Seitenbach
Seitenbach Gemeinde Mistelgau Koordinaten: 49° 55′ 24″ N, 11° 26′ 52″ O | |
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Höhe: | 418–441 m ü. NHN |
Einwohner: | 99 (25. Mai 1987)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 95490 |
Vorwahl: | 09279 |
Hauptstraße in Seitenbach |
Seitenbach ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Mistelgau im Landkreis Bayreuth (Oberfranken, Bayern).
Geografie
Unmittelbar nördlich des Dorfes fließt der Seitenbach, ein linker Zufluss des Feilbrunnenbaches, der seinerseits ein rechter Zufluss der Truppach ist. Unmittelbar südlich des Ortes befindet sich das Flurgebiet Tiergarten. 1,25 km südwestlich erhebt sich die bewaldete Anhöhe Hoher Berg (530 m ü. NHN). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Engelmeß zur Staatsstraße 2186 (0,3 km nördlich) bzw. nach Mistelgau zur Staatsstraße 2185 (2 km südöstlich). Ein Anliegerweg führt nach Tennig (0,6 km südlich).[2]
Geschichte
Der Ort Seitenbach ist wohl sehr alt (die Namen mit der Endung -bach erschienen schon im 9. Jahrhundert). Die gelegentlich vorkommende Form Seibtenbach deutet darauf hin, dass der Name von Sigiboto (glänzender Sieger) abgeleitet ist (vgl. auch Sigbert, Seubert).
1398 bestand der Ort aus acht Lehen und einem Gütlein; 144? waren es neun Güter und eine Sölde. Damals gehörte der Zehnt nach Berneck, er wurde erst vor einigen Jahren abgelöst. 1495 wurden beim Gemeinen Pfennig, der ersten allgemeinen Reichssteuer unter dem römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I., 41 Einwohner gezählt. 1552 gab es bei der Ausschussmusterung neun Bewaffnete, 1567 bei der Kirchensteuer neun Güter. 1682 gab es einen ganzen Hof, einen Dreiviertelhof, vier halbe Höfe, vier Soldaten und ein Trüpfhaus. Dieses Haus, das noch steht, war ein sogenanntes Hirtenhaus für den Hirten, der die Schafe der Dorfbauern hütete. 1727 wurden 22 Häuser gezählt, ebenso 1760 und 1783. 1807 zählte der Ort 66 Erwachsene. Die Personen-, Flur- und Ortsnamen sind durchwegs deutschen Ursprungs. Die Namen der ältesten Familien waren die der ausgestorbenen Eckersdorfer, Bauer, Hofmann, Freund, Taubeck und Werkmann.
Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg fanden sich neue Familien allmählich ein. Nur eine Familie lässt sich bis 1550 zurückverfolgen, als ein „Egydius Bernreuther“ erwähnt wurde. Sein Sohn hieß Nikolaus (Claß), wovon der bis heute gebräuchliche Hausname „die Glosen“ kommt. Der Name Bernreuther, der bis ins 20. Jahrhundert vertreten war, verschwand wieder in Seitenbach. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts heißt die Familie Körzdörfer. Der Name Bernreuther wird jedoch in Mistelgau mit den Hausnamen „Ulla“ in zwei Linien fortgesetzt. Eine Familie, die Baumgärtner in Seitenbach, ist besonders hervorzuheben. Ihr Stammvater war Bartolomäus Baumgärtner, geboren 1600, der, wie im Kirchbuch geschrieben steht, um der wahren Religion willen in Böhmen Haus und Hof verlassen hat. Diese Linie besteht noch heute (Hausname: „Hansen“). Seit 1717 besteht in Engelmeß eine Gastwirtschaft. In Seitenbach gab es auch eine Schmiede, die aber 1713 in Engelmeß zu finden war (Inhaber: Nicklas). Dort war sie lange Zeit in dem jetzigen Haus der Familie Böhner eingerichtet.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Seitenbach 20 Anwesen (1 Halbhof, 1 Dreiachtelhof, 8 Viertelhöfe, 2 Sölden, 4 Achtelhöfe, 1 Sölde mit Schmiede, 2 Häuslein, 1 Wohnhaus). Die Hochgerichtsbarkeit stand dem bayreuthischen Stadtvogteiamt Bayreuth zu. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft hatte das Hofkastenamt Bayreuth.[3]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Bayreuth. Infolge des Gemeindeedikts wurde Seitenbach dem 1812 gebildeten Steuerdistrikt Mistelgau zugewiesen. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Seitenbach, zu der Engelmeß und Tennig gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Bayreuth zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Bayreuth (1919 in Finanzamt Bayreuth umbenannt). Mit dem Gemeindeedikt von 1818 wurden Eschenmühle, Geislareuth und Göritzen eingemeindet. Ab 1862 gehörte Seitenbach zum Bezirksamt Bayreuth (1939 in Landkreis Bayreuth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Bayreuth (1879 in Amtsgericht Bayreuth umgewandelt).[4] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,453 km².[5]
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre gab es einen Kramladen bei der Familie Baumgärtner (Hausnamen: „Weißn“ und „Ennerlas“) in Engelmeß. Seitenbach gehörte schon immer hinsichtlich Schule und Kirche nach Mistelgau. Der Versuch, in Tröbersdorf eine Schule zu errichten, scheiterte daran, dass den Seitenbachern der Weg dorthin zu weit war.
Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Seitenbach im Zuge der Gebietsreform in Bayern in die Gemeinde Mistelgau eingegliedert.[6] Letzter Seitenbacher Bürgermeister war Adam Böhmer („Strebas-Adl“).
Anfang der 1970er Jahre erschloss man an der Straße nach Mistelgau zum ersten Mal ein kleines Siedlungsgebiet mit vier Bauplätzen. 1984 entstand ein zweites Baugebiet mit elf Bauplätzen (Thiergarten) an der Straße in Richtung Tennig. Für die Kinder wurde am 2. August 1987 ein Bolzplatz zwischen Seitenbach und Engelmeß eingeweiht. Außerdem stellte die Gemeinde das ehemalige Wasserhäuschen der Dorfjugend als Treffpunkt zur Verfügung. Anfangs der 1990er Jahre entstand neben dem Bolzplatz ein Kinderspielplatz.
Im Jahr 1998 errichtete der Jagdpächter Heinz Stiefler eine Hubertus-Kapelle. Sie steht am Südhang gegenüber von Seitenbach und wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst eingeweiht.
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Seitenbach
Jahr | 1819 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 191 | 245 | 225 | 238 | 241 | 223 | 219 | 238 | 226 | 225 | 234 | 236 | 231 | 227 | 220 | 213 | 227 | 210 | 172 | 247 | 212 | 220 | 187 | 171 |
Häuser[7] | 36 | 34 | 33 | 32 | 35 | 38 | ||||||||||||||||||
Quelle | [8] | [9] | [9] | [9] | [10] | [9] | [11] | [9] | [9] | [12] | [9] | [9] | [13] | [9] | [9] | [9] | [14] | [9] | [9] | [9] | [15] | [9] | [5] | [16] |
Ort Seitenbach
Jahr | 1819 | 1822 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 90 | 123 | 121 | 103 | 99 | 98 | 93 | 82 | 78 | 66 | 99 |
Häuser[7] | 18 | 15 | 14 | 13 | 15 | 15 | 29 | ||||
Quelle | [8] | [4] | [10] | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [5] | [16] | [1] |
Religion
Seitenbach ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Bartholomäus (Mistelgau) gepfarrt.[3][5]
Vereine
Das Vereinsleben in Seitenbach entwickelte sich sehr rege, folgende Vereine existieren derzeit:
- Freiwillige Feuerwehr (gegründet 1889)
- Burschenverein (gegründet 1905)
- Schützenverein (gegründet 1964)
Literatur
- Christian Schimpf: Kennst Du Busbach, kennst Du die Welt. 2. Auflage. Berlin 2015, S. 268.
- Richard Winkler: Bayreuth – Stadt und Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 30). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1999, ISBN 3-7696-9696-4.
- Georg Paul Hönn: Seydenbach. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 294 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Seydenbach. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 305 (Digitalisat).
Weblinks
- Seitenbach in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. September 2019.
- Seitenbach im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Seitenbach in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 16. Oktober 2021.
- Homepage von Seitenbach
Einzelnachweise
- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 296 (Digitalisat).
- ↑ Seitenbach im BayernAtlas
- ↑ a b R. Winkler: Bayreuth, S. 389.
- ↑ a b R. Winkler: Bayreuth, S. 483.
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 658–659 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 432.
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- ↑ a b A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, S. 114 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 139, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 847, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1019, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 965 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1010 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1033 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 895 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 150 (Digitalisat).