Sech (Landtechnik)
Das Sech (auch Kolter, Pflugsech, Pflugmesser, Messersech, Vorschneider oder Vorschäler genannt) ist ein sogenanntes Vorarbeitswerkzeug beim Pflug, das den Boden vor dem Pflugschar senkrecht einschneidet und meistens die Form eines langen, leicht gekrümmten Messers hat.
Geschichte und Funktion
Seche wurden schon im Altertum verwendet und waren nach Plinius d. Ä. in Raetien gebräuchlich.[1] Seit dem Mittelalter gehörte in Mitteleuropa meistens ebenfalls ein Sech zum Pflug. Das senkrechte Abschneiden des zu pflügenden Bodens durch ein scharfes Sech bewirkt im Gegensatz zur Trennung durch die stumpfe Streichblechvorderkante eine Verringerung der erforderlichen Zugkraft beim Pflügen, auch wird das Arbeitsergebnis durch die sauber abgetrennte Furchenwand besser. Durch die sauberer geräumte Furche wird zudem die Spurhaltung des Gespannpfluges oder des den Pflug ziehenden Traktors erleichtert.
Die Arbeitstiefe des Sechs ist zum sauberen Abtrennen des abzupflügenden Erdbalkens mindestens „wurzeltief“ einzustellen, bei bindigen Böden wird das Sech daher fast bis zur Furchentiefe positioniert, bei weniger bindigen Böden kann die Sechspitze auch höher gestellt sein. Zur Schonung der Streichblechvorderkante soll das Sech einige Millimeter zum Ungepflügten versetzt laufen als diese.
Neben dem messerförmigen Sech gibt es auch runde, rotierende Seche, sogenannte Scheibenseche. Diese benötigen weniger Zugkraft als Messerseche. Mehrscharige Pflüge haben heute (aus Kostengründen) oftmals nur am letzten Pflugkörper ein Sech. Beim Grünlandumbruch ist allerdings ein Sech vor jedem Körper sinnvoll.
Mittelalterliche Ikonographie
Das Pflugsech findet sich häufig auf bäuerlichen Steinkreuzen und Kreuzsteinen aus dem Mittelalter, aber auch auf Grabplatten, Handwerkerwappen und Ortswappen.
- Pflugsech auf einem mittelalterlichen Steinkreuz in der Schwalm
- Ehemaliges Gemeindewappen von Sulzbach im Landkreis Karlsruhe, mit gestürztem Pflugsech
- Wappen des Heilbronner Stadtteils Kirchhausen, von zwei Sechen flankiertes Pflugschar
Einzelnachweise
- ↑ Sech in: Propyläen Technikgeschichte, Band 1, Seite 208 ff. und 380 ff. sowie Band 3, S. 98 ff.
Literatur
- Bodo Frahm, BGJ Agrarwirtschaft, 4. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1980, 1991, ISBN 3-8001-1049-0, Seite 451
- Paul Schweigmann, Die Landmaschinen und ihre Instandhaltung, Pfanneberg, Gießen, 1955, Reprint: Bulldog Press, Limburg a. d. Lahn, 1993, ISBN 3-9803332-1-3, S. 21 ff.
- F. K. Azzola, H. Bormuth, Der Pflug als Zeichen bäuerlichen Standes auf Steinkreuzen und anderen Kleindenkmalen, Sammelwerk=Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften, Band 2 Breuberg-Neustadt, 1977, Seite 208 f.
Weblinks
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Autor/Urheber: Original autor: Giancarlo Dessì (gian_d), vector version (and color) Gian Luca Ruggero (aka Actam), Lizenz: CC BY 3.0
Pflugkomponenten: 1) Rahmen (Grindel), 2) Dreipunktverbindung, 3) Arbeitstiefeneinstellung, 4) Sech, 5) Meißel, 6) Schar, 7) Streichblech mit -schiene.
Autor/Urheber: Dwight Sipler, Lizenz: CC BY 2.0
Kverneland Pflug mit Scheibensechen, Beetpflug
Autor/Urheber: 2micha, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Das Steinkreuz aus Sandstein ist ein Sühne- oder Memorialstein und steht heute am Eingang des "Steinernen Hauses", heute Sitz des Museums der Schwalm in Ziegenhain. Es ist etwa 90 Zentimeter hoch und 56 Zentimeter breit (mit beiden Armen) und 19 Zentimeter dick. Früher stand es am westlichen Ortsausgang von Asterode (Ortsteil von Neukirchen (Knüll)) an der Bundesstraße 454, wo heute eine Nachbildung des Kreuzes steht. Es soll 1920 gefunden worden sein. Die Steinritzung zeigt ein Pflugsech (ein Pflugmesser, das das Erdreich für die Pflugschar vorschneidet). Das Pflugsech ist etwa 45 Zentimeter lang und 10 Zentimeter breit. Dieses Berufszeichen des Bauernstandes soll damit vermutlich an einen Mord eines Bauern erinnern. Das Kreuz könnte aufgestellt worden sein, um an einen Mord, der um 1580 begangen wurde, zu erinnern.