Schnellbahn

Triebwagen der Baureihe 481 der Berliner S-Bahn auf der Linie S7 im Bahnhof Berlin-Nikolassee

Der Begriff Schnellbahn ist sowohl eine historische als auch eine gegenwärtige Bezeichnung des Verkehrswesens mit wechselnder, teils sich überschneidender Bedeutung. Mit dem ausgehenden 20. Jahrhundert wurde er zum Oberbegriff für verschiedene schienengebundene Verkehrsmittel im öffentlichen Personenverkehr. Im Nahverkehr (ÖPNV) verkehren Schnellbahnen im Gegensatz zu Straßenbahnen auf eigenen Gleiskörpern. Regional verschieden werden unterschiedliche Eingruppierungen einzelner Verkehrsmittel vorgenommen.

Entstehung von Schnellbahnsystemen

In vielen Großstädten Nord- und Südamerikas wie auch Europas entwickelten sich rasch zum Ende des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts innerstädtische wie auch Vorortstrecken der Dampfeisenbahn zusätzlich zum ursprünglich gefahrenen städteverbindenden Verkehr. Als Schnellbahnen wurden anfänglich nur die Züge im Verkehr innerorts – die Stadtschnellbahnen bezeichnet.

Die beiden ersten in Deutschland in dieser Betriebsart gebauten Strecken, waren die Berliner Ring- (ab 1871) und die Stadtbahn (1882). Es folgten Vorort- (englisch Suburban railway) mit Dampf- (ab 1891) und Elektroantrieb (ab 1903). Ebenso sind aber das weltweit einzigartige und älteste Hochbahnsystem Deutschlands die Barmen-Elberfelder bzw. Wuppertaler Schwebebahn (1901) sowie die ehemalige Wiener Stadtbahn (ab 1898) und auch U- und Hochbahnen zu nennen.

Der Begriff hat durch die zunehmende Flächenausdehnung der Städte ins Umland (unter anderem Satellitenstädte), den fortschreitenden Ausbau der Verkehrssysteme und Verbundräume Weiterungen erfahren. So müssen heute alle innerhalb von Ballungsräumen und größeren Städten verkehrenden S-, U- und Stadtbahnen dazu gerechnet werden. Das wird deutlich durch

  • Angleichungen von U-, Stadtbahnen und S-Bahnen aneinander, beispielsweise
    • die in den Innenstädten als U-Bahn und weit ins Umland fahrenden schnellen Stadtbahnen im Raum Düsseldorf (z. B. K-Bahn) und Köln/Bonn (z. B. Rheinuferbahn und Vorgebirgsbahn),
    • die von städtischen Straßenbahnstrecken der Innenstädte auf (zum Teil ehemaligen) Eisenbahntrassen übergehenden Stadtbahnen, die bis weit ins Umland führen (Karlsruher Modell)
  • die Schnellbahnsysteme im Ausland.
  • Angleichungen zwischen S-Bahn- und Regionalzügen, beispielsweise durch ähnliche oder gleiche Fahrzeuge, weite Streckenführungen über das städtische Umland und den Ballungsraum hinaus (zum Beispiel S-Bahn Hannover Linie S 5 bis Paderborn oder die Verlängerung der S-Bahn Hamburg Linie S 3 bis Stade mit Stromsystemwechsel) und große Taktabstände (Stundentakt).

So entstehen in den Ballungs- oder Verbundräumen neue umfangreiche Schnellverkehrsnetze, die auch noch andere Bahnen (Wuppertaler Schwebebahn, H-Bahn oder ähnliche) einschließen können.

Die Entwicklung einer Angleichung verschiedener Schnellbahnsysteme hat jedoch schon früher begonnen. Zu nennen ist die Ende der 1930er Jahre fertiggestellte unterirdische S-Bahn-Strecke in Berlin zwischen Anhalter Bahnhof und Nordbahnhof (Nord-Süd-Tunnel), die in ihrer Bauweise und den Geschwindigkeiten einer U-Bahn gleicht. Auch die Entwicklung der S-Bahn in Berlin (West) nach der 1984 erfolgten Übergabe des Betriebs an die Berliner Verkehrsbetriebe BVG (West) bis zur politischen Wende stellte eine Angleichung an die Berliner U-Bahn dar (Ausbaupläne ähnlich einer innerstädtischen U-Bahn beispielsweise durch dichtere Stationsabstände, Umgestaltung und Ausgestaltung der Fahrzeuge).

Stadtschnellbahn

Eine Stadtschnellbahn ist eine Bahn, die dem innerstädtischen Nahverkehr (ÖPNV) dient. Oft sind dabei Vororte miteinbezogen, zum Teil auch über Stadtgrenzen hinaus. Sie zeichnet sich durch Schnelligkeit (über 30 km/h Reisegeschwindigkeit), hohe Leistungsfähigkeit (über 15.000 Personen pro Stunde und Richtung) und dichte Zugfolge (mehr als zwölf Züge pro Stunde) aus (die Werte in Klammern sind Anhaltswerte). Erreicht wird dies durch einen eigenen Bahnkörper, beschleunigungsstarke, elektrische Triebfahrzeuge mit vielen Türen, Hochbahnsteige und angemessene Stationsabstände.

Im Allgemeinen steht die Abkürzung „S-Bahn“ für Stadtschnellbahn (oder Schnellbahn, Stadtbahn). Weiterhin ist Stadtschnellbahn ein Oberbegriff für S- und U-Bahnen. Der Übergang ist hier teilweise fließend. Man unterscheidet in der Regel zwischen S-Bahnen, die sich aus der klassischen Eisenbahn heraus entwickelt haben und U-Bahnen bzw. Hochbahnen, die sich aus städtischer Initiative und/oder aus dem Bereich der Straßenbahnen heraus entwickelt haben. Auch die Grenze zu Regionalbahnen einerseits und Stadtbahnen andererseits lässt sich nicht mehr scharf ziehen.

Beispiele für typische Stadtschnellbahnen sind die mit Gleichstrom über Stromschienen betriebenen S-Bahnen in Hamburg und Berlin sowie die reinen U-Bahnen von Berlin, Hamburg, München und Nürnberg und die zum Teil aus der ehemaligen Wiener Dampfstadtbahn von 1898 beziehungsweise der Wiener Elektrischen Stadtbahn von 1925 entstandene U-Bahn Wien (siehe Hauptartikel S-Bahn).

Trivia

Bei der Straßenbahn Würzburg werden Straßenbahnschnelllinien ebenfalls als Schnellbahn bezeichnet.

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Berlin- Bahnhof Berlin-Nikolassee- auf Bahnsteig zu Gleis 3- Richtung Ahrensfelde- S-Bahn Berlin DBAG-Baureihe 481 6.8.2010.jpg
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Triebwagen der DBAG-Baureihe 481 der S-Bahn Berlin auf der Linie S 7 im Bahnhof Berlin-Nikolassee auf dem Weg nach Potsdam in Brandenburg (Deutschland)