Sebalder Reichswald

Sebalder Reichswald
Koordinaten: 49° 32′ 8″ N, 11° 6′ 0″ O
Lage:Bayern, Deutschland
Besonderheit:Wald
Nächste Stadt:Nürnberg
Fläche:10.000 ha
Gründung:ca. 800
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Der Sebalder Reichswald ist der nördlich der Pegnitz gelegene Teil des Nürnberger Reichswaldes; südlich schließt sich der Lorenzer Reichswald an.

Er bedeckt eine Fläche von ca. 10.000 ha und erstreckt sich ca. 25 km breit auf der Achse Erlangen-Lauf; die nördliche Grenze bildet der Fluss Schwabach.

Der Name stammt von St. Sebald, der Hauptkirche des gleichnamigen und nördlich der Pegnitz gelegenen Nürnberger Stadtteils.

Geschichte

Ungefähr um 720 wurde der Reichswald mit dem fränkischen Königsbann belegt. Durch Übernutzung und folgender Aufforstung wandelte sich der ursprüngliche Kiefern-Birken-Eichen-Mischwald zu einem Kiefernwald.

Das Bannwalddenkmal

Der Sebalder Reichswald wurde 1024 von Kaiser Heinrich II. dem Hochstift Bamberg übertragen; Kaiser Heinrich III. schlug ihn wieder dem Reichsgut um Nürnberg zu. Der Wald wurde als Reichslehen von einem Forstmeister verwaltet. Seit 1273 waren damit die Burggrafen von Nürnberg belehnt und gliederten ihn ihrem Amt Heroldsberg an. 1385 wurde der Wald der Reichsstadt Nürnberg verpfändet.[1]

1427 verkaufte der Burggraf Friedrich IV. den Wald an die Stadt Nürnberg, behielt sich jedoch einige Rechte vor, die Anlass zu vielen Streitereien in den folgenden Jahrhunderten waren. 1489 wurde die Verwaltung von Lorenzer und Sebalder Reichswald durch „Waldämter“ vereinheitlicht. Die ca. 11.500 ha wurden ursprünglich in sechs, ab dem 15. Jahrhundert in zehn Waldhuten aufgeteilt.[1]

1810 kam der Wald zusammen mit Nürnberg an das Königreich Bayern. Durch Übernutzung war er wieder einmal in einem beklagenswerten Zustand. Die Kiefern-Monokulturen wurden 1896 durch den Kiefernspanner zu einem großen Teil vernichtet. Ein Drittel der Gesamtfläche musste abgeholzt werden. In den Folgejahren wurde er wieder großflächig mit Kiefern aufgeforstet. Das charakteristische Aussehen des Kiefernwaldes hat ihm den Namen „Steckerlaswald“ eingetragen.

Der „Steckerlaswald“

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg gingen große Flächen für militärische Einrichtungen (Munitionslager, Übungsgebiete, Schießplätze) verloren. In den 30er Jahren wurden Teilabschnitte der Autobahn Regensburg–Frankfurt (heute A 3) durch den Wald gebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt und ausgebaut. Das einzige weitere Großprojekt war die Errichtung des Flughafens (Eröffnung 1955). Darüber hinaus hatte der Sebalder Reichswald – im Gegensatz zum Lorenzer – nur geringe Flächenverluste zu verzeichnen.

Mit dem Aufkommen des Umweltschutzgedankens Anfang der 1970er Jahre wurden seine ökologische Funktion sowie die Nutzung als Naherholungsgebiet wichtiger. Am 1. August 1979 wurde der Sebalder Reichswald als erster Wald Bayerns zum Bannwald erklärt und unter Schutz gestellt. Dieser Schutz scheint jedoch nur beschränkt wirksam zu sein. So gibt es Pläne, eine zusätzliche Nordanbindung des Flughafens Nürnberg an die A3 durch den Sebalder Reichswald zu schaffen. Das Vorhaben ist aber derzeit zurückgestellt aufgrund einer Bodenkontamination am Flughafen Nürnberg.[2]

Militärische Nutzung

An verschiedenen Stellen wurde der Wald durch Reichswehr und US-Armee militärisch genutzt, beispielsweise gab es im Süden Erlangens einen Standort-Übungsplatz. Dies führt unter anderem dazu, dass bis heute in einem großen Teil des Waldes das Verlassen der befestigten Wege wegen der Gefahr durch Munition verboten ist.

Geographie

Weißensee im Erlenstegener Forst

Zum Sebalder Reichswald gehören die Forste Tennenloher Forst, Buckenhofer Forst, Dormitzer Forst, Kalchreuther Forst, Neunhofer Forst und Kraftshofer Forst, Erlenstegener Forst, Behringersdorfer Forst, das gemeindefreie Gebiet Geschaidt, der Rückersdorfer Forst und der Günthersbühler Forst. Im Erlenstegener Forst, direkt an der Autobahn, liegt der Weißensee, den Albrecht Dürer in Aquarelltechnik malte.

Nur an wenigen Stellen überschreitet der Wald die 400-m-Höhenmarke (z. B. am Mistelberg (418 m) bei Kalchreuth, welches selbst 413 m hoch liegt; und am Schmalzberg (406 m), heute im Ortsteil Ludwigshöhe der Gemeinde Rückersdorf gelegen).

Der Boden ist meist sandig und regelmäßig mit Kiefern bepflanzt; bisweilen sind Birken oder auch Erlen eingemischt. Außerdem ist er zumeist von Heidel- oder Preiselbeersträuchern bewachsen. Der Sebalder Reichswald ist damit ein wichtiger Bestandteil der Sandachse Franken.

Einige Gebiete, insbesondere der Erlenstegener Forst, sind von zahlreichen Entwässerungsgräben durchzogen. Nach niederschlagsreichen Witterungsperioden sind flacheren Teile des Reichswaldes für einige Zeit sumpfig, d. h. der Wald wirkt als Wasserspeicher, in Dürreperioden dagegen kann es zu Waldbränden kommen.

Denkmäler und Gedenksteine

Die Hasensteinsäule

In dem Wald befinden sich eine ganze Reihe von Denkmälern, Gedenksteinen, Brunnen, Quellen und andere Besonderheiten. Darunter fallen u. a.:

  • Das Bannwalddenkmal im Dormitzer Forster erinnert an die Erklärung des Sebalder Reichswaldes zum Bannwald.
  • Der Fuchsstein im Buckenhofer Forst wurde 1976 aufgestellt und erinnert an das Vorkommen der Füchse im Wald.
  • Die Hasensteinsäule zeigt einen Hasen mit fünf Läufen.
  • Der Gesundbrunnen zwischen Buckenhof und Uttenreuth wurde bereits im 18. Jahrhundert aufgrund seines kohlensäurehaltigen Wassers geschätzt. Heute fließt aus ihm jedoch kaum noch Wasser.
  • In der Nähe des Steinbruchs Ohrwaschl im Tennenloher Forst befinden sich die Ohrwaschlbrücke und die Reste des ehemaligen Wirtshauses Ohrwaschl. Dieses wurde wegen der Beeinträchtigungen durch Schießübungen der US-Armee geschlossen und später abgetragen.
  • Mehrere vermutlich spätmittelalterliche Steinkreuze, darunter das Weiße Kreuz, der Siebenstein, der Fuhrmannsstein im Forst Tennenlohe und das Frauenkreuz im Kraftshofer Forst.
  • Die Dürerquelle am Waldrand bei Kalchreuth verewigte der berühmte Maler in dem Bild Quelle im Wald mit Antonius und Paulus.
  • Der sieben Meter hohe Franz-Köhl-Turm in der Nähe des Gründlacher Berges wurde zum Beobachten von Schießübungen 1936 errichtet.
  • Die Rote Marter markiert den Grenzpunkt zwischen dem Tennenloher, Neunhofer und Dormitzer Forst, die Wolfs-Marter den zwischen dem Neunhofer, Kraftshofer und Dormitzer Forst.

2016 wurden viele markante Plätze mit Schildern versehen.[3]

Hierzu gibt es auch online eine Karte: Denkmäler im Nürnberger Reichswald. Abgerufen am 15. Juli 2017.

Bildungs- und Freizeiteinrichtungen

Das Wildschweingehege im Buckenhofer Forst

Siehe auch

Literatur

  • Forstamt Erlangen: Gedenksteine, Quellen und andere Besonderheiten im Sebalder Reichswald, 2004, ISBN 3-00-014252-5.
  • August Gebeßler: Stadt und Landkreis Erlangen (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 14). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450949, S. 146.

Einzelnachweise

  1. a b Walter Bauernfeind: Sebalder Reichswald. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 968 (online).
  2. PFC am Flughafen: Bodensanierung dauert noch viele Jahre. Abgerufen am 19. Mai 2019.
  3. | Bayerische Staatsforsten: Neue Infoschilder im Sebalder Reichswald
  4. 13/2010 „Spaziergang im Urwald“ - BUND Naturschutz in Bayern e.V. Abgerufen am 7. Dezember 2020.

Weblinks

Commons: Sebalder Reichswald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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„Steckerlswald“ (auch Steckerlaswald oder Steggerlaswald) genannter Kiefernforst im Sebalder Reichswald (Nürnberger Reichswald), Bayern
Hasensteinsäule.jpg
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Hasensteinsäule in Sebalder Reichswald
Wildschweingehege Buckenhofer Forst.jpg
(c) Masteraah, CC-BY-SA-3.0
Wildschweingehege im Buckenhofer Forst