Seeben (Salzwedel)

Seeben
Stadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 53′ 8″ N, 11° 2′ 5″ O
Höhe: 29 m
Fläche:26,92 km²
Einwohner:221 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte:8 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. April 1938
Eingemeindet nach:Seebenau
Postleitzahl:29410
Vorwahlen:03901, 039038

Lage von Seeben in Sachsen-Anhalt

Feldsteinkirche Seeben im Dorfzentrum

Seeben gehört zur Ortschaft Seebenau und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Seeben, ein Rundplatzdorf[2], liegt im Norden der Altmark im Nord-Westen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt an der Grenze zum Nachbarland Niedersachsen. Im Nordwesten liegt das Waldgebiet Seebenauer Holz im EU-Vogelschutzgebiet „Landgraben-Dumme-Niederung“. Es wird von Gräben entwässert, die nach Norden zur Wustrower Dumme fließen.[3]

Der Ortsteil liegt an der B 71. Die nächsten größeren Städte sind Salzwedel (Entfernung 10 km), Uelzen (36 km) und Lüneburg (70 km). Nachbarorte sind Darsekau und Cheine.

Geschichte

Ehemaliger Grenzturm bei Seeben

Zur ersten urkundlichen Erwähnung von Sebene kam es 956, als Otto I. dem Stift Quedlinburg sechs Dörfer schenkte, darunter das heute bekannte Seeben.[4] Zu diesem Zeitpunkt bildete, die im 12. Jahrhundert erbaute Dorfkirche den Ortseingang für das Rundplatzdorf.

Seeben 1840

Die heutige Ortsansicht bildete sich nach dem großen Dorfbrand im April 1863. Durch die teilweise recht dichte Bebauung und die damalige noch weit verbreitete Verwendung von Strohdächern brannte fast das gesamte Dorf mit 12 Höfen nieder. In den Folgejahren wurde der Ort wieder aufgebaut die Charakteristik eines Rundlingsdorf jedoch aufgegeben.[5]

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Seben aufgeführt.[6]

Am 14. September 1569 belehnten Christoph und Antonius Wustrow den Dietrich Brewitz aus Bockhorn bei Salzwedel mit dem Dorfe Seeben,[7] am 11. November 1839 endete diese endgültig und sämtliche Abgaben und Arbeitsleistungen wurden den Dorfbewohnern gegen eine Einmalzahlung erlassen. Die Seebener Dorfbewohner verdienten ihr Auskommen zu dieser Zeit neben der Landwirtschaft auch mit dem Holzhandel, dem Stechen und Verkaufen von Torf und auch die Herstellung von Leinen.[8][9]

Im Jahr 1903 wurde die Freiwillige Feuerwehr Seeben gegründet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs marschierten am 21. April 1945 Teile des 47. Infanteriebataillons und 10. Panzerbataillons der Fifth Armored Division der US-Army aus Salzwedel kommend in Seeben ein. Zuvor kam es noch zu einigen Scharmützeln mit deutschen Soldaten in den umliegenden Wäldern. Zwei der bei diesen Kämpfen gefallenen deutschen Soldaten, sind heute in einem Waldstück Richtung Rockenthin beerdigt.[10][11][12]

Von 1961 bis 1989 war Seeben durch seine grenznahe Lage Teil des Sperrgebiets der DDR. Ehemalige Grenzanlagen, wie beispielsweise Grenzzaun und Grenzturm, sind erhalten geblieben. Diese Relikte des Kalten Krieges und der Trennung Deutschlands sind ein Ausflugsziel von Fahrradtouristen und Naturliebhabern.

Archäologie

Im Cheiner Torfmoor östlich von Seeben wurde im 19. Jahrhundert ein Feuersteindolch aus der frühen Bronzezeit gefunden.[13]

1956, im Jahr des 1000-jährigen Bestehens, wurden in Seeben etwa 430 Pfennige und Groschen aus der Zeit von 1430 bis 1512 von spielenden Kindern entdeckt. Ein Lehrer, der die Münzen Tage darauf bei den Schülern fand, erkannte die Bedeutung, sammelte sie ein und übergab sie dem Danneil-Museum in Salzwedel, wo sie heute in einer Ausstellung besichtigt werden können.[14]

Sagen

In der Sage Über die Entstehung des Dorfes Seeben, die Alfred Pohlmann[15] im Jahre 1901 überlieferte, wird über den Riesen Jan Kahl und seine Frau namens Seba berichtet. Der Riese lag im Streit mit dem Markgrafen zu Salzwedel, der darauf dessen Frau entführen ließ. Später gelang dem Riesen die Befreiung seiner Frau. Sie starb aber kurz darauf. Das war an der Stelle, wo jetzt die Kirche steht. Der Riese zwang einige aus seinem Gefolge, sich dort anzusiedeln. Das Dorf benannte er nach seiner Gattin. Jan Kahl wurde im Seebenauer Holz begraben. Sein Grab war mit Eichen bepflanzt, eine auf seinem Kopf, zwei auf den Armen und zwei auf den Füßen.[16]

Diskussion der Ersterwähnung

Der Historiker Johannes Schultze erläuterte 1964 die verschiedene Zuordnung der sechs Dörfer in der marca lipani in der Urkunde von 956[4]. Er schrieb: „Man hat die Dörfer im Gau Osterwalde in die Umgebung von Salzwedel lokalisiert, ohne dass die Ansichten in der Identifizierung übereinstimmen.“[17] Das sind:

Eingemeindungen

Am 1. April 1938 wurden die Gemeinden Seeben und Darsekau aus dem Landkreis Salzwedel zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Seebenau vereinigt.[18] Mit der Eingemeindung von Seebenau nach Salzwedel am 1. Januar 2010[19][20] kam der Ortsteil Seeben zur Stadt Salzwedel und gleichzeitig zur neu entstandenen Ortschaft Seebenau.[19]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734115
1774134
1789184
1798175
1801174
1818225
JahrEinwohner
1840342
1864384
1871428
1885406
1892[00]401[21]
1895386
JahrEinwohner
1900[00]375[21]
1905381
1910[00]372[21]
1925335
2010[00]231[22]
2014[00]246[23]
JahrEinwohner
2015[00]240[23]
2021[0]221[1]

Quelle bis 1925, wenn nicht angegeben:[2]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Seeben war eingekircht in die mater combinata Rockenthin, die zur Pfarrei Bombeck gehörte.[24] Die Evangelischen aus Seeben gehören heute zum Pfarrbereich Osterwohle-Dähre im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[25]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für die Pfarrei Bombeck stammen aus dem Jahre 1760.[26]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Laurentius in Salzwedel im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[27]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Seeben ist ein mittelalterlicher Feldsteinbau. Der Dachreiter über dem Westgiebel stammt aus dem 19. Jahrhundert.[28]
  • Der Ortsfriedhof mit einer Trauerhalle liegt am südöstlichen Ortsausgang.
  • In Seeben steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges[29] sowie ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal.[19]
  • Mühle und Mühlenplatz sind ein Trockenrasenbiotop und dienen als Übungsplatz Feuerwehr und Platz für das jährliche Osterfeuer.[19]

Bildung

Der Kindergarten „Seebenauer Dorfspatzen“ ist in Trägerschaft der Gemeinde, der Hansestadt Salzwedel.

Vereine

Ein Förderverein kümmert sich um die Erhaltung der Dorfkirche in Seebenau.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die „Agrarproduktionsbetrieb Seebenau eG“ besteht seit 1992 und ist aus der früheren Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Seebenau-Brietz entstanden.[2]

Persönlichkeiten

Der Schlagersänger Klaus-Dieter Henkler wurde am 19. Januar 1944 in Seeben geboren.

Literatur

  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 129–130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 346, 148. Seeben (Online bei google books).

Weblinks

Commons: Seeben (Salzwedel) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  2. a b c Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2057–2059, doi:10.35998/9783830522355.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. a b Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 25. Berlin 1863, S. 166 (Digitalisat).
  5. Chronik des Dorfes Seeben von Werner Mehldau, Salzwedel, 1956
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 401 (uni-potsdam.de (Memento vom 20. April 2019 im Internet Archive)).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 315 (Digitalisat).
  8. Chronik des Dorfes Seeben von Werner Mehldau, Salzwedel, 1956
  9. Gerichtsprozess vor dem Kammergericht zu Salzwedel, Seebener Kirche/Joachim Heinrich Wiechmann, 29. Mai 1839
  10. Karl-Heinz Schwerdtfeger: Kriegsende im Wendland. Band 3.
  11. weltkriegsopfer.de: Baron, Klaus (Memento vom 25. Oktober 2014 im Internet Archive), abgerufen am 6. Februar 2012.
  12. weltkriegsopfer.de: Fath, Franz (Memento vom 25. Oktober 2014 im Internet Archive), abgerufen am 6. Februar 2012.
  13. Johann Friedrich Danneil, von Münchhausen: Generalbericht für 1844. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1845, S. 11, Aus der Periode der Kegelgräber (altmark-geschichte.de [PDF]).
  14. Horst Konietzko: Der Münzfund von Seeben – heute Ortsteil von Seebenau, Altmarkkreis Salzwedel. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 71. Jahresbericht, 1996, S. 125–131 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  15. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 125–126.
  16. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 206.
  17. Johannes Schultze: Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte. Ausgewählte Aufsätze (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin. Band 13). 1964, ISBN 978-3-11-083528-1, S. 24–25, Nordmark und Altmark.
  18. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1938, ZDB-ID 3766-7, S. 139, 475.
  19. a b c d Altmarkkreis Salzwedel: Vereinbarung über die Eingemeindung der Gemeinde Seebenau in die Hansestadt Salzwedel (Gebietsänderungsvereinbarung) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 16. März 2009. In: Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 4, 22. April 2009, S. 84–86 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 819 kB; abgerufen am 19. Februar 2022]).
  20. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  21. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 129–130 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  22. Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 75–76 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  23. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  24. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. Abgerufen am 1. Mai 2019.
  26. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 13 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  27. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 19. Februar 2022.
  28. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 440.
  29. Seeben, Hansestadt Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 1. Oktober 2022.

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Flurkarte des Ortes von 1840, auf Feld 27 am damaligen Ortseingang, ist zur Orientierung die Dorfkirche abgebildet