Schotterflug

Zusätzliches Windleitblech (rot markiert) am ICE 3MF im Bereich des Drehgestells zum Schutz vor Schotterflug
Durch Schotterflug beschädigte Seitenscheibe eines TGV
Verklebter (dunkelgrau) und loser Schotter (hellgrau)

Als Schotterflug wird im Bahnverkehr das Hochwirbeln von Schottersteinen aus dem Gleisbett bezeichnet. Verursacht wird Schotterflug durch die bei hohen Geschwindigkeiten am Unterboden von Schienenfahrzeugen auftretende Saugwirkung[1] bzw. beim Aufprall von abgelösten Eismassen in das Schotterbett.[2] Ungeschützte Komponenten von Schienenfahrzeugen können beim Anprall der aufgewirbelten Schottersteine beschädigt werden. Zum Schutz gefährdeter Teile werden diese beispielsweise in Gehäusen verbaut oder mit Windleitblechen und Schlagschutzbeschichtungen[3] versehen.

Schotterflug tritt nur beim Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Geschwindigkeiten über 200 km/h auf. Er wird begünstigt durch hohe Schotterschüttungen und geringe Korngrößen.[4] Schotterflug lässt sich vermeiden durch:

  • Reduzieren der Fahrgeschwindigkeit
  • Verdichten und Absenken des Schotters unter das Bahnschwellenniveau („Tieferkehren“) und Aufsammeln freiliegender Steine[5][6]
  • Verkleben der oberen Schotterschichten mit speziellen Klebstoffen
  • Umbau des Schotterbetts in eine feste Fahrbahn

Der Effekt wurde unter anderem 2003 bei mehreren Testfahrten des ICE 3M in Frankreich und Belgien beobachtet und die Ursachen in eingehenden Untersuchungen ermittelt.[7] Das Phänomen trat in Deutschland selbst bei sehr hohen Geschwindigkeiten nicht auf, wie beispielsweise der ICE-Weltrekordfahrt am 1. Mai 1988 (406,9 km/h), da die Deutsche Bahn den Schotter unter die Schwelle absenkt.[5]

In Folge eines Wintereinbruchs in Frankreich wurden ab 23. Januar 2019 mehrere Triebzüge der Baureihe 407 durch Schotterflug auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Straßburg erheblich beschädigt. Zeitweise waren 10 von 17 Triebzügen nicht mehr einsatzfähig.[8]

Einzelnachweise

  1. Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik: Schotterflug und Unterbodenströmungen, abgerufen am 15. Januar 2016
  2. DB Vertrieb GmbH: Angekündigter Wintereinbruch (Memento des Originals vom 14. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bahn.de, abgerufen am 15. Januar 2016
  3. Die Welt vom 15. Dezember 2013: Schutz vor Schotterflug, abgerufen am 15. Januar 2016
  4. Christoph Müller: ICE 3: Nun auch in Frankreich. In: Der Eisenbahningenieur, Jahrgang 56 (2005), Heft 11, S. 82–84.
  5. a b Steinschlag von unten. Spiegel online vom 5. September 2005, abgerufen am 15. Januar 2016.
  6. Steiniger Weg. In: Regionalverkehr. Band 23, Nr. 2, März 2020, ISSN 1615-7281, S. 48–52.
  7. Frank Panier: Zulassung des ICE 3 in Frankreich – die praktische Erprobung. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2005, S. 514–517.
  8. Schotterflug in Frankreich beschädigt ICE-Züge. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 3, März 2019, ISSN 1421-2811, S. 156.

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Anbauteil ICE3MF.jpg
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Zusätzlich angebrachte Windleitbleche am ICE 3MF im Bereich des Drehgestells
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Eisenbahngleise mit Schotter und "geklebten Schotter" (hier erkennbar an dem dunklen Schotter). Im Hintergrund Feste Fahrbahn
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Durch Schotterflug beschädigte Seitenscheibe eines TGV