgermeister in Ohra
Karl FormellZentrumGewerkschaftssekretär
Karl FuchsZentrumWeingroßhändler, wiedergewählt
Bruno KurowskiZentrumRechtsanwalt
Anton SawatzkiZentrumPrälat, wiedergewählt
Emil FörsterDeutschliberale ParteiOberpostdirektor, trat am 31. Oktober 1925 zurück
Hugo BailDeutschliberale Parteiehemaliger Bürgermeister, seit 4. November 1925
Konrad LückDeutschliberale ParteiFabrikbesitzer, trat am 17. Oktober zurück
Richard ErnstDeutschliberale ParteiStadtrat, seit 4. November 1925
Dr. Hugo NeumannDeutschliberale ParteiRechtsanwalt
Kurt SiebenfreundDeutschliberale Partei

Parlamentarische Senatoren 1926–1928

Am 27. Oktober 1926 kam es erneut zu einer Neubesetzung der parlamentarischen Senatorenposten. Die Deutschnationale Volkspartei war nun wieder mit 7 Senatoren vertreten, von denen sie einen an die Deutschliberale Partei abgab. Dazu kam die Zentrumspartei mit drei, die Deutschliberale Partei mit einem und die Beamtenliste ebenfalls mit einem Senatorenposten. Vizepräsident wurde Wilhelm Riepe von der Deutschnationalen Volkspartei.[2]

AmtNameParteiAnmerkung
Stellvertreter des PräsidentenWilhelm RiepeDeutschnationale Volkspartei
Emil BeusterDeutschnationale Volkspartei
Kurt BischoffDeutschnationale Volkspartei
Ernst ReichenbergDeutschnationale Volkspartei
Hermann SchedeDeutschnationale VolksparteiBankdirektor
Franz ZiehmDeutschnationale Volkspartei
Willi Jentzschparteilos (?)auf einem Senatorenposten der Deutschnationalen Volkspartei, trat am 1. November 1927 zurück (Nachfolger?)
Richard ErnstDeutschliberale Parteiauf einem Senatorenposten der Deutschnationalen Volkspartei
Karl FormellZentrum
Karl FuchsZentrum
Bruno KurowskiZentrum
Anton SawatzkiZentrum
Kurt SiebenfreundDeutschliberale Partei
Robert SchmidtBeamtenliste (Deutschliberale Partei)

Parlamentarische Senatoren 1928–1929

Am 19. Januar 1928 gab es erneut eine Neubesetzung der nebenamtlichen Senatorenposten. Die Sozialdemokratische Partei erhielt nun 7 Sitze, die Zentrumspartei 4 und die Deutschliberale Partei 2.[3] Dieses war die gleiche Parteienzusammensetzung wie 1925/26. Am 16. Januar 1929 gab es die nächsten Umbesetzungen mit der Bildung des neuen Senats Sahm III.

AmtNameParteiAnmerkung
Stellvertreter des PräsidentenJulius GehlSozialdemokratische Partei
Franz ArczynskiSozialdemokratische Partei
Friedrich GrünhagenSozialdemokratische Partei
Bernhard KamnitzerSozialdemokratische Partei
Max RammingerSozialdemokratische Partei
Walter ReekSozialdemokratische Partei
Karl RehbergSozialdemokratische Partei
Hans ZintSozialdemokratische Partei
Karl FormellZentrum
Karl FuchsZentrum
Bruno KurowskiZentrum
Anton SawatzkiZentrum
Julius JewelowskiDeutschliberale Partei
Kurt SiebenfreundDeutschliberale Partei

Literatur

  • Staatshandbuch für die Freie Stadt Danzig. Danzig 1926. S. 345–346, Digitalisat, mit allen Senatoren bis Februar 1926
  • Heinrich Sprenger: Heinrich Sahm. Kommunalpolitiker und Staatsmann, Köln 1969, S. 118–119, 135–136, 155–156 Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Danziger Zeitung vom 19. Dezember 1928, S. 1, ohne Namensnennung, an dem betreffenden Tag 16. Februar 1927 und den Vortagen aber keine Nachrichten in den Zeitungen darüber, möglicherweise war dies schon einige Zeit vorher angekündigt worden, möglich wäre Otto Leske, weniger wahrscheinlich Volkmann oder Frank
  2. Danziger Zeitung vom 23. Oktober 1926, S. 1 Digitalisat, Danziger Zeitung vom 28. Oktober 1926, S. 1 Digitalisat; auch Danziger Volksstimme, vom 23. Oktober 1926, S. 1, mit ausführlichen Berichten
  3. Danziger Volksstimme vom 19. Januar 1928, S. 1 PDF; Danziger Zeitung vom 19. Januar 1928, S. 1; die Wahl war am 18. Januar 1928 erfolgt

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