Schrumpfmarkt

Ein Schrumpfmarkt ist im Marketing und in der Volkswirtschaftslehre ein Markt, dessen Marktvolumen nachfragebedingt kontinuierlich sinkt, so dass künftig mit einer negativen Marktentwicklung zu rechnen ist.

Allgemeines

Märkte lassen sich unterteilen nach der Anzahl der Marktteilnehmer (Monopol, Oligopol, Polypol), nach den gehandelten Gütern und Dienstleistungen (Gütermarkt, Faktormarkt, Finanzmarkt) oder nach der Nachfrageintensität.

Im Hinblick auf diese Nachfrageintensität lassen sich folgende Marktformen unterscheiden:

starke Nachfrageschwache Nachfrage
starke KonkurrenzMassenmarktSchrumpfmarkt
schwache KonkurrenzWachstumsmarktNischenmarkt

Auch auf einem Schrumpfmarkt kann starke Konkurrenz des Güterangebots herrschen, weil die Marktanteile der Anbieter hart umkämpft sind. Auf schrumpfenden Märkten ist Unternehmenswachstum nur dann möglich, wenn der Marktanteil relativ schneller gesteigert werden kann als das Marktvolumen schrumpft (z. B. wenn sich Grenzanbieter mit geringer oder fehlender Ertragskraft daraus zurückziehen) oder wenn es gelingt, innerhalb des Schrumpfmarktes rentable Teilmärkte (Marktnischen) zu identifizieren, an deren Güternachfrage sich ein Anbieter besser anzupassen vermag als seine Wettbewerber (z. B. durch Produktdifferenzierung, Produktvariation oder Produktinnovation) und die dadurch noch Marktpotenzial aufweisen. Ein Beispiel bildet Lenovos Marktstrategie auf dem schrumpfenden Markt für Personal Computer.[1]

BCG-Matrix

Legt man die Merkmale Marktvolumen und Marktentwicklung zugrunde, lassen sich die Kategorien der BCG-Matrix wie folgt zuordnen:[2]

Art des MarktesMarktvolumenBCG-Matrix-KategorieMarktentwicklung
Schrumpfmarktsinkt stark„Poor dogs“negativ
stagnierender Marktsinkt geringfügig„Poor dogs“negativ
Marktsättigungbleibt konstant„Question marks“neutral
Marktsteigt geringfügigCashcowspositiv
Wachstumsmarktsteigt überproportional„Stars“positiv

Auf einem Schrumpfmarkt werden oft Auslaufprodukte angeboten. Sie weisen ein stagnierendes Marktwachstum oder sogar einen Umsatzschwund auf sowie einen geringen relativen Marktanteil. Wird der Deckungsbeitrag für diese Produkte negativ, sollte das Produktionsprogramm durch Produkteliminierung bereinigt werden.

Die Veränderung des Marktvolumens kann einerseits an den auf dem Markt erzielten Umsatzerlösen (Wertgröße) oder dem Absatzvolumen (Mengengröße) und andererseits am Bruttoinlandsprodukt oder Wirtschaftswachstum (Wertgrößen) gemessen werden.

Wirtschaftliche Aspekte

Ursachen für einen Schrumpfmarkt können insbesondere Bedarfsverschiebungen, Branchenkrisen, Marktdynamik, Marktsättigung, endender Produktlebenszyklus oder fehlende Produktinnovationen sein.[3] Marktschrumpfungen führen im Regelfall zum Verdrängungswettbewerb. Das Marktvolumen nimmt stetig ab, ohne dass hierfür konjunkturelle oder temporäre Einflüsse ursächlich sind.[4] Ein Schrumpfmarkt liegt auch vor, wenn sich das Marktpotenzial negativ verändert.[5]

Auf einem Schrumpfmarkt besteht eine Nachfragelücke und hieraus resultierend ein Angebotsüberhang,[6] der zu Überkapazitäten führt. Die Nachfragelücke entsteht in einer Rezession oder Depression auch durch Angstsparen. Das Lagerrisiko steigt, gleichzeitig sinken die Marktpreise, so dass die Preisuntergrenze erreicht wird und Gewinne abnehmen oder sogar Verluste entstehen.

Strategien und Handlungsoptionen in schrumpfenden Märkten können in Anlehnung an Harrigan und Porter (1983)[7] wie folgt aussehen:

Starke eigene Position bei zurückgehender NachfrageSchwache eigene Position bei zurückgehender Nachfrage
Günstige Marktstruktur bei SchrumpfungMarktführerschaftAbschöpfung
Ungünstige Marktstruktur bei SchrumpfungNischenstrategieSchneller Marktaustritt

[8]

Eine Marketingstrategie auf schrumpfenden Märkten kann darin bestehen, die Verbrauchsintensität der verbliebenen Käufer zu erhöhen.[9]

Einzelnachweise

  1. David Cardinal, How Lenovo is succeeding despite a shrinking market for PCs, in: ExtremeTech, 24. Januar 2016, abgerufen am 15. März 2016
  2. Bruce D. Henderson, The Product Portfolio, in: Carl W. Stern/George Stalk Jr. (Hrsg.), Perspectives on Strategy from the Boston Consulting Group, 1970, S. 1 ff.
  3. Ludwig G. Poth/Marcus Pradel/Gudrun S. Poth, Gabler Kompakt-Lexikon Marketing, 2008, S. 267
  4. Friedhelm Rudolph, Controlling von Unternehmen in schrumpfenden Märkten, 1994, S. 30
  5. Raphael Spieker, Schrumpfende Märkte in der Wohnungswirtschaft, 2005, S. 71
  6. Henrike Sander/Sebastian Thieme, Das Ende der Heterodoxie? Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland, 2016, S. 42
  7. Vgl. Kathryn Rudie Harrigan und Michael E. Porter: End-Game Strategies for Declining Industries. In: Harvard Business Review (1983), S. 111–120.
  8. Die Tabelle ist entnommen: Thomas Ehrmann und Jörg B. Kühnapfel: Wirtschaftliche Ziele, Gemeindegrößen und strategische Probleme der christlichen Kirchen in Deutschland - eine tentative Analyse. In: Die Unternehmung 72 (2018), No. 4, S. 369–389, hier S. 383.
  9. Karl Christian Behrens, Marktforschung, 1959, S. 141