Schweizer Parlamentswahlen 1951

1947Gesamterneuerungswahlen
des Nationalrats 1951
1955
Wahlbeteiligung: 71,2 %
 %
30
20
10
0
25,99
23,99
22,53
12,57
5,11
2,74
2,58
2,25
0,99
1,32
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1947
 %p
   2
   0
  -2
  -4
−0,21
+1,03
+1,37
+0,49
+0,69
−2,40
−0,60
−0,68
+0,05
+0,33
Bundeshaus in Bern:
Sitz des Schweizer Parlaments

Die Schweizer Parlamentswahlen 1951 fanden am 28. Oktober 1951 statt. Dabei waren alle 196 Mandate des Nationalrats sowie 25 der 44 Mandate im Ständerat neu zu vergeben. Diese 34. Legislaturperiode dauerte vier Jahre bis Oktober 1955. Aufgrund der Ergebnisse der Volkszählung 1950 stieg die Zahl der Sitze im Nationalrat von 194 auf 196.

Bei den Nationalratswahlen kam es zu markanten Verlusten für die PdA, deren Wähleranteil sich unter dem Zeichen des Kalten Kriegs beinahe halbierte. Die Katholisch-Konservativen konnten dagegen zulegen und wurden wieder zur die stärkste Fraktion in der Bundesversammlung (National- und Ständerat zusammengerechnet).[1] Ansonsten gab es nur geringe Verschiebungen.

Im Ständerat kam es nur zu kleineren Änderungen. BGB und SP verloren je einen Sitz an FDP und LPS. Die beiden parteilosen Ständeräte wurden wiedergewählt.

Die durchschnittliche Wahlbeteiligung bei den Nationalratswahlen 1951 sank auf 71,2 %, mit kantonalen Werten zwischen 39,9 % in Appenzell Innerrhoden und 86,0 % im Aargau.[2]

Wahlmodus

Nationalrat

Die Nationalräte werden seit 1919 nach dem Proporzwahlsystem gewählt, d. h. die Sitze werden nach dem Wähleranteil der Parteilisten in den einzelnen Kantonen verteilt und erst innerhalb der Liste gemäss den Personenstimmen. Die Anzahl Sitze pro Kanton werden anhand der Einwohnerzahl bestimmt.

Ausführlicher hierzu: Nationalrat (Schweiz) – Wahlverfahren

Ständerat

Jeder Kanton wählt seit 1848 zwei Vertreter für den Ständerat (ehemalige Halbkantone: einen Vertreter). Die Ständeratswahlen richten sich nach kantonalem Recht. In den meisten Kantonen wurde am 25. Oktober auch die Ständevertretung gewählt. In den Kantonen Appenzell Innerrhoden, Glarus, Nidwalden und Obwalden wählten die Landsgemeinden im Frühjahr die Ständeräte. Die Kantone hatten nicht nur abweichende Wahltermine, sondern auch noch verschieden lange Amtsperioden (1–4 Jahre). In den Kantonen Bern (Novembersession), Freiburg (1 Person in der Maisession, 1 Person in der Novembersession), Neuenburg (gleichentags mit den Nationalratswahlen) und St. Gallen (in der Frühjahrssession) wurden die Ständeräte vom Kantonsparlament gewählt. In allen anderen Kantonen wurden die Ständeräte bei Urnenwahlgängen ermittelt, normalerweise am gleichen Tag wie die Nationalratswahlen. Abweichend davon wählten die Stimmberechtigten in den Kantonen Graubünden (erster Sonntag im März), Tessin (letzter Sonntag im Februar) und Zug (im November).

Ausführlicher hierzu: Ständerat – Wahlverfahren

Resultate Nationalrat

Anmerkungen zu den Wählerzahlen

In den Mehrpersonenwahlkreisen hat jeder Wähler so viele Stimmen, wie in seinem Kanton Sitze zu vergeben sind (im Kanton Bern 34, im Kanton Zug 2). Diese Stimmen kann er an beliebige Kandidaten der sich zur Wahl stellenden Listen vergeben (Panaschieren). Eine Stimme für einen Kandidaten ist gleichzeitig eine Stimme für dessen Partei. Hat ein Wähler nicht alle seine Stimmen an Kandidierende vergeben, gehen diese Stimmen als sogenannte «Zusatzstimmen» an die von ihm gewählte Liste. Wenn der Wähler keine Liste auswählt, sondern einen so genannten «Wahlzettel ohne Parteibezeichnung» – auch Blankoliste genannt – verwendet, verfallen nicht benutzte Stimmen (sog. Leere Stimmen).

Um zu überkantonal vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, muss zuerst die Anzahl fiktiver Wähler pro Kanton und Partei berechnet werden. Und die Summe aller fiktiven Wähler der einzelnen Kantone sind dann die Wähler auf Landesebene (z. B. SP auf 249'857 Wähler gerundet). Ein Aargauer «Wähler» kann aber auch aus 13 Personen bestehen, die nur je einen Kandidaten der betreffenden Partei auf ihrer Liste aufgeführt haben.

Das Bundesamt für Statistik benutzt daher den Begriff «fiktiver Wähler» für den Wähler, da ein effektiver Wähler auch nur ein Teilwähler sein kann. Die Zahl der Wähler entspricht der Anzahl gültiger Wahlzettel. Auf Kantonsebene ist die Summe aller Parteistimmen (Summe der Kandidatenstimmen von Kandidierenden einer Partei plus Zusatzstimmen = leere Felder einer Parteiliste) Berechnungsgrundlage. Beispiel: Partei A erzielt im Kanton X 12000, Partei B 27000 und Partei C 48000 von 87000 Parteistimmen. Die Anzahl gültiger Wahlzettel beträgt 25000. Somit hat Partei A in diesem Kanton 3448,28 (12000:87000 × 25000), Partei B 7758,62 (27000:87000 × 25000) und Partei C 13793,10 (48000:87000 × 25000) fiktive Wähler. Alle drei Parteien zusammen total 25000 Wähler.

Die gewählten Mitglieder des Nationalrats sind im Bundesblatt Nr. 48 vom 29. November 1951 aufgelistet.[3]

Parteien, Wähler, Sitze

Die landesweiten Ergebnisse sahen wie untenstehend dargestellt aus. Resultate aus den Kantonen finden sich unter Schweizer Parlamentswahlen 1951/Resultate Nationalratswahlen. In den Kantonen Glarus und Schaffhausen kam es zu stillen Wahlen.

Die landesweiten Ergebnisse sahen wie folgt aus:

Insgesamt 196 Sitze
ParteiWähler%(+/-)Sitze(+/-)
Sozialdemokratische Partei249'85725,99 %−0,21 %49+1
Freisinnig-Demokratische Partei230'68723,99 %+1,03 %51−1
Konservative Volkspartei216'61622,53 %+1,37 %48+4
Bauern-, Gewerbe- und Bürgerparteien120'81912,57 %+0,49 %23+2
Landesring der Unabhängigen49'1005,11 %+0,69 %10+2
Partei der Arbeit126'3652,74 %−2,40 %5−2
Liberale Partei der Schweiz24'8132,58 %−0,60 %5−2
Demokratische Partei21'6062,25 %−0,68 %4−1
Evangelische Volkspartei9'5590,99 %+0,05 %1±0
Liberalsozialistische Partei (ZH,BE,BS)8'1940,85 %+0,37 %0−1
Aktion Kanton Basel (BL)2'1680,23 %+0,23 %0±0
Freie Demokratische Volksliste (AR)21'3880,14 %+0,14 %0±0
Liste d’union paysanne et ouvrière (VS)7060,07 %+0,07 %0±0
Vereinzelte Stimmen in Einerwahlkreisen3260,03 %±0,00 %0±0
Total961'498100 %196+2
1 Inklusive der Liste «Union paysanne et ouvrière» aus dem Kanton Wallis.[4][5][6][7]
2 Die Liste stand freiwirtschaftlichen Kreisen nahe.[8]

Wähleranteile in den Kantonen (mit mehreren Sitzen)

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1951/Resultate Nationalratswahlen.

KantonSPFDPKVPBGBLdUPdALPSDPLSPV1EVP
Kanton Aargau Aargau33,2 %18,9 %22,5 %15,6 %6,2 %3,6 %
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden31,9 %51,9 %16,2 %
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft30,4 %17,5 %11,7 %15,1 %4,3 %11,0 %
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt29,0 %19,2 %12,3 %3,8 %8,4 %11,9 %12,9 %2,4 %
Kanton Bern Bern36,4 %17,3 %6,0 %34,5 %4,1 %1,7 %
Kanton Freiburg Freiburg11,2 %22,1 %53,8 %12,9 %
Kanton Genf Genf12,2 %31,2 %15,3 %23,2 %18,0 %
Kanton Graubünden Graubünden13,1 %16,6 %41,5 %28,7 %
Kanton Luzern Luzern10,9 %39,2 %49,9 %
Kanton Neuenburg Neuenburg40,1 %28,8 %7,4 %23,7 %
Kanton Schwyz Schwyz27,0 %23,5 %49,5 %
Kanton Solothurn Solothurn31,2 %42,8 %26,0 %
Kanton St. Gallen St. Gallen18,1 %30,0 %44,5 %7,5 %
Kanton Tessin Tessin17,3 %41,4 %41,3 %
Kanton Thurgau Thurgau29,0 %19,8 %24,4 %26,8 %
Kanton Waadt Waadt21,5 %37,8 %4,9 %9,4 %10,5 %15,9 %
Kanton Wallis Wallis15,2 %20,5 %62,3 %2,1 %
Kanton Zug Zug26,0 %30,1 %43,9 %
Kanton Zürich Zürich29,3 %13,4 %10,3 %14,8 %16,4 %2,9 %6,5 %2,4 %3,9 %
Schweiz26,0 %24,0 %22,5 %12,6 %5,1 %2,7 %2,6 %2,0 %1,0 %1,0 %
V1 inkl. der freiwirtschaftlich ausgerichteten «Freien Demokratische Volksliste» (AR).

Sitzverteilung in den Kantonen

Wählerzahlen, Prozente kleinerer Parteien und Namen der Gewählten unter Schweizer Parlamentswahlen 1951/Resultate Nationalratswahlen.

KantonTotalFDPSPKVPBGBLdULPSPdADemEVPLSP
Kanton Aargau Aargau13344+12
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden211
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden11
Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft4111+110−1
Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt8221111
Kanton Bern Bern33612−22112+2
Kanton Freiburg Freiburg71−1141+1
Kanton Genf Genf831+111−12
Kanton Glarus Glarus2211
Kanton Graubünden Graubünden6132
Kanton Luzern Luzern9315
Kanton Neuenburg Neuenburg5221
Kanton Nidwalden Nidwalden11
Kanton Obwalden Obwalden11
Kanton Schaffhausen Schaffhausen2211
Kanton Schwyz Schwyz30−112+1
Kanton Solothurn Solothurn7322
Kanton St. Gallen St. Gallen134261
Kanton Tessin Tessin7313
Kanton Thurgau Thurgau61212
Kanton Uri Uri11
Kanton Waadt Waadt167+14+11+112−11−2
Kanton Wallis Wallis71−11+15
Kanton Zug Zug211
Kanton Zürich Zürich325+1935+161210−1
Schweiz19651−149+148+423+210+25−25−24−11±00−1

Ergebnisse der Ständeratswahlen

Die gewählten Mitglieder des Ständerats sind im Bundesblatt Nr. 48 vom 29. November 1951 aufgelistet.[9]

Sitzverteilung

Insgesamt 44 Sitze
ParteiWahlen 1951Wahlen 1947
SPS45
KVP1818
LPS32
FDP1211
DP22
BGB34
Sonst.22

Gewählte Ständeräte

Kanton1. Ständeratssitz2. Ständeratssitz
Kanton Aargau AargauHans Fricker, KVP (bisher)Ernst Speiser, FDP (neu)
Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell AusserrhodenWalter Ackermann, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell InnerrhodenArmin Locher, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Landschaft Basel-LandschaftPaul Brodbeck, FDP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Basel-Stadt Basel-StadtGustav Wenk, SP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Bern BernGeorges Möckli, SP (neu)Rudolf Weber, BGB (bisher)
Kanton Freiburg FreiburgJoseph Piller, KVP (neu)Maxim Quartenoud, KVP (bisher)
Kanton Genf GenfAdrien Lachenal, FDP (neu)Albert-Edouard Picot, LPS (neu)
Kanton Glarus GlarusMelchior Hefti, DP (bisher)Rudolf Stüssi, parteilos (bisher)
Kanton Graubünden GraubündenAlbert Lardelli, DP (bisher)Josef Vieli, KVP (bisher)
Kanton Luzern LuzernGotthard Egli, KVP (bisher)Franz-Karl Zust, KVP (bisher)
Kanton Neuenburg NeuenburgJean-Louis Barrelet, FDP (bisher)Sydney de Coulon, LPS (neu)
Kanton Nidwalden NidwaldenWerner Christen, parteilos (bisher)nur ein Sitz
Kanton Obwalden ObwaldenLudwig von Moos, KVP (bisher)nur ein Sitz
Kanton Schaffhausen SchaffhausenErnst Lieb, BGB (bisher)Kurt Schoch, FDP (bisher)
Kanton Schwyz SchwyzDominik Auf der Maur, KVP (neu)Fritz Stähli, KVP (bisher)
Kanton Solothurn SolothurnPaul Haefelin, FDP (bisher)Gottfried Klaus, SP (bisher)
Kanton St. Gallen St. GallenErnst Flükiger, FDP (bisher)Johann Schmuki, KVP (bisher)
Kanton Tessin TessinAntonio Antognini, KVP (bisher)Bixio Bossi, FDP (bisher)
Kanton Thurgau ThurgauJakob Müller, FDP (neu)Erich Ullmann, BGB (bisher)
Kanton Uri UriLudwig Danioth, KVP (bisher)Josef Indergand, KVP (neu)
Kanton Waadt WaadtGabriel Despland, FDP (bisher)Frédéric Fauquex, LPS (bisher)
Kanton Wallis WallisAlfred Clausen, KVP (bisher)Maurice Troillet, KVP (bisher)
Kanton Zug ZugAugustin Lusser, KVP (bisher)Alois Zehnder, KVP (neu)
Kanton Zürich ZürichEmil Klöti, SP (bisher)Ernst Vaterlaus, FDP (bisher)

Fraktionen in der 34. Legislaturperiode

Fraktionen sind Zusammenschlüsse der Parlamentsmitglieder einer oder mehrerer Parteien. Untenstehende Tabelle gibt den Stand zu Beginn der Legislaturperiode wieder.[10]

FraktionGesamtNationalratStänderat
katholisch-Konservative Fraktion664818
Radikal-demokratische Fraktion (FDP)635112
sozialdemokratische Fraktion53494
Bauern-, Gewerbe und Bürgerfraktion26233
Fraktion des Landesrings10100
Liberal-Demokratische Fraktion853
Demokratische und evangelische Fraktion752
ohne Fraktionszugehörigkeit752

Weblinks

Einzelnachweise

  1. «Nationalratswahlen: Mandatsverteilung nach Parteien, 1919–2015»
  2. Tabelle «Nationalratswahlen: Wahlbeteiligung, 1919–2015»
  3. Mitglieder des Nationalrats, Seiten 724–800
  4. Zwar rechnet das Bundesamt für Statistik diese Liste nicht der Partei der Arbeit zu. Sie wurde jedoch vom bisherigen Waadtländer PdA-Nationalrat René Houriet angeführt und sowohl zeitgenössische Presseberichte wie die heutige Walliser PdA betrachten sie als PdA-Liste.
  5. L’histoire du POP valaisan. In: popvalais. 12. November 2017, abgerufen am 14. März 2021 (französisch).
  6. Die Tat 11. Oktober 1951 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 14. März 2021.
  7. Journal de Sierre 30. Oktober 1951 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 14. März 2021.
  8. Bote vom Untersee und Rhein 9. Oktober 1951 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 14. März 2021.
  9. Mitglieder des Ständerats, Seiten 801–803
  10. Fraktionen seit 1912

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