Schloss Reinhardtsgrimma

Vorderansicht des Schlosses, 2006

Das Schloss Reinhardtsgrimma ist ein barockes Schloss im Ortsteil Reinhardtsgrimma der Stadt Glashütte im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen.

Geschichte

Festsaal im Obergeschoss, 2013
Winter am Schloss Reinhardtsgrimma, 2013
Der elegant geschwungene Ehrenhof
Park und Schloss, 2010

Eine bereits im Jahr 1206 erstmals urkundlich erwähnte mittelalterliche Wasserburg wurde abgetragen. Von 1765 bis 1767, kurz nach dem Siebenjährigen Krieg, entstand das Barockschloss Reinhardtsgrimma im Stil des Spätbarocks mit Gartenanlage. Der kursächsische Kammerrat Johann Christoph Lippold[1] hatte dazu den kursächsischen Oberlandbaumeister Johann Friedrich Knöbel beauftragt. Der Garten wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in einen englischen Park mit klassizistischem Badehaus umgestaltet.

Von Lippolds Erben gelangte das Schloss an den aus dem Holsteinischen stammenden Henning von Rumohr. Im Jahr 1785 wurde auf dem Schloss dessen Sohn geboren, der Kunsthistoriker Carl Friedrich von Rumohr. Als weitere Besitzer des Schlosses folgten der sächsische Geheime Kriegsrat Victor August von Broitzen und anschließend der dänische Gesandte Friedrich Ludwig Ernst von Bülow (1738–1811). Durch Heirat dessen jüngster Tochter Friederike (1763–1832) mit dem Förster und Gutsangestellten Georg Konrad Ruschenbusch, die weder standesgemäß noch offiziell innerhalb der Familie genealogisch Anerkennung fand,[2] ging das Schloss 1820 in bürgerliche Hände.[3] Nach weiteren Besitzerwechseln, zunächst Oberleutnant Aster,[4] dann auf die Familie Nitzsche, übernahm 1908 der damalige[5] Oberst und spätere königlich-sächsische Generalmajor Maximilian Senfft von Pilsach das Schloss und sorgte für eine grundlegende Sanierung. Dazu nutzte er vor allem die finanziellen Mittel seines Schwiegervaters, des niederländischen Plantagenbesitzers Teding van Berkhout auf Java. Der neue Grundbesitzer besaß zu diesem Zeitpunkt schon das Rittergut Böhlen bei Leipzig und wohnte zuvor in Dresden.[6] Das zum Schloss dazugehörige Rittergut hatte einen Umfang von 552 ha, davon waren 276 ha Forst. Erbe wurde 1931 der Sohn Oskar Ott Senfft von Pilsach. Er lebte u. a. mit seiner Frau in den 1970er Jahren in Italien.

Im September 1945 wurde Schloss Reinhardtsgrimma durch die Bodenreform enteignet. In die leerstehenden Räume zog eine Landwirtschaftsfachschule, aus der 1990 die Staatliche Fortbildungsstätte für Bedienstete der Agrarverwaltung des Freistaates Sachsen hervorging.

Für die Öffentlichkeit finden gelegentlich Konzerte im barocken Festsaal des Schlosses statt. Es ist auch möglich, im Schloss zu heiraten.[7]

Literatur

  • Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band IX, Freistaat Sachsen. 3. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1925, S. 154.
  • Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A, Band XV, Band 71 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1979, S. 453–455.
  • Otto Eduard Schmidt: Reinhardtsgrimma – ein Ort und ein Schloß abseits der großen Heerstraße. In: Sächsischer Heimatschutz (Hrsg.): Mitteilungen für Heimatschutz, Volkskunde, Denkmalpflege und Naturschutz. Band 30, Heft 1, 1941, S. 1–26 (Digitalisat der SLUB Dresden).
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1942, A (Uradel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Jg. 41, Justus Perthes, Gotha, 1941, S. 487. (538 ha)

Weblinks

Commons: Schloss Reinhardtsgrimma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lorenz M. Rheude: Archiv für Stamm- und Wappenkunde. Monatsschrift. 7. Auflage. Druck und Verlag Gebr. Vogt, Papiermühle S.-A. 1907, S. 131 (google.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  2. Jacob Friedrich Joachim von Bülow, Paul von Bülow: Familienbuch der von Bülow. Nach der 1780 herausgegebenen Historischen, Genealogischen und Kritischen Beschreibung des Edlen, Freiherr-und Gräflichen Geschlechts von Bülow. In: Familienbuch von Bülow. Dritter Abschnitt: Neue Zeit. Linie Plüskow, Tabelle. X. Achte Generation. Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei Rudolf Ludwig Decker, Berlin 1858, S. 128–281 (uni-goettingen.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  3. Die Grüfte der Kirche. In: Heimatverein Reinhardtsgrimma (Hrsg.): Grimmsches Heimatblatt. 26. Ausgabe, Juni 2015, S. 14 f. (reinhardtsgrimma.de [PDF; 2,3 MB]).
  4. A. Kaiser, Wilhelm Röhm: Leipziger Leitung. Zweite Beilage, Nr. 128. Expedition der Leipziger Zeitung, Leipzig 31. Mai 1865, S. 2838 (google.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  5. Das Königlich Sächsische Garde-Reiter-Regiment von 1880 bis 1918. In: Börries Freiherr von Münchhausen (Hrsg.): Rangliste. Wilhelm und Bertha v. Baensch-Stiftung, Dresden 1926, S. 378 (slub-dresden.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1902. 3. Auflage. Senfft von Pilsach, I. Linie. Justus Perthes, Gotha 9. November 1911, S. 781–782 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 3. November 2022]).
  7. Heiraten auf Schloss Reinhardtsgrimma

Koordinaten: 50° 53′ 35,1″ N, 13° 45′ 25,3″ O

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Reinhardtsgrimma: ländliches Barockschloss (1765-67), heute staatliche Fortbildungsstätte für Bedienstete der Agrarverwaltung des Freistaates Sachsen
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Barockschloss Reinhardtsgrimma
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13.06.2005 01768 Reinhardtsgrimma (Glashütte), Schloßgasse 2 (GMP: 50.893047,13.757044): Schloß, Barockbau (1767) von Johann Friedrich Knöbel. Hofseite, Sicht von Westen. [DSCN6744.TIF]20050613010DR(c)Blobelt
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Das Bild zeigt Schloss Reinhardtsgrimma in Reinhardtsgrimma. Das denkmalgeschützte Schloss wurde 1765-1767 durch Oberlandbaumeister Johann Friedrich Knöbel im Auftrag von Kammerrat Johann Christoph Lippold im spätbarocken Stil mit englischen Park errichtet.
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14.03.2013 01768 Reinhardtsgrimma (Glashütte), Schloßgasse 2 (GMP: 50.893047,13.757044): Schloß, Barockbau (1767) von J. F. Knöbel. Festsaal im Obergeschoß.[SAM5587+5589.JPG]20130314320MDR(c)Blobelt