Semiya Şimşek
Semiya Şimşek-Demirtas (* 1986 in Friedberg, Hessen) ist eine deutsche Pädagogin und Buchautorin.[1]
Leben und Wirken
Şimşek ist die Tochter des Blumengroßhändlers Enver Şimşek, der im September 2000 in Nürnberg das erste Opfer der Mordserie der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) wurde. Mit ihrer vielbeachteten Rede bei der zentralen Gedenkfeier für die NSU-Opfer am 23. Februar 2012 im Konzerthaus Berlin[2] und ihrem Buch Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater wurde sie zu einer der öffentlichen Stimmen der Opferfamilien. Das Buch wurde 2016 für die ARD unter dem Titel Die Opfer – Vergesst mich nicht verfilmt.
Ihr Vater, geboren 1961 in Salur Köy, kam bereits 1985 aus Şarkikaraağaç als Gastarbeiter nach Hessen. Am Sonntag, den 10. September 2000, im Alter von 14 Jahren, wurde sie im Internat in Aschaffenburg um vier Uhr morgens geweckt und nach Nürnberg gebracht. Im Klinikum Nürnberg erfuhr sie, dass ihr Vater im Koma lag.[3] Am 11. September stellten die Mediziner den Tod des Vaters fest.
Sie studierte Sozialpädagogik an der Hochschule Fulda und war anschließend eine Zeit lang in Frankfurt als Erzieherin tätig.[4] Semiya Şimşek zog im Sommer 2012 in die Türkei.[1] Sie heiratete im Frühjahr 2013 in Şarkikaraağaç und hat einen Sohn.[5]
Von Mai 2013 bis Juni 2018 nahm sie als Nebenklägerin im NSU-Prozess teil. Im Februar 2017 nahm sie für Die Linke Thüringen an der Bundesversammlung zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2017 teil (Liste der Mitglieder der 16. Bundesversammlung).[6] Auch zur 17. Bundesversammlung 2022 wurde sie entsandt.[7]
Auszeichnungen
- 2013: Olympe-de-Gouges-Preis
Schriften
- mit Peter Schwarz: Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater. Rowohlt Berlin, Berlin 2013, ISBN 978-3-87134-480-0, rowohlt.de (PDF).
Weblinks
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Semiya Şimşek bei perlentaucher.de
- Literatur von und über Semiya Şimşek im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Olympe-de-Gouges-Preis / Thorsten Schäfer-Gümbel würdigt Semiya Simsek. Bundespresseportal.de, 18. August 2013.
- Gamze Kubasik und Semiya Simsek erinnern an ihre ermordeten Väter: Rede Semiya Şimşeks. Video bei YouTube
- „Kein Vaterland“. Ein Film von Katja und Clemens Riha, Deutschland 2013 (29 Minuten)
Einzelnachweise
- ↑ a b Lara Fritzsche: In Trauer verbunden – Seite 2: »Ich gehöre zu Deutschland.« (Interview) In: SZ-Magazin Heft 10/2013. Abgerufen am 21. Januar 2016 (Online-Version).
- ↑ Rede von Semiya Simsek auf der Gedenkfeier für die Opfer der Zwickauer Terrorzelle. In: Thüringer Allgemeine, 23. Februar 2012.
- ↑ Laila Stieler: Mitten in Deutschland: NSU. Bayerischer Rundfunk, archiviert vom Original am 28. August 2018; abgerufen am 28. August 2018.
- ↑ Hanswerner Kruse: NSU-Mord: Semiya Şimşek über die ARD-Verfilmung ihrer Familiengeschichte. Fuldaer Zeitung, 23. April 2016, archiviert vom Original am 28. August 2018; abgerufen am 28. August 2018.
- ↑ Beate Lakotta: Verbrechen – Die zwei Tode von Enver Şimşek. In: Der Spiegel. Nr. 10, 2013 (online).
- ↑ Schriftsteller und Ex-Ministerpräsidenten aus Thüringen bei Bundespräsidentenwahl. In: Ostthüringer Zeitung, 30. November 2016; Entsendung von Semiya Şimşek Demirtas in Bundesversammlung ist Baustein der Aufarbeitung. Pressemitteilung. Die Linke, 8. Dezember 2016.
- ↑ Volker Müller: Deutscher Bundestag - Von den Landesparlamenten entsandte Mitglieder der Bundesversammlung,... Abgerufen am 2. Juli 2022.
Personendaten | |
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NAME | Şimşek, Semiya |
ALTERNATIVNAMEN | Şimşek-Demirtas, Semiya (Ehename) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Pädagogin und Buchautorin |
GEBURTSDATUM | 1986 |
GEBURTSORT | Friedberg, Hessen |