Schmale Straße 13 (Quedlinburg)

Kaufmannshof Schmale Straße 13 (2012)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0326-0302 / CC-BY-SA 3.0
Haus während der Sanierung im Jahr 1976
Torscheune

Das Haus Schmale Straße 13 ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in der Stadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt.

Lage

Es befindet sich auf der Westseite der Schmalen Straße, nördlich des Marktplatzes der Stadt. Das Gebäude ist im Quedlinburger Denkmalverzeichnis als Kaufmannshof eingetragen und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Südlich grenzt das gleichfalls denkmalgeschützte Haus Schmale Straße 12 an.

Architektur und Geschichte

Nach einer Inschrift auf der Stockschwelle entstand das Fachwerkhaus im Jahr 1592 für Johannes Doringk[1]. Das Fachwerk des im Stil der Renaissance errichteten Gebäudes ist reich verziert. Auffällig sind die Fächerrosetten auf den Fußwinkelhölzern sowie volle Kreie mit Zirkelornamenten. Darüber hinaus bestehen Schiffskehlen und Zylinderbalkenköpfen.[2] Der dreigeschossige Hofflügel entstand etwa um 1660. Im 18. Jahrhundert wurde das untere Geschoss überformt. Aus dieser Zeit stammen die zweiteilige Klöntür sowie die Fensterläden.[3]

In den 1960er Jahren hatte sich der bauliche Zustand erheblich verschlechtert. 1968 bot das Institut für Denkmalpflege der Stadt Quedlinburg Beihilfemittel zur Durchführung von Reparaturen an. Mangels zur Verfügung stehender Baubetriebe konnten die Mittel jedoch nicht abgerufen werden.[4]

Von 1975 bis 1977[5] fand, bei Erhalt der Fassade, eine weitgehend in massiver Bauweise durchgeführte Erneuerung des Gebäudes statt, wobei polnische Spezialisten der Staatlichen Werkstätten für Denkmalpflege Polens (Pracownie Konserwacji Zabytków, PKZ), Betriebsteil Thorn zum Einsatz kamen. Zum damaligen Zeitpunkt bestand beim PKZ die Auffassung, dass nur durch eine massive Bauweise eine dauerhafte Sanierung von Fachwerkbauten möglich sei. Es entstanden 36 Zentimeter starke Wände, die massiv ausgeführte Decken tragen. Die historische Fachwerkfassade wurde in diese Wände eingefügt und wird von den Wänden getragen. Darüber hinaus bestanden spezielle Anforderungen an den Brandschutz, da eine Nutzung als Bauarbeiterunterkunft und später als Jugendherberge vorgesehen war. Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt auch vom Institut für Denkmalschutz bestätigt. Durch diese Form der Bauausführung verschwanden jedoch große Teile der historischen Holzkonstruktionen, die Raumaufteilung und Ausstattungselemente, wie Türen und Treppen und ein Kamin im Seitenflügel. Auch im Inneren ursprünglich noch erhaltene Dekorationselemente aus schwarzen und roten Beistrichen und Beschneidungen gingen verloren.[6]

Ursprünglich war das Gebäude länger. Drei Gebinde gehören jetzt zum südlich angrenzenden Haus Schmale Straße 12.[7]

Die zum Grundstück gehörende Torscheune entstand im 18. Jahrhundert.

Literatur

  • Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. Band 7: Falko Grubitzsch, unter Mitwirkung von Alois Bursy, Mathias Köhler, Winfried Korf, Sabine Oszmer, Peter Seyfried und Mario Titze: Landkreis Quedlinburg. Teilband 1: Stadt Quedlinburg. Fliegenkopf, Halle 1998, ISBN 3-910147-67-4, S. 232.
  • Falko Grubitzsch in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band 1: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 757.

Einzelnachweise

  1. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107
  2. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107
  3. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107
  4. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107
  5. Falko Grubitzsch in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band 1: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 757.
  6. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107 f.
  7. Hans-Hartmut Schauer, Quedlinburg, Fachwerkstatt/Weltkulturerbe, Verlag Bauwesen Berlin 1999, ISBN 3-345-00676-6, Seite 107

Koordinaten: 51° 47′ 31,7″ N, 11° 8′ 34,2″ O

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Quedlinburg Schmale Straße 13 2012.JPG
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Torscheune Schmale Straße 13 in Quedlinburg
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Quedlingburg, polnische Gastarbeiter, Restauration Für Bezieher des ADN-Reporterdienstes! Zum Beitrag: "Bis in die sagenumwobenen Winkel...-Bauleute besorgen Schönheitskur für 1 000jähriges Quedlinburg" ADN-ZB Sturm 26.3.76-nk Über 1.000 Jahre alt ist die Harzstadt Quedlinburg. Sie gehört zu den weltbekannten Denkmälern mittelalterlicher Baukunst. In der Schmalen Straße 13, einem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1592 haben polnische Spezialisten mit den komplizierten Rekonstruktionsarbeiten begonnen. (Bitte beachten Sie hierzu auch R0326-300 und 301n sowie 303 bis 305N)