Wiener Secession

Das Ausstellungshaus der Wiener Künstlervereinigung „Secession“ (2017)

Die Wiener Secession, genauer Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession, ist eine Vereinigung bildender Künstler in Wien aus der Zeit des Fin de siècle. Davon abgeleitet wird auch die Wiener Variante des Jugendstils als Secessionsstil oder Wiener Jugendstil bezeichnet.

Die Wiener Secession ist seit ihrer Gründung 1897 ein Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst, das den Diskurs im künstlerischen Feld maßgeblich mitbestimmt. Die Besonderheit der Institution ist, dass der aus aktiven Künstlern und Architekten bestehende Vorstand, in einem kollektiven Prozess Künstler einlädt, um Ausstellungen eigens für die Secession zu erarbeiten. Gegenwärtig werden so bis zu 12 künstlerische Positionen pro Jahr kuratiert und ausgestellt.

Geschichte

Die Wiener Secession wurde am 3. April 1897 von Gustav Klimt, Koloman Moser, Josef Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Max Kurzweil, Josef Engelhart, Ernst Stöhr, Wilhelm List, Adolf Hölzel, Anton Nowak[1] und anderen Künstlern als Abspaltung (Secession) vom Wiener Künstlerhaus gegründet, da die Künstler den am Künstlerhaus vorherrschenden Konservatismus und traditionellen – am Historismus orientierten – Kunstbegriff ablehnten. Vorbild war die Münchner Secession. 1897 wurde die bedeutendste österreichische Kunstzeitschrift Ver Sacrum gegründet. Die erste Ausstellung fand 1898 statt. Links neben der Eingangstür des gleichnamigen Ausstellungshauses findet sich der Wahlspruch Ver Sacrum („Heiliger Frühling“), der die Hoffnung auf eine neue Kunstblüte ausdrücken soll.

Portal des Ausstellungshauses, mit dem Credo: „Der Zeit ihre Kunst. / Der Kunst ihre Freiheit.“ (2024)

Am 17. November 1897 wurde der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession laut Beschluss der Gemeindevertretung in Wien ein Grundstück im 1. Bezirk Innere Stadt an der Wienzeile, zwischen Naschmarkt und der Akademie der bildenden Künste, zur Errichtung eines Kunst-Ausstellungsgebäudes überlassen.[2] 1898 wurde das Ausstellungshaus nach Entwürfen des Otto-Wagner-Schülers Joseph Maria Olbrich erbaut. Dieses Ausstellungsgebäude wird in Wien ebenfalls kurz als „die Secession“ bezeichnet.

Große Verdienste erwarb sich die Gruppe mit ihrer Ausstellungspolitik, durch die etwa die französischen Impressionisten dem Wiener Publikum zugänglich gemacht wurden. Die Schau Entwicklung des Impressionismus in Malerei und Plastik stellte 1903 beispielsweise erstmals Werke von Paul Cézanne in Österreich aus; im Nachgang gelangten von hier gezeigte Werke von Claude Monet und Vincent van Gogh in die Moderne Galerie (heute Österreichische Galerie Belvedere). Berühmt wurde die 14. Ausstellung der Secession 1902, die Ludwig van Beethoven gewidmet war („Beethovenausstellung“). Das Arrangement der Ausstellung stammte von Josef Hoffmann. Im Zentrum stand die Beethovenstatue von Max Klinger. 20 Secessionskünstler und eine Künstlerin gestalteten wandbezogene Arbeiten (Malerei, Mosaike, Reliefs, Skulpturen, Brunnen, Möbel), Gustav Klimt führte im ersten Ausstellungsraum den Beethovenfries als Wandgemälde aus, das sich seit 1975 im Besitz der Republik Österreich befindet. Nach der Renovierung des Gebäudes in den Jahren 1985/86 durch Adolf Krischanitz wurde der Beethovenfries in einem Klimaraum im Souterrain installiert.

1903 wurde von den Gründungsmitgliedern der Secession Josef Hoffmann und Koloman Moser die Wiener Werkstätte als Produktionsgemeinschaft bildender Künstler gegründet, die das Ziel hatte, das Kunstgewerbe zu reformieren. Lange wurde angenommen, dass auch Carl Otto Czeschka, einer der Entwerfer in der Wiener Werkstätte, Mitglied der Secession geworden sei. Das trifft nicht zu. Er war zwar ernannt worden, aber er stellte bewusst keinen Aufnahmeantrag, da er sich in seiner Ausstellungstätigkeit nicht einschränken lassen wollte, wie es die Statuten vorsahen. Trotz der Anträge im November 1900 und im Mai 1904 trat er der Secession letztlich nicht bei. Ein Hindernis dafür, dass sich Czeschka an der VIII. (1900), der XIII. (1902) und der XX. Ausstellung der Secession (1904) beteiligen konnte, war dies nicht.

Am 14. Juni 1905 trat Gustav Klimt mit Josef Maria Auchentaller, Wilhelm Bernatzik. Adolf Boehm, Adolf Hölzel, Josef Hoffmann, Wenzel Franz Jäger, Maximilian Kurzweil, Wilhelm List, Richard Luksch, Franz Metzner Carl Moll, Koloman Moser, Felician Myrbach-Rheinfeld, Emil Orlik, Robert Pötzelberger, Alfred Roller und Otto Wagner[3] wieder aus der Wiener Secession aus, nachdem es bereits seit 1904 zu heftigen Meinungsverschiedenheiten mit der „Hohen Warte“ gekommen war. Josef Engelhart führte die verbliebenen Künstler der Secession an, die konservativer eingestellt waren als die Gruppe um Gustav Klimt. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde 1939 die Wiener Secession als eigenständige Institution aufgelöst und in das Künstlerhaus übernommen, nach Kriegsende aber 1945 wieder gegründet.[4]

Präsidenten

Ehrenpräsidenten

Weitere historische Mitglieder der Secession

Literatur

  • Kirk Varnedoe: Wien 1900. Kunst, Architektur & Design. Taschen, Köln 1993, ISBN 3-8228-0059-7.

Einzelnachweise

  1. Wiener Secession.: Katalog der I. Kunst-Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs. 1898 (archive.org [abgerufen am 8. September 2022]).
  2. Josef Hoffmann: Ver Sacrum. Hrsg.: Vereinigung bildender Künstler Österreichs. Band 1, Nr. 1. Gerlach & Schenk, Wien Januar 1898, S. 30.
  3. „Klimt-Gruppe“ = 19 ausgetretene Mitglieder. Vergleich der beiden Listen der ‚ordentlichen Mitglieder‘ in den Katalogen zur XXIII. und zur XXIV. Ausstellung 1905
  4. Secession (Institution) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  5. gewählt am 30. April 1900
  6. gewählt amn 6. Mai 1905
  7. Anton Nowak. Abgerufen am 8. September 2022.
  8. 1873–1942 Architekt, Reg.Rat
  9. Der Standard Kulturpolitik vom 5. Oktober 2021: Personalia: Ramesch Daha neue Präsidentin der Wiener Secession, abgerufen am 5. Oktober 2021
  10. Mitglied seit 1907
  11. Lederer wurde auf der Generalversammlung am 6. Mai 1904 ernannt
  12. 29. März 1900
  13. März 1905

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Der Haupteingang zum Wiener Secessionsgebäude an einem sonnigen Tag.
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Das Wiener Secessionsgebäude an der Adresse Friedrichstraße 12 im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt.
Das Ausstellungsgebäude für zeitgenössische Kunst der Künstlervereinigung „Secession“ wurde nach Plänen von Joseph Maria Olbrich ab 1897 errichtet und am 15. November 1898 eröffnet. Im 2. Weltkrieg durch Bomben und Brand de facto zerstört, wurde es nachher wieder aufgebaut und am 5. Juni 1964 mit der Ausstellung „Wien um 1900" wiedereröffnet.