Segregatgefüge

Polyedergefüge

Das Segregatgefüge (lat. segregare = entfernen, trennen), auch Absonderungsgefüge, bezeichnet eine Form der Bodenstruktur. Feinkörnige, mineralische Bodenpartikel bilden – hauptsächlich durch Schrumpfungsvorgänge – Absonderungen (Segregate) unterschiedlicher Größe. Schwundrisse führen im Porenvolumen des Bodens zu sehr großen Hohlräumen zwischen den Segregaten, während innerhalb der Segregate Feinporen überwiegen.

Beschreibung

Wechselnde Bodenfeuchte verursacht bei den Tonmineralen in Kolloidform Schrumpfungs- und Quellungszustände, abhängig vom Anteil quellbarer Dreischicht-Tonminerale. Je nach vorhandenen Kationen (Calcium, Magnesium, Natrium), dem Tongehalt und den vorherrschenden Druckbedingungen entstehen Segregate unterschiedlicher Ausrichtung und Form.

Nach ihrer Form werden Polyedergefüge, Prismengefüge, Säulengefüge, Plattengefüge unterschieden.

Polyedergefüge
Polyedergefüge

Polyedergefüge sind die häufigste Gefügeform im Unterboden von Lehm- und Schluffböden sowie im A-Horizont von Böden mit wenig organischer Substanz und geringer Aktivität des Bodenlebens. Es entsteht bei allseitiger Absonderung in Verbindung mit Calcium-Ionenbelag Ca2+.

  • Feinpolyeder sind 1–10 mm groß, sie entstehen durch Frosteinwirkung (Frostsplittergefüge).
  • Grobpolyeder sind größer als 10 mm im Durchmesser.
Prismengefüge
Prismatisches Gefüge

Prismengefüge sind scharfkantige Säulen, die durch vorwiegend senkrechte Rissbildung in Böden mit hohem Tongehalt entstehen.

Säulengefüge

sind abgerundete Strukturen mit vorwiegend senkrechter Rissbildung in schweren Böden mit Natrium-Ionen-Belag Na+ und Magnesium-Ionenbelag Mg2+, also zum Beispiel Marschboden.

Plattengefüge

Plattengefüge entstehen durch Quellung und Schrumpfung bei vorwiegend horizontalen Kräften, häufig im Unterboden bei Auflast. Entstehung auch bei Frosteinwirkung im Unterboden.

Einschätzung für die Bodennutzung

Da die Absonderungsgefüge hinsichtlich immer weiterer Dispergierung nicht stabil sind, kann schließlich wieder eine Einzelkornstruktur (Staub) oder – bei Verdichtung oder Verschlämmung – eine Kohärentstruktur aus den Bodenteilchen entstehen. Beide Strukturen sind hinsichtlich der Luft- und Wasserführung nicht optimal. Eine für den Anbau günstige und fruchtbarere Bodenstruktur mit stabilen Aggregaten – also eine Krümelstruktur – entsteht aus Böden mit Segregatstruktur erst durch Zugabe von organischer Substanz und Belebung des Bodens.

Siehe auch

Literatur

  • Karl Heinrich Hartge: Einführung in die Bodenphysik. S. 33, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-89681-6.
  • D. Schroeder: Bodenkunde in Stichworten. Unterägeri 1984, S. 65, ISBN 3-266-00192-3.

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Polyedergefüge.JPG
Autor/Urheber: Volker.haering, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ein Polyedergefüge bildet sich abiotisch durch Quell- und Schrumpfdynamik in lehm-, schluff- und tonreichen Böden. Auffälligstes Erkennungsmerkmal sind scharfe Bruchkanten.
Prismatisches Gefüge.JPG
Autor/Urheber: Volker Häring, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Abiotisches Absonderungsgefüge in tonreichen Böden. Vertikal orientiert (Breite<Länge), scharfe Kanten. Meist weiter aufteilbar in Polyeder.
Polyeder.png
soil structure: Polyedergefuege