Semliki-Forest-Virus

Semliki-Forest-Virus

Semliki-Forest-Virus: Intakte und aufgeplatzte Virionen im TEM-Bild

Systematik
Klassifikation:Viren
Realm:Riboviria[2]
Reich:Orthornavirae[1]
Phylum:Kitrinoviricota[1]
Klasse:Alsuviricetes[1]
Ordnung:Martellivirales[1]
Familie:Togaviridae
Gattung:Alphavirus
ohne Rang:„Semliki Forest virus complex“
Art:Semliki Forest Virus
Taxonomische Merkmale
Genom:(+)ssRNA linear
Baltimore:Gruppe 4
Symmetrie:ikosaedrisch
Hülle:vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Semliki Forest Virus
Kurzbezeichnung
SFV
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Das Semliki-Forest-Virus (SFV) ist ein bei Nagetieren vorkommendes Alphavirus aus der Familie Togaviridae, das durch Stechmücken der Gattung Culex als Vektor übertragen wird. Aus diesen wurde es 1942 in Uganda in angrenzenden Waldgebieten des Flusses Semliki erstmals isoliert.

Das Genom des SFV ist eine lineare, einzelsträngige RNA mit positiver Polarität, das zwei offene Leserahmen für die Struktur- und Nicht-Strukturproteine enthält. Am 5'-Ende der RNA befindet sich eine Cap-Struktur und am 3'-Ende ein poly-A-Schwanz. Ohne die flankierenden, terminalen Abschnitt umfasst das SFV-Genom 11.442 Nukleotide. Die zwei Hüllproteine E1 und E2 sind über transmembranäre Domänen regelmäßig mit dem ikosaedrische Kapsid verknüpft, so dass die Virushülle eine regelmäßige Struktur aufweist. Das komplette Virion des SFV ist etwa 70 nm im Durchmesser groß, das Kapsid etwa 40 nm und zeigt eine Symmetrie mit einer Triangulationszahl von T=4.

Biologische Eigenschaften

Das SFV ist in Ost-, Zentral- und Südafrika, weniger in Indien und Südostasien verbreitet, wo es durch chronisch infizierte Stechmücken auf kleinere Nagetiere übertragen wird. Einige Isolate des SFV können bei Nagetieren eine Enzephalitis hervorrufen, die tödlich verläuft. Eine Infektion kann auch experimentell durch Aerosole über die Nasenschleimhaut erfolgen, die natürliche Infektion erfolgt nur durch Insektenstiche. Das SFV ruft beim Menschen keine charakteristische Erkrankung hervor. Bei überwiegend symptomlosen Verläufen kann gelegentlich ein leichtes Fieber auftreten. In nur einem Fall ist ein tödlicher Verlauf infolge einer SFV-Enzephalitis beschrieben, bei dem ein hochkonzentrierter Zellkulturüberstand durch Aerosole bei Laborexperimenten eine unnatürliche Infektion hervorrief.[3] Ein der Spezies SFV vorläufig zugeordneter asiatischer Subtyp ist das Me-Tri-Virus (englisch: Me Tri virus),[4] dessen Genom nicht vollständig bekannt ist und beim Menschen möglicherweise eine fieberhafte Erkrankung hervorrufen kann.
Aufgrund seiner relativen Apathogenität wird das SFV auch zur Herstellung viraler Vektoren in der Gentechnik oder zur Gentherapie verwendet.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c d ICTV: ICTV Master Species List 2019.v1, New MSL including all taxa updates since the 2018b release, March 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b v1 MSL #34, Feb. 2019
  3. Willems WR et al.: Semliki forest virus: cause of a fatal case of human encephalitis. Science (1979) 203(4385): S. 1127–1129 PMID 424742
  4. D. Q. Ha et al.: Isolation of a newly recognized alphavirus from mosquitoes in Vietnam and evidence for human infection and disease. American J. Trop. Med. Hyg. (1995) 53(1): S. 100–104 PMID 7625527
  5. K. Lundstrom: Semliki Forest virus vectors for gene therapy. Expert Opin. Biol. Ther. (2003) 3(5): S. 771–777 (Review) PMID 12880377

Literatur

  • David M. Knipe, Peter M. Howley et al. (eds.): Fields' Virology, 4. Auflage, Philadelphia 2001
  • C.M. Fauquet, M.A. Mayo et al.: Eighth Report of the International Committee on Taxonomy of Viruses, London, San Diego, 2004

Weblinks

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Autor/Urheber: Gleiberg, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Semliki forest virus from purified cellculture supernatant after gel-filtration and ultracentrifugation, magnification 90,000x, ELMI C10 Zeiss