Schlosspark (Braunschweig)

Der Schlossgarten um 1899
1905: Ansicht des Schlossgartens von Norden mit Brunnen (im Hintergrund das Schloss)
Der Schlossgarten (1829) mit Orangerie
Blick auf den Anna-Amalia-Platz mit dem heute gepflasterten Teil des früheren Schlossparks. Hinter dem Brunnen verlief die historische Allee.
Die Thüringer Venus an ihrem heutigen Standort im Museumpark
Die Liebe zum Vollmond an ihrem heutigen Standort im Theaterpark

Der Schlosspark, auch Schlossgarten genannt, war eine Parkanlage in der Braunschweiger Innenstadt und ursprünglich von ca. 1720 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Teil der Gesamtanlage des Braunschweiger Schlosses, das nach Kriegsschäden aus ideologischen Gründen im Jahr 1960 abgerissen wurde. Nach mehreren Protesten und Umgestaltungsmaßnahmen wurde der Schlosspark schließlich im Sommer 2005 beseitigt, um dort ein Einkaufszentrum bauen und den Baukörper sowie die Fassade des Residenzschlosses rekonstruieren zu können.

Gartenanlage des Braunschweiger Schlosses

Der Schlossgarten entstand zwischen 1720 und 1754 im Barockstil im nordöstlichen Bereich des „Grauen Hofes“. Zum Schlossgarten gehörten unter anderem eine künstlich angelegte Grotte, geschnittene Hecken und eine Allee. Diese großzügige Allee verlief entlang des Wendenmühlengrabens vom Steinweg bis zum alten Schloss. Von 1773 bis 1788 wurde er auf Wunsch der Herzogin Augusta von Hannover, der Ehefrau Herzog Karl Wilhelm Ferdinands von Braunschweig-Wolfenbüttel, zu einem englischen Garten umgestaltet sowie durch einen Pavillon ergänzt.

Umgestaltung nach dem Zweiten Weltkrieg

Unmittelbare Nachkriegsjahre

Aufgrund der großflächigen Zerstörungen der Braunschweiger Innenstadt (Zerstörungsgrad rund 90 %) durch Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges, bei denen auch das Schloss schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, sowie der Notlage der Bevölkerung angesichts der Lebensmittelknappheit in der Nachkriegszeit (Hungerwinter 1946/47), wurde das Areal des Schlossgartens von der Stadtbevölkerung lange Jahre zum Anbau von Obst und Gemüse und zur Versorgung mit Brennmaterial zweckentfremdet.

Abriss des Schlosses und Neugestaltung des Parkgeländes

Nachdem der Rat der Stadt Braunschweig unter Führung von Martha Fuchs im Dezember 1959 den Beschluss mit einer Stimme Mehrheit gefasst hatte, das Schloss abreißen zu lassen, wurde dieser ab dem 18. März 1960 – unter Protesten Braunschweiger Bürger – zügig umgesetzt. Nach Beendigung der Abrissarbeiten wurde mit der Umgestaltung des Areals und damit auch des ehemaligen Schlossgartens begonnen, wodurch schließlich 1963 der neue „Schlosspark“ entstand. Im selben Jahr wurde der Park erstmals der Öffentlichkeit übergeben. Am 25. Juli 1969 wurde dort ein großes Freiluft-Schachbrett aus Stein mit 60 bis 80 Zentimeter großen Plastikfiguren zur Verfügung gestellt.

Der Park in den 1970er Jahren

Durch die Errichtung einer Tiefgarage unter dem neuen Schlosspark war der Park ab 1971 für längere Zeit nicht mehr zugänglich, da für den Bau zunächst das Erdreich ausgehoben wurde. Die Tiefgarage wurde am 29. November 1973 vorläufig eröffnet. Der Park wurde zwischen 1973 und 1974 nach Entwürfen des Architekten Helge Bofinger neu gestaltet, gleichzeitig wurde er zur Friesenstraße hin erweitert. Im Zuge dieser Umgestaltung wurde ein Wasserbecken angelegt, in dem vier originale korinthische Kapitelle der Schlossportikus-Säulen platziert wurden. Ebenfalls wurde ein Pavillon in Form einer gläsernen Pyramide errichtet, in der 1974 eine Lesestube der Öffentlichen Bücherei Braunschweig eingerichtet wurde. Nach der Fertigstellung wurde der Schlosspark am 1. Mai 1974 wieder für die Bevölkerung freigegeben. Am 17. Mai 1974 wurden die neue Tiefgarage sowie der neue Fußgängertunnel zwischen der Fußgängerzone Damm, Magniviertel und dem Schlosspark offiziell freigeben.

Seit langem sollte ebenfalls eine neue Ost-West-Straßenverbindung entstehen. Dazu wurde die Langedammstraße verbreitert, welche sich im Westen bereits an den Waisenhausdamm anschloss. Eine Fortführung der Langedammstraße nach Osten wurde nicht mehr realisiert, und die neue Ost-West-Verbindung musste wegen des Neubaus des Horten AG-Kaufhauses weiter nach Norden verlegt werden. Ein neugotisches Schulgebäude, das ursprünglich der Verbindung nach Osten hätte weichen sollen, wurde verschont. Da die Langedammstraße nun teilweise bebaut wurde, wurde nun weiter nördlich parallel zur ursprünglich geplanten Langedammstraße die mehrspurige Georg-Eckert-Straße angelegt, wodurch der Schlosspark zwischen 1976 und 1978 seinen typischen Grundriss erhielt. Der Park hatte seitdem eine Fläche von 3,5 Hektar.

Aufgrund der Verkehrsplanung der 1970er Jahre sowie nicht vorhandener Fußgängerübergänge entstand durch den verbreiterten Bohlweg eine Barriere, die den direkten ebenerdigen Zugang zum Schlosspark erheblich erschwerte. Durch angebrachte Trenngitter sollte die Überquerung der Straßen durch Fußgänger sogar vollständig unterbunden werden. Vom Damm war der Park nur durch den Bohlwegtunnel erreichbar. Man kann diese Umgestaltungen heute als Beispiel für eine schlechte Verkehrs- und Stadtplanung ansehen. Alle diese Eingriffe wurden in den 2000er Jahren wieder rückgängig gemacht.

1976 wurde eine Studie über eine weitere Neugestaltung des gesamten Parks in Auftrag gegeben. Aus der Studie des Architekturbüros Ungers[1] aus Köln wurde nichts umgesetzt.[2] Unter anderem wurde angeregt, den Portikus des Schlosses (von dem viele Teile erhalten waren) oder auch das ebenfalls noch vorhandene Ackerhof-Portal im Schlosspark aufzustellen.

Der Park in den 1980er und 1990er Jahren

Am 9. Mai 1980 wurde die Bronzeplastik Die Stehende, Liebe zum Vollmond von Professor Kurt Edzard aufgestellt, welche vom Braunschweiger Lions-Club gestiftet worden war. Am 7. Oktober 1981 folgte die Plastik Thüringer Venus von Gerhard Marcks. Der gläserne Pavillon, der seit 1985 nicht mehr von der Öffentlichen Bücherei genutzt worden war, wurde ab 1986 für gastronomische Zwecke genutzt. 1999 wurde an der Nordseite des Schlossparks eine neue Eichenallee angelegt sowie der nordöstliche Parkteil umgestaltet und saniert. Hinzu kam auch ein neuer Spielplatz, und am „Kleinen Haus“ des Staatstheaters wurde ein neues Bassin angelegt. Ursprünglich sollten weitere Umgestaltungen folgen.

Im Schlosspark fanden im Laufe der Jahre und in unregelmäßiger Folge verschiedene Veranstaltungen statt: So gab es einmal im Jahr nach der Zeugnisausgabe eine Abschlussfeier für Schüler („School's-Out-Party“) sowie Aktivitäten der „Braunschweiger Spielemeile“.

"1993 wurden drei Büros zu Gutachten aufgefordert, in denen der ganze Strassenzug vom Kennedyplatz zum Schlossplatz untersucht werden sollte. Stephan Braunfels aus München wurde favorisiert, insbesondere weil es ihm gelang, alte Zusammenhänge wieder deutlich zu machen. Auf dem Kennedyplatz wollte er durch Neubebauung den alten dreistrahligen Stadteingang mit Augusttorwall, Auguststrasse und Löwenwall wieder herstellen und auf dem Schlossplatz sollte eine Glasorangerie parallel zum Bohlweg die Höhe und Proportion des verlorenen Schlosses wieder aufgreifen."[3]

ECE Projektmanagement und „Schloss-Arkaden“

Durch seine zentrale Lage stellte das Schlossparkareal immer schon eine attraktive Fläche inmitten der Stadt dar, in direkter Nähe zur Braunschweiger Fußgängerzone, dem Straßenbahnknotenpunkt Bohlweg/Damm und den für den Hauptverkehr sehr wichtigen Bohlweg, wodurch das Gelände immer wieder auf Investoreninteresse stieß, um es als Immobilienstandort zu nutzen. So gab es unter anderem in den 1990er Jahren Pläne für den Bau eines Großkinos, die aber zugunsten einer anderen Stelle (Lange Straße) verworfen wurden. Aber auch der Wunsch, den Schlossabriss rückgängig zu machen, war vielfach erhalten geblieben und fand etwa materielle Unterstützung in dem örtlichen Unternehmer Richard Borek.

Im Jahre 2002 wurde dann die ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG auf das Areal aufmerksam und die Stadt zeigte sich an diesem Investor interessiert. Sie stellte unter anderem die Bedingung, dass die Schlossfassade unter Verwendung noch vorhandener Originalteile zu rekonstruieren sei, worauf man sich einigte. So hatte die Stadt die Möglichkeit, die Schlossfassade wiedererrichten zu lassen, wofür es vorher keinen Investor gegeben hatte.

In den letzten Jahren vernachlässigte die Stadtverwaltung zusehends den Park, der Brunnen wurde nicht mehr betrieben und der Pachtvertrag für das Café im Glas-Pavillon wurde gekündigt, wodurch der Park mehr und mehr an Attraktivität verlor. Im Zuge des Bauprojektes waren große Teile des Parks, etwa die Liegewiese, wegen archäologischer Grabungen nicht mehr für die Öffentlichkeit nutzbar.

Bürgerbegehren

Im Zuge eines Bürgerbegehrens zur Erhaltung des Schlossparks wurden 31.524 Unterschriften gesammelt. Diese wurden am 19. Dezember 2003 der Verwaltung übergeben. Die 24.028 ausgezählten gültigen Unterschriften wahlberechtigter Braunschweiger wurden von der Stadtverwaltung als für ein Bürgerbegehren ausreichend anerkannt, das Begehren selbst wurde jedoch als unzulässig erklärt. Dies wurde schließlich in zweiter Instanz vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg bestätigt.

Entscheidung für die „Schloss-Arkaden“

Eine Ratsmehrheit (mit einer Stimme Mehrheit) aus CDU und FDP, unter Führung von Gert Hoffmann, stimmte schließlich für das ECE-Einkaufszentrum, die zukünftigen „Schloss-Arkaden“. Die Stadt erteilte am 1. September 2004 dem ECE Projektmanagement die Baugenehmigung.

Das Ende des Parks

Am 20. April 2005 wurde der gesamte Schlosspark, sowie der Parkplatz „Am Schlossgarten“ mit einem Bauzaun abgesperrt. Das komplette Park-Inventar wie Spielgeräte, Skulpturen, Lampen und andere Dekorationsgegenstände gingen an die ECE über; lediglich die 1999 gepflanzten Eichen wurden im einige Kilometer entfernten Westpark entlang des Madamenwegs neu eingepflanzt. Die Spielgeräte des Spielplatzes von 1999, sowie die Steinkugeln und andere Gestaltungsobjekte blieben nicht für die Bürger erhalten.

Am 18. Mai 2005 wurden 255 Bäume und somit fast sämtliche Bäume des Schlossparks während der Brutzeit gefällt, darin eingeschlossen über hundertjährige Bäume, die noch aus der Zeit des ursprünglichen Schlossgartens stammten. Die „Tiefgarage Schlosspark“ wurde für mehrere Monate geschlossen und zu großen Teilen abgerissen. Nach der Neueröffnung wurde die Tiefgarage in „Tiefgarage Magni“ (siehe Magniviertel) umbenannt. An der Ecke Georg-Eckert-Straße/Magnitorwall befanden sich noch vereinzelte Bäume des Schlossparks, die schließlich im September 2006 gefällt wurden.

Als Ausgleich für den Schlosspark wurden Freiflächen am Stadtrand, die seit längerer Zeit für den Westpark reserviert waren und an Landwirte verpachtet wurden, zu Parkflächen umgewandelt. Dort entstand ein Spiel- und Jugendplatz mit Sportanlage. Die bisherige, 3,5 Hektar große Freifläche Schlosspark wurde endgültig versiegelt. An die ursprüngliche Parkanlage erinnert weiterhin die Straße Am Schloßgarten.

Die östlichen Teile des Schlossparks, die nicht bebaut wurden, wurden gepflastert und zum Herzogin-Anna-Amalia-Platz und zum St.-Nicolai-Platz. Im Nordwesten entstand der Platz am Ritterbrunnen. Die Plastik Liebe zum Vollmond wurde im Theaterpark neu aufgestellt und die Plastik Thüringer Venus kam in den Museumpark.

Literatur

  • Silke Böhme, Nicole Palm (Hrsg.): Der Park gehört uns. Braunschweig 2006, ISBN 3-926701-70-6
Commons: Braunschweiger Schlosspark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Schlosspark - Die Gutachten, Planvariante 1A., Webseite in: "Das Magniviertel in Braunschweig", www.magniviertel.de, ohne Datum, abgerufen am 1. August 2023.
  2. Cord Machens: Der Schlosspark - Die Gutachten., Webseite in: "Das Magniviertel in Braunschweig", www.magniviertel.de, ohne Datum, abgerufen am 1. August 2023.
  3. Cord Machens: Der Schlosspark - Die Gutachten., Webseite in: "Das Magniviertel in Braunschweig", www.magniviertel.de, ohne Datum, abgerufen am 1. August 2023.

Koordinaten: 52° 15′ 50″ N, 10° 31′ 43″ O

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Braunschweig, Theaterpark mit Statue "Die Stehende - Liebe zum Vollmond" von Kurt Edzard
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Schlossgarten in Braunschweig, 1829
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Brunnen an der Friesenstraße in Braunschweig - zwischen kleinem Haus des Staatstheaters und SchlossArkaden gelegen.
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Braunschweig, Museumpark mit Statue "Thüringer Venus" von Gerhard Marcks (1930)