Schriftpropheten

Schriftpropheten, auch Neviim Acharonim, (hebräisch נְבִיאִים אֲחָרוֹנִים ‚Hintere Propheten‘) sind Propheten aus dem vorchristlichen Judentum, von denen längere zusammenhängende Passagen prophetischer Rede, als Erzählung in einem Text, in der hebräischen Bibel überliefert sind, die – wie alle Teile der hebräischen Bibel – in die christliche Bibel übernommen wurden. Diese Texte stammen aus der Zeit zwischen 750 und 400 v. Chr.[1][2] Anders ist es bei den biblischen Propheten früherer Zeiten wie Samuel, Natan, Elija, Elischa und weiteren. Bei diesen Propheten stehen in der biblischen Schilderung einzelne Worte und Taten im Vordergrund.[3]

Einteilung und Unterscheidung

Die Verkündungen der Schriftpropheten stehen im Unterschied zu den vor-literarischen (vorderen) Propheten; Letztere haben keine Schriften hinterlassen, vielmehr wurden Berichte über sie und ihre Aussagen niedergeschrieben (zeitlicher Rahmen der Prophetie im Tanach).[4]

In der jüdischen Tradition heißen sie:

während die Schriftpropheten

Alle diese Begriffe bezeichnen selten die einzelnen Personen, sondern es ist meist die zusammenhängende Gruppe biblischer Schriften gemeint.

Aus dem Wort Schriftpropheten darf man nicht schließen, dass diese Propheten ihre Botschaft schriftlich übermittelt haben. Vielmehr sind es Aufzeichnungen gesprochener Rede, die der Prophet selbst oder jemand anderes vorgenommen hat (Redaktor bzw. Redaktoren). Außerdem gibt es in unterschiedlichem Maße dazwischen biographische Abschnitte, die in der ersten oder dritten Person geschrieben sind.

Nach der Länge des biblischen Berichts unterscheidet man:

  • Große Propheten: jeweils ein biblisches Buch, das den Namen des Propheten im Titel führt
  • Kleine Propheten: zwölf kürzere Schriftstücke, die zusammen auf eine Schriftrolle passen, das Zwölfprophetenbuch

Diese Bezeichnungen beziehen sich nur auf die Länge des Textes und sind keine Wertung der Bedeutung eines Propheten.

Gliederung im Zuge der Kanonisierungen

In der hebräischen Bibel sind die Schriften der Propheten Jesaja, Jeremia und Ezechiel jeweils ein Buch und die der zwölf kleinen Propheten zusammen das Zwölfprophetenbuch. Diese vier Bücher bilden die Gruppe der „hinteren Propheten“. Das jüngere Buch Daniel (etwa 160 v. Chr.[1]) ist bei den „Schriften“ eingeordnet.

In der christlichen Bibel sind die Schriften der Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Daniel und der zwölf kleinen Propheten jeweils ein Buch. Diese sechzehn Bücher bilden die Gruppe der alttestamentlichen „Propheten“. Dort findet sich auch das Buch der Klagelieder und in der katholischen und orthodoxen Tradition darüber hinaus einige deuterokanonische Schriften.

Literatur

  • Joseph Blenkinsopp: Geschichte der Prophetie in Israel. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-011774-2.
  • Werner H. Schmidt: Zukunftsgewissheit und Gegenwartskritik. Studien zur Eigenart der Prophetie. 2. erweiterte Auflage, Neukirchner, Neukirchen-Vluyn 2002, ISBN 3-7887-1892-7, S. VII-XXIV; 39 ff.
  • David M. Carr: Einführung in das Alte Testament. Biblische Texte – imperiale Kontexte. W. Kohlhammer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-17-021727-0, S. 119–144; 145–161; 189–201; 203–224.
  • Klaus Koch: Die Propheten. (=Band 280+281) Band I, II, Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-004868-6.

Weblinks

  • Aaron Schart: Prophetie (AT). Erstellt: Mai 2014, deutsche Bibelgesellschaft, auf bibelwissenschaft.de [1]

Einzelnachweise

  1. a b Diego Ahrenhoevel, Alfons Deissler, Anton Vögtle (Hrsg.): Die Bibel. Deutsche Ausgabe mit den Erläuterungen der Jerusalemer Bibel. 11. Auflage. Herder, Freiburg i. Br. 1968, ISBN 3-451-14670-3, S. 1011, 1023, 1032.
  2. zur Zuordnung zu der archäologischen Epochen: Israel Finkelstein: Das vergessene Königreich. Israel und die verborgenen Ursprünge der Bibel. dtv, München 2017, ISBN 978-3-423-34916-1, S. 16; Israel Finkelstein, Neil Asher Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. dtv, München 2004, ISBN 3-423-34151-3, S. 31; Hiernach ist die Frühe Eisenzeit (Eisenzeit) I 1109–1047; Mittlere Eisenzeit I 1055–1028; Späte Eisenzeit I 1037–918; Frühe Eisenzeit IIA 920–883; Späte Eisenzeit IIA 886–760; Übergang von Eisenzeit IIA zu IIB ab 757–586; Babylonische Zeit 586–538; Persische Zeit 539–333 v. Chr.
  3. Susanne Galley, Anja Kurths, Katharina Hoba, Helga Völkening: Die Hebräische Bibel. Eine Einführung. wbg, Darmstadt 2004, S. 129–236
  4. Melanie Köhlmoos: Altes Testament. (= UTBBasics, = UTB 3460). A. Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8252-3460-7, S. 280–305.
  5. Melanie Köhlmoos: Altes Testament. (= UTBBasics, = UTB 3460). A. Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8252-3460-7, S. 8–9
  6. Martin Rösel: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. 11. durchgesehene Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-525-56867-5, S. 27–46.
  7. Melanie Köhlmoos: Altes Testament. (= UTBBasics, = UTB 3460). A. Francke, Tübingen 2011, ISBN 978-3-8252-3460-7, S. 9
  8. Martin Rösel: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. 11. durchgesehene Auflage, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2021, ISBN 978-3-525-56867-5, S. 67–100.