Schmuckuhr
Der Begriff Schmuckuhr (früher auch Phantasieuhr) ist ein umgangssprachlicher, selten fachspezifisch benutzter Sammelbegriff für Uhren, deren Gestaltung wesentlich durch eine Mode beeinflusst wird. Die Zeitanzeige, als eigentliche Hauptfunktion der Uhr, tritt bei Schmuckuhren hinter die Bedeutung als modisches Accessoire zurück.
In der heutigen Zeit ist der Begriff leicht abwertend besetzt, da er oft für geringwertige Modeuhren aus Massenproduktion verwendet wird. Gerade aber im Bereich der Luxusuhren gibt es eine Vielzahl hochwertiger Schmuckuhren, beispielsweise das Damenmodell „Happy Diamonds“ der Uhrenmanufaktur Chopard.
Historisches
Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden erste kunstvoll gestaltete Schmuckuhren aus dem Zusammenwirken von Uhrmachern und dem Kunsthandwerk. Hochwertig gearbeitete Gegenstände des täglichen Lebens, wie Parfüm-Flakons, Döschen, Salz- und Essigfäßchen, Etuis, Spazierstöcke und dergleichen wurden mit kleinen Uhrwerken versehen und überreich verziert. Damit konnte der Wunsch der wohlhabenden Kundschaft nach Extravaganz und Betonung der gesellschaftlichen Stellung gedeckt werden.
Ein Zentrum der Schmuckuhrenproduktion des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts war das im Zeitalter der Aufklärung zu Wohlstand gelangte Genf. Es genoss international geltenden Ruf durch die Herstellung von luxuriösen Uhren und hervorragender Emaillemalerei. Noch unter dem Einfluss napoleonischer Mode stehend, verbanden die von europäischen Höfen zurückkehrenden Meister der „Genfer Schule“ beide Gewerke zu künstlerischer und technischer Vollendung. So wurden Uhrwerke in silberne Hasen, in Phantasievögel und aus Bergkristall geschnittene Muscheln eingesetzt. Gehäuse wurden guillochiert und ziseliert oder mit Perlen besetzt.[1]
Viele Taschenuhren wurden für den orientalischen Markt, vor allem für China, Indien, Persien und die Türkei produziert. Auch hier zeigt sich der direkte Einfluss der jeweiligen landestypischen Moden auf die Gestaltung der Schmuckuhren. „Chinesische“ Uhren waren im Allgemeinen rund, groß und schwer. Sie wurden oft mit Spiel- und Glockenwerken ausgestattet. Die Emaillemalerei zeigte abendländische Szenen, keine chinesischen. Uhren für den türkischen Markt hingegen waren kleiner, mit Girlanden und türkischen Zifferblätter verziert, das Emaille mit Moscheen und Minaretten bemalt.[1]
In der Zeit der Neogotik und Neorenaissance des späten 19. Jahrhunderts verloren die Schmuckuhren an gestalterischer Qualität und Bedeutung.
Galerie
Taschenuhr, Antwerpen, um 1600, Gold, Edelsteine, Sammlung Deutsches Uhrenmuseum, Furtwangen.
Kutschenuhr, Kugeluhr, Süddeutschland, 17. Jh., Sammlung Germanisches Nationalmuseum
Anhänguhr und Uhrschlüssel an einer Châtelaine, Frankreich, 18. Jahrhundert, Sammlung Walters Art Museum
Schmuckuhr, Gold, Perlen Email, silber, Diamanten und Opal, um 1790, Metropolitan Museum of Art
Kettenuhr, Schweiz, um 1820, Silber, Gold, Email, Glas, Diamanten, Elfenbein, Sammlung Walters Art Museum
Hals- oder Anhängeuhr, käferförmig, Schweiz, 1850–1900, Gold, Diamanten, Email, Sammlung Museo Poldi Pezzoli, Mailand.
Literatur
- Jan H. Leopold, Clare Vincent: An Extravagant Jewel – The George Watch. In: Metropolitan Museum Journal. Band 35, 2000, S. 7 und 137–149.
- Osvaldo Patrizzi, Fabien X. Sturm: Schmuckuhren 1790-1850 [...]. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0563-6.
- Antiquorum: The Art of Breguet. An Important Collection of 204 Watches, Clocks and Wristwatches. [...]. Genf (CH) 1991.
- George Frederick Kunz: Early Artistic Watches. In: The monthly Illustrator. Band 11, 1895, S. 313–320.
- Hans Nadelhoffer: Cartier – Die Uhr als Juwel. In: Alte Uhren. Heft 2, 1985, S. 9–26.
- Johann Willsberger: Zauberhafte Gehäuse der Zeit [...]. Econ, Düsseldorf 1974, ISBN 3-430-19665-5.
- Reinhard Meis: Die Alte Uhr, Bd. 2. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1978. S. 261–263
- Hans Nadelhoffer: Cartier – König der Juweliere, Juwelier der Könige. Herrsching 1984.
Einzelnachweise
- ↑ a b Osvaldo Patrizzi, Fabien X. Sturm: Schmuckuhren 1790-1850. Callwey, München 1981, ISBN 3-7667-0563-6
Weblinks
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Decorative chatelaines were worn by men and women as pendants and multifunctional devices for carrying utensils like watches, signet seals, and sewing accessories. They were suspended from the waistband by means of the hook at the top, and the flexible, separate panels adjusted to the movements of the wearer. The watch and chatelaine are decorated with elaborate scrollwork and garlands over beautifully striated agate. The chatelaine is fitted with a watch key and a revolving rock crystal seal, neither of which were likely made at the same time as the chatelaine and watch.
Autor/Urheber: Wolfgang Sauber, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Germanisches Nationalmuseum ( Nürnberg / Deutschland ). Kugeluhr ( 17.Jhdt. ), aus Süddeutschland.
This mandolin-shaped watchcase was probably produced in Switzerland, whereas the movement is Austrian. Swiss watches at this time were known for their novel shapes.
Autor/Urheber: Andere Andre, Lizenz: CC BY-SA 3.0
The "Koningen Juliana" (Queen Juliana) watch, made for Queen Juliana of the Netherlands; donated by the Dutch people.
Autor/Urheber: Museumsfoto, Lizenz: CC BY 3.0 de
Goldtaschenuhr, mit Edelsteinen besetzt, bezeichnet "Balthasar de Paep Anvers", Antwerpen, um 1600 (Deutsches Uhrenmuseum, Inv. K-0458)
Chatelaine watch forms the core of a wild rose, the stem and foliage of which are composed of enameled gold, studded with diamonds. - Bar pin with three leaves, encrusted with small rose diamonds. - Branch set with large rose diamonds. - Pink enamel bud (few chips on edge). - Pendant watch, pink enamel hung from small rose diamond chain. - Five pink enamel petals, old mine diamond clusters on base of watch, containing approximately 1 ct.. Cluster of old mine diamonds on border of face. (This lapel watch was shown at the 1889 Universal Exposition in Paris, where TIffany exhibited a group of floral brooches.)
Autor/Urheber: Ian Alexander, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Pendant watch in shape of beetle Switzerland 1850-1900 gold, diamond, enamel. Poldi Pezzoli Museum, Milan
Autor/Urheber: Museumsfoto, Lizenz: CC BY 3.0 de
Halsuhr mit Wecker, Johannes Reinbold, Strassburg, um 1600 (Deutsches Uhrenmuseum, Inv. K-0473)
On the back of the watch is a pierced plaque with diamonds set in the design of a basket and floral spray. The front of the case is engraved and enameled with scenes of doves and animals in a landscape. The winding key is painted with a fancy portrait of a young girl.