Seefelder Straße
Landesstraße B177 in Österreich | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Karte | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Basisdaten | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Straßenbeginn: | Zirl (47° 16′ 16″ N, 11° 15′ 26″ O ) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Straßenende: | Scharnitzpass (47° 23′ 52″ N, 11° 16′ 3″ O ) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Gesamtlänge: | 20,4 km | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Seefelder Straße am Zirler Berg | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Straßenverlauf
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Die Seefelder Straße (B 177) ist eine 20,4 km[1] lange Landesstraße im österreichischen Bundesland Tirol. Sie verbindet das Inntal über den Zirler Berg und das Seefelder Plateau mit dem Seefelder Sattel, unter anderem vorbei an Seefeld in Tirol verlaufend, mit Scharnitz und dem Scharnitzpass an der Grenze zu Deutschland. Sie ist Teil der Europastraße 533.
Verlauf
Die Seefelder Straße verläuft in den Nördlichen Kalkalpen, zwischen den Teilgebirgen Karwendel (max. 2749 m ü. A.) im Osten, Mieminger Gebirge (oder: Mieminger Kette; max. 2768 m) im Westen und Wettersteingebirge (max. 2962 m ü. NHN) im Nordwesten.
Anfangs verläuft die Straße nordwestwärts von der im Inntal liegenden Anschlussstelle Zirl-Ost (ca. 590 m ü. A.) der Inntalautobahn (A 12) erst östlich und dann nördlich vorbei an Zirl (622 m), wonach sie mit maximal 16 % Steigung und nur einer Spitzkehre über die Süd- und Ostflanke des Zirler Bergs (1057 m) führt; dort wird sie auch Zirlerbergstraße genannt. Hiernach verläuft sie durch Leithen (1009 m) nach Reith (1130 m), das sie östlich passiert.
Anschließend führt die ein Stück nach Norden verlaufende Straße östlich vorbei an Auland (1108 m). Dort zweigt von der Seefelder Straße die Landesstraße 36 ab, die durch Seefeld, Mösern und Sagl (beide Gem. Telfs) nach Telfs im Inntal führt. Die Seefelder Straße verläuft weiter über den Seefelder Sattel (1185 m) und passiert Seefeld in Tirol (1180 m), im Osten als Ortsumfahrung. Dort erreicht sie nahe der Anschlussstelle Seefeld Mitte etwas mehr als 1220 m Höhe.
Ab der Anschlussstelle Seefeld Nord verläuft die Straße nordostwärts, durch den Scharnitzer Ortsteil Gießenbach und später durch den Porta-Claudia-Tunnel durch den Berg westlich an Scharnitz (964 m) vorbei, wonach sie den an der österreichisch-deutschen Grenze gelegenen Scharnitzpass (auch Scharnitzer Klause genannt; 955 m) erreicht. Dort geht sie in die deutsche Bundesstraße 2 über, die in Bayern (erst entlang der Isar) nordwärts nach Mittenwald und dann westwärts nach Garmisch-Partenkirchen führt. B 177 und B 2 bilden die kürzeste Straßenverbindung zwischen Innsbruck (Tirol) und Garmisch-Partenkirchen (Bayern).
Etwa parallel zur Seefelder Straße ist die Karwendelbahn angelegt, welche die Straße mehrmals in Rahmen von Brücken kreuzt.
Geschichte
Die Route über den Seefelder Sattel und den Brenner war, unter anderem als eine der Bernsteinstraßen, schon in vorrömischer Zeit als Handelsweg von Bedeutung. Nach der Eroberung des Alpenvorlandes durch Drusus und Tiberius im Jahr 15 v. Chr. wurde über den Brenner (per Alpes Norias) ein Karrenweg angelegt bzw. weiterbenutzt.[2] Die Wege wurden Ende des 2. Jahrhunderts unter Septimius Severus zur Römerstraße ausgebaut und löste als Via Raetia die längere Via Claudia Augusta als Hauptverkehrsroute zwischen Augusta Vindelicorum und Oberitalien ab. Die Strecke ist sowohl im Itinerarium Antonini als Route 275[3] als auch in der Tabula Peutingeriana verzeichnet.
Albert von Stade nutzte den in der Folge Via Romea genannten Pilgerweg 1236 auf dem Rückweg von Rom.[4]
Im Jahr 1332 wurde der Stadt Innsbruck die Erhaltung der Straße „in die Scharnitz“ gegen Wegzoll übertragen.[5]
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit war die auch Via Imperii genannte Verbindung zwischen Augsburg bzw. München über Innsbruck nach Verona bzw. Venedig, die auch in den Karten Erhard Etzlaubs verzeichnet ist, als Handelsstraße von überragender Bedeutung. So benutzten um 1430 bereits 6500 Frachtwagen pro Jahr den Weg über Seefeld bzw. 90 % des Landverkehrs zwischen Augsburg und Venedig.[6]
1664 wurde durch Vertrag zwischen dem Grafen Thurn und Taxis und dem bayrischen Kurfürsten Ferdinand Maria ein neuer Postkurs der Reichspost von München über den Seefelder Sattel nach Innsbruck eingerichtet.
Im 18. Jahrhundert hatte sich der Zustand der Straße jedoch so weit verschlechtert, dass vermehrt die Route über Reutte oder durch das Achental genutzt wurde und 1775 die Taxispost über Kufstein und das Inntal geleitet wurde.[7]
Im Baedeker-Reiseführer von 1855 wird die Streckenführung oberhalb Zirl noch als „ziemlich steil“ beschrieben, „in Krümmungen, durch welche nach den verschiedensten Seiten sich prächtige Aussichten auf das Innthal, die Martinswand und das südliche Gebirge mit seinen Schneefeldern und Gletschern (Stubayer Ferner) öffnen. Auf dem letzten Vorsprung der Straße ein viereckiger Thurm, Trümmer der Burg Fragenstein.“[9]
Durch den Bau der Bahnstrecke zwischen Rosenheim und Innsbruck 1858 sowie der Brennerbahn 1867 verlor die Straße über den Seefelder Sattel weiter an Bedeutung. Mit dem aufkommenden Fremdenverkehr Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich dies: im Mai 1891 wurde von der Post eine tägliche Omnibusverbindung von Zirl (seit 1883 Haltestelle der Arlbergbahn) über Seefeld nach Partenkirchen eingerichtet, 1897 kam eine private Linienverbindung hinzu.[10][11] So fordert das Straßenbauprogramm des Landesamtes für Fremdenverkehrs im Jahr 1902 für die Verbindung Zirl–Seefeld die „Verminderung der größten Steigungen der Reichsstraße behufs Erleichterung des großen Verkehrs und Verhütung der Unglücksfälle“.[12]
Für die Olympischen Winterspiele 1964 wurde eine neue Trasse mit Umfahrungen von Reith, Auland und Seefeld gebaut und 1974 erhielt der Teil nördlich von Seefeld eine flachere Straßenführung, wobei der Schlossberg (Lage ) mit dessen Burgruine abgetragen wurde.
Die Scharnitzer Straße gehört zu den einstigen Bundesstraßen, die durch das Bundesgesetz vom 8. Juli 1921 eingerichtet wurden. Bis 1938 wurde die Straße als B 67 bezeichnet, nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde sie bis 1945 als Teil der Reichsstraße 2 geführt. Von 1949 bis 1971 wurde sie als B 185 bezeichnet.
Gemäß Bundesstraßengesetz von 1971 sollte die Seefelder Schnellstraße S 13 die Scharnitzer Straße ersetzen. Diese Schnellstraße wurde jedoch nicht gebaut, weshalb am 1. April 1983 die neue Bundesstraße 177 zwischen Innsbruck und Scharnitz eingerichtet wurde, die Seefelder Straße heißt.[13] Seit 1. April 2002 steht sie als Straße mit Vorrang unter Landesverwaltung, wobei sie das „B“ der Straßenbezeichnung weiterhin führt, nicht aber die Bezeichnung „Bundesstraße“.
Zur Ortsumgehung von Scharnitz, dessen Ortskern an Spitzentagen von 18.000 Fahrzeugen passiert wurde, wurde der 959 Meter lange und 19 Millionen Euro teure Porta-Claudia-Tunnel errichtet;[14][15] der Durchschlag erfolgte im Dezember 2016.[16][17] Am 10. November 2018 wurde das 34 Millionen Euro teure Projekt feierlich eröffnet.[18]
Ausbauplanungen
Am Scharnitzpass ist die Seefelder Straße durch die auf der Staatsgrenze liegende Marchklamm an der Westflanke der Brunnensteinspitze lawinengefährdet.[19] Bei entsprechender Schneelage werden Straße (und Eisenbahnstrecke) gesperrt, eine Umfahrung ist über das eng eingeschnittene Tal der Leutascher Ache nach Mittenwald möglich. Zur Abhilfe soll eine Lawinengalerie für 8,5 Millionen Euro gebaut werden.[20][21]
Verkehr
Die Seefelder Straße ist zwischen Zirl und Leithen in Nordrichtung (bergauf) für Wohnanhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 750 kg und auf der gesamten Strecke zwischen Zirl und Scharnitz in beiden Richtungen für LKW über 7,5 Tonnen gesperrt, Ziel- und Quellverkehr ist ausgenommen.[22]
1980 passierten durchschnittlich 6144 Fahrzeuge am Tag Scharnitz, 1990 waren es bereits 7457.[23]
Bei der Verkehrszählung im Jahr 2000 wurde für Scharnitz ein Tagesmittel von 6943 Fahrzeugen ermittelt (davon 300 für Güterverkehr und 267 Schwerverkehr), für Reith 9270 (davon Güterverkehr: 650, Schwerverkehr: 408). Spitzentag ist der Sonntag mit 8457 (Scharnitz) bzw. 10.630 Fahrzeugen (Reith).
Im Jahr 2012 lag der Tagesdurchschnitt für Scharnitz bei 7586 Fahrzeugen (davon 348 LKW und 81 Sattelzüge), für Reith bei 10.085.[24]
Scharnitz/№8038 | …0 | …1 | …2 | …3 | …4 | …5 | …6 | …7 | …8 | …9 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1980[23] | 6144 | 5509 | 5763 | 6023 | 5829 | – | – | 6806 | 6832 | 7457 |
1990[25] | 7297 | 7329 | 7041 | 7158 | – | |||||
2000[25][26] | 6943 | 7235 | 7672 | 7911 | 7554 | 7335 | 7133 | 7512 | 7472 | 7695 |
2010[26] | 7807 | 7940 | 7586 | 8083 | 8137 |
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Amt der Tiroler Landesregierung (Hrsg.): Statistisches Handbuch Bundesland Tirol 2019. Innsbruck 2019, S. 11 (PDF; 14,2 MB)
- ↑ Rupert Breitwieser, Andreas Lippert: Passwege der keltischen und römischen Zeit in den Ostalpen. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 129 (1999), S. 127.
- ↑ Gustav Parthey, Moritz Pinder (Hrsg.): Itinerarium Antonini Augusti et Hierosolymitanum. Berlin 1848, S. 131; Hans Bauer: Die römischen Fernstraßen zwischen Iller und Salzach nach dem Itinerarium Antonini und der Tabula Peutingeriana. Neue Forschungsergebnisse zu den Routenführungen. Utz, München 2007, ISBN 978-3-8316-0740-2, S. 14, online auf books.google.de
- ↑ Annales Stadenses, S. 339.
- ↑ Otto Stolz: Deutsche Zolltarife des Mittelalters und der Neuzeit 1: Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehres in Tirol und Vorarlberg vom 15. bis zum 18. Jahrhundert (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit 10). Wiesbaden 1955, zit. nach Thomas Kühtreiber: Straße und Burg. Anmerkungen zu einem vielschichtigen Verhältnis, S. 286, FN 61. In: Kornelia Holzner-Tobisch, Thomas Kühtreiber, Gertrud Blaschitz (Hrsg.): Die Vielschichtigkeit der Straße. Kontinuität und Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit 22, Wien 2012, S. 263–301.
- ↑ Martin Kluger: Die Fugger in Augsburg, ISBN 978-3-939645-63-4, S. 13 (Leseprobe (PDF; 1,1 MB)).
- ↑ Grafschaft Werdenfels – Zur Geschichte der Grafschaft, S. 7, in: Altbayern Reihe I, Heft 9: Grafschaft Werdenfels, Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955.
- ↑ Mit „R. Milser“ ist die Ruine Milser der ehemaligen Burg Schlossberg gemeint.
- ↑ Karl Baedeker: Handbuch für Reisende in Deutschland und dem Oesterreichischen Kaiserstaat, Koblenz 1855, S. 331 (online).
- ↑ Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Bd. 17 (1891), S. 96.
- ↑ Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Bd. 23 (1897), S. 169.
- ↑ Reise- und Fremdenzeitung für Tirol und Vorarlberg, vom 25. April 1902, S. 8.
- ↑ Bundesgesetz vom 20. Januar 1983, mit dem das Bundesstraßengesetz 1971 geändert wird; BGBl. 63/1983
- ↑ Kundmachung und Projektbeschreibung, Amt der Tiroler Landesregierung, Abt. Verkehrsrecht; vom 13. Juni 2014, abgerufen am 20. Juli 2014 (PDF; 878 kB)
- ↑ Tunnelanschlag für Umfahrung Scharnitz, orf.at vom 11. August 2016, abgerufen am 26. Dezember 2016.
- ↑ Gebi G. Schnöll: Letzte Sprengung für Umfahrungstunnel, rundschau.at vom 20. Dezember 2016, abgerufen am 26. Dezember 2016.
- ↑ Tunneldurchschlag für Umfahrung von Scharnitz. In: tirol.ORF.at. 13. Dezember 2016, abgerufen am 28. Februar 2017.
- ↑ Umfahrung Scharnitz feierlich eröffnet. In: ORF Tirol. ORF Tirol, 10. November 2018, abgerufen am 10. November 2018.
- ↑ Neidischer Blick zu Nachbarn: Tunnel um Scharnitz beschlossen, Reprint des Artikels aus dem Garmisch-Partenkichner Tagblatt vom 29. September 2011 mit Karte des Lawinenstrichs (PDF; 160,4 kB)
- ↑ Ortsumfahrung und Lawinenschutz: Kompaktlösung nicht möglich, vom 6. Oktober 2011, abgerufen am 6. Dezember 2011, auf merkur-online.de
- ↑ Tanja Brinkmann: Es geht wieder voran: Millionen-Projekte sind in Arbeit. vom 24. September 2018, abgerufen am 16. Juni 2021, auf merkur-online.de
- ↑ Verordnungen Nr. 1365 und 1366, im Amtsblatt für Tirol 51/188 vom 19. Dezember 2007 (PDF, 127,6 kB), Verordnung Geschäftszahl 4-728-64-5-2007, zum LKW-Fahrverbot mit Erläuterungen vom 13. Dezember 2007 (PDF; 455,08 kB)
- ↑ a b Verkehrsbericht 2000. (PDF; 949 kB) In: i-med.ac.at. Medizinische Universität Innsbruck, S. 38, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. April 2016.
- ↑ Verkehr in Tirol – Bericht 2012, Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Verkehrsplanung (PDF; 7,77 MB).
- ↑ a b Amt der Tiroler Landesregierung: Verkehrsdaten 1995–2004. Abgerufen am 12. April 2016.
- ↑ a b Amt der Tiroler Landesregierung: Publikationen Verkehr. Verkehrsdaten 2004–2014. Abgerufen am 12. April 2016.
B177 | Die Seefelder Straße befand sich wie die anderen ehemaligen Bundesstraßen in der Bundesverwaltung. Seit dem 1. April 2002 steht sie unter Landesverwaltung und führt zwar das B in der Nummer weiterhin, nicht aber die Bezeichnung Bundesstraße. |
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