Schwansen

Karte der Halbinsel Schwansen mit größeren Orten (Namen in deutscher und dänischer Form)

Schwansen (dänisch: Svans oder Svansø) ist eine Halbinsel im Norden Schleswig-Holsteins (im Landesteil Schleswig) zwischen der Schlei und der Eckernförder Bucht. Im Nordosten, jenseits der Schlei, liegt die Stadt Kappeln, im Süden Eckernförde. Die beiden Städte sind seit 1972 durch die Schwansenstraße verbunden, den nördlichsten Abschnitt der B 203.

Schwansen umfasst 13 Gemeinden des Amtes Schlei-Ostsee, östliche Stadtteile von Kappeln und den nördlichen Teil von Eckernförde. Die Halbinsel hat ca. 28.000 Einwohner (davon 10.660 im Eckernförder Anteil).

Im späten Mittelalter war Schwansen das Gebiet der Riesebyharde mit dem Hauptort Rieseby.

Geografie

Steilküste bei Eckernförde

Landschaft

Die Landschaft ist flach bis sanft hügelig mit Endmoränen, Stränden und Steilküsten.

Ortschaften

Zu Schwansen gehören (vgl. die Karte oben):

Welche Gebiete im Südwesten zu Schwansen zählen, hängt im Detail von der Definition der südwestlichen Grenze ab (siehe nächster Abschnitt).

Abgrenzung im Südwesten

Johannes Mejers Karte von Angeln und Schwansen (1649). Coßleff (= Kosel) und das Windebyer Noor liegen südlich der Grenze von Schwansen.
Karte von Johannes Mejer im Atlas Maior von Joan Blaeu (1665). Anders als in der Karte von 1649 verläuft hier die Grenze am Windebyer Noor.

Schwansen ist im Osten von der Eckernförder Bucht, im Westen und Norden von der Schlei umgeben. In Eckernförde ist die geografische Grenze der Halbinsel dadurch vorgegeben, dass das Windebyer Noor ursprünglich und noch in der Neuzeit ein Teil der Eckernförder Bucht war. Die Grenze verläuft demnach über die Landbrücke zwischen dem heutigen Noor und der heutigen Bucht, etwa auf der Höhe des Stadthafens. Der Stadtteil Borby beginnt nördlich dieser Linie. Allein der weitere Verlauf der Landgrenze im Südwesten der Halbinsel ist strittig.

Auf Landkarten des Kartographen Johannes Mejer vom Herzogtum Schleswig aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist jeweils die südwestliche Grenze zu sehen. In Mejers Karte von Angeln und Schwansen (1649) ist zu sehen, dass sie entlang der Koseler Au verlief. Die Grenzen in Mejers Karten waren allerdings eher administrative Grenzen. Diese Grenzen änderten sich zudem in der Gegend um Eckernförde und Borby mehrmals.

Auch neuere Publikationen haben die Koseler Au bei der Grenzziehung herangezogen. Nach dieser Definition lägen allerdings Gebiete, die allgemein als Schwansener Gebiet gelten, teilweise außerhalb desselben. Das betrifft vor allem die Gemeinde Kosel. Sie wird in der Regel zu Schwansen gerechnet, der Ort Kosel liegt jedoch großenteils südlich der Koseler Au. Nördlich der Koseler Au liegt nur ein kleinerer Teil des Gemeindegebiets mit dem Ort Bohnert.

Aus geografischer Sicht bietet sich als Grenze auch eine Linie an, die etwas weiter südlich durch vier Seen verläuft: Windebyer NoorGroßer Schnaaper SeeBültseeLangsee. Diese vier Seen zwischen Eckernförde und Missunde sehen auf der Karte (siehe oben) wie eine Perforation aus, an der sich die Halbinsel abtrennen lässt.

Wiederum etwas weiter südlich liegt die Grenze, die Wilhelm Bronnmann in seinem Buch über Schwansen mit Verweis auf Uwe Bonsen zog. Sie verläuft vom Windebyer Noor bei Schnaap über den Großen Schnaaper See und den Holmer See zur Großen Breite der Schlei (vgl. Karte im Artikel Osterwall).[1] Auch ein dialektaler Aspekt spricht für diese Grenzziehung: Der in Schwansen gesprochene Dialekt, das Schwansener Platt, endet nach Otto Mensing an dieser Linie.[2]

Als die am weitesten südlich definierte Grenze gilt die Osterwall-Linie: Windebyer Noor – Osterwall (ein Teil des Danewerks) –Osterbek – Große Breite der Schlei. Jens Peter Trap zog 1864 in diesem Sinne die Südgrenze zwischen dem Windebyer Noor über die Osterbek zur Großen Breite der Schlei.[3]

Wenn man die Bonsen-Linie oder die Osterwall-Linie als Grenze ansetzt, liegen auch kleinere Gebiete der Gemeinden Windeby und Fleckeby in Schwansen.

Geschichte

Schwansen zur Zeit Waldemars II. Die Karte wurde anhand des Waldemar-Erdbuchs (1231) gezeichnet.

Der Name leitet sich vermutlich vom Schwansener See in der Gemeinde Dörphof ab. Urkundlich erwähnt ist der Name bereits 1231 im Waldemar-Erdbuch als Swansø (dänisch: Schwanensee) und in einer Urkunde 1260 als Swansio.[4][5] Swansø soll erst der Name des Schwansener Sees gewesen sein, später dann des Kirchspiels Karby und schließlich die Benennung der ganzen Halbinsel.[6]

Der westliche Abschnitt des Osterwalls wurde um 737 gebaut. Der östliche Abschnitt ist wahrscheinlich älter.

Das Gebiet wurde um 750 von Dänen und Jüten besiedelt, was sich, wie im benachbarten Angeln, an den zahlreichen Ortsnamen auf -by (≈ -dorf; z. B. GammelbyAltes Dorf), aber auch -torp, -toft und -mark ablesen lässt.[7]

Die Region zwischen Eider und Schlei war zeitweise zwischen Dänen und Deutschen umstritten. Im 10. Jahrhunderten war Schwansen vermutlich Teil der sächsischen Mark Schleswig (auch: Dänische Mark). Spätestens ab dem 13. Jahrhundert war es ein Teil des dänischen Gesamtverwaltungsgebietes Fræzlæt (Waldemar-Erdbuch). 1352 wird erstmals die Riesebyharde genannt. Am östlichen Ende des Osterwalls in Borby befand sich die Ykernaeburgh (dänisch Egernborg = Eichhörnchenburg), die 1231 im Erdbuch von König Waldemar II. erwähnt wurde.

Im 15. Jahrhundert errichtete der dänische König Erich von Pommern Wehranlagen wie die Schwonsburg und die Königsburg. Ab dem ausgehenden Mittelalter entstand in Schwansen eine ausgeprägte Gutswirtschaft mit befestigten adeligen Gütern, was die Einführung der Leibeigenschaft nach sich zog. Administrativ bildete die frühere Riesebyharde nun Schwansens Güterdistrikt, der zur Zeit der Landesteilung der Herzogtümer gemeinschaftlich von Gottorfer Herzögen und dänischen Königen regiert wurde.

Sprachen

Schwansen ist ein traditionell mehrsprachiges Gebiet: Heute werden neben Hochdeutsch umgangssprachlich auch Dänisch (vor allem Sydslesvigdansk, eine Variante des Reichsdänischen) und Plattdeutsch (Schwansener Platt, ein Kleindialekt des Schleswigschen) gesprochen. Hochdeutsch ist die übliche Amtssprache, aber auch die beiden anderen Sprachen besitzen heute Amtssprachenstatus.[8] Historisch reichte auch der Sprachraum des Südjütischen im Mittelalter bis an die Linie Eckernförde-Treene-Husum und wurde bis ins 19. Jahrhundert in der Varietät des Angeldänischen in Schwansen gesprochen.

Die Sprachenvielfalt bildet sich auch in den Orts- und Flurnamen Schwansens ab. So sind viele Ortsnamen dänischer Herkunft (v. a. -by für -dorf), jüngere Namen (insbesondere die der großen Gutshöfe) sind dagegen oft nieder- und hochdeutscher Herkunft. Viele dänische Namen wurden später eingedeutscht. Da der deutsche Einfluss sich hier früher geltend machte als im mittleren Schleswig und Angeln, fand der im jüngeren Dänisch vollzogene Wechsel von -torp zu -trup oder -rup durch Wechsel des r hier oft nicht mehr statt. Neben den dänischen und deutschen Formen werden in einzelnen Fällen auch noch ältere gemeingermanische Ortsnamen wie bei Bohnert oder Loose vermutet[9], die eventuell auf die Angeln zurückgehen.

Landwirtschaft, Tourismus

Die Landwirtschaft ist von Gutswirtschaft geprägt. Die zahlreichen Höfe um die Herrenhäuser und Schlösser werden großteils von alteingesessenen adligen Familien betrieben, darunter die Herzöge von Schleswig-Holstein und Mecklenburg.

Eine touristische Infrastruktur bieten Damp an der Schlei mit dem Ostseebad Damp sowie weitere Gemeinden entlang der Ostseeküste.

Denkmalschutz

Zahlreiche Objekte in Schwansen stehen unter Denkmalschutz, darunter das gesamte Dorf Sieseby (Gemeinde Thumby) und das Gut Damp sowie zahlreiche Großsteingräber („Hünengräber“). Allein in der Gemeinde Waabs befinden sich mehrere Großsteingräber (siehe Liste der Bodendenkmale in Waabs).

Siehe auch

Wikivoyage: Schwansen – Reiseführer

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wilhelm Bronnmann: Schwansen. Heimatgemeinschaft Eckernförde 1988; insbesondere S. 9–16.
  2. Otto Mensing: Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Band I, S. XXII.
  3. Jens Peter Trap: Statistisk-topographisk beskrivelse af hertugdømmet Slesvig. Kopenhagen 1864, S. 643.
  4. Urkunde vom 12. Mai 1260; Dipl. Dan. II, 1, Nr. 316.
  5. Swansio ist altdänisch und bedeutet ebenfalls „Schwanensee“.
  6. Nudansk Ordbog, 13. Ausgabe, Politikens Forlag.
  7. Wolfgang Laur: Die Ortsnamen. In: Heimatgemeinschaft Eckernförde (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Eckernförde. J. C. Schwensen, Eckernförde 1972.
  8. § 82 b LVwG SH
  9. Wolfgang Laur: Die Ortsnamen. In: Heimatgemeinschaft Eckernförde (Hrsg.): Heimatbuch des Kreises Eckernförde. J. C. Schwensen, Eckernförde 1972.

Koordinaten: 54° 34′ 0″ N, 9° 54′ 0″ O

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Bilingual map of Schwansen / Svans
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Descripción bibliográfica: Geographia Blaviana. - [Amsterdam : Juan Blaeu, 1659] . - [32], VI, 96 p., 34 f., h. 35a, 35b, 35c, 35d, 36-44 f., 34, [2], 36-40, [2], 43-70 [i. e. 75], [1] f., [20] p. de map., [9] f. de map., [4] f. pleg. de map., [2] f. de plan., [2] f. ge grab. : |bil. ; |cFol. marca major (57 cm.) . - En la dedicatoria a Felipe IV: "Presenta ... El Atlas Universal y Cosmographico de los orbes y terrestre ... Juan Blaeu" . - Título tomado del frontispicio. -- Privilegio fechado en 1659. -Errores de pag. - Sign.: [ ]1, *2, **3, ***-****2, a-e2, A-I2, K1, L-Z2, Aa-Dd2, 4[ ]2, Ee-Ff2, A-I2, K1, L2, M1, N-Y2, Z5, Aa-Dd2,

      Ee1, A-D2, E-F1, G-I2, K-L1, M-O2, P1, Q-Z2, Aa-Bb2, Cc1, Dd3, Ff-Zz2, Aaa-Bbb2, [ ]. - Frontispicio grab. col. -- Incluye un total de 49 il. entre map., plan. i grab.


Materia: Atlas - Obras anteriores a 1800

Impresor: Blaeu, Joan, 1596-1673, imp.

Lugar de impresión: Holanda. Amsterdam


Localización: fama.us.es/record=b2058758~S5*spi


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Steilküste bei Waabs nördlich von Eckernförde an der Eckernförder Bucht in Schwansen (nicht in Angeln, wie der Titel ausdrückt)
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Torhaus Gut Damp
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Südlicher Teil des Herzogtum Schleswig, gestochen von den Gebrüdern Matthias und Nicolaus Peters Goldschmiede aus dem Zimbrischen Husum